Paris Noir 6: Revolutionäre Allianzen – Paris und die Welt in Bewegung
Zur Ausstellung „Paris Noir“ veröffentlicht das Centre Pompidou einen 14-teiligen Podcast, der die Inahlte und Ziele der Schau sowie das kulturelle Klima gut aufschlüsselt.
ARTinWORDS bietet eine Nachlese und ordnet das Gesagte ein. Viel Spaß beim Neuentdecken der Pariser Kunst der Nachkriegszeit, die von Künstler:innen afrikanischer, afroamerikanischer und karibischer Herkunft geschaffen wurde!
Revolutionäre Allianzen – Paris und die Welt in Bewegung
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Die 1960er Jahre waren geprägt von weltweiten Unabhängigkeitsbewegungen. Besonders die afrikanischen Dekolonisierungen stärkten das pan-afrikanische Bewusstsein – mit Paris als einer seiner intellektuellen Knotenpunkte. Das “World Festival of Negro Arts” 1966 in Dakar, organisiert von Léopold Sédar Senghor, wurde zum kulturellen Kristallisationspunkt für diese Ideen. Viele Künstler:innen, die zuvor durch Paris gegangen waren – wie Wilson Tibério, Uzo Egonu und Demas Nwoko – nahmen teil.
Auch Senegal und Nigeria wurden zu kreativen Zentren, insbesondere das Mbari Club-Netzwerk in Ibadan, das konzeptionell aus Frankreich heraus mitgeprägt wurde. Es verband Literatur, Musik und Bildende Kunst mit einer Ästhetik der Emanzipation. Die Zeitschrift Black Orpheus wurde dort zu einer stilprägenden Plattform für das neue Selbstverständnis Schwarzer Kunst.
Pariser Kreuzung der Kämpfe
Paris war in dieser Ära ein revolutionärer Kreuzungspunkt: Bürgerrechtsbewegungen, die Proteste vom Mai ’68, Algeriens Unabhängigkeit – alles fand hier Resonanz. Die Ausstellung schlägt eine Linie zwischen dem Aufstand von Guadeloupe 1967 und den Pariser Maiunruhen 1968. Werke wie “Le Souci" des Martinikaners René Khokho Corail verweisen direkt auf seine Inhaftierung für pro-unabhängige Positionen.
James Baldwin notierte: „Der Schwarze in den USA ist der Algerier in Frankreich.“ Diese geteilten Erfahrungen von Unterdrückung verbanden die Kämpfe über Kontinente hinweg. 1969 manifestierte sich das in Algier beim Pan-African Festival, an dem auch Frantz Fanon und die Filmemacherin Sarah Maldoror teilnahmen – letztere engagierte sich aktiv für die Unabhängigkeitsbewegungen in Angola, Guinea-Bissau und Mosambik.
Afrika als Gegenwart und Zukunft
Ab den 1970er Jahren richteten sich die Blicke vieler afrokaribischer Künstler:innen verstärkt nach Afrika – insbesondere nach Westafrika. In Abidjan gründeten die Martinikaner Serge Hélénon und Louis Laouchez die École Négro-Caraïbe, eine Bewegung, die traditionelles Erbe mit zeitgenössischer Bildsprache verband. Aus ihr ging die Vohou-Vohou-Bewegung hervor – ein Stil, der Stoffe, Naturmaterialien und Malerei neu kombinierte.
Auch das Martinikanische Künstler:innenkollektiv Fwomajé entwickelte aus afrikanischen Symbolen und der Erinnerung an den transatlantischen Schrecken eine widerständige, kulturübergreifende Bildsprache. Ihre Kunst feierte nicht nur Überleben – sondern auch die Zukunft Schwarzer Ästhetik als globale Kraft.
Zwischen Mai 1968 und den frühen 1980er Jahren wird Paris zu einem Epizentrum widerständiger, politisch aufgeladener Kunst. Die koloniale Vergangenheit Frankreichs ist nicht länger bloßer Hintergrund – sie steht im Zentrum einer künstlerischen Auseinandersetzung, die radikal, bildgewaltig und nicht mehr zu überhören ist.
Schwarze Stimmen nach 1968
Der Geist der Revolte weht auch durch die Schwarzen Communities in Paris. Die antikoloniale Bewegung gewinnt an Kraft – verstärkt durch die Unabhängigkeit afrikanischer Länder und die Kämpfe gegen rassistische Polizeigewalt im französischen Mutterland. Künstler:innen wie Ernest Mancoba, Rachid Koraïchi oder die Gruppe Groupe des artistes africains de Paris formulieren ihre Kritik visuell: mit Bannern, Wandbildern, Textkunst, Installationen.
Kunst als kollektiver Protest
Die Ausstellung “Paris Noir” zeigt Werke, die in Demonstrationen mitgetragen wurden, von Flugblättern, Plakaten bis zu großformatiger Malerei. Diese Kunst ist laut, direkt, unübersehbar – und sie verweigert sich bewusst dem westlich geprägten Kunstmarkt. Sie entsteht oft im Kollektiv, aus Protest heraus, aus der Notwendigkeit, gehört zu werden.
Paris Noir: alle Folgen
- Kapitel1: Paris Noir 1: „Paris wird schwarz – Eine andere Geschichte der Moderne“
- Kapitel 2: Paris Noir 2: Eine Buchhandlung verändert die Welt – Présence Africaine und der Aufbruch der Négritude
- Kapitel 3: Paris Noir 3: Poetische Weiten – Édouard Glissants Atlantik und das Tout-Monde
- Kapitel 4: Paris Noir 4: Totems, Träume und Tropen – Afro-atlantischer Surrealismus in Paris
- Paris Noir 5: Paris Noir 5: Ein Sprung ins Abstrakte – Licht, Jazz und Collagen
- Kapitel 6: Paris Noir 6: Revolutionäre Allianzen – Paris und die Welt in Bewegung
- Kapitel 7: Paris Noir 7: Basslines der Befreiung – Schwarze Musik als Pariser Soundtrack
Für alle Francophilen geht es hier zum Podcast, Teil 1 → Pan-African Paris
