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Constantin Brâncuşi: Biografie Lebenslauf des rumänisch-französischen Bildhauers

Constantin Brâncuşi (1876–1957): Alle wichtigen Informationen zu Kindheit, Ausbildung, Paris, die Avantgarde, wichtigste Werke, Biografie. Mit einem tabellarischen Lebenslauf des rumönisch-französischen Bildhauers.

Constantin Brâncuşi (1876–1957) war ein rumänisch-französischer Bildhauer und Objektkünstler, dessen abstrahierte und abstrakte Skulpturen im frühen 20. Jahrhundert die Lösung von der repräsentativen Darstellung des menschlichen Körpers einleitete. Brâncuşis Werke zählen zu den bekanntesten und beliebtesten Kunstwerken der Klassischen Moderne in Paris.

Kindheit und Ausbildung

Constantin Brâncuşi wurde am 19. Februar 1876 in Hobiţa, Rumänien, als Sohn der wohlhabenden Bauern Nicolae und Maria Brâncuși geboren. Nach dem Besuch der Grundschule in Peștișani (1884–1887) lief Brâncuşi lief von zuhause weg – nach Slatina und dann Craiova. Dort arbeitete er als Servierkraft in einem Bahnbuffet und Färber.

Das Studium an der Kunstgewerbeschule in Craiova (Şcoala de arte și Meserii, 1894–1898), wo er dekorative Malerei und Skulptur belegte, schloss Brâncuşi mit dem Diplom in Skulptur ab. Danach studiert er zwischen 1898 und 1902 an der Kunstakademie in Bukarest (Scoala Naţională de Art Frumoase), das er mit zwei Bronzemedaillen und mehreren ehrenvollen Erwähnungen sowohl in Praxis wie Theorie (Anatomie, Perspektive, Ästhetik und Kunstgeschichte) abschloss.

Nach dem Diplom erhielt Brâncuşi 1902 das Recht, seine Studien im Atelier der Akademie fortzusetzen. Am 1. April wurde er zum Militärdienst einberufen, musste aber nur ein Jahr anstelle der üblichen drei Jahre Dienst tun: Das verbrachte er mit Hilfe eines Freundes im Kranken- und Sonderurlaub. In der Folge entschloss sich der rumänische Bildhauer, nach Paris zu übersiedeln.

Brâncuşi in Paris

Am 14. Juli 1904 erreichte Brâncuşi nach mehrmonatigem Fußmarsch über Wien, München und Langres Paris. Nach bestandener Aufnahmeprüfung am 23. Juni 1905 und durch Vermittlung des Staatsrates sowie eines rumänischen Gesandten erhielt er eine Studienerlaubnis an der École nationale supérieure des beaux-arts in Paris, an der er bis 1907 in der Bildhauerklasse bei Antonin Mercié (1845−1916) studierte.

Mit „L’Enfant (Das Kind)“ und „L’Orgeuil (Der Stolz)“ nahm Brâncuşi 1906erstmals am Salon der Societé nationale des beaux-arts sowie am Salon d’Automne teil. In diesem Jahr traf Constantin Brâncuşi auch erstmals Auguste Rodin persönlich. Im folgenden Jahr arbeitete Constantin Brâncuşi ein Monat lang für Rodin. Legendär ist sein Resümee, warum er diese Tätigkeit niederlegen musste: „Unter einem so großen Baum kann nichts wachsen.“

Im März 1908 fand Constantin Brâncuşi ein Atelier in der Rue du Montparnasse Nr. 54; Edward Steichen war einer seiner Nachbarn. Er hatte den Auftrag von der Witwe für den Friedhof Dumbrava in Buzău, Rumänien, ein Friedhofsdenkmal für Petro Stanescu zu fertigen. Brâncuşi plante einen zwei Meter hohen Sockel für die Büste des Verstorbenen. Das Atelier nutzte Brancusi bis zum 10. Oktober 1916.

Baronin Renée Frachon, der Constantin Brâncuşi 1908 zum ersten Mal begegnete, wurde zum ersten berühmten Modell des Bildhauers. Sie stand ihm zwischen dem 1. Januar 1908 bis in das Jahr 1910 in mehreren Sitzungen für die Skulpturen „La Muse endormie I (Die schlummernde Muse I)“ und „La Baronne R. F. (Die Baronin R. F.)“ Modell. Constantin Brâncuşi schloss in diesem Jahr enge Freundschaften mit Henri Matisse und Fernand Léger, Marcel Duchamp, Henri RousseauAlexander Archipenko sowie Amedeo Modigliani.

