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Marina Abramović: Biografie Leben und Werke der Performance-Künstlerin

Veröffentlicht von Alexandra Matzner von 20. Juli 2025
Marina Abramović

Marina Abramović

Marina Abramović (*30.11.1946, Belgrad) ist eine Pionierin der Performance-Kunst und einer der berühmtesten lebenden Künstlerinnen der Gegenwart (→ Zeitgenössische Kunst).

Die aus Serbien stammende Abramović arbeitet in den Medien Intervention und Sound, sie schuf Viodearbeiten, Installationen, Fotografien, Soloperformances und solche mit Partner wie Ulay (Uwe Laysiepen). Seit den 1970er Jahren benutzt sie ihren Körper als Subjekt und als Medium in ihren strapaziösen Langzeit-Performances, um physische, mentale und emotionale Grenzen zu testen – oft riskiert sie sogar ihr Leben auf der Suche nach erhöhtem Bewusstsein, Transzendenz und Selbstverwandlung. Im Zentrum ihrer künstlerischen Praxis steht auch Machtstrukturen und Hierarchien zu hinterfragen. Dennoch ist Marina Abramovićs Werk nie explizit politisch.

 

Frühe Arbeiten in Belgrad (1969–1975)

Marina Abramović wurde von ihrer christlichen Großmutter und ihren Eltern erzogen, letztere waren unter Tito Partisanen. Bis 1970 studierte Abramović Malerei an der Kunstakademie in Belgrad. Nach ihrem Abschluss wandte sie sich der Konzeptkunst, der Soundarbeit und der Performance zu.

1973 lernte Abramović Joseph Beuys in Edinburgh kennen und traf ihn noch im gleichen Jahr im Belgrader Kulturzentrum wieder. Beuys‘ Happenings beeindruckten die junge Künstlerin zutiefst. In ersten künstlerischen Performances erforschte Abramović die Leidensfähigkeit ihres Körpers und dessen Grenzen. Seit Beginn ihrer Karriere in Belgrad in den frühen 1970er Jahren leistet Marina Abramović mit ihren Performances als visuelle Kunstform Pionierarbeit und schafft einige ihrer wichtigsten frühen Werke. Der Körper war immer ihr Subjekt und Medium; weiters steht Spiritualität (ohne religiöse Bindung) im Zentrum ihres Denkens. In ihren Arbeiten, die die einfachen Handlungen des täglichen Lebens ritualisieren, lotet sie ihre körperlichen und mentalen Grenzen aus und hält Schmerzen, Erschöpfung und Gefahr auf ihrer Suche nach emotionaler und spiritueller Transformation stand (vergleiche Chris Burden, Vito Acconci, Gina Pane). In frühen Werken experimentierte Marina Abramović mit einer rituellen Dramaturgie, die jener des Martyriums ähnelt. Dabei nutzte sie auch Symbole und Objekte, die religiös aufgeladen sind: Stern, Kreuz, Eis und Feuer, Honig und Wein.

 

Amsterdam und Zusammenarbeit mit Ulay (1976–1988)

1976 übersiedelte sie nach Amsterdam, wo Abramović in den kommenden zwölf Jahren eine enge Partnerschaft und Zusammenarbeit mit dem deutschen Fotografen und Performer Ulay einging. Von 1976 bis 1988 traten Abramović und der deutsche Künstler Ulay (Frank Uwe Laysiepen, * 1943) zusammen auf und beschäftigten sich mit Beziehungen der Dualität. Zu den bekanntesten Werken gehören „Rest Energy“ (1980, Video), bei dem Ulay einen gespannten Bogen mit dem Pfeil direkt gegen die Brust von Marina Abramovićs Herz richtete.Abramović kehrte 1989 zu Soloauftritten zurück.

 

Solo-Performances seit 1995

Zwischen 1995 und 2005 beschritt Marina Abramović einen neuen Weg in ihren Solo-Performances. Themen sind nun ihr alleiniges Arbeiten, ihre Auseinandersetzung mit ihren kulturellen, ideologischen und spirituellen Wurzeln am Balkan. Dazu kommen noch ihr Familienhintergrund und ihr Schamgefühl in Bezug auf die Gräueltaten in ihrer Heimat in den 1990ern.

