Franz Hagenauer (1906–1986) schuf ein reichhaltiges Œuvre, in welchem Bildhauerei und gediegenes Kunstgewerbe eine spannungsreiche Synthese eingingen. Vom menschlichen Körper sowie von den Formen aus der Tier- und Pflanzenwelt ausgehend, spielte Hagenauer Ausdrucksmodi durch, die phasenweise vom Neoklassizismus, dem Bauhaus, dem Art déco und den Topoi der Populärkultur angeregt wurden. Oft auf bloße Ovoide reduziert, zählen seine ab den späten 1920er Jahren entstandenen Köpfe und Büsten aus getriebenem Metall zu den radikalsten modernistischen Vorstößen in der österreichischen Kunst der Zwischenkriegszeit.
Österreich | Wien: Leopold Museum, Ebene -2
20.5. – 12.9.2022
Der Sohn des renommierten Wiener Ziseleurs und Gürtlermeisters Carl Hagenauer genoss eine vielseitige künstlerische Ausbildung: Auf die Kurse für Jugendkunst, Ornament und Ornamentale Formenlehre bei Franz Čižek an der Wiener Kunstgewerbeschule folgten ebendort Studienjahre in der Bildhauerklasse Anton Hanaks und ein kurzer Aufenthalt in Josef Hoffmanns Fachklasse für Metallarbeiten; zusätzlich konnte Hagenauer im Rahmen eines Sommerpraktikums bei Dagobert Peche einen Einblick in den Betrieb der Wiener Werkstätte gewinnen.
Teilnahmen an der „Exposition internationale des arts décoratifs et industriels modernes“ in Paris 1925, an der „triennale. esposizione internazionale delle arti decorative e industriali moderne e dell’architettura moderna“ in Mailand 1930 und an der „Biennale. XIX. Esposizione internazionale d’arte contemporanea” in Venedig 1934 waren frühe Stationen seines Erfolges. Im Alter von 25 Jahren hatte der Künstler bereits Studienreisen nach Rom und Berlin hinter sich und war Mitglied der Wiener Secession.
Da er zusätzlich in die Produktionspraxis der väterlichen Werkstätte eingebunden war, stand Franz Hagenauer in regem künstlerischem Austausch mit seinem Bruder Karl. Nach dessen Tod im Jahr 1956 sollte Franz die Leitung der Werkstätte übernehmen, die inzwischen ein internationales Renommee genoss; bereits in der Zwischenkriegszeit konnten die Zier- und Gebrauchsgegenstände der Marke Hagenauer nebst Skulpturen nach Übersee exportiert werden.
Bei Kriegsende 1945 verlagerte Franz Hagenauer seine Tätigkeit ins Salzburger Land, wo durch die Auseinandersetzung mit dem Material Holz vor allem die Objekte der Kleinplastik eine wärmere und sinnlichere Note bekamen. Von 1962 bis 1976 leitete er an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien die Meisterklasse für Metallgestaltung und war bis zu seinem Tod ein unermüdlich Experimentierender.
In dieser Personale des Künstlers werden Werke aus allen Schaffensperioden gezeigt. Die Leihgaben stammen vorwiegend aus der weltgrößten Franz Hagenauer-Sammlung der Familie Breinsberg, dem Leopold Museum, dem MAK – Museum für angewandte Kunst sowie aus weiteren Privatsammlungen. Die Ausstellung entsteht in wissenschaftlicher Kooperation mit dem MAK – Museum für angewandte Kunst.
Kuratiert von Ivan Ristić.
Quelle: Leopold Museum, Wien