Die wichtigsten Werke von Constantin Brâncuşi entstanden um 1910: „Le Baiser (Der Kuss)“ (1909), „Mlle Pogany“ (1912/13). Zu den wichtigsten Einflüssen auf Brâncuşi zählte ein Besuch der Luftfahrtschau im Pariser Grand Palais 1912, wo er die Schönheit eines Propellers bewunderte.

Der Teilnahme an der Armory Show in New York (17.2.–15.3.1913) folgte 1914 Brâncuşis erste Einzelausstellung in der Galerie 291 von Alfred Stieglitz. Mit der Aufstellung der „Endlosen Säule“ 1920 konnte sich Brâncuşi selbst ein Denkmal errichten. Im Jahr 1927 wählte daher der US-amerikanische Bildhauer Isamu Noguchi Brâncuşi als seinen Lehrer.

Kriegerdenkmal in Târgu Jiu in Andenken an die Rumänen, die den Ort vor den Mittelmächten verteidigten: „Tisch der Stille“, „Tor des Kusses“ und „Endlose Säule“ (1937/1938). Das Ensemble von Târgu Jiu markiert den Höhepunkt in Brâncuşis Karriere. In den folgenden 19 Jahren schuf der Bildhauer weniger als 15 Kunstwerke, mit denen er vor allem frühere Themen überarbeitete. Als er immer berühmter wurde, zog er sich immer mehr von der Öffentlichkeit zurück.

Tod und Nachruhm

Das Life Magazine berichtete 1956 über Constantin Brâncuşi:

„Brâncuși trägt einen weißen Pyjama und eine gelbe gnomartige Haube und schleicht in seinem Atelier herum, wo er sorgsam um seine stillen Gäste von Fisch Vögeln, Köpfen und unendlichen Säulen, die er geschaffen hat, schleicht und sich mit ihnen unterhält.“

Der Bildhauer Constantin Brâncuşi starb am 16. März 1957 in Paris. Er wurde am Cimetière du Montparnasse bestattet und vermachte sein Atelier dem Musée National d'Art Moderne in Paris.

Ehefrau

Constantin Brâncuşi war nicht verheiratet.

Freundinnen

  • Margit Pogány, Malerin
  • Vera Moore (1896–1997): Konzertpianistin, Bekanntschaft seit 1931.

Kinder

  • Vera Moore brachte 1934 den Sohn John Moore zur Welt, den Constantin Brâncuși allerdings nie als seinen Sohn anerkannte.

Beiträge zu Constantin Brâncuși

Biografie von Constantin Brâncuşi (1876–1957)

  • 19. Februar 1876

    Am 19. Februar 1876 wurde Constantin Brâncuşi in Hobiţa, Rumänien, als Sohn der Bauern Nicolae und Maria Brâncuși geboren.
  • 1884–1887

    Besuch der Grundschule in Peștișani
  • Ende März 1887

    Constantin Brâncuşi lief von zuhause weg nach Târgu Jiu. Hier arbeitete er einige Monate lang bei einem Färber namens Moscu, bei dem er lernte, mit Pflanzenfarben umzugehen und Wolle für die Teppichherstellung zu färben.
  • 1888

    Brâncuşi verließ die Stadt und lebte einige Zeit in Peștișani bei seinem Halbbruder Neneal Ion, der eine Schankwirtschaft betrieb.
  • 1889

    Umzug nach Craiova. Dort arbeitete er in einem Bahnbuffet. September 1892 Umzug nach Slatina
  • 1894–1898

    Studium an der Kunstgewerbeschule in Craiova (Şcoala de arte și Meserii): dekorative Malerei und Skulptur; Abschluss mit dem Diplom in Skulptur.
  • 1898–1902

    Studium an der Kunstakademie in Bukarest (Scoala Naţională de Art Frumoase), das er mit zwei Bronzemedaillen und mehreren ehrenvollen Erwähnungen sowohl in Praxis wie Theorie (Anatomie, Perspektive, Ästhetik und Kunstgeschichte) abschloss.
  • 1898/99

    Brâncuşi wurde vom Militärdienst zurückgestellt und musste1899 zwei Mal den Nachweis eines Studiums erbringen.
  • 1900

