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Käthe Kollwitz: Biografie Lebenslauf der Berliner Künstlerin

Käthe Kollwitz, Liebespaar II, 1913 (© Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Roland März)

Käthe Kollwitz, Liebespaar II, 1913 (© Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Roland März)

Käthe Kollwitz (1867–1945) war eine deutsche Grafikerin, Malerin und Plastikerin des Realismus und Expressionismus. Sie zählt neben Paula Modersohn-Becker zu den bekanntesten Künstlerinnen des frühen 20. Jahrhunderts. Die aus einer Predigerfamilie stammende Kollwitz wandte sich in 1890er Jahren der Radierung zu und schuf mit „Ein Weberaufstand“ (1893–1897) eine sozialkritische Schilderung nach Gerhard Hauptmanns gleichnamigem Theaterstück. Ab 1909 wandte sich Käthe Kollwitz auch der Plastik zu. In beiden Medien verarbeitete sie eigene Lebenserfahrungen.

 

Kindheit und Ausbildung

Käthe Kollwitz wurde am 8. Juli 1867 in Königsberg /Preußen als Käthe Schmidt geboren, wo sie ihre Kindheit und Jugend verbrachte (1867–1885). Ihr Vater, Carl Schmidt, war Prediger und leitete die erste freireligiöse Gemeinde Deutschlands in Königsberg, in der die Brüderlichkeit aller Menschen ein Grundsatz und Wert war.

Seit 1881 nahm Käthe Kollwitz Malunterricht. Ihr Vater wollte sie dabei unterstützen, Historienmalerin zu werden, was aufgrund ihres Geschlechts jedoch kaum umzusetzen war. Kollwitz‘ erster Lehrer war der Königsberger Künstler Rudolf Mauer (1881), gefolgt von Karl Stauffer-Bern an der Damenakademie des Vereins der Berliner Künstlerinnen (1885/86) und Emil Neide (1886/87). In Berlin lernte die angehende Künstlerin Gerhart Hauptmann und Arno Holz kennen. Künstlerisch beeinflussten sie die grafischen Zyklen von Max Klinger. Von 1887 bis 1890 besuchte Käthe Kollwitz die Münchner Malerinnenschule, wo sie bei Ludwig Herterich Unterricht nahm. Nach der Beendigung ihres Studiums lebte Käthe ein Jahr lang als freischaffende Künstlerin in Königsberg.

 

Berlin

Nach ihrer Hochzeit mit dem ebenfalls aus Königsberg stammenden Arzt Karl Kollwitz (1863–1940) zog sie im Juni 1891 nach Berlin. Das Ehepaar Kollwitz lebte im Berliner Arbeiterbezirk Prenzlauer Berg (Kollwitzstraße 56A), wo Karl Kollwitz als Armenarzt (Kassenarzt) tätig wurde. Das dort erlebte Leid der Arbeiterschicht prägte Käthe Kollwitz sehr und ließ sie die „proletarische Familie“ als Lebensthema wählen. Das Ehepaar Kollwitz hatte zwei Söhne, Hans Kollwitz (1892–1971) und Peter Kollwitz (Kunstmaler, 1896–1914). Der Tod von Peter im Ersten Weltkrieg bedeutete eine Zäsur auch im Werk der Künstlerin.

 

Ein Weberaufstand (1893–1897)

Zu den frühesten bedeutenden Werken von Käthe Kollwitz gehört der Grafikzyklus „Ein Weberaufstand“. Die ersten drei Blätter erarbeitete Käthe Kollwitz nach dem Besuch der Uraufführung von Gerhard Hauptmanns Drama „Die Weber“ 1893 als Lithografien. Allerdings schildert sie darin weder die historischen Ereignisse des Weberaufstandes von 1844 noch die Handlung des Theaterstücks. Stattdessen stellt Käthe Kollwitz einen fiktiven Weberaufstand in der Gegenwart vor.