Mit der Installation und Performance „Balkan Baroque“ (1997), die Marina Abramović in der kuratierten Ausstellung präsentierte, gewann sie den Goldenen Löwen als beste Künstlerin auf der Biennale von Venedig. Zuvor war ihr Konzept vom Nationenpavillon aufgrund seines schweirigen Themas abgelehnt worden.

 

New York (ab 2001)

Seit 2001 lebt Marina Abramović in New York. Mit „Seven Easy Pieces“ (2005, Solomon R. Guggenheim Museum, New York) präsentierte sich Abramović als Forscherin in der Geschichte der Performance-Kunst. An jedem Abend der sieben Tage führte sie ein bedeutendes Werk aus den 1960ern und 1970ern auf. Das Projekt stand unter der Prämisse, dass für die meisten Performances nur wenig Dokumentation vorhanden sind. Gleichzeitig lenkt sie die Aufmerksamkeit auf die Schwierigkeit eine Kunstform zu erhalten bzw. zu konservieren, die per se ephemer ist.

 

Weitere Beiträge zu Marina Abramović

  • Marina Abramović (Überblicksseite)
  • Marina Abramović. The Cleaner
  • Die zwei Herzen der Marina Abramović
  • Wien | Albertina modern: Marina Abramović (2025/26)
  • Zürich | Kunsthaus: Marina Abramović (2024/25)
  • London | Royal Academy of Arts: Marina Abramović (2023)
  • Tübingen | Kunsthalle: Marina Abramović. Jenes Selbst (2021/22)

Biografie von Marina Abramović (*30.11.1946, Belgrad)

  • 30.11.194630. November 1946: Geburt

    Marina Abramović wurde am 30. November 1946 im früheren Jugoslawien geboren. Ihre Eltern waren Vojin und Danica Abramović, zwei Partisanen aus dem Zweiten Weltkrieg. Für ihren Einsatz hatten sie den „Orden der Helden des Volkes“ erhalten. Als Marina geboren wurde, waren ihre Eltern in der Verwaltung von Titos kommunistischer Regierung beschäftigt. Bis zu ihrem 10. Geburtstag behaupteten die Elten, dass Marina am 29. November, am Staatsfeiertag Jugoslawiens, geboren sei. Da die Kleine ein krankes Kind war, lebte sie ab ihrem achten Monat bei ihrer Großmutter mütterlicherseits, Milica Rosić. Frau Rosić war religiös und spirituell, was einen tiefen Eindruck bei der jungen Abramović hinterließ.
  • 1952: Kindheit

    Nach der Geburt ihres Bruders Velimir lebte Marina Abramović bei ihren Eltern in Belgrad. Marina gefiel diese Entscheidung nicht. Die Erziehung war ihrer Mutter Danica vorbehalten, der Vater war selten zu Hause. Die Künstlerin beschreibt ihre Kindheit als kalt, gefühllos und schwierig, da ihre Mutter physische Strafen verteilte. Die Ehe ihrer Eltern war unglücklich.
  • 1953–19581953–1958: Familienleben

    Die Familie Abramović beging keine gemeinsamen Fest- oder Feiertage. Die Nähe zu Kunst und Kultur war wichtig, da ihre Mutter doch das Kunst- und Revolutionsmuseum in Belgrad leitete. Schon früh wurde Marina ermuntert, sich kreativ durch Zeichnen und Malen auszudrücken. Als sie zwölf Jahre alt war, wurde ihr zu Hause ein eigenes Atelier eingerichtet.
  • 1958–19601958–1960: frühe künstlerische Prägung

    Während ihrer Kindheit besuchten Marina Abramović und ihre Mutter gemeinsam Künstlerateliers. Seit ihrem 12. Lebensjahr begleitete sie ihre Mutter auch nach Venedig, um die Biennale zu besuchen.
  • 19601960: erste Ölfarben

