Anton Hanak: österreichischer Bildhauer und Plastiker der Moderne

Anton Hanak

Wer war Anton Hanak?

Anton Hanak (Brno 22.3.1875–7.1.1934 Wien) war ein österreichischer Bildhauer des Expressionismus. Nach einer Holzbildhauerlehre studierte Hanak an der Wiener Akademie und begann 1907 an der Kunstgewerbeschule zu unterrichten, später wechselte er als Professor an die Akadmie. Ab 1911 arbeitete Anton Hanak gemeinsam mit Josef Hoffmann an zahlreichen Projekten. Hanaks direktes Arbeiten in den Stein kann von seiner Ausbildung begründet werden, sein Ansatz, dass jeder Werkstoff seine eigene plastische Form habe, entspricht der Vorstellung von Materialgerechtigkeit der Jahrhundertwende.

Kindheit

Anton Hanak wurde am 22. März 1875 in Brünn (heute: Brno) als Sohn des Zimmermalers und Vergolders Johann Hanak, genannt  Jan, und der Hausfrau Marie Havlíèková geboren. Die Jahre zwischen 1877 und 1879 verbrachte Hanak bei seinem Vater und seinen Großeltern väterlicherseits in Mähren. Da seine Eltern wünschten, dass er Priester werden sollte, sang er als Chorknabe an der Brünner St. Jakobskirche und am Priesterseminar in Nikolsburg (1877).

Ausbildung

Zwischen 1889 und 1893 absolvierte Anton Hanak eine Lehre beim Holzbildhauer und Möbeltischler Ludwig Sauer in Wien. Am 1. Mai 1893 erfolgte die Freisprechung, der Hanak eine Wanderschaft nach Prag, in die Slowakei und nach Ungarn anschloss. Im November des Jahres war er in der Möbelfabrik Sigmund Deutsch in Brünn tätig.

In den Sommermonaten der Jahre 1894 und 1895 begab sich Anton Hanak erneut auf Wandschaft, die ihn von Brünn nach Linz, Wels, Passau, München und Augsburg führte. In den Wintermonaten war er nun in Wien tätig. Dort nahm er an Fortbildungskursen an der Wiener Staatsgewerbeschule in der Schellinggasse 13 bei dem ebenfalls aus Mähren stammenden Bildhauer Anton Brenek teil. Hanak schuf erste Porträtbüsten.

Im Jahr 1898 nahm Anton Hanak ein Studium an der Wiener Akademie bei Edmund Hellmer (Modellieren nach der Natur in Ton) auf. Er war bis 1904 Mitglied im "Raphael-Donner-Verein". Hanaks erste Auftragsarbeiten waren vor allem Porträts und plastische Entwürfe zu Wiener Volkstypen für die Bronzemanufaktur Anton Lux (1899). Hanak modellierte Wachsfiguren für den Guss und konnte sich seine erste eigenen Wohnung mieten.

Nach der Heirat mit Juliane Janiczek kam der gemeinsame Sohn Walter zur Welt (1900). In diesem Jahr erhielt Hanak auch den Neulingpreis.

Die erste öffentliche Präsentation von Hanaks Plastiken fand im Rahmen einer Schulausstellung der Klasse Edmund Hellmers 1901 statt. Der Bildhauer-Student war nun nach Langenzersdorf umgezogen. Er machte mit seinem ersten wichtigen Mäzen, dem Reichstagsabgeordneten Eduard Skála, Bekanntschaft und erhielt das Mährische Landesstipendium.

Für „Gebrochene Kraft“ erhielt Anton Hanak 1902 den Königswarterpreis. Im Rahmen der Spezialschule Hellmers schuf er erste Arbeiten in Stein. In seinem Tagebuch hielt der Bildhauer immer wieder fest, wie wichtig ihm das Handwerk war, und dass die Form aus dem Material gewonnen werden müsse. Die Christ-Church in Wien, Jauresgasse, beauftragte ihn - auf Empfehlung des Malers Heinrich von Angeli - mit einer lebensgroßen Gedenktafel für Königin Victoria von England aus Carrara-Marmor, seinem ersten Auftragswerk. In einer Gruppenausstellung des Künstlerbundes Hagen stellte Hanak drei Gipsstudien aus.