1898 stellte Kollwitz den Grafikzyklus „Ein Weberaufstand“ auf der Großen Berliner Kunstausstellung aus. Sie hatte mit dem sozial engagierten Werk durchschlagenden Erfolg: Max Liebermann schlug Käthe Kollwitz zur kleinen goldenen Medaille vor. Diese Auszeichnung wurde von Kaiser Wilhelm II. jedoch abgelehnt. Damit gelang es Käthe Kollwitz mit einem Schlag in die vorderste Riege der Kunstschaffenden in Berlin aufzusteigen. Das Publikum legte Kollwitz mit ihrer Grafik rasch auf Sozialkritik fest. Neben Hans Baluschek und Heinrich Zille wird Käthe Kollwitz heute als die Begründerin des Berliner Realismus gewürdigt.

 

Lehre und Berliner Secession

Zwischen 1898 und 1902/03 unterrichtete Käthe Kollwitz an der Damenakademie des Vereins der Berliner Künstlerinnen. 1928 wurde Kollwitz zur Leiterin der Meisterklasse für Graphik an der Preußischen Akademie der Künste berufen und bezog ein Meisteratelier in der Hochschule.

Die Grafikerin war 1898 an der Gründung der Berliner Secession beteiligt, wo sie bis 1933 Mitglied war. 1913 wurde Käthe Kollwitz in den Vorstand der Berliner Secession gewählt. 1916 Kollwitz sah die Skulptur „Trauer“ von  in der Berliner Secession.

Preise und Ehrungen der folgenden Jahre zeichnen Käthe Kollwitz als Vorkämpferin für die weiblichen Kunstschaffenden in Berlin aus: 1906 erhielt Käthe Kollwitz den Villa-Romana-Preis, dem ein Aufenthalt in Florenz 1907 folgte. Am 29. Mai 1929 erhielt Käthe Kollwitz den Orden Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste als erste Frau.

 

Bauernkrieg (1902/03–1908)

Nach einem kurzen Aufenthalt in Paris 1901 wandte sich Käthe Kollwitz ihrer zweiten Druckgrafik-Serie zu: Sie schuf erste Entwurfszeichnungen für die Radierfolge „Bauernkrieg“.

In der Grafikserie „Bauernkrieg“ widmete sich Käthe Kollwitz dem Bauernkrieg von 1524/25 gegen Unterdrückung und Rechtlosigkeit. Die historische Darstellung von Wilhelm Zimmermanns „Geschichte des Großen deutschen Bauernkriegs“ (1841–1843; Volksausgabe 1891) dürfte die Inspirationsquelle für Kollwitz gewesen sein. Ihre druckgrafischen Experimente im „Bauernkrieg“ verarbeiten Einflüsse von Albrecht Dürer, Masaccio, Honoré Daumier und Edouard Manet. Im Frühjahr 1908 stellte sie die Radierfolge „Bauernkrieg“ fertig.

 

Kollwitz und die Plastik

Im Frühjahr 1904 hielt sich Köthe Kollwitz zwei Monate in Paris an der Académie Julian auf, um die Grundlagen plastischen Gestaltens zu erlernen. Während die Druckgrafiken für Kollwitz‘ sozialkritisches Engagement stehen, wollte sie sich in den Plastiken den Themen Leben, Liebe und Tod zuwenden.

Im Herbst 1908 begann Käthe Kollwitz in Ton zu modellieren: Erste Porträts von Familienmitgliedern wie dem Großvater Julius Rupp, ihre Söhne Hans und Peter entstanden. Gleichzeitig arbeitete Käthe Kollwitz für die Satirezeitschrift „Simplicissimus“ (bis 1911).

Käthe Kollwitz wandte sich 1909 ihrer ersten mehrfigurigen Gruppe zu: Im September 1909 fing sie mit einer plastischen Komposition der Mutter mit totem Kind an. Sie zeigte das erste Ergebnis dem Bildhauer Alexander Oppler, den sie noch aus München kannte. Dieser wies sie auf die mangelhafte Gestaltung hin, was Kollwitz‘ Ehrgeiz anstachelte. Im September 1912 mietete Käthe Kollwitz erstmals ein Bildhaueratelier an.