    Marina Abramović erhielt auf eigenen Wunsch an ihrem 14. Geburtstag erste Ölfarben von ihrem Vater. Der Künstler Branko Filipović Filo erteilte ihr Unterricht; er war ein Freund der Familie und unterrichtete Marina auf Wunsch ihres Vaters. Bei ihrer Ausbildung entzündete er am Ende einer Séance das Gemälde „Sonnenuntergang“.
  • 19631963: Vater verließ die Familie

    Als Marina Abramović 17 Jahre alt war, verließ der Vater die Familie.
  • 1965–19701965–1970: Studium an der Belgrader Kunstakademie

    Besuch der Belgrader Kunstakademie, wo Abramović Malerei studierte und in einem akademisch realistischen Stil malte. Sie malte Serien von Motiven wie schweren Lastwagenunfällen oder abstrakten Studien von Wolken. Ihr anfänglich gegenständlicher Stil näherte sich der Abstraktion an. Bald ließ sie das Malen hinter sich, um sich der Performance und Soundarbeiten zu widmen. Abramović zog die Arbeit mit der Zeit und dem Raum sowie den direkten Kontakt zwischen Künstlerin und Publikum dem Arbeiten im Atelier vor.
  • 19681968: Hinwendung zur Performance Kunst

    Als Präsidentin der Kommunistischen Partei in der Akademie der Bildenden Künste ist Marina Abramović an Studentenprotesten gegen Wirtschaftsreformen durch Titos Regierung beteiligt. Währenddessen schloss sie sich einer Gruppe von Studierenden an, die sich mit Konzeptkunst beschäftigten. Sie besetzten das Hauptquartier der lokalen Partei und forderten, es zu einem Kunstzentrum umzuwidmen. Nachdem die Proteste endeten, traf sich die Gruppe weiterhin und diskutierte über Kunst. Dieser Einfluss ließ Abramović zwei Vorschläge für Performances zu entwickeln, die allerdings vom Belgrader Jugendzentrum abgelehnt wurden. Die Kunststudientin veröffentlichte erstmals Texte, Zeichnungen und konzeptuelle Arbeiten.
  • 19701970: Abschluss des Studiums in Belgrad

    Abschluss des Studiums an der Belgrader Kunstakademie.
  • 1970–19721970–1972: Besuch der Kunstakademie in Zagreb

    Besuch der Kunstakademie in Zagreb als Postgraduate Studentin bei dem Maler Krsto Hegedušić (1901–1975). Dort begann sie auch ihren Körper als Instrument in ihrer Kunst einzusetzen.
  • Oktober 1971Oktober 1971: erste Ausstellungsbeteiligung

    Marina Abramović kehrte nach Belgrad zurück. Teilnahme an der Ausstellung „Drangularijum“ im SKC (Studenski Kulturni Centar / Kulturhaus), der als Gegenveranstaltung zum offiziellen Oktober Salon der Regierung organisiert wurde. Abramović schuf mit „The Bridge“ eine erste, wenn auch unrealisierte Installation. Für die Soundarbeit „Sound Corridor (War)“ konstruierte sie eine Passage durch einen engen Korridor mit dem Geräusch von Maschinengewehren, eines ihrer intensivsten Frühwerk. Für „Freeing the Horizon“ übermalte sie 29 Dia-Farbabzüge und legte den Horizont im Zentrum von Belgrad frei.
  • Oktober 1971Oktober 1971: Hochzeit

    Hochzeit mit dem bedeutenden Konzeptkünstler Neša Paripović (*1942). Marina Abramović lebte weiterhin bei ihren Eltern, deren strikter Ausgangssperre ab 22:00 Uhr sie sich zu beugen hatte.
  • 19731973: „Rhythm 10“ - Abramovićs erste Performance

    Marina Abramović reiste mit einer Gruppe jugoslawischer Künstler:innen nach Schottland, wo sie am Edinburgh Festival „Rhythm 10“ performte. Sie lernte dort Joseph Beuys kennen und traf ihn noch im gleichen Jahr im Belgrader Kulturzentrum wieder. Beuys‘ Happenings beeindruckten die junge Künstlerin zutiefst. In ersten künstlerischen Performances erforschte Abramović die Leidensfähigkeit ihres Körpers und dessen Grenzen. „Rhythm 10“ im Museo d’Arte Contemporanea in der Vila Borghese, Rom: Eine Stunde lang stich sich Abramović mit 20 Messern zwischen ihre Finger und nahm das Geräusch dabei auf.
  • 19741974: „Rhythm 5“