    Brâncuşi modellierte einen „Laokoon“ in Ton und führte die Figur als Gips aus.
  • 1901

    Der angehende Bildhauer reagierte noch immer nicht auf seine Einberufung und wurde zum Dienstpflichtverweigerer erklärt.
  • 1902

    Diplom mit dem Recht, seine Studien im Atelier der Akademie fortzusetzen. Am 1. April wurde Brâncuşi einberufen, musste aber nur ein Jahr anstelle der üblichen drei Jahre Dienst tun: Das verbrachte er mit Hilfe eines Freundes im Kranken- und Sonderurlaub. Der Vater des Malers Jean Alexandru Steriadi, ein Verwaltungsbeamter, legte ein gutes Wort für ihn ein.
  • 1903

    Brâncuşi entwarf ein Denkmal des Arztes und Generals Carol Davila in Gips, das einige Jahre später in Bronze gegossen und vor dem Militärhospital in Bukarest aufgestellt wurde. Noch im gleichen Jahr brach er nach Paris auf.
  • 14. Juli 1904: Paris

    Am 14. Juli erreichte Constantin Brâncuşi nach mehrmonatigem Fußmarsch über Wien, München und Langres Paris.
  • 1905

    Nach bestandener Aufnahmeprüfung am 23. Juni und durch Vermittlung des Staatsrates sowie eines rumänischen Gesandten erhielt er eine Studienerlaubnis an der École nationale supérieure des beaux-arts in Paris, an der er bis 1907 in der Bildhauerklasse bei Antonin Mercié (1845−1916) studierte.
  • 1906

    Erste Beteiligung im Salon der Societé nationale des beaux-arts sowie im Salon d’Automne mit „L’Enfant (Das Kind)“ und „L’Orgeuil (Der Stolz)“. Constantin Brâncuşi traf Auguste Rodin im Salon der Societé nationale des beaux-arts, wo dieser „L’Homme qui marche [Der Schreitende]“ (1878) ausstellte.
  • 1907

    Constantin Brâncuşi arbeitete im Frühjahr ein Monat lang für Rodin. Werk: „Le Baiser [Der Kuss]“
  • 1908: Atelier

    Im März fand er ein Atelier in der Rue du Montparnasse Nr. 54, um ein Friedhofsdenkmal für Petro Stanescu zu fertigen, das von dessen Witwe für den Friedhof Dumbrava in Buzău, Rumänien, in Auftrag gegeben wurde. Brâncuşi plante einen zwei Meter hohen Sockel für die Büste des Verstorbenen. Edward Steichen war einer seiner Nachbarn. Das Atelier nutzte Brancusi bis zum 10. Oktober 1916.
  • 1908: Begegnung mit Baronin Renée Frachon

    Begegnung mit Baronin Renée Frachon, die ihm zwischen dem 1. Januar 1908 bis in das Jahr 1910 in mehreren Sitzungen für die Skulpturen „La Muse endormie I (Die schlummernde Muse I)“ und „La Baronne R. F. (Die Baronin R. F.)“ Modell stand. Constantin Brâncuşi schloss enge Freundschaften mit Henri Matisse und Fernand Léger, Marcel Duchamp, Henri Rousseau, Alexander Archipenko sowie Amedeo Modigliani.
  • 1909

    „Portrait [Femme se regardant dans un miroir]“ oder „Madame P. D. K.“ (verschollene Marmorskulptur), „Le Baiser [Der Kuss]“ (Stein), „La Muse endormie I [Die schlummernde Muse I]“ (Marmor, Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Washington)
  • 1910

    Constantin Brâncuşi traf Margit Pogány, eine ungarische Malerin, die er porträtierte und mit der er eine Affäre hatte.
  • 1911

    Die Auftragsarbeit „Le Baiser (Der Kuss)“ wurde auf dem Grab von Tanioucha Rashewskaia, die sich aufgrund einer unglücklichen Ehe das Leben genommen hatte, aufgestellt. Werk: „Maïastra“ (Tate Gallery, London)
  • 1912

    Am 15. Mai bezog Brâncuși ein zweites Atelier in der Rue de Montparnasse Nr. 47. Mit Fernand Léger und Marcel Duchamp besuchte er im Herbst des Jahres die Luftfahrtschau im Pariser Grand Palais, wo Brâncuși vor einem Propeller voller Bewunderung ausrief: „Das ist eine Skulptur! Von nun an darf keine Skulptur dieser nachstehen.“ Die Schönheit der industriell gefertigten Maschinen beschäftigt ihn seither. Werk: „Mademoiselle Pogány“ (Gips, Philadelphia Museum of Art), „Maïastra“ (Bronze, poliert)
  • 1913

