Ähnlichkeit sei ein automatisches Nebenprodukt dessen, was er tue, pflegt Chuck Close, einer der Begründer der hyper- oder fotorealistischen Malerei der 60er Jahre, über seine „Köpfe“ zu sagen. Riesig stehen sie dem Betrachter am Eingang der Ausstellung im mumok gegenüber, man kann sich aufgrund von Größe und Malweise ihrer Wirkung nicht entziehen. Beim Nähertreten fällt sukzessive ihre teilweise „Unschärfe“ auf und kann daraus schlussfolgern, dass eine Fotografie und nicht der lebende Mensch als Vorlage für das Gemälde gedient haben muss. Malen nach Fotos (und nicht das Abmalen von Fotos!) gehört zum Methodenschatz der Hyperrealisten genauso wie die Suche nach möglichst alltäglichen Motiven.
Österreich | Wien: mumok
22.10.2010 – 13.2.2011
Deutschland | Aachen: Ludwig Forum
13.3. – 19.6.2011
Ungarn / Budapest: Museum Ludwig
28.7. - 23.10.2011
Diese Wechselbeziehung zwischen Malerei und Fotografie in den 60er Jahren, die sich auch in der sog. „straight photography“ eines Stephen Shore und Thomas Struth oder den inszenierten Fotos von Jeff Wall und Thomas Demand nachweisen lässt, setzt das Banale und Alltägliche in Szene. Mit nüchternem Blick auf die Wirklichkeit wurzelt der Fotorealismus in der Pop Art der 60er Jahre, wenn er sich auch wenig von der Populärkultur fasziniert zeigt. In der Ausstellung werden daher wichtige Werke von Roy Lichtenstein, James Rosenquist, Andy Warhol und Tom Wesselmann den Arbeiten von den Protagonisten des Hyperrealismus auf drei Ebenen (6, 4, 3) gegenübergestellt.
Die Bilder des „american way of life“ zeigen unglamouröse Tankstellen, Vorstädte mit ihren typischen Häusern, in Sonnenlicht schimmernden Autos, Werbetafeln, Auslagen, Stadtansichten; all das wurde zum Bezugspunkt amerikanischer Realisten. Das Unspektakuläre schien plötzlich in Malerei und Fotografie bildwürdig. Keinen Stil zu haben, als Maler hinter der fotografischen Vorlage quasi zu verschwinden, auch die Malerei nicht als Malerei zu betonen, waren Konzepte und Strategien, um der vorherrschenden Abstraktion etwas entgegenzuhalten.
Das Sammlerpaal Peter und Irene Ludwig interessierten sich für diese neuen, amerikanischen Kunstströmungen, Pop-Art und Hyperrealismus, bereits in deren Entstehungszeit und noch bevor der Realismus auf der 5. documenta 1972 seinen internationalen Durchbruch feiern konnte. Es faszinierte sie daran die Direktheit, Frische und „Jetztzeitigkeit“ der künstlerischen Positionen. In intensiver Auseinandersetzung und mit persönlichem Kontakt zu den Künstlern gelang es ihnen so, bereits früh einige Hauptwerke der beiden Strömungen zu erwerben. Insgesamt fünf Ludwig Museen in Wien, Aachen, Köln, Koblenz und Budapest haben für diese Schau Werke zur Verfügung gestellt.
Das Jahresprogramm des MUMOK 2011
4.3.-29.5.2011: Florian Pumhösl „6 7 8“ / Tacita Dean „Line of Fate“ / „Aktionsraum 1“
30.5.-8.9.2011: geschlossen wegen Umbau, geleichzeitige Bespielung des Außenraums mit der Plakataktion „MUMOK Billboards“
10.9.2011-29.1.2012: „Museum der Wünsche“, eine Neupräsentation der Sammlung nach dem Umbau incl. „Wunschobjekte“ der neuen Direktorin Karola Kraus