    Für „Rhythm 2“ nahm sie zwei Medikamente, die zur Behandlung von akuter Katatonie und Schizophrenie verabreicht werden. „Rhythm 5“ im SKC: Marina Abramović baute ein Holz-Pentagramm, das sie anzündete. Nachdem sie ihre Haare und ihre Fingernägel abgeschnitten und in die Flammen geworfen hatte, legte sie sich in das freie Zentrum des Pentagramms. Dort verlor sie ihr Bewusstsein. Zwei Leute aus dem Publikum trugen sie hinaus, wodurch die Performance nach 90 Minuten abgebrochen wurde.
  • 19751975: Lernte Ulay kennen

    Auf einem internationalen Treffen von Performancekünstler:innen in Amsterdam traf Marina Abramović den deutschen Künstler Ulay (Frank Uwe Laysiepen, 1943–2020) am Tag ihres (gemeinsamen) Geburtstags. Marina Abramović wirkte an einer Aufführung von Hermann Nitsch mit. „Lips of Thomas“ in der Galerie Krinzinger, Innsbruck. „Art Must Be Beautiful, Artist Must Be Beautiful“ in Kopenhagen. Rollentausch mit einer Prostituierten in Amsterdam. In „Freeing the Body“ tanzte sie zum Rhythmus eines afrikanischen Trommlers bis zur Bewusstlosigkeit.
  • 19761976: „Relation in Space“ & Zusammenarbeit mit Ulay

    Scheidung von Paripović und Auszug aus der Wohnung ihrer Mutter. Mit „Relation in Space“ Teilnahme an der 38. Biennale von Venedig. Marina Abramović zog nach Amsterdam und begann mit ihrem Lebensgeführten Ulay zusammenzuarbeiten.
  • 19771977: „ART VITAL“ Manifest

    Abramović und Ulay schrieben das „ART VITAL“ Manifest, in dem sie ihre Werte für Kunst und Leben beschrieben. Darunter befindet sich die Forderung an keinem festen Ort zu leben, bzw. sich ständig zu bewegen. In den folgenden drei Jahren lebten und reisten sie in einem Citroën-Wohnmobil mit ihrem Hund Alba durch Europa.
  • Juni 1977Juni 1977: „Imponderabilia“

    „Imponderabilia“: Abramović und Ulay standen einander nackt im Haupteingang der Gallerie Comunale d’Arte Moderne in Bologna gegenüber (Juni). Die Besucher:innen mussten sich durchquetschen und entscheiden, wem sie sich zudrehen. Die Performance wurde nach drei Stunden von der Polizei beendet. Mit „Expansion in Space“ Teilnahme an der „Documenta 6“ in Kassel (Juni).
  • 19801980: Amsterdam

    Abramović und Ulay ließen sich in Amsterdam nieder. Mit dem Ziel, das Unbewusste zu erforschen, ließen sie sich in Hypnose ausbilden. Durch diese Arbeit fühlten sie, wie sich ihre Energie in eine dritte Existenz verband, die sie „Das Selbst“ nannten. Auf dieser Erfahrung bauen vier Performances auf, darunter „Rest Energy“:
  • August 1980August 1980: „Rest Energy“

    Im August 1980 standen Abramović und Ulay für „Rest Energy“ voreinandern, mit einem gespannten Bogen und einem vergifteten Pfeil zwischen sich. Durch ihr Körpergewicht entstand Spannung auf dem Bogen; der Pfeil war auf Marinas Herz gerichtet. Ein Mikrofon an der Brust zeichnete die verstärkten Herzschläge auf (4:10, ROSC’80, Dublin).
  • Oktober 1980Oktober 1980: Australien