Kollwitz‘ Sohn Sohn Peter meldete sich beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914 als Freiwilliger und kam wenige Monate später an der Westfront in Belgien ums Leben (Erste Flandernschlacht). Käthe Kollwitz war zutiefst getroffen. Aus dem Schmerz heraus fasste sie noch Ende 1914 den Plan, ihren Sohn mit einem Gefallenendenkmal zu ehren, der Skulptur „Trauerndes Elternpaar“ (1914–1932). Sie begann mit der Arbeit an drei überlebensgroßen Figuren, die sich über die gesamte Dauer des Krieges hinzog und die Künstlerin zunehmend zur Verzweiflung trieb. Nicht nur technische Probleme, sondern auch ihre Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Opfertodes ließen sie das Werk nicht vollenden. Stattdessen brachte sie die Plastik „Liebespaar“ (1913–1915) zu einem Abschluss.

 

Weimarer Republik

Käthe Kollwitz sah sich als Sozialistin und stand der Kommunistischen Partei kritisch gegenüber. Nach der Ermordung von Karl Liebknecht (15.1.1919) widmete Käthe Kollwitz dem KPD-Führer einen Holzschnitt: „Gedenkblatt für Karl Liebknecht“ (1920). Angeregt von Ernst Barlach arbeitete Käthe Kollwitz erstmals in der Technik Holzschnitt, darunter die Holzschnittfolge „Krieg“ (1921/22)

Ihr soziales Engagement prägte auch in den 1920er Jahren ihr Werk, obschon sie in dieser Phase zu höchsten Ehren gelangte. 1919 wurde Kollwitz Mitglied in der Preußische Akademie der Künste und zur Professorin ernannt. Kollwitz war somit die erste Frau, die zur Mitgliedschaft aufgefordert wurde. 1924 publizierte Adolf Heilborn die erste Monografie zu Käthe Kollwitz im Rembrandt-Verlag Berlin.

1924 entschloss sich die Berliner Künstler, das Vorhaben eines Denkmals für die Kriegstoten doch noch umzusetzen: Mahnmal „Trauernde Eltern“. Die erste Präsentation der Gipsmodelle für „Trauernde Eltern“ fand 1931 in der Berliner Akademie der Künste statt. Die nach ihren Anweisungen von zwei Steinmetzen ausgeführten Skulpturen „Trauerndes Elternpaar“ (1914–1932) wurden 1932 in der Vorhalle der Berliner Nationalgalerie einer größeren Öffentlichkeit präsentiert. Positive Reaktionen auf Kollwitz‘ Arbeiten und Aufstellung der Statuen an ihrem Bestimmungsort auf dem Soldatenfriedhof bei Esen-Roggeveld in Flandern.

Das politische Engagement der Künstlerin ist vor allem in den von ihr gestalteten Plakaten - wie „Nie wieder Krieg“ für den Mitteldeutschen Jugendtag in Leipzig und „Nieder mit den Abtreibungs-Paragraphen!“ für die KPD (1924) - zu sehen. Sie organisierte und kuratierte eine erste Ausstellung im Arbeiterbezirk „Wedding“ mit 200 bis 250 Werken von Otto Nagel, Käthe Kollwitz, Hans Baluschek, Heinrich Zille, George Grosz und anderen. Der 1929 erschienene Zille-Film „Mutter Krausens Fahrt ins Glück“ stand unter dem künstlerischen Protektorat von Käthe Kollwitz und Hans Baluschek.

