Dem malenden „Zöllner“ Henri Rousseau (Laval 21.5.1844–2.9.1910 Paris) und seinem Einfluss auf die internationale Avantgarde widmen die Fondazione Musei Civici di Venezia, unterstützt durch das Musée d’Orsay und das Musée de l’Orangerie, beide Paris, eine groß angelegte Ausstellung im Palazzo Ducale. Als Autodidakt und anfänglicher Freizeitmaler revolutionierte Rousseau die Kunst des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Heute ist er für seine Urwaldbilder und Traumlandschaften berühmt. Bereits zu seinen Lebzeiten entzog sich sein Werk jedoch einer einfachen Kategorisierung und provozierte jedes Jahr im juryfreien Salon der Unabhängigen Gelächter. Als „artist’s artist“ wurde er zwar von Paul Cézanne, Paul Gauguin, Odilon Redon, Pablo Picasso, Apollinaire, Jarry, Léger, Robert Delaunay, Wassily Kandinsky (→ Klee & Kandinsky) und Frida Kahlo hoch geschätzt und gesammelt, auf die öffentlicher Anerkennung im Pariser Salon musste er jedoch lange warten.
Italien / Venedig: Palazzo Ducale, Appartamento del Doge
6.3. – 5.7.2015
Frankreich / Paris: Musée d'Orsay
22.3. – 17.7.2016
Tschechische Republik / Prag: Palais Kinsky
15.9.2016 – 15.1.2017
Henri Rousseau war 1844 in Laval geboren worden und arbeitete in der Zollverwaltung von Paris. Er dürfte sich ab 1872 mit dem Malen beschäftigt haben, stellte erstmals 1885 am jurylosen „Salon des Refusés“ zwei Gemälde aus und erntete dafür nur einen Lacherfolg. Zu außergewöhnlich erschien seinen Zeitgenoss_innen die Naivität seiner Gemälde, auch wenn sich so manche_r an Meister der italienischen Vorrenaissance erinnert fühlte. Während Georges Seurat ein Jahr später mit seinem „Sonntagnachmittag auf der Insel La Grande Jatte“ (1886) als Anführer der neuen Bewegung des Pointillismus diskutiert wurde (→ Georges Seurat, Erfinder des Pointillismus), erschienen Rousseaus introvertierte Bemühungen wie Grotesken.
Nachdem sich Rousseau 1893 frühzeitig hatte pensionieren lassen, widmete er sich ausschließlich der Malerei, komponierte Walzer und schrieb skurrile Theatertexte. Obwohl er den Dschungel nie gesehen hatte, entstanden in seinem Atelier am Montparnasse die traumhaftesten Kompositionen voller exotischer Tiere, Pflanzen und Menschen. Die Vorbilder für diese Bildideen kopierte er mit Hilfe eines Pantografen, eines technischen Gerätes für die Übertragung von Zeichnungen in verschiedenen Maßstäben. Daher wirken viele Bildgegenstände und Motive wie collagiert oder „eingeklebt“, was die Avantgarde um 1900 und 1910 besonders an seinen naiv wirkenden Kompositionen faszinierte.
Ausgangspunkt für Rousseaus Gemälde ist die Zeichnung, die er mit leuchtenden Lokalfarben „ausmalte“ und so die Bildfläche in seinen Kompositionen zusätzlich betonte. Dieser Stil wurde von den Zeitgenossen als völlig neuartig empfunden, ließ sich der ab 1885 ausstellende Künstler doch weder zu den von ihn bewunderten Salonmalern, noch zu den Impressionisten, Symbolisten oder gar Post-Impressionisten zuordnen. Klare Farbflächen, ein spannungsvolles Verhältnis von Raum und Fläche, eine gewisse Monumentalität der Figuren, große Sorgfalt in der Wiedergabe von Details – all das sind formale Eigenheiten von Henri Rousseaus Kunst, die mit keiner Kunstrichtung des späten 19. Jahrhunderts korrelierten, dafür aber die Avantgardistinnen und Avantgardisten interessierten.
„Ich-Selbst, Porträt-Landschaft“ (1889–1890) gilt als Manifest seiner Malerei. Henri Rousseau stellt sich selbst mit Pinsel und Palette frontal, fast hieratisch vor die Betrachter_innen. Rousseau betonte die Fläche, arbeitete mit leuchtenden Farben. Das Licht ist kalt, kein Schatten und auch keine atmosphärischen Werte interessierten ihn. Alle Formen wurden von ihm konturiert und die Größe der Bildgegenstände nach ihrer Bedeutung in der Komposition verteilt. Diese Art des Malens behielt der Künstler zwischen 1885 und 1910, seinem Todesjahr, unverändert bei. Weitere Porträts seiner Künstlerfreunde - Louis Anquetin, der Schauspieler Samary, Charles Filiger, Félix Vallotton – belegen die enge, wenn auch manchmal zwiespältige Verbindung mit der jüngeren Generation an Malern. Félix Vallotton zählte zu den ersten Verteidigern von Rousseaus Kunst und meinte 1891 anlässlich des 7. „Salon des Indépendans“: „C’est l’alpha et l’oméga de la peinture“. Dass damit auch die „Geburt“ der europäischen Ölmalerei in der Renaissance gemeint sein kann, zeigt der Vergleich mit Jan Van Scorels „Bildnis eines Ehrenmannes“.