    Abramović und Ulay ließen sich in Amsterdam nieder. Mit dem Ziel, das Unbewusste zu erforschen, ließen sie sich in Hypnose ausbilden. Durch diese Arbeit fühlten sie, wie sich ihre Energie in eine dritte Existenz verband, die sie „Das Selbst“ nannten. Auf dieser Erfahrung bauen vier Performances auf, darunter „Rest Energy“: Im August 1980 standen Abramović und Ulay voreinandern, mit einem gespannten Bogen und einem vergifteten Pfeil zwischen sich. Durch ihr Körpergewicht entstand Spannung auf dem Bogen; der Pfeil war auf Marinas Herz gerichtet. Ein Mikrofon an der Brust zeichnete die verstärkten Herzschläge auf (4:10, ROSC’80, Dublin, August). Im Oktober verkauften sie ihr Wohnmobil und flogen nach Australien, wo sie in der Großen Victoria-Wüste sechs Monate lang beim Stamm der Pintupi (Pitjantjatjara) in der Nähe von Alice Springs lebten. Abramović empfand diese Zeit im Outback als eine transformative Erfahrung, die ihre Perspektive auf Stille und Immaterialität veränderte. Erstmals begannen Marina Abramović und Ulay über eine Performance nachzudenken, bei der die Chinesische Mauer eine Rolle spielt.
  • 1981–19871981–1987: „Nightsea Crossing“

    „Nightsea Crossing“ bestand aus 22 Performances, die von 10:00 bis 17:00 – also während der Öffnungszeit der meisten Museen – dauerten. Dabei saßen sich Abramović und Ulay regungslos einander gegenüber. Zwischen sich ein Tisch. Das Künstlerpaar wollte, den Raum mit Energie aufladen. Die Schmerzen durch das stundenlage Sitzen war größer als vermutet. Ulay verließ mehrmals den Tisch. In Boston experimentierten sie mit einer riesigen Polaroid-Kamera.
  • 19821982: Begegnung mit dem Dalai Lama

    Teilnahme an der „documenta 7“ in Kassel mit „Nightsea Crossing“. Reise nach Bodhgaya in Indien, wo sie die Meditationstechnik Vipassana zehn Tage lang praktizierten und den Dalai Lama und dessen ältesten Meister, Kyabije Ling Rinpoche, begegneten.
  • 19831983: „Conjunction“

    4-tägige Performance von „Conjunction“ im Museum Fodor in Amsterdam gemeinsam mit dem tibetischen Lama Ngawang Soepa Lucyar und dem hochgraduierten Schamanen Charlie Taruru Tjungurrayi vom Stamm der Pintupi aus der zentralaustralischen Wüste.
  • 19841984: „The Sun and the Moon“

    Da Marina Abramović und Ulay nicht mehr in der Lage waren zu performen, bauten sie zwei Vasen in der Größe ihrer Körper. Die eine reflektiert das Licht und die andere absorbiert es: „The Sun and the Moon“ (Kunstmuseum Bern).
  • 19851985: erste Lehre

    Marina Abramović reiste nach Dharamsala in Indien. Inspiriert vom Achtsamkeitstraining in der Vipassana-Meditation, erschufen sie und Ulay ihr erstes gemeinsames Stück, „Modus Vivendi“, das sie in Bern, Arnheim und später in Baltimore aufführten. Abramović wurde eingeladen, einen zweimonatigen Kurs im Art Institute von San Francisco zu halten.
  • 19861986: China

    Gemeinsam mit Ulay machte Abramović eine erste Reise nach China und erste Vorbereitungen für den Gang auf der Chinesischen Mauer. Im Oktober performten Abramović und Ulay zum 19. Mal „Nightsea Crossing“ im Musée-Saint-Pierre in Lyon.
  • 19871987: Ende der Beziehung

    Ihre persönliche Beziehung sahen das Künstlerpaar als beendet an. Dennoch führten sie ihre Partnerschaft in der Kunst weiter.
  • 30.3..–27.6.198830 März bis 27. Juni 1988: „The Lovers. The Great Wall Walk“

