Winterlandschaften haben in der niederländischen Malerei eine alte Tradition, gehen sie doch auf die Monatsbilder in Kalender zurück. Seit Hendrick Averkamp und Pieter Bruegel dem Älteren sind Winterbilder auch nicht mehr ausschließlich im religiösen Zusammenhang gemalt worden (→ Pieter Bruegel der Ältere). Als Aert van der Neer (1603/04–1677) begann, sich mit diesem Thema zu beschäftigen, hatte es schon einen wichtigen Platz unter den differenzierten Landschaftsschilderungen der Niederländer.
Österreich / Wien: Hohenbuchau Collection (verwaltet von den Princely Collections Liechtenstein)
Man kann dieses großformatige Gemälde aus der Hohenbuchau Collection unter die Kategorie „Wintervergnügen“ und „Eisbelustigung“ reihen (→ Brueghel, Rubens, Jordaens...). Diese sind teils farbig ausgefallen komponiert, was als flämischer Einfluss, genauer Averkamps Einfluss, gedeutet wird. Er spezialisierte sich auf Themen, die toniges, nahezu monochromes Kolorit verlangten: Nachtstücke und Winterlandschaften. Auch dem Wasser konnte er, wie in diesem Gemälde, viel abgewinnen und platzierte Flüsse gerne in der Bildmitte. Darauf sind nahsichtig Handlungen dargestellt, die Aert van der Neer aus der niederländischen Tradition ableitete.
Der seit 1629 in Amsterdam lebende Barockmaler ist vielleicht von Camphuysen in Gorkum ausgebildet worden, da er 1629 dessen Schwester Elisabeth heiratete. Die Biografie ist bis heute lückenhaft, sein Aufenthaltsort in den 1630ern unbekannt. Nachweislich führte er zwischen 1659 und 1662 eine Gastwirtschaft in der Kalverstraat und arbeitete auch als Weinhändler. Allerdings dürfte er weder als Maler noch als Geschäftsmann sehr erfolgreich gewesen sein, er ging bankrott und verstarb verarmt. Heute gilt Aert van der Neer als einer der bedeutendsten Maler des „Goldenen Zeitalters“ in den Niederlanden und somit des Barock – mit Spezialisierung auf Nacht- und Winterlandschaften. Sein Sohn Eglon van der Neer (um 1635), eines von sechs Kindern, arbeitete u.a. als kurpfälzischer Hofmaler in Düsseldorf.