Die Annahme, dass Henri Rousseau nur ein naiver, sprich ungelernter Maler gewesen sei, der aufgrund seiner mangelnden Ausbildung zu seiner radikalen Bildsprache gekommen sei, wird gleich zu Beginn der Ausstellung zurückgewiesen. Rousseau bewunderte die akademische Malerei, vertreten durch Jean-Léon Gérôme und war mit dem Rom-Preis-Gewinner Félix-Auguste Clément bekannt. Gérômes „Dafnis und Cloé“ (1852, Tarbes, Musée Massey) und Cléments Gemälde „Die Rückkehr des jungen Tobias“ (1856, Paris, École Nationale supérieure des Beaux-Arts de Paris), „In Kairo während des Festes Bairam“ (1866, Le Mans, Musée de Tessé) sowie Adolphe-William Bouguereaus „Gleichheit vor dem Tod“ (1848, Paris, Musée d’Orsay) stehen für die anerkannte Salonmalerei. Mehrfach hatte Henri Rousseau schriftlich betont, wie sehr ihn die Schönheit dieser monumentalen Bilder faszinierte und wie viel Mühe es ihn gekostet hätte, diese Art der Malerei nicht zu kopieren, sondern seinen eigenen Weg zu gehen.
Eines der berühmtesten Gemälde von Henri Rousseau ist „Der Krieg“, das er am Salon des Indépendants des Jahres 1894 präsentierte. Ob sich Rousseau damit auf den Deutsch-französischen Krieg von 1870/71 bezog oder allgemein jeden Krieg meinte, sei dahingestellt. Der Kommentar des Künstlers „Schreckenerregend rast er dahin du hinterlässt allerorts Verzweiflung, Tränen und Vernichtung“ lässt an eine allegorische Deutung, eine Vision des Krieges denken. Der Krieg ist eine Frau, die mit Schwert und rauchender Fackel bewaffnet, auf einem Rappen über tote Leiber hinwegrast. Schnell ist die Assoziation mit Dürers Apokalyptischen Reitern zur Hand oder Francisco de Goyas „Desastres de la guerra“ (um 1810–1823 → Francisco de Goya. Werke), den „Schrecken des Kriegs“, seinen schonungslosen Bildkommentare zur blutigen Napoleonischen Besatzung Spaniens 1808. Ein Vergleich mit dem Blatt „Die Verwüstungen des Kriegs“ zeigt Rousseaus Auseinandersetzung mit der klassischen Kunst. Goyas „Desastres“ gehören zu den modernsten Interpretationen von Krieg und Schuld, sie wurden erstmals 1863 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und um 1900 in vier Auflagen herausgegeben. Gaston La Touches „Der Krieg“ (1898, Venezia, Ca’ Pesaro – Galleria Internazionale d’Arte Moderna), etwa gleichzeitig entstandene Grafiken von James Ensor und der „Triumph des Todes“ (1465–1470, Siena, Pinacoteca Nazionale) von Giovanni di ser Giovanni Guidi, genannt Lo Scheggia und der Bruder des berühmten Masaccio, spannen einen durchaus breiten Zeitbogen auf. Die symbolischen Darstellungen des Kriegs und des Todes beschäftigen sich nicht mit Einzelschicksalen oder historischen Begebenheiten, sondern bilden allgemeingültige, allegorische Formen der Umsetzung aus.
Entgegen Henri Rousseaus intensiv gepflegten Mythos, am Feldzug der Franzosen gegen Kaiser Maximilian in Mexiko beteiligte gewesen zu sein, hat er Frankreich nie verlassen, sondern saß in der fraglichen Zeit wegen Diebstahls im Gefängnis. Seine Urwaldbilder, für die der „Zöllner“ heute so berühmt ist, sind nicht nach Reisen, sondern allesamt nach Besuchen des botanischen Gartens von Paris (Jardin des Plantes), Fotovorlagen und in seiner Fantasie entstanden. „Die Schlangenbeschwörerin“ (1907) entstand auf Auftrag von Berthe Comtesse de Delaunay, der Mutter seines Bewunderers Robert Delaunay, die Rousseau 1906 kennengelernt hatte. Auch wenn sich Rousseau nie selbst an jenen exotischen Orten aufhielt, die er in seinen Gemälden mit einer verträumten Atmosphäre beschrieb, so konnte er doch im Louvre zumindest acht Gemälde des holländischen Malers Frans Post bewundern, der sich zwischen 1637 und 1644 im Gefolge von Johan Maurits von Nassau in Brasilien aufgehalten hatte. Nicht nur die über die gesamte Bildfläche zu beobachtende gleichbleibende Präzision in der Ausführung, sondern auch das geheimnisvolle Licht, die rhythmisch gesetzten Pflanzen, ihre ornamentale Wirkung und die ruhige Stimmung der gesamten Komposition machen den Zauber von Rousseaus Urwaldbildern aus. Sogar wenn ein Jaguar ein Pferd reißt, geht die Dramatik des Ereignisses im grünen Pflanzenmeer fast unter.