    Die chinesischen Behörden erlaubten die Durchführung von „Great Wall Walk“. Marina Abramović und Ulay begannen am gegenüberliegenden Ende der Chinesischen Mauer aufeinander zu zugehen. Nach 90 Tagen trafen die beiden einander und umarmten sich als Zeichen für das Ende ihrer privaten Beziehung (30.3.-27.6.1988). Der 16-mm-Film der Performance trägt den Titel „The Lovers“. Damit trennte sich das Künstler-Paar privat wie künstlerisch nach zwölf Jahren: Sie führten einen rituellen Gang von den beiden Enden der Chinesischen Mauer aufeinander zu – und nach 2.500 Kilometern und drei Monaten gingen sie voneinander wieder weg.
  • 19881988: Haus in Amsterdam

    Abramović kehrte nach Amsterdam zurück. Sie kaufte sich ein Haus in der Binnenkant 21, das sie renovierte. Die Künstlerin schuf eine neue Serie von Werken, die durch ihren Gang auf der Chinesischen Mauer inspiriert sind.
  • 19891989: „Transitory Objects“

    Im April 1989 stellte sie in der Victoria Miro Gallery in London aus. Marina Abramović schuf nach der Trennung Soloperformances und interaktive Objekte, die sie „Transitory Objects“ nennt und von der Geologie, der chinesischen und der tibetischen Medizin beeinflusst sind. Sie integrierte in die möbelartig gestalteten Objekte Kristalle und Mineralien. Das Publikum war eingeladen, die Werke zu benutzen. In den folgenden sieben Jahren arbeitete sie an den „Transitory Objects“ und reiste mehrmals nach Brasilien, um Kristalle auszusuchen.
  • 19901990: Paris

    Im Mai 1990 wurde Marina Abramović zur Ausstellung „Modern Art Oxford“ eingeladen. Dort führte sie „Dragon Heads“ auf, ihre erste öffentliche Performance seit der Trennung von Ulay. Umzug nach Paris, Abramović behielt aber ihre Wohnung in Amsterdam.
  • 1991–19981991–1998: Lehre

    Abramović hatte eine Gastprofessur an der Universität der Kunst in Berlin, der École des Beaux Arts in Paris und an der Hochschule für Künste in Braunschweig. So verlangte von ihren Schüler:innen strenge Übungen, um deren Körper(gefühl) zu verfeinern. Diese entwickelte die Künstlerin zu „Clean the House“, einem Fünf-Tage-Workshop, weiter. Dabei verzichten die Teilnehmer:innen auf Essen oder Sprechen; die Künstlerin leitet sie durch eine Serie von langwierigen Übungen, um Fokus und Ausdauer zu trainieren.
  • 19911991: Werke

    „Waiting for an Idea“, 7-stündige Performance im Inneren der Mine Soledade in Brasilien. „Shoes for Departure – Transitory Objects for Human Use“ (Amethystobjekte)
  • 19921992: „Biography“

    Abramović arbeitete mit dem Regisseur Charles Atlas für das autobiografische Stück „Biography“ zusammen. Auf der „documenta 9“ führte Marina Abramović „Biography“ auf (Uraufführung in Madrid, danach Wien, Frankfurt und Berlin).
  • 1992–19961992–1996: Hochschule für bildende Künste Hamburg

    Abramović hatte eine Professur an der Hochschule für bildende Künste Hamburg inne.
  • 19951995: Retrospektive in Oxford

    Retrospektive im Museum of Modern Art in Oxford.
  • 19961996: Retrospektive in Gent

    Retrospektive anlässlich ihres 50. Geburtstags in Gent.
  • 19971997: „Balkan Baroque“

    Teilnahme an der 47. Biennale von Venedig, wo sie Serbien und Montenegro im jugoslawischen Pavillon repräsentieren sollte. Es reichte ein Konzept ein, in dem sie den anhaltenden Konflikt am Balkan thematisierte. Nach einer Auseinandersetzung mit dem montenegrinischen Kulturminister sagte Marina Abramović die Zusammenarbeit ab: Für ihre Installation „Balkan Baroque“ (4 Tage je 6 Stunden, Juni 1997) im Keller des italienischen Pavillons erhielt Marina Abramović den Goldenen Löwen als „Beste Künstlerin“. Lernte den italienischen Künstler Paolo Canevari (* 1963) kennen, mit dem sie eine Beziehung einging.
  • 19981998: Jugoslawienkrieg