1903/04 schloss Anton Hanak sein Studium ab. Er hatte den Steinpreis (1903) und das Schwendenwein-Romreisestipendium für die „Grablegung“ an der Akademie (1904) erhalten. Im November 1904 trat der junge Bildhauer seine Italienreise an, wo er sich bis Ende Mai aufhielt (Capri, Neapel, Rom, Ponpeij, Herculaneum, Florenz, Padua, Venedig, Triest). Kurz zuvor hatte er einen ersten Porträt-Auftrag von Mäda Primavesi erhalten und für das Ehepaar zu arbeiten begonnen. Mäda zahlte Hanak ein monatliches Fixum, damit sich dieser künstlerisch frei entwickeln könne. Dadurch war es ihm möglich, selbständig an Skulpturen und Plastiken zu arbeiten. Die Italienreise brachte Hanak in Kontakt mit der Bildhauerei Italiens von der Antike bis in die Gegenwart. So wie er sich für die klaren Umrisse antiker Skulpturen begeistern konnte, so faszinierten ihn auch Michelangelo Buonarrotis Monumentalität und Ausdruckskraft.

Werke

Ab 1905 arbeitete Anton Hanak als freischaffender Bildhauer. Das Schwestern-Fröhlich-Stipendium ermöglichte ihm ein erstes Atelier in Wien IV, Goldegg-Gasse 9, zu unterhalten. Bereits im Folgejahr wurde Hanak als Mitglied in die Wiener Secession aufgenommen (29.3.1906 bis 1910) und stellte sowohl in München und Wien aus (1905: XXII., 1906: XXV., XXVI., und XXVII. Ausstellung der Wiener Secession). Sein 1905 präsentierter Frauentorso „Zukunft“ oder auch „Mädchen“, zeigt ihn noch als gelehrigen Schüler seines Lehrers Hellmer, bei gleichzeitiger Reduktion auf das Wesentliche und weicher Detailbehandlung. Ein weiterer „Torso“ für Karl Wittgenstein, der Wandbrunnen „Wasser des Lebens“ oder „Der Durst“ und die Marmor-Portäts „Thomas Ekel“ sowie „Frau von R.“ zeigen seine Beschäftigung als Porträtist und Gestalter architekturbezogener Skulptur. Neben Teilnahmen an Gruppenausstellungen in Dresden und Wien fand 1907 Hanaks erste Einzelausstellung in Proßnitz statt.

Im Jahr 1908 konnte sich Anton Hanak nicht nur sein erste Prateratelier leisten, sondern war auch in der „XXX. Ausstellung“ der Wiener Secession vertreten, gefolgt von der Teilnahme an der „X. Internationalen Kunstausstellung im Münchner Glaspalast“ und der „XXXIII. Ausstellung“ in der Wiener Secession 1909 (mit „Ewigkeit“, dem Grabmal Primavesi in Olmütz). Für den Linzer Volksgarten vollendete der Bildhauer 1908 seinen ersten großen öffentlichen Auftrag, die Brunnenfigur „Freude am Schönen“. Dafür, wie auch für weitere seiner freien Arbeiten, war er in den „Pavillon des Amateurs“ in den Prater umgezogen. Hanak entfernte sich immer mehr von der Aufgabenstellung Denkmalplastik und wandte sich gestalteten Aktfiguren zu.

In den Jahren 1910 und 1911 konnte Anton Hanak mit Aufträgen für Fassadengestaltungen die Grundlage für seine Anerkennung legen: „Arbeiter“ und „Arbeiterin“ für das Dachgesims des Verwaltungsgebäudes des Vorwärts-Verlages in Wien V., Rechte Wienzeile 97, dem Sitz der Parteizentrale der Sozialdemokratischen Partei (1910) sowie neun Relieftafeln für die Fassade des Mariahilfer Zentralpalastes (Kaufhaus Stafe), Wien VII., Mariahilferstraße 120.

Ab 1911 reüssierte Anton Hanak auf internationalen Ausstellungen, darunter die „Internationale Kunstausstellung“ in Rom 1911 und die „Große Kunstausstellung“ in Dresden 1912 (beide in Zusammenarbeit mit Gustav Klimt und Josef Hoffmann), eine Schau in Amsterdam (1912), Budapest, München, Stuttgart und Wien (1913). Das Professorenkollegium der Wiener Akademie der bildenden Künste verlieh ihm den Reichel-Preis für den Brunnen „Kind über dem Alltag“. Für das Gebäude der Berufsgenossenschaft Unfall-Verischerungsanstalt der Eisenbahnen in Wien VI., Linke Wienzeiele 48-52, schuf Hanak 1913 fünf überlebensgroße Dreifigurengruppen.

