Konrad Klapheck

Wer ist Konrad Klapheck?

Konrad Klapheck (* 10.2.1935, Düsseldorf) ist ein deutscher Grafiker, Maler, Künstler der Gegenwart (→ Zeitgenössische Kunst). Der ehemalige Professor der Kunstakademie Düsseldorf gilt als ein Hauptvertreter der gegenständlichen Malerei.

Kindheit und Ausbildung

Konrad Peter Cornelius Klapheck wurde am 10. Februar 1935 als Einzelkind der Professoren für Kunstgeschichte, Richard Klapheck und Anna Klapheck, in Düsseldorf geboren. Sein Vater arbeitete bis zu seiner Entlassung durch die Nazis 1934 an der Kunstakademie Düsseldorf, wo Konrads Mutter Anna (geb. Strümpell) nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs von 1952 bis 1966 ebenfalls einen Lehrstuhl der Kunstgeschichte innehatte.

Richard Klapheck starb 1939. Während des Krieges floh Anna Klapheck mit Konrad zu den Großeltern nach Leipzig, wo er mitansehen musste, wie die Villa der Großeltern durch einen Bombenangriff zerstört wurde und in Flammen aufging. Diesen Augenblick erlebte der Achtjährige als fesselndes Schauspiel.

Nach Kriegsende zogen Anna und Konrad Konrad 1945 zurück nach Düsseldorf. Dort besuchte er das Humboldt-Gymnasium. 1954 legte er nach der regulären Schulzeit das Abitur ab.

Im Herbst 1954 schrieb sich Konrad Klapheck in die Kunstakademie Düsseldorf ein, wo er bis 1958 Schüler der Zeichenklasse Bruno Gollers wurde. Mit starkem Interesse am Surrealismus besuchte der 19-Jährige in diesem Jahr Max Ernst in Paris.

Als Goller seinen Studierenden die Aufgabe stellte, ein Stillleben zu malen, entstand Klaphecks erstes Schreibmaschinenbild in leerem Raum, „Schreibmaschine“ (1955). Der Kunststudent wandte sich damit erklärtermaßen gegen die vorherrschende Abstraktion der Nachkriegszeit, allen voran gegen das Informel und den Tachismus. Goller ermutigte Klapheck, die hyperrealistische Objektmalerei weiter zu verfolgen. Diese bestimmte Klaphecks Werk bis in die späten 1990er Jahre.

Im Jahr 1956 wurde Klaphecks Aufnahmeantrag in die École nationale supérieure des beaux-arts de Paris abgelehnt. Im Folgejahr hielt sich der Maler sechs Monate in Frankreich auf. Während seines Aufenthalts in Versailles malte er 1957 ein Bild einer Nähmaschine:

„Während ich im kärglich möblierten Zimmer in Versailles die Nähmaschine meiner Wirtin abmalte, dämmerte mir, dass dies mehr wurde als nur das Abbild eines bescheidenen Gegenstandes der Haushaltstechnik. In den geschwungenen Linien des Nähmaschinenleibes, im schimmernden Kopf mit Fadenführer, Fuß und Nadel erkannte ich Lilo wieder, von der ich mich kurz zuvor im Streit getrennt hatte. Ein Teil meines und ihres Kummers war ich das Bild geflossen, das ich für mich – ich wagte es zunächst keinem zu sagen – ‚Die gekränkte Braut‘ nannte.
Ich wusste jetzt, dass ich die Porträts, wir vorher schon die Jazzkapellen und Hafenlandschaften, aufgeben musste. Mit Hilfe meiner Maschinenbilder konnte ich, ohne zu suchen, die Vergangenheit wiederfinden und die Lebensprobleme der Gegenwart bewältigen. Unter jedem gelungenen Bild lag ein anderes, nur zu ahnendes Bild, das dem Geschehen an der Oberfläche seine Bedeutung gab.
Ich beschloss ein System aus den Maschinenthemen aufzubauen und meine Biografie durch sie zu erzählen. […] Wichtig war die Präzision, eine Maschine kann man nicht verschwommen malen, wichtig war die Richtigkeit der Komposition im Ausgleich von Spannung und Harmonie und, was die Farbe anging, die Mitte zwischen Schlichtheit und Schmelz.“1 (Konrad Klapheck)

Konrad Klapheck schloss sein Studium 1958 in Düsseldorf ab.

Werke

Im Jahr 1958 hatte Klapheck erstmals größeren Erfolg mit seiner Malerei. Er verkaufte sechs Gemälde an George Staempfli, der diese ein Jahr später in seiner Galerie in New York neben Werken von Yves KleinJesús Rafael Soto und Lucio Fontana ausstellte.

1960 heiratete Klapheck Lilo Lang, die er bereits seit seinem 16. Lebensjahr kannte; das Paar wurde 1962 Eltern von Elisa Klapheck und 1965 von David.