    Marina Abramović nahm ihren Bruder und dessen Tochter in ihrem Haus in Amsterdam auf, nachdem sie dem NATO Bombardement von Belgrad entflohen waren. Sie blieben drei Jahre bei der Künstlerin.
  • 1998–20041998–2004: Hochschule für Bildende Künste Braunschweig

    Abramović war Professorin für Performance an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Zu ihren bekanntesten Studenten gehörten Sebastian Bieniek und Chiharu Shiota.
  • 20012001: „The Hero“

    Abramović schuf „The Hero“ in Andenken an ihren an Krebs verstorbenen Vater Vojin Abramović (gestorben 29. August 2000), einem Nationalhelden.
  • 20022002: New York & „The House with the Ocean View”

    Umzug nach New York (gemeinsam mit Canevari). „The House with the Ocean View” in der Sean Kelly Gallery in New York (15.–26.11.). Die Künstlerin lebte zwölf Tage lang in drei schwebenden Räumen mit Blick auf die Straße. Strenge Regeln, kein Essen, kein Lesen, kein Sprechen – aber in Energiedialog mit den Besucher:innen. Die Künstlerin ist vom Publikum durch Leitern getrennt, deren Stufen aus Messern gestaltet sind.
  • 20032003: Bessie Preis

    Erhielt den Bessie Preis in der Kategorie Performance Installation and New Media für ihre 12-tägige Performance „The House with the Ocean View“ in der Sean Kelly Gallery, New York.
  • 20042004: Ehrendoktorwürde des Art Institute

    Das Art Institute of Chicago verlieh Abramović die Ehrendoktorwürde. Sie reiste nach Belgrad, um das Videoprojekt „Balkan Erotic Epic“ zu entwickeln. Teilnahme an der Biennale 2004 im Whitney Museum of American Art in New York.
  • 20052005: „Seven Easy Pieces“

    Premiere der Performancereihe „Seven Easy Pieces“ im Solomon R. Guggenheim Museum, New York. In sieben aufeinanderfolgenden Nächten führte Marina Abramović fünf zukunftsweisende Performances der 1960er und 1970er Jahre auf bzw. rekonstruierte diese: Bruce Nauman, Vito Acconci, VALIE EXPORT, Gina Pane, Joseph Beuys und zwei Performances von Marina Abramović („Entering the Other Side“ und „Lips of Thomas“). Die Künstlerin hatte zwölf Jahre lang um die Erlaubnis der Künstler:innen gebeten, dies tun zu dürfen. Abramović erhielt dafür den Preis für die Best Exhibition of Time-based Art in 2005-06 von der United States Art Critics Association.
  • 2006–20092006–2009: Ehe mit Paolo Canevari

    Marina Abramović war mit dem italienischen Bildhauer Paolo Canevari verheirat.
  • 20072007: Tod der Mutter

    Tod ihrer Mutter Danica in Belgrad.
  • 2008: Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst

    Bundespräsident a.D. Heinz Fischer verlieh Marina Abramović das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst.
  • 20102010: „The Artist is Present“

    Die Retrospektive „The Artist is Present“ eröffnete im MoMA, New York (14.3.–31.5.2010). Die Künstlerin saß drei Monate lang (736 Stunden) stumm und regungslos in der Ausstellung und blickte 1.675 Besucher:innen in die Augen – darunter auch Ulay. Abramović zeigt sich dem Publikum gegenüber gänzlich offen und verletzlich. Die Thyssen-Bornemisza Art Contemporary koproduzierte einen Film mit dem gleichen Titel. In „Confession“ setzte sich die Performerin einem Esel gegenüber und ließ in ihren Gedanken Kindheits- und Jugenderinnerungen Revue passieren. Gründung des Marina Abramović Institute (MAI) als Plattform für Theorie und Praxis der Performancekunst. Es werden dort auch Performer:innen für lange Aufführungen/Performances ausgebildet. So gibt Abramović die von ihr entwickelten Praktiken weiter.
  • 20112011: Ehrenmitglied der Royal Academy of Arts