    Constantin Brâncuși nahm an der Armory Show in New York teil (17.2.–15.3.1913), gefolgt von Chicago und Boston: Brâncuși war mit vier Skulpturen beteiligt: „Une Muse (Eine Muse)“ (1912, Marmor), „La Muse endormie I (Die schlummernde Muse I)“ (1909, Marmor), „Mademoiselle Pogány I“ (1913, vier Bronzefassungen) und „Le Baiser (Der Kuss)“ (1912, Stein).
  • 1914

    Erste Einzelausstellung in der Galerie 291 von Alfred Stieglitz. Constantin Brâncuși blieb nach Kriegsausbruch in Paris und unterstützte die Truppen durch Sammeln von Wolle und Bereitstellung seines Ateliers für das Rote Kreuz.
  • 1915

    Der Bildhauer verweigerte den Kriegsdienst und wurde 1917 davon befreit. Werk: „Le Nouveau-Né I [Der Neugeborene I]“ (Marmor)
  • 1916

    „Princesse X” und Studie zum „Portrait de Mme Meyer [Porträt Mrs. Meyer]“ (beide Musée National d’Art Moderne, Paris)
  • 1919

    „Mademoiselle Pogány II“ (1919, geäderter Marmor, Steinsockel und drei Holzsockeln, Sammlung Ronald S. Lauder), „L’Oiseau d’or [Der goldene Vogel]“ (Art Institute of Chicago)
  • 1920

    Teilnahme am Salon des Indépendants unter der Leitung von Paul Signac mit „L’Oiseau d’or“ (1919) – seine „Princesse X“ (1916) war abgelehnt worden, nachdem Matisse ausgerufen hatte, „Seht mal, ein Phallus.“; „La Colonne sans fin [Die endlose Säule]“ (alte Eiche, Musée National d’Art Moderne, Atelier Brancusi, Paris)
  • 1921

    Reise nach Mailand, Neapel, Rumänien, Prag und Belgien (25.5.-21.6.).
  • 1922

    Begegnung mit Man Ray, der über Brancusis Unzufriedenheit mit den fotografischen Reproduktionen seiner Skulpturen berichtet. Brâncuși reiste mit der irisch-amerikanischen Schönheit Eileen Lane, die der Bildhauer als seine Tochter einführte, nach Rumänien und besuchte mit ihr den Skiort Sinaia sowie Peștișani, wo er das mögliche Projekt im Hinblick auf die Errichtung für ein Kriegsdenkmal in Târgu Jiu in Angriff nahm und die Steinbrüche der Umgebung besuchte. Die Heimreise führte zurück mit Aufenthalten in Rom und Marseille. Im folgenden Jahr entstand eine Skulptur, die Eileens Namen trägt.
  • 1923

    Im Oktober kam der irisch-amerikanische Rechtsanwalt und Kunstsammler John Quinn für etwa zwei Wochen inkognito nach Paris. Quinn hatte auf der Armory Show die Werke Brâncușis kennengelernt und erwarb bis zu seinem Tod im folgenden Jahr viele seiner Werke. Bei einem Golfspiel in Fontainebleau ließ Quinn den Künstler gewinnen, obgleich dieser nie zuvor einen Schläger in der Hand gehabt hatte. Den Gewinn, ein Set neuer Golfschläger, präsentierte Brâncuși noch jahrelang stolz an der Wand seines Ateliers. Werk: „L’Oiseau dans l’espace [Der Vogel im Raum]“ (Museum of Modern Art, New York)
  • 1924

    Tod von John Quinn (Juli). Marcel Duchamp erwarb zusammen mit Henri-Pierre Roché und auf Wunsch Brâncușis aus Quinns Nachlass 29 Skulpturen des Künstlers, um zu vermeiden, dass nach einem zu großen Angebot der Marktpreis fallen würde. In einer Ausstellung der Brummer Gallery in New York verkaufte er einige Werke. Ford Madox Ford publizierte in der Zeitschrift „Transatlantic Review“ 64 Tafelabbildungen und ein Gedicht Brâncușis. Den Sommer verbrachte der Bildhauer in Saint Raphaël, wo er am Strand aus angeschwemmten Korkeichenstämmen die Skulptur „Le Crocodile [Das Krokodil]“, einen „Krokodilstempel“, schuf.
  • 1925

