Intuition in der Kunst – über Kulturen, Zeiten und Regionen hinweg. Axel Vervoordt stellt einmal mehr für den Palazzo Fortuny eine atmosphärische Schau über das Unbewusste in der Kunst zusammen. Ob japanische Wabi-Sabi-Ästhetik, anthropomorphe Menhire aus dem 4. oder 3. Jahrtausend v.u.Z., Werke von Jean-Michel Basquiat, James Ensor, Cy Twombly, Anish Kapoor, Giorgio de Chirico, Joan Miró, Paul Klee, Marina Abramović, traditionelle Afrikanische Kunst oder Matteo Nasinis „Spakling Matter“ – die Präsentation führt die Bedeutung des Gefühlt-Gewussten in beeindruckender Qualität vor Augen.
Italien | Venedig: Palazzo Fortuny
13.5. – 26.11.2017
Intuitive Hängung reagiert auf die Wandmalerei, meditative Räume in dunkler Stimmung wechselt mit partizipativem Tonklumpenrollen für die Gemeinschaftsarbeit von Kimsooja. Einerseits schwingt die Idee des Meisterwerks permanent durch den Palazzo, andererseits fügen sich wunderkammerartig Objekte längst vergangener Epochen an zeitgenössische Arbeiten. Ein vorhangartiges Werk von El Anatsui zitiert Recycling, Draperie und Faltenwurf, während die unregelmäßig hellere und dunklere Beleuchtung Skulpturen von Giacometti erhellt. Reinweiß und Dunkelschwarz können genauso faszinieren wie Erdtöne und ein blaues Monochrom von Yves Klein.
Wie immer schaffen es Vervoordt und Ferretti, die „Schwingung“ des Raumes mit ihrer kuratorischen Praxis zu verschmelzen: Der Lebens- und Arbeitsort des spanischstämmigen Malers und Designers Mariano Fortuny (1871–1949) scheint noch immer erfüllt von der Kreativität des Universalkünstlers. Neben dem Theatermodell lässt Matteo Nasini einen 3D-Drucker Porzellanvasen reproduzieren: „Spakling Matter“. El Anatsui – Gewinner des Goldenen Löwen für das Lebenswerk der letzten Biennale – ist mit einem dunklen Gewebe aus Metallkappen und Streifen vertreten: wie ein überdimensionales Kettenhemd, nur in Form eines Raumteilers, effektvoll drapiert. Davor und dahinter Kunstwerke, die so manches Sammlerherz höherschlagen lässt. Und hier zeigt sich die Qualität Axel Vervoordts als Galerist, als Inneneinrichter, als Liebhaber japanischer Zen-Philosophie und Ästhetik, französischer Surrealisten, amerikanischer Abstrakten Expressionisten, zeitgenössischer Kunst mit einem Touch Melancholie und viel Reduktion. Im Getöse der Biennale wirkt „Intuition“ als „leise“ Ausstellung erholsam. Auch wenn die Auswahl dem Kanon folgt, gelingt ihr doch erfolgreich der Brückenschlag über Kulturen und Zeiten hinweg.
Kuratiert von Axel Vervoordt, Daniela Ferretti (Direktorin des Palazzo Fortuny), unterstützt durch Dario Dalla Lana, Davide Daninos und Anne-Sophie Dusselier