 

Diffamierung im NS-Staat

Am 15.2.1933 musste Käthe Kollwitz aus der Preußischen Akademie der Künste austreten und wurde ihres Amtes als Leiterin der Meisterklasse für Grafik enthoben, da sie im Juni 1932 zu den Unterzeichnern des Dringenden Appells zum Aufbau einer einheitlichen Arbeiterfront gegen den Nationalsozialismus gehört hatte. Im folgenden Jahr musste Kollwitz aus ihrem Meisteratelier in der Hochschule ausziehen. Sie nahm sich den Atelierraum Nr. 210 in der Klosterstraße 75, wo u.a. die Plastik „Mutter mit zwei Kindern“ entstand. 1934/35 schuf Käthe Kollwitz ihre letzte Lithografiefolge, „Der Tod“.

Im Herbst 1936 wurden zwei Plastiken, mit denen Käthe Kollwitz in der Jubiläumsausstellung „Zweite Jubiläums-Ausstellung aus Anlass des 150jährigen Bestehens der akademischen Ausstellungen. Berliner Bildhauer von Schlüter bis zur Gegenwart“ in der Akademie der Künste vertreten sein sollte, vor der Eröffnung entfernt (auch von Ernst Barlach und Wilhelm Lehmbruck). Fortan hinderte man Käthe Kollwitz daran, ihre Bildwerke in Deutschland öffentlich zu zeigen. Obschon dies einem Ausstellungsverbot gleichkam, konnte Käthe Kollwitz in ihrem Atelier relativ unbehelligt weiterarbeiten. 1937 wurde Käthe Kollwitz mit einem Ausstellungsverbot belegt.

In den Jahren zwischen 1937 und 1939 schuf Kollwitz eine ihrer berühmtesten Skulpturen: „Pietà [Mutter mit totem Sohn]“

Nach dem Tod ihres Mannes Karl Kollwitz am 19. Juli 1940, zog sich Käthe Kollwitz aus gesundheitlichen Gründen von ihrer künstlerischen Arbeit zurück. Es entstand 1940/41 noch die Kleinplastik „Abschied“, in der Käthe Kollwitz die Trauer um den Tod ihres Mannes verarbeitete. 1941 schuf die Künstlerin ihre letzte Lithografie „Saatfrüchte sollen nicht vermahlen werden“.

 

Flucht nach Nordhausen und Moritzburg

Mit „Zwei wartende Soldatenfrauen“ gestaltete Käthe Kollwitz 1943 ihre letzte Kleinplastik. Käthe Kollwitz floh im Sommer vor dem Bombenkrieg nach Nordhausen. Im November wurde ihre Wohnung in der Weißenburger Straße ausgebombt. Dabei wurden zahlreiche Grafiken, Drucke und Druckplatten zerstört.

Im Juli 1944 zog Käthe Kollwitz auf Einladung von Ernst Heinrich von Sachsen in den Rüdenhof des Ortes Moritzburg um. Hier bewohnte sie im ersten Stock ein Eckzimmer mit Blick auf das Schloss Moritzburg sowie ein Zimmer mit Balkon.

 

Tod und Nachruhm

Käthe Kollwitz verstarb am 22. April 1945 in Moritzburg bei Dresden. Sie ist am Berliner Zentralfriedhof Friedrichsfelde in einem Ehrengrab der Stadt Berlin bestattet.

Anlässlich ihres 80. Geburtstags am 8. Juli 1947 wurde die Kollwitzstraße (ehemals: Weißenburger Straße) nach der dort lebenden Künstlerin benannt. Im Oktober wurde auch der angrenzende Wörther Platz in Kollwitzplatz umbenannt.

Als 1958 die Soldatenfriedhöfe in Westflandern zusammengelegt wurden, wurden die beiden Figuren „Trauerndes Elternpaar“ aus belgischem Granit zur Kriegsgräberstätte Vladslo transportiert und dort aufgestellt. Die Augen der männlichen Figur sind auf das Grab des Sohnes Peter Kollwitz gerichtet.