Hanaks Mäzene, Otto und Eugenia Primavesi, beauftragten ihn 1914, am Landhaus (Entwurf Josef Hoffmann) in Winkelsdorf bei Mährisch-Schönberg mitzuarbeiten: unter anderem schuf er die Kupfertreibarbeit für die Eingangstür „Mutter, die ihr Kind zeigt“, einen Brunnen „Das Kind über dem Alltag“ (für den er 1913 den Reichelpreis erhielt) sowie einen mit Keramikfiguren verzierten Kachelofen (1915, nicht erhalten - 1922 brannte das Haus Primavesi in Winkelsdorf vollständig ab). Zudem begann Hanak die Ausgestaltung der Villa des Reichratsabgeordneten Robert Primavesi in der Gloriettegasse 14-16, Wien XIII. An der „Großen Deutschen Werkbundausstellung“ in Köln war Hanak mit „Der Schöpfer“ und „Die Verklärte“ vertreten. Er schuf 1914 auch die erste Fassung von „Letzter Mensch“.

Im April 1915 brach Anton Hanak gesundheitlich zusammen. Er begann eine Beziehung mit Helene Koenig. Während des Ersten Weltkrieg war Hanak - gemeinsam mit Klimt und Hoffmann - mehrfach bei den Primavesi in Winkelsdorf und Olmütz eingeladen.

Im Jahr 1917 schuf Anton Hanak die zweite Fassung des „Letzten Menschen“. Er nahm an „Propaganda“-Ausstellungen im neutralen Ausland teil (Stockholm 1917, Kopenhagen 1917/18). Im Frühjahr 1918 litt er an einer schweren Erkrankung.

„Der Fanatiker“ (1919) war Anton Hanaks erstes Werk nach Ende des Ersten Weltkriegs. Er lernte Julius Tandler kennen. Mit zwölf überlebensgroßen Figuren nahm Hanak an der „Wiener Kunstschau“ von 1920 teil. Im folgenden Jahr war er ebenfall auf dieser Ausstellung vertreten. Es erschien die erste monografische Publikation über seine Kunst von Max Eisler.

Das Jahr 1922 war geprägt von wiederholten Erkrankungen und Kuraufenthalten sowie der Entstehung der Plastik „Der brennende Mensch“, für die er 1925 auf der Internationalen Kunstgewerbeausstellung in Paris mit dem Grand Prix ausgezeichnet wurde.

Im Auftrag der Gemeinde Wien entstanden zwei Bauplastiken für das von Josef Hoffmann errichtete Wohnhaus in Wien XIX., Philippovichgasse 1. Der Künstler, der seit 1923 im „Pfarrerstöckl“ des Hetzendorfer Schlosses wohnt, arbeitete 1915 an der ersten Fassung der „Pietà“ und vollendete die „Schmerzensmutter“, ein Kriegerdenkmal am Wiener Zentralfriedhof. Die Stadt beauftragte Hanak auch mit dem „Magna-Mater-Brunnen“ für den Hof der Kinderübernahmestelle der Gemeinde Wien in Wien IX., Ayrenhofgasse, den er 1926 fertigstellte. Zwei Jahre später war er am „Denkmal der Republik“, Schmerlingplatz, Wien I., beschäftigt: Hanak arbeitete sowohl an der architektonischen Gestaltung wie auch der Bronzebüste von Viktor Adler. 1928 unterzeichnete er ein Kodizill zugunsten von Helene Koenig, in dem er ihr seinen künstlerischen Nachlass widmete.

Die zweite Fassung der „Pietà“ entstand 1928/29. Diesem folgte eine Einladung Clemens Holzmeisters für ein türkisches Nationaldenkmal in Ankara (ab 1931). Er reiste deshalb mit dem Architekten 1932 in die Türkei. Während der Sommermonate litt Hanak aber neuerlich an einer schweren Erkrankung. Das gesamte Jahr 1933 arbeitete der Bildhauer am „Emniyet-Denkmal“ für Ankara. Da er am 7. Januar 1934 verstarb, vollendeten seine Schüler, darunter Franz X. Wirth, und Josef Thorak das Denkmal.

Letzter Mensch (Ecce homo)

Um 1914 hatte Anton Hanak die Idee zu seiner wahrscheinlich bekanntesten Plastik: der „Letzte Mensch“ bzw. „Ecce homo“. Als der Bildhauer die Plastik 1917 zum ersten Mal in der Secessions-Ausstellung in München präsentierte, gab er ihr den Titel „Elend“.