    In der Zeitschrift „This Quarter“ (Paris, hg. v. Ernest Walsh, Ethel Moorhead) lag das „Art Supplement“ mit einer Folge von 46 Fotoreproduktionen Brâncușis, bestehend aus 37 datierten Aufnahmen von Werken, vier Porträts des Bildhauers und fünf Zeichnungen, bei. Vorangestellt waren neun Aphorismen Brâncușis.
  • 1926

    Kurz vor seiner Abreise nach New York erhielt Brâncuși eine Einladung zur Eröffnung einer Ausstellung am 7. Januar im Art Center zur Erinnerung an John Quinn, der im Juli 1924 verstorben war. Er konnte sie jedoch nicht wahrnehmen, da er erst am 28. Januar mit dem Schiff in New York ankam.
  • 28 Januar – 22. März 1926: Aufenthalt in New York

    Constantin Brâncuși besuchte New York, da zwei Ausstellungen in der Wildenstein Gallery stattfanden: die „Exhibition of Trinational Art, French, British, American“, auf der er die vier Werke „Torse [Torso]“, „L’Oiseau [Der Vogel]“ und zwei Skulpturen der „Figure [Figur]“ ausstellte. Zweite Einzelausstellung seiner Werke (16.2.–3.3.1926). Während dieses Aufenthalts machte er in den Wildenstein Galleries Bekanntschaft mit dem amerikanischen Architekten William Lescaze und erhielt eine Einladung von Béatrice Wood, einer Freundin Marcel Duchamps und Henri-Pierre Rochés.
  • 1926

    Reise nach Antwerpen (Belgien), wo die Gruppenausstellung „L’Art francais moderne“ stattfand (Mai). Die Zeitschrift „De Stijl“ veröffentlichte in ihrer Nummer 77 eine Abbildung von „Negresse blonde {Blonde Negerin]“. Da Eugène Meyer den Wunsch im Juni den Wunsch äußerte, die Skulptur „L’Oiseau dans l’espace [Der Vogel im Raum]“ für 4.000 Dollar vom Bildhauer zu erwerben, brachte Brâncuși diese selbst nach New York. Im November war ihm eine Ausstellung in der Brummer Gallery gewidmet. Brâncuși wurde an der amerikanischen Zollkontrolle mit dem Hinweis aufgehalten, dass es sich um ein Stück Metall handelte, das steuerpflichtig wäre. Brâncuși konterte, dass es ein Kunstwerk sei und als solches nicht versteuert werden müsste. In der Folge fand ein langwieriger Prozess um die Skulptur statt, bei dem es um ebendiese Frage ging. Das Gericht entschied 1928, für den Kunstwert der „Vogels“.
  • 1927–1929: Isamu Noguchi arbeitete als Assistent von Brâncuși

    Der amerikanisch-japanische Bildhauer Isamu Noguchi arbeitete als Assistent in Brâncușis Pariser Atelier und wurde von dessen Werk reduzierter Formen inspiriert. In einem Aufsatz über seine Begegnungen mit dem Bildhauer berichtete Noguchi, welchen Wert Brâncuși darauf legte, dass jedes Werkzeug zweckentsprechend und mit Ehrfurcht und Geduld zu behandeln wäre. Die Äxte und die fast 1,5 Meter lange Säge mussten immer so gut geschliffen sein, dass sie quasi durch ihr Eigengewicht in das Holz einzudringen vermochten.
  • Dezember 1927

    Die Zeitschrift „De Stijl“ veröffentlichte drei Fotografien von Brâncușis Werken: „Princesse [Prinzessin]“, „Sculpture pour aveugles [Skulptur für Blinde]“ und eine Fotografie des Künstlers.
  • 1929

    James Joyce, der von John Quinn und Ezra Pound auf Brâncuși hingewiesen worden war, besuchte den Bildhauer in dessen Atelier und bat um eine Porträtzeichnung für eine Buchpublikation. Nachdem Brâncuși mehrere Skizzen angefertigt hatte, wählte der Schriftsteller drei aus: eine Profilzeichnung, eine weitere in Frontansicht sowie eine abstrakte Zeichnung mit einer Spirale und drei Vertikalen. Diese Zeichnungen wurden später auf dem Schutzumschlag des Joyce-Werkes „Tales Told of Shem and Shaun“, eines Kapitels des in Entstehung befindlichen Romans Finnegans Wake, abgedruckt.
  • 1930