 

Käthe Kollwitz Museen in Köln und Berlin

Die Kreissparkasse Köln eröffnete 1985 mit dem Käthe Kollwitz Museum Köln das erste Museum für die Künstlerin. Es besitzt die weltweit größte Sammlung mit mehr als 300 Zeichnungen, über 550 Druckgrafiken, sämtliche Plakate und dem gesamten plastischen Werk.

In Berlin eröffnete 1986 das Käthe-Kollwitz-Museum Berlin in der Berliner Fasanenstraße 24. Es ging aus der privaten Sammlung des Malers, Galeristen und Kunstsammlers Hans Pels-Leusden (1908–1993) hervor.

 

Weitere Beiträge zu Käthe Kollwitz

 

Biografie von Käthe Kollwitz (1867–1945)

  • 8.7.1867

    Käthe Kollwitz wurde am 8. Juli 1867 in Königsberg /Preußen geboren. Sie war die Tochter von Katharina und Karl Schmidt. Ihr Großvater mütterlicherseits, Julius Rupp, gründete die erste freireligiöse Gemeinde Deutschlands in Königsberg, in der die Brüderlichkeit aller Menschen ein Grundsatz und Wert ist. Käthe Kollwitz‘ Vater, Carl Schmidt, übernahm das Predigeramt und die Leitung der Gemeinde von seinem Schwiegervater. Er wollte diesen Glaubenssatz politisch als Mitglied der sozialdemokratischen Partei auch allgemein verwirklichen. Käthe Kollwitz‘ Geschwister sind Julie, Lisbeth und Conrad Schmidt (Ökonom und Philosoph, 1863–1932).
  • 1867–1885

    Kindheit und Jugend in Königsberg Käthe Schmidt verbrachte ihre Kindheit in Königsberg. Käthes Vater wollte seine Tochter unterstützen und hatte ihr sogar das ehrgeizige Ziel gesetzt, sich als Historienmalerin einen Namen zu machen. Das angesehenste Fach der Kunstakademien war jedoch für Frauen nicht zugänglich.
  • 1881

    Unterricht bei dem Künstler Rudolf Mauer. Die Technik des Radierens hat sie sich schon von ihrem alten Zeichenlehrer zeigen lassen.
  • 1885/86

    Besuch der Damenakademie des Vereins der Berliner Künstlerinnen. Hier erhielt Käthe Schmidt Unterricht von Karl Stauffer-Bern. Bekanntschaft mit Gerhart Hauptmann und Arno Holz. Die grafischen Zyklen von Max Klinger beeinflussten Käthe in diesen Jahren sehr.
  • 1886/87

    Rückkehr nach Königsberg, wo Käthe Schmidt von Emil Neide, einem Absolventen und späteren Lehrer an der Kunstakademie Königsberg, unterrichtet wurde.
  • 1887–1890

    Besuch der Münchner Malerinnenschule, wo Käthe bei Ludwig Herterich Unterricht nahm. Nach der Beendigung ihres Studiums lebte Käthe Schmidt ein Jahr lang als freischaffende Künstlerin in Königsberg.
  • 1891

    Hochzeit mit dem ebenfalls aus Königsberg stammenden Arzt Karl Kollwitz (1863–1940) und Umzug nach Berlin (Juni). Das Ehepaar Kollwitz lebte im Berliner Arbeiterbezirk Prenzlauer Berg (Kollwitzstraße 56A), wo Karl kollwitz als Armenarzt tätig wurde.
  • 1892

    Geburt des ersten Sohnes Hans Kollwitz (1892–1971)
  • 1893–1897

    „Ein Weberaufstand“: Die ersten drei Blätter erarbeitete Käthe Kollwitz nach dem Besuch der Uraufführung als Lithografien. Allerdings schildert sie darin weder die historischen Ereignisse des Weberaufstandes von 1844 noch die Handlung des Theaterstücks. Stattdessen stellt Käthe Kollwitz einen fiktiven Weberaufstand in der Gegenwart vor.
  • 1896

    Geburt des zweiten Sohnes Peter Kollwitz (Kunstmaler, 1896–1914)
  • 1898–1902/03

