Frans Hals wagte als erster Maler einen lockeren, impressionistisch wirkenden Strich. Deshalb gilt er als einer der innovativsten Maler des 17. Jahrhunderts. Ob stattliche Regenten, fröhliche Musiker oder lachende Kinder, mit seinem beispiellosen Talent und Mut hat er sie so lebendig dargestellt, dass sie zu atmen scheinen. Hals war einer der gefragtesten Maler seiner Generation; der Durchbruch gelang ihm um 1615/16 mit dem „Bankett von Offizieren der St. Georg-Schützengilde in Haarlem“ (Frans Hals Museum, Haarlem). Als begabter Künstler, dessen geschickte Pinselführung beispiellos war, baute er seinen Ruf auf einem neuen Porträtstil auf – höchst ungewöhnlich für seine Zeit – der entspannte, lebhafte Sitzende zeigte, die oft lächelten und sogar lachten.
Niederlande | Amsterdam:
Rijksmuseum
16.2. – 9.6.2024
Frans Hals wird zum ersten Mal die Hauptbühne im Rijksmuseum betreten, nur eine 15-minütige Zugfahrt von Haarlem entfernt, jener Stadt, in der er über 70 Jahre lang arbeitete, lebte und in der er auch starb. Für die Präsentation des außergewöhnlichen Werks setzt das Rijksmuseum auf einen thematischen statt auf einen chronologischen Rundgang. Die zehn Räume des Philips-Flügels sind Porträts und Anhängern, Lachen, Familie, kleinen Werken und Gruppenporträts der Miliz gewidmet.
Die Frans Hals-Ausstellung versammelt wichtige Werke aus seinem rund 200 Bilder umfassenden Œuvre, etwa den „Lachenden Kavalier“ (1624, Wallace Collection, London), „Catharina Hooft mit ihrer Amme“ (ca. 1619/20) und „Malle Babbe“ (1640, beide Gemäldegalerie, Berlin), zwei großformatige Familienbildnisse, „Familie in einer Landschaft“ (um 1646, Museo Nacional Thyssen-Bornemisza, Madrid) und „Familienporträt in einer Landschaft“ (um 1648, The National Gallery, London), das an Frans Snyders erinnernde, außergewöhnliche Bild „Junge Frau mit einer Auslage von Obst und Gemüse“ (1630, Privatsammlung) und „Der Lautenspieler“ (1623, Musée du Louvre).
Das Frans-Hals-Museum in Haarlem verleiht nicht weniger als vier Miliz- und Regentenstücke. Hals' frühestes Milizstück, „Bankett von Offizieren der St. Georg-Schützengilde in Haarlem“ (1616, Frans Hals Museum), hat bisher die Stadt noch nie verlassen. Es ist ausschließlich in Amsterdam zu sehen - wie auch die „Regentinnen des Altmännerhauses“ (1664, beide Frans Hals Museum), „Lachender Fischerjunge“ (1630, Privatsammlung) und „Lachender Junge“ (um 1625, Mauritshuis). Dank einer historischen Entscheidung der Wallace Collection in London, Werke zu verleihen, kehrt eines der bekanntesten Gemälde von Hals, „Der lachende Kavalier“ (1624), zum ersten Mal seit 1870 in die Niederlande zurück.
Der sehr lockere Pinselstrich gilt seit jeher als das hervorstechendste Merkmal der Kunst von Hals. Er kann zu Recht als Vorläufer des Impressionismus bezeichnet werden. Nachdem Hals‘ Werk im Laufe des 18. Jahrhunderts langsam in Vergessenheit geraten war, wurde seine Malere erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt. Der französische Kunstkritiker und Journalist Théophile Thoré-Bürger (1807-1869) entdeckte Frans Hals neu - wie auch Jan Vermeer. Biis in die 1960er Jahre wurden Rembrandt, Vermeer und Frans Hals als „die großen Drei“ der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts bezeichnet.
Danach ließ das Interesse für Hans zusehends nach. Die letzte große Retrospektive fand 1989 und 1990 in der Royal Academy of Arts in London, im Frans Hals Museum in Haarlem und in der National Gallery of Art in Washington statt. Daher ist es 2024 wieder Zeit für das Rijksmuseum, Hals nach mehr als 30 Jahren wieder einw Bühne zu geben und einer neuen Generation zu zeigen, wie bahnbrechend seine Kunst war. Mit seinem virtuosen Pinselstrich beeinflusste Frans Hals Maler wie Gustave Courbet, Édouard Manet, James McNeil Whistler, Claude Monet, Max Liebermann, Vincent van Gogh und John Singer Sargent. Fast alle kamen nach Haarlem, um seine Porträts und Milizstücke zu bewundern.
Die Frans-Hals-Ausstellung wird in Zusammenarbeit mit der National Gallery London und der Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin sowie in besonderer Zusammenarbeit mit dem Frans-Hals-Museum in Haarlem organisiert.
Kuratiert von Friso Lammertse und Tamar van Riessen (Kurator:innen des Rijksmuseums für niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts ) in Zusammenarbeit mit Bart Cornelis (National Gallery London). Der französische Architekt und Designer Jean-Michel Wilmotte entwarf das Ausstellungsdesign.
mit Beiträgen von Bart Cornelis, Friso Lammertse, Justine Rinnooy Kan, Jaap van der Veen
Niederländische und englische Ausgabe, 224 Seiten
ISBN 978 94 9266 043 5 (NL, Softcover)
ISBN 978 94 9266 044 2 (ENG, Softcover)