Konrad Klapheck besuchte den Maler Richard Oelze in Worpswede und erwarb eines seiner Werke, das den Grundstein für eine kleine Sammlung des Künstlers legte. Im gleichen Jahr erhielt er den Förderpreis zum Großen Kunstpreis des Landes NRW. Anschließend lehnte er alle Auszeichnungen ab.

Auseinandersetzung mit dem Surrealismus

Klapheck kam 1961 mit den Pariser Surrealisten um André Breton in Kontakt. Im folgenden Jahr machte er Bekanntschaft mit dem belgischen Maler René Magritte auf einer von dessen Ausstellungen. Bei einem weiteren Treffen der beiden präsentierte Klapheck Magritte eine Auswahl seiner Gemälde. Magritte kritisierte die Hintergründe („Steinchenhintergründe“) der mitgebrachten Werke, weil er sie zu „pittoresk“ fand.

Breton nahm den Düsseldorfer Maler 1965 in seine Neuausgabe von „Der Surrealismus und die Malerei“ auf. Damit wurde Klapheck, der seit seinem 19. Lebensjahr bewusst die Nähe zum Surrealismus suchte, offiziell in die Bewegung aufgenommen. Schon seine Zeichnungen der 1950er Jahre zeigen die Auseinandersetzung des sich formenden Künstlers mit dem Werk von Max Ernst. Seither haftet seinem Werk das Attribut „surreal“ an. Dies kollidiert mit der Position Klaphecks als „Pionier der neuen Gegenständlichkeit“ und seinem Ruf als „neuer Realist“ der 1960er Jahre.

Klapheck, der „Maschinenmaler“

Klaphecks Werk seit Mitte der 1950er Jahren ist präzise gemalt, gegenständlich, oft großformatig und zeigt scheinbar alltägliche technische Geräte, Maschinen, Apparate und Alltagsgegenstände. Dazu gehören Schreibmaschinen, Nähmaschinen, Wasserhähne und Duschen, Telefone, Bügeleisen, Schuhspanner und Schuhe, Schlüssel, Sägen, Autoreifen, Fahrradschellen und Uhren.2 Gänzlich isoliert, schildert Klapheck die Dinge mit größter Präzision, Klarheit und Härte. Den Bildern verleiht Klapheck ironische oder verspielte Titel, die den Kompositionen eine surreale Note verleihen – und keine Produkt-, Technik- oder Industriebegeisterung aufkommen lassen. Stattdessen scheinen sie die Entmenschlichung des modernen Arbeitsprozesses zu thematisieren, indem der Künstler die Maschinen zu Chiffren bestimmter Personen und Menschentypen werden lässt.

„Dem Verschwommenen wollte ich etwas Hartes, Präzises, der lyrischen Abstraktion eine prosaische Supergegenständlichkeit entgegenstellen.“3 (Konrad Klapheck)

Klaphecks Objekte sind seltsam verfremdet und rätselhaft, so dass sie zu Dämonen, Ikonen oder Monumenten mutieren. Die Sujets aus der Welt der Maschinen, Geräte und Werkzeuge trugen dem Künstler den Ruf eines „Maschinenmalers“ ein.

Seine erste Einzelausstellung in Paris hatte Klapheck 1965. Die Aktualität seiner Werke wurde 1970 durch die neue Stilrichtung des Hyperrealismus bestätigt.

1979 drängte das Interesse für neue Stilrichtungen wie „Wilde Malerei“ Klaphecks Art des Malens zeitweilig in den Hintergrund (→ Neue Wilde | Junge Wilde). Er übernahm zwischen 1997 und 2002 eine Professur für Freie Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf. Von 1992 bis 2002 porträtierte Klapheck Kollegen, Freunde und Prominente aus der internationalen Kunstszene. Er malt Frauen und Männer, schwarz auf weiß, ganzfigurig und ausgestattet mit ungewöhnlichen Attributen.

  1. Zitiert nach Hans-Jürgen Schwalm, Maschinen, in: Menschen und Maschinen, hg. v. Ferdinand Ullrich und Hans-Jürgen Schwalm (Ausst.-Kat. Kunsthalle Recklinghausen), Recklinghausen 2006, S. 13.
  2. Diese Reihenfolge entspricht dem Auftauchen der Themen in Klaphecks Werk.
  3. Zitiert nach Wieland Schmied, Ausgangspunkt und Verwandlung. Gedanken über Vision, Expression und Konstruktion in der europäischen Kunst 1905–1985, in: Deutsche Kunst im 20. Jahrhundert. Malerei und Plastik 1905–1985, hg. v. Christos M. Joachimides (Ausst.-Kat. Staatsgalerie Stuttgart), München 1986, S. 59.