    Brâncuși unterzeichnete zwei Mietverträge (11.2.) für ein mittelgroßes Atelier und für ein weitere Atelier im Ruche des Arts [Bienenkorb der Künste], gegründet 1902 von Alfred Boucher.
  • 1931

    Bekanntschaft mit der aus Neuseeland stammenden Konzertpianistin Vera Moore (1896–1997). Werk: „Mademoiselle Pogany III“ (weißer Marmor, Steinsockel, Philadelphia Museum of Art)
  • 1933

    „Mademoiselle Pogany III“ (polierte Bronze, Steinsockel auf Holzsockel)
  • 1934

    Vera Moore brachte den Sohn John Moore zur Welt, den Constantin Brâncuși allerdings nie als seinen Sohn anerkannte.
  • 1936

    Constantin Brâncuși erhielt einen Auftrag des Maharadschas von Indore, der für den „Temple de la Délivrance [Tempel der Befreiung]“ die Bronze „Vogel im Raum“ erworben hatte.
  • 1937

    Für den rumänischen Pavillon auf der Weltausstellung 1937 in Paris war Constantin Brâncuși mit „L’Oiselet [Das Vögelchen]“ (1929) vertreten. Eine zunächst vorgesehene „Colonne sans fin [Endlose Säule]“ im Garten des Pavillons wurde aus Zeitgründen verworfen.
  • Juni–September und November 1937

    Constantin Brâncuși arbeitete am Kriegerdenkmal in Târgu Jiu in Andenken an die Rumänen, die den Ort vor den Mittelmächten verteidigten: „La Table du silence (Tisch der Stille)“, „La Porte du baiser (Tor des Kusses)“ und „Colonne sans fin (Endlose Säule)“.
  • Anfang 1938: Reise nach Indien und Ägypten

    Anfang des Jahres reiste Brâncuși über Bombay nach Indore, um am „Temple de la Délivrance“ zu arbeiten, traf den Maharadscha jedoch nicht an. Er wurde von einem Würdenträger empfangen und konnte im Palast wohnen. Mit dem zur Verfügung gestellten Auto und Chauffeur besichtigte der Bildhauer das Land. Außerdem reinigte er die Skulpturen, die der Maharadscha in seinem Atelier gekauft hatte. Zu einer Fertigstellung des Tempels sollte es durch den Tod des Maharadschas nicht mehr kommen. Am 27. Januar 1939 reiste Brâncuși mit demselben Schiff, mit dem er gekommen war, wieder ab und befand sich am 3. Februar in Suez, um von dort nach Kairo zu reisen und die Museen der Stadt sowie die Sphinx und die Pyramiden von Gizeh zu besichtigen.
  • Mitte April 1939

    Reise nach New York, um an der Ausstellung „Art In Our Time“ im Museum of Modern Art teilzunehmen (19.4.). Ab Oktober Präsentation von Constantin Brâncușis Werken im MoMA: die Plastik „Le Miracle (Le Phoque)“, auf Deutsch „Das Wunder [Der Seehund]“, von 1936 wurde in der Ausstellung vorgestellt. Zu den zwei Steinsockeln gehört ein Motor mit Transformator und ein Kugellager, die das Werk langsam drehen. Teilnahme an einer von Yvonne Zervos, die Frau von Christian Zervos, organisierten Ausstellung in der Galerie Mai: Brâncuși, Hans Arp, Jorge González-Camarena, Paul Klee und Henri Laurens (Ende des Jahres).
  • 1941

    Brâncuși mietete sich ein mittelgroßes fünftes Atelier (Juli). Während des Kriegs nahm er nur Sauermilch, selbstgemachten Topfen (Quark), Sauerkraut (Sauerkohl) und Polenta zu sich. Um seinen beträchtlichen Tabakkonsum abdecken zu können, kaufte sich der Bildhauer Tabakpflanzen auf dem Blumenmarkt, die er an seinem Atelierfenster weiterzog.
  • 1943