    Käthe Kollwitz unterrichtete an der Damenakademie des Vereins der Berliner Künstlerinnen.
  • 1898

    Gründung der Berliner Secession; Käthe Kollwitz sind Gründungsmitglieder. Mit der Radierfolge „Ein Weberaufstand“ nach Gerhard Hauptmanns 1893 uraufgeführten Drama „Die Weber“ nahm Käthe Kollwitz auf der Großen Berliner Kunstausstellung teil. Durchschlagender Erfolg; Max Liebermann schlug Käthe Kollwitz zur kleinen goldenen Medaille vor. Diese Auszeichnung wurde von Kaiser Wilhelm II. jedoch abgelehnt. Damit gelang es Käthe Kollwitz mit einem Schlag in die vorderste Riege der Kunstschaffenden in Berlin aufzusteigen. Das Publikum legt Kollwitz mit ihrer Grafik rasch auf Sozialkritik fest.
  • 1899

    Beitritt zur Berliner Secession (bis 1933).
  • 1899

    Beitritt zur Berliner Secession (bis 1933).
  • 1901

    Kurzer Aufenthalt in Paris. Erste Entwurfszeichnungen für die Radierfolge „Bauernkrieg“.
  • 1902/03–1908

    „Bauernkrieg“: Darin widmete sich Käthe Kollwitz dem Bauernkrieg von 1524/25 gegen Unterdrückung und Rechtlosigkeit. Die historische Darstellung von Wilhelm Zimmermanns „Geschichte des Großen deutschen Bauernkriegs“ (1841–1843; Volksausgabe 1891) dürfte die Inspirationsquelle für Kollwitz gewesen sein. Ihre druckgrafischen Experimente im „Bauernkrieg“ verarbeiten Einflüsse von Albrecht Dürer, Masaccio, Honoré Daumier und Edouard Manet.
  • 1904

    Im Frühjahr zwei Monate Aufenthalt in Paris an der Académie Julian, um die Grundlagen plastischen Gestaltens zu erlernen. Während ihre sozialkritischen Druckgrafiken für Kollwitz stehen, wollte sie sich in den Plastiken den Themen Leben, Liebe und Tod zuwenden.
  • 1906

    Käthe Kollwitz erhielt den Vila-Romana-Preis
  • 1907

    Aufenthalt in Florenz
  • 1908

    Im Frühjahr Fertigstellung der Radierfolge „Bauernkrieg“ (erste Zeichnungen 1901). Im Herbst begann Käthe Kollwitz in Ton zu modellieren: Erste Porträts von Familienmitgliedern wie dem Großvater Julius Rupp, ihre Söhne Hans und Peter entstanden. Käthe Kollwitz begann für die Satirezeitschrift „Simplicissimus“ zu arbeiten (bis 1911)
  • 1909

    Käthe Kollwitz wendet sich ihrer ersten mehrfigurigen Gruppe zu: Im September 1909 fängt sie mit einer plastischen Komposition der Mutter mit totem Kind an. Sie zeigt das erste Ergebnis dem Bildhauer Alexander Oppler, den sie noch aus München kennt. Dieser weist sie auf die mangelhafte Gestaltung hin, was Kollwitz‘ Ehrgeiz anstachelte.
  • 1912

    Im September mietete Kollwitz ein Bildhaueratelier an.
  • 1913

    Käthe Kollwitz wurde in den Vorstand der Berliner Secession gewählt.
  • 1914

    Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August. Kollwitz‘ Sohn Sohn Peter meldete sich als Freiwilliger und kam wenige Monate später an der Westfront in Belgien ums Leben (Erste Flandernschlacht). Käthe Kollwitz war zutiefst getroffen. Aus dem Schmerz heraus fasste sie noch Ende 1914 den Plan, ihren Sohn mit einem Gefallenendenkmal zu ehren, der Skultur „Trauerndes Elternpaar“ (1914–1932).
  • 1915