„Und da wir innehalten und unsere Augen frei von Verblendung geworden, sehen wir das Bild, das uns sonst am nächsten, das uns der Krieg aber fast gänzlich ausgelöscht. Sehet den Menschen! […] Haltlos nach oben, haltlos nach unten, ohne jede Kraft, rings um ihn ist alles leer. Die Menschheit hat den Menschen vergessen.“1 (Anton Hanak, Ich über mich, 1925)

Ursprünglich wollte Hanak die Figur kniend, beziehungsweise sich langsam aufrichtend darstellen. Doch ab dem Herbst 1916 arbeitete er an einem aufrechtstehenden, leicht nach vorne geneigten Jüngling mit weit ausgebreiteten Armen. Die Haltung erinnert an die eines Gekreuzigten. Im Hanak-Archiv haben sich zahlreiche Zeichnungen (mit Randbemerkungen) und Ton- bzw. Gipsmodelle erhalten. Dadurch ist der Entstehungsprozess der Plastik nachvollziehbar. In Einzelstudien erforschte der Bildhauer „Ausdrucksprobleme“ wie Haltung und Gestik der Hände oder der Ausdruck des Gesichts. Zu den Charakteristika von Hanaks Werkprozess ist sein genaues Arbeiten, was sich schon seit seiner Studienzeit nachweisen lässt. Dabei war er sich selbst bewusst, dass „das ewige Ändern nicht immer vorteilhaft (ist)“, wie er im April 1919 an Otto und Mäda Primavesi schrieb.

Die erste Fassung des „Letzten Menschen“ entstand zwischen 1914 und 1917; sie war während des Ersten Weltkriegs in den „Propaganda“-Ausstellungen im neutralen Ausland zu sehen (München, Stockholm, Kopenhagen). Hanak schuf die Plastik gänzlich nackt. In den folgenden Jahren überarbeitete er sie in mindestens sechs weiteren Variationen. Unter anderem fügte er eine Draperie hinzu, um das Geschlecht zu verdecken (in unterschiedlichen Arrangements), veränderte die Beinstellung, das Volumen des Oberkörpers und die Gestaltung der Standfläche.

„So wird seit 1914 der ‚Letzte Mensch‘. Und zwar zunächst seine erste Fassung, dann nach Jahren unermüdlicher Arbeit die endgültige Form für den Bronzeguß. Schpn materiell tritt dieses Werk aus der Reihe der übrigen: Es hat die geringste Masse. Und man bleibt durchaus im Medium des Künstlers, wenn man sagt, dass ihm dieses ungewohnte Wegnehmen der Masse geradezu einen fortgesetzten körperlichen Schmerz bereitet hat.“2 (Max Eisler über Anton Hanak)

Bereits die Zeitgenoss:innen fühlten sich angesichts des „Letzten Menschen“ an den Ersten Weltkrieg erinnert. In ihr verarbeitete der Bildhauer vordergründig seine eigenen, nicht unmittelbar durch die Kriegsereignisse hervorgerufenen, seelischen Konflikte. Einmal mehr berichtet der Künstler über seine Idee:

„Der letzte Mensch. Jener Kampf des Krieges und Mordens, Zugrunderichtens ist auch mit meiner körperlichen Beschaffenheit zusammengetroffen, bin auch zusammengebrochen. Ich nenne es den letzten Menschen, wie wenn der Mensch überhaupt nicht mehr da wäre […] nur so konnte ich jenes Drama hineinbringen, weil ich es selbst mitgemacht habe. Es ist in Bronze gedacht und wird seine erschütternde Wirkung erst am Material darstellen.“3 (Anton Hanak, Ich über mich, 1925)

Hanak hätte eine Aufstellung des „Letzten Menschen (Ecce homo)“ in der Nähe der Pestsäule am Graben oder in einer Außennische des Stephansdomes in Wien gerne gesehen. Die Vollendung war dem Bildhauer durch die finanzielle Unterstützung seines Mäzens Dr. Dietrich Moldauer möglich. Im Frühjahr 1923 wurde der „Letzte Mensch“ anlässlich von Hanaks Einzelausstellung im Theseustempel vor dessen Eingang im Volksgarten präsentiert. Die Ausstellung war von der Gesellschaft zur Förderung moderner Kunst in Wien initiiert worden. Der Verein bemühte sich um die Aufstellung einer Figur von Hanak im öffentlichen Raum. Am 28. November 1923 wurde der Bronzeguss vom Kuratorium der Julius Reich Künstlerstiftung zugunsten der Sammlung der Modernen Galerie (heute: Belvedere) beschlossen. Die Fertigstellung nach einer weiteren Überarbeitung erfolgte im Oktober 1924.