    Ernennung zum Ehrenmitglied der Royal Academy of Arts (Hon. RA), London.
  • 20122012: „PanoramaPublikumsPreis“

    Für den mit der Thyssen-Bornemisza Art Contemporary koproduzierten Film, erhielt Marina Abramović nach der europäischen Filmerstaufführung auf den 62. Internationalen Filmfestspielen Berlin den „PanoramaPublikumsPreis“ in der Kategorie „Dokumentarfilm“. Im selben Jahr feierte Abramovićs Opernperformance „The Life and Death of Marina Abramović“, unter der Regie von Robert Wilson, Premiere im Teatro Real in Madrid und das partizipative Projekt „The Abramović Method“ fand zum ersten Mal im PAC in Mailand statt.
  • 20132013: Ordre des Arts et Lettres

    Marina Abramović entwarf das Bühnenbild für eine Neuproduktion von „Boléro“ von Maurice Ravel für eine Inszenierung an der Pariser Garnier-Oper (Inszenierung: Sidi Larib Cherkaoui und Damien Jalet, Kostüme: Riccardo Tisci von Givenchy). Die Künstlerin wurde als Officier in den Ordre des Arts et Lettres aufgenommen.
  • 20142014: „512 Hours“

    Langzeitperformance „512 Hours“ in der Londoner Serpentine Gallery (11.6.–25.8.2014): Die Künstlerin stellte quasi sich selbst aus und lud das Publikum ein, Zeit mit ihr zu verbringen und bestimmte Aufgaben zu erledigen. Ziel war es, die eigene Präsenz im Raum besser spüren zu können. Ihre Erfahrungen und Begegnungen flossen in ein Video-Tagebuch ein.
  • 20162016: Autobiografie „Walk Through Walls”

    Marina Abramović publizierte ihre Autobiografie „Walk Through Walls”.
  • 2017–20192017–2019: Retrospektive „The Cleaner“

    Retrospektive „The Cleaner“ wurde im Moderna Museet, Stockholm, im Louisiana Museum of Modern Art in Humlebæk und im Henie Onstad Kunstcenter, Oslo, in der Bundeskusnthalle Bonn (20.4.–12.8.2018), in der Fondazione Palazzo Strozzi, Florenz (September 2019), im Centre of Contemporary Art 'Knaki Czasu', Torun, und im Museum of Contemporary Art in Belgrad präsentiert.
  • 20182018: Globe Art Award

    Am 26. April wurde Abramović der Globe Art Award verliehen.
  • 20192019: Mixed Reality Werk „The Life“

    Abramović experimentierte mit Mixed Reality Kunst (augmented reality), indem sie digitale Elemente und die physische Welt miteinander verband. Dies führte zum Werk „The Life“, das in der Serpentine Gallery in London aufgeführt wurde (19.–24.2.2019, 19 Minuten). Christie's verkaufte es als das erste Mixed Reality Werk im Oktober 2020.
  • 20202020: „7 Deaths of Maria Callas“

    Im September 2020 feierte „7 Deaths of Maria Callas“ Premiere an der Bayerischen Staatsoper in München. Abramović schuf ein Film- und Opernprojekt mit Kostümen von Riccardo Tisci. Die Protagonist:innen sind Abramović und Willem Dafoe. In den folgenden drei Jahren war die Oper an der Opéra Garnier, Paris, der Griechischen Nationaloper, Athen, der Deutschen Oper in Berlin, dem Teatro di San Carlo in Neapel, im Le Carré Theatre in Amsterdam, dem Gran Theatre del Liceu un Barcleona und der English national Opera in London zu sehen.
  • 20232023: Commander

    Marina Abramović wurde zum Commandeur des Ordre des Arts et des Lettres in Frankreich erhoben.
  • 20242024: Sonning Prize

    Im April 2024 wurde Abramović von der Universität Kopenhagen mit dem Sonning Prize, dem bedeutendsten Kulturpreis in Dänemark, ausgezeichnet.
  • 20252025: Praemium Imperiale

    Abramovic erhielt den Praemium Imperiale (Juli). Ausstellung in der Albertina Modern (statt Kunstforum) in Wien.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.
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