    Begann mit der Arbeit an drei überlebensgroßen Figuren, die sich über die gesamte Dauer des Krieges hinzog und sie zunehmend zur Verzweiflung trieb. Nicht nur technische Probleme, sondern auch ihre Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Opfertodes lassen sie das Werk nicht vollenden. Vollendung der Plastik „Liebespaar“ (1913–1915).
  • 1916

    Kollwitz sah die Skulptur „Trauer“ von Ernst Barlach in der Berliner Secession.
  • 1916

    Kollwitz sah die Skulptur „Trauer“ von Ernst Barlach in der Berliner Secession.
  • 1917

    Einzelausstellung in der Galerie Cassirer zu ihrem 50. Geburtstag.
  • 1919

    Mitgliedschaft in der Preußische Akademie der Künste und Ernennung zur Professorin. Kollwitz war die erste Frau, die zur Mitgliedschaft aufgefordert wurde. Nach der Ermordung von Karl Liebknecht (15.1.) widmete Käthe Kollwitz dem KPD-Führer einen Holzschnitt: „Gedenkblatt für Karl Liebknecht“ (1920).
  • 1920

    Angeregt von Ernst Barlach arbeitete Käthe Kollwitz erstmals in der Technik Holzschnitt
  • 1921/22

    Holzschnittfolge „Krieg“
  • 1923

    Geburt ihrer Enkelinnen (Zwillinge)
  • 1924

    Entschluss, das Vorhaben eines Denkmals für die Kriegstoten doch noch umzusetzen: Mahnmal „Trauernde Eltern“. Adolf Heilborn publizierte die erste Monografie zu Käthe Kollwitz im Rembrandt-Verlag Berlin. Käthe Kollwitz gestaltete die Plakate „Nie wieder Krieg“ für den Mitteldeutschen Jugendtag in Leipzig und „Nieder mit den Abtreibungs-Paragraphen!“ für die KPD.
  • 1926

    Käthe Kollwitz unterzeichnete die „Erklärung für die Erhaltung des Alten Berlin“ zur Bewahrung charakteristischer Straßen- und Platzbilder. Ausstellung „Wedding“ mit Werken von Otto Nagel, Käthe Kollwitz, Hans Baluschek, Heinrich Zille, George Grosz u.a.
  • 1927

    Aufenthalt in Ascona (Frühjahr), Reise nach Russland
  • 1928

    Kollwitz wurde zur Leiterin der Meisterklasse für Graphik an der Preußischen Akademie der Künste berufen und bezog ein Meisteratelier in der Hochschule.
  • 1929

    Am 29. Mai 1929 erhielt Käthe Kollwitz den Orden Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste als erste Frau. Kurz nach Heinrich Zilles Tod erscheint mit „Mutter Krausens Fahrt ins Glück“ der erste offizielle „Zille Film“ unter dem künstlerischen Protektorat von Otto Nagel, Käthe Kollwitz und Hans Baluschek.
  • 1931

    Erste Präsentation der Gipsmodelle für „Trauernde Eltern“ in der Berliner Akademie der Künste.
  • 1932

    Die nach ihren Anweisungen von zwei Steinmetzen ausgeführten Skulpturen „Trauerndes Elternpaar“ (1914–1932) wurden in der Vorhalle der Berliner Nationalgalerie einer größeren Öffentlichkeit präsentiert. Positive Reaktionen auf Kollwitz‘ Arbeiten und Aufstellung der Statuen an ihrem Bestimmungsort auf dem Soldatenfriedhof bei Esen-Roggeveld in Flandern. Unterzeichnete den Dringenden Appell zum Aufbau einer einheitlichen Arbeiterfront gegen den Nationalsozialismus (Juni). Große Kollwitz-Ausstellung im Wedding.
  • 1933

    Am 15.2.1933 muss Käthe Kollwitz aus der Preußischen Akademie der Künste austreten und ihre Amt als Leiterin der Meisterklasse für Grafik enthoben, da sie zu den Unterzeichnern des Dringenden Appells gehört hatte.
  • 1934