    Brâncuși schuf die Marmorskulpturen „La Tortue [Die Schildkröte]“ (Solomon R. Guggenheim Museum) und eine neue Version von „Le Phoque [Der Seehund]“ (Musée National d’Art Moderne, Paris) in blaugrauem Marmor. Auf zwei aufeinanderliegenden Steinsockeln steht das Werk. Mit Hilfe eines Motors dreht sich das Objekt langsam.
  • 1947

    Das Musée National d’Art Moderne erwarb „Die Schildkröte“. Das rumänische Malerehepaar Natalia Dumitresco und Alexandre Istrati kamen mit einem Stipendium der französischen Regierung aus Rumänien nach Paris. Gleich nach seiner Ankunft begegnete Constantin Brâncuşi dem Paar. Er bat Dumitresco und Istrati, bei ihm zu bleiben und ihm bei seiner Arbeit zu helfen. Mit zwei von Peggy Guggenheim zur Verfügung gestellten Werken Teilnahme an der 24. Biennale von Venedig (Sommer): „Maïastra“ (1912) und „L’Oiseau dans l’espace [Der Vogel im Raum]“ (1940). Der Fotograf Willy Maywald besuchte Constantin Brâncuşi in dessen Atelier für eine Fotoreportage in der Zeitschrift „Architecture d’aujourd’hui [Architektur heute]“.
  • 1950

    Constantin Brâncuși begrüßte die Präsentation der Privatsammlung von Walter und Louise Arensberg. Nach gescheiterten Verhandlungen mit diversen Museen sollte die Sammlung als Schenkung offiziell am 27. Dezember dem Philadelphia Museum of Art übergeben werden. Der Brâncuși gewidmete Flügel des Museums war ein großzügig angelegter Saal; in einem Nebensaal stand die Büste von „Mademoiselle Pogány“ aus geädertem Marmor, daneben „Die Badenden“ von Cézanne und ein Gemälde van Goghs.
  • 1951

    Brâncuşi beantragte die französische Staatsbürgerschaft. Dabei wurde er von den beiden Töchtern Jules Supervielles‘ unterstützt. Auch das Musée National d’Art Moderne sprach sich für den Künstler aus.
  • 1952

    Constantin Brâncuşi erhielt am 13. Juni 1952 die französische Staatsbürgerschaft. Am 9. Oktober konnte er sich an der Polizeipräfektur den auf ihn ausgestellten Personalausweis abholen.
  • 1954

    Tod der ungarischen Malerin und Freundin Margit Pogány in Australien (31.12.), die durch sein Skulpturenporträt „Mademoiselle Pogány“ berühmt geworden war.
  • 1955

    Im Januar zog sich Brâncuși bei einem Sturz einen Oberschenkelhalsbruch zu. Nach einer langwierigen stationären Behandlung im Krankenhaus, bei der er 30 Eingriffe, fünf Röntgenuntersuchungen und 14 Laboruntersuchungen über sich hatte ergehen lassen müssen, konnte er am 3. Mai 1955 das Krankenhaus wieder verlassen. In den folgenden zwei Jahren war der Bildhauer nur mehr unsicher auf seinen Beinen, weshalb er mehrfach stürzte. Brâncuși belastete sein Zustand schwer und er behauptete: „Das war schon immer meine Schwäche, das hat mit meinem Sternzeichen zu tun, ich bin Fisch.“ Zu dieser Zeit bekam er ein Prostataleiden und ein Ekzem. Da er nicht an die traditionelle Medizin glaubte, nahm er seine vom Arzt verschriebenen Medikamente nicht ein. Das Guggenheim Museum und das Philadelphia Museum präsentierten „Die Schildkröte“ verkehrt.
  • 1956

    Constantin Brâncuşi fiel eine Treppe herab (April). Das Life Magazine berichtete über Constantin Brâncuşi: „Brâncuși trägt einen weißen Pyjama und eine gelbe gnomartige Haube und schleicht in seinem Atelier herum, wo er sorgsam um seine stillen Gäste von Fisch Vögeln, Köpfen und unendlichen Säulen, die er geschaffen hat, schleicht und sich mit ihnen unterhält.“
  • 16. März 1957: Tod in Paris

    Constantin Brâncuşi starb am 16. März 1957 in Paris. Er wurde am Cimetière du Montparnasse bestattet. Brâncuși setzte Natalia Dumitresco und Alexandre Istrati in seinem Testament als Universalerben ein. Er vermachte sein Atelier samt dessen gesamtem Inventar dem Musée National d'Art Moderne in Paris.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.