Der brennende Mensch

Anton Hanaks Plastik „Der brennende Mensch“ (1922) zählt zu den Ikonen der österreichischen Plastik der Moderne. Der an der Wiener Akademie ausgebildete Hanak war etwas jünger als Gustav Klimt, Josef Hoffmann und Ferdinand Andri, mit denen ihn eine tiefe Freundschaft verband. Klimts Förderer, die Familien Wittgenstein und Primavesi, zählten auch zu den Unterstützern Hanaks. Mit Egon Schiele stand er in freundschaftlichem Kontakt. Wie dieser reagierte er mit Werken auf die ihn umgebende Gesellschaft, wobei seine männlichen Aktfiguren oft Ausdruck eines kraftvollen Widerstands gegen die herrschenden Verhältnisse sind. So entstand die erste Idee für „Der brennende Mensch“ am Ende des Ersten Weltkriegs im Jahr 1918.

„Vor mir liegt alles im Werden, eine verwüstete Welt; hinter mir ist alles zugrunde gegangen. Ich selbst bin verkohlt und gleiche dem Baum, in den der Blitz eingeschlagen, und der verkohlt wohl noch zum Himmel ragt. In dieser furchtbaren Stimmung habe ich meine letzte Arbeit aufgerichtet und will sie bald abschließen: den brennenden Menschen.“

So beschrieb der Bildhauer seine Motivation in einem Brief an eine Freundin. Die innere Unruhe überträgt Hanak mit Hilfe der kleinteilig bewegten Modellierung. Die überlebensgroße Figur führte schließlich 1922/23 aus. Neben der Signatur schrieb er: „Du brennest und verbrennest“. Er schuf mit dieser gleichzeitig in die Knie sinkenden und die Arme in den Himmel reckenden Figur ein Symbol für den modernen Denker, den Philosophen und Aktivisten – ein Alter Ego des Künstlers. 1925 erhielt er dafür den Grand Prix in Paris. Damit hatte sich Anton Hanak in die erste Riege der österreichischen Künstler emporgearbeitet.

Lehre

Bereits im Studienjahr 1907/08 leitete Anton Hanak erstmals den Spezialkurs für Meister und Gehilfen der Bildhauer- und Modelleurbranche an der Wiener Kunstgewerbeschule. Der Kurs dauerte sechs Monate. Von Herbst 1908 bis Aprtil 1909 wurde der Bildhauer erneut eingeladen, den Kurs zu unterrichten.

Am 1. Oktober 1913 wurde Hanak die Leitung der Meisterklasse für monumentale Bildhauerei an der Wiener Kunstgewerbeschule übertragen. Diese Lehrtätigkeit füllte er bis 1932 aus. Zu seinen Schülern gehörten u.a. Franz Hagenauer und Fritz Wotruba.

Anton Hanak wurde am 1. Oktober 1932 zum ordentlichen Professor für Bildhauerei an der Akademie der bildenden Kunst in Wien ernannt. Er erhielt ein staatliches Atelier in der Böcklinstraße.

Tod

Anton Hanak erlitt im November 1933 einen ersten Herzinfarkt, dem am 4. Januar 1934 ein zweiter folgte. Der Bildhauer starb am 7. Januar 1934.

Helene Koenig war die Schülerin, Geliebte und Muse Anton Hanaks. Sie wurde am 4. April 1891 in Wien geboren, aufgrund ihrer jüdischen Abstammung von den Nationalsozialisten verfolgt und am 23. Oktober 1941 in das Konzentrationslager Lodz (heute: Polen) deportiert und ermordet.

  1. Zit. n. Wolfgang Krug, Die modernen Niobiden. hanaks auftragsunabhängige Plastiken - Ein Figurenzyklus der Sehnsüchte und Leiden, in: Friedrich Grassegger, Wolfgang Krug (Hg.), Anton Hanak (1875–1934), Köln 1997, S. 131–218, hier S. 149.
  2. Max Eisler, Anton Hanak, Wien / Berlin 1921, S. 12.
  3. Anton Hanak, Ich über mich; Vortrag von Hanak 1925 in der Wiener Urania, Hanak-Archiv, zit. n. Grassegger/Krug, Anton Hanak, Wien 1997, S. 154.