    Musste aus ihrem Meisteratelier in der Hochschule ausziehen. Kollwitz nahm sich den Atelierraum Nr. 210 in der Klosterstraße 75. „Mutter mit zwei Kindern“
  • 1934/35

    Kollwitz schuf ihre letzte Lithografiefolge, „Der Tod“.
  • 1936

    Im Herbst wurden zwei Plastiken, mit denen Käthe Kollwitz in der Jubiläumsausstellung „Zweite Jubiläums-Ausstellung aus Anlass des 150jährigen Bestehens der akademischen Ausstellungen. Berliner Bildhauer von Schlüter bis zur Gegenwart“ in der Akademie der Künste vertreten sein sollte, vor der Eröffnung entfernt (auch von Ernst Barlach und Wilhelm Lehmbruck). Fortan hinderte man sie daran, ihre Bildwerke in Deutschland öffentlich zu zeigen. Obschon dies einem Ausstellungsverbot gleichkam, konnte Käthe Kollwitz in ihrem Atelier relativ unbehelligt weiterarbeiten. „Ruht im Frieden seiner Hände“ (1935/36) für die eigene Familiengrabstätte.
  • 1937

    Zyklus „Tod“. Käthe Kollwitz wurde mit einem Ausstellungsverbot belegt.
  • 1937–1939

    „Pietà [Mutter mit totem Sohn]“
  • 1938

    Begann das Relief „Die Klage“ (Bronze) nach dem Begräbnis von Ernst Barlach (bis 1940), Relief für den Grabstein des Ehepaares Franz und Doris Levy auf dem Jüdischen Friedhof Bocklemünd.
  • 1940

    Tod ihres Mannes Karl Kollwitz (19.7.). Käthe Kollwitz zog sich aus gesundheitlichen Gründen von ihrer künstlerischen Arbeit zurück (November 1940).
  • 1940/41

    In der Kleinplastik „Abschied“ verarbeitete Käthe Kollwitz die Trauer um den Tod ihres Mannes. 1941 schuf die Künstlerin ihre letzte Lithografie „Saatfrüchte sollen nicht vermahlen werden“.
  • 1943

    Mit „Zwei wartende Soldatenfrauen“ gestaltete Käthe Kollwitz ihre letzte Kleinplastik. Käthe Kollwitz floh im Sommer vor dem Bombenkrieg nach Nordhausen. Im November wurde ihre Wohnung in der Weißenburger Straße ausgebombt. Dabei wurden zahlreiche Grafiken, Drucke und Druckplatten zerstört.
  • 1944

    Im Juli zog Käthe Kollwitz auf Einladung von Ernst Heinrich von Sachsen in den Rüdenhof des Ortes Moritzburg um. Hier bewohnte sie im ersten Stock ein Eckzimmer mit Blick auf das Schloss Moritzburg sowie ein Zimmer mit Balkon.
  • 22.4.1945

    Käthe Kollwitz verstarb am 22. April 1945 in Moritzburg bei Dresden. Sie ist am Berliner Zentralfriedhof Friedrichsfelde in einem Ehrengrab der Stadt Berlin bestattet.
  • 1947

    Anlässlich ihres 80. Geburtstags am 8. Juli 1947 wurde die Kollwitzstraße (ehemals: Weißenburger Straße) nach der dort lebenden Künstlerin benannt. Im Oktober wurde auch der angrenzende Wörther Platz in Kollwitzplatz umbenannt.
  • 1958

    Die Soldatenfriedhöfe in Westflandern wurden zusammengelegt. Die beiden Figuren „Trauerndes Elternpaar“ aus belgischem Granit wurden zur Kriegsgräberstätte Vladslo transportiert und dort aufgestellt. Die Augen der männlichen Figur sind auf das Grab des Sohnes Peter Kollwitz gerichtet.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.