Wenn sich auch Künstler wie Tullio Garberi, Carlo Carrà in der Nachfolge Rousseaus dem Urwald zuwandten, so sine es doch vor allem die Surrealisten, die die spannendsten Konsequenzen aus diesen Werken zogen: Max Ernst entdeckte in den 1930er Jahren das Thema für sich und versteckte zwischen den Bäumen seinen berühmten Lop-Lop-Vogel, Freundinnen und/oder insektenartige Ungeheuer. Noch einen Schritt weiter ging der aus Rumänien stammende Maler Victor Brauner (Piatra Neamț/Rumänien 1903–1966 Paris), als er 1946 „Das Treffen in der Rue Perrel Nr. 2 bis (Die Beschörerin des Conglomeros)“ (Paris, Musée d’Art moderne de la Ville de Paris) schuf. Hierür übernahm er die Komposition der „Schlangenbeschwörerin“ von Rousseau und fügte ein seltsames, zweigeschlechtliches Wesen (Conglomeros) hinzu, das durch die geheimnisvolle Frau angelockt wurde.
Wenn sich Rousseau der französischen Landschaft widmete, dann entstanden Bilder einer kleinbürgerlichen Welt: Herden mit ihren Hirtinnen und Hirten, Parkansichten mit Spaziergänger, Angler an Flussläufen, Rugbyspielern, Hochzeitsgesellschaften. Interessant wie er bei den „Anglern“ (1908–1909, Paris, Musée de l’Orangerie, Collection J. Walter - P. Guillaume) und „Landschaft mit Kran und dem Zeppelin „Patrie““ (1907, Tokyo, Bridgestone Museum of Art, Ishibashi Foundation) sich mit den modernsten Flugkörpern beschäftigte und sie immer in Bezug zu den kleinen Menschen setzte, die jedoch nicht nach oben blicken.
Im Vergleich dazu ambitioniert wirken die „staatstragenden“ Allegorien, wie beispielsweise „Die Vertreter der ausländischen Mächte begrüßen die Republik im Zeichen des Friedens“ (Paris, Musée du Louvre, Stiftung Picasso), das am Salon des Indépendants 1907 ausgestellt war. Henri Rousseau wünschte sich, dass das Werk vom Staat erworben worden wäre. Stattdessen kaufte es 1927 Pablo Picasso und stiftete es dem Louvre.
Auch als Stillleben-Maler betätigte sich Rousseau und wird von den Kuratoren in den Kontext von Odilon Redon, Giorgio Morandi, Paul Cézanne und Paula Modersohn-Becker (1876-1907) gesetzt. Deren Suche nach einer neuen, einfachen Bildsprache führte sie zu einer ähnlichen Auswahl an Gegenständen, der Ablehnung von Stofflichkeit und der Betonung des Linear-Flächigen.
Den Kuratoren ist wichtig, die Bedeutung des „Naiven“ Rousseau für seine Künstlerfreunde zu zeigen. So bringen sie die Avantgarde von Cézanne, Gauguin, Redon, Seurat, Morandi, Carrà, Frida Kahlo, Rivera, Kandinsky und Picasso mit Werken des „Zöllners“ zusammen. Die Arbeiten treten in Dialoge und belegen die Position Rousseaus, der nur für 25 Jahre zwischen 1885 und 1910 künstlerisch tätig war. Auf dem berühmten Bankett, das Pablo Picasso im Dezember 1908 anlässlich seines Kaufs eines „Frauenporträts“ zu Ehren des „Zöllners“ ausrichtete, präsentierte der Gastgeber die Neuerwerbung vor seiner eigenen „La bouteille de Bass“ (1912–1914, Mailand, Museo del Novecento). Zu den Gästen zählten Apollinaire, Marie Laurencin und Max Weber, die amerikanischen Sammler Leo und Gertrude Stein, Hélène Jastrebzoff, sowie Max Jacob, Georges Braque und Maurice Utrillo. Guillaume Apollinaire widmete Rousseau ein Gedicht, während dieser mit seinem Walzer „Clemence“ antwortete.
Doch nicht nur für die französische Kunst entwickelte Rousseaus Stil Strahlkraft, sondern auch für Deutschland. Vermittelt über erste monografische Darstellungen und Ausstellungen von Wilhelm Uhde, der auch das berühmte Bankett für Rousseau bei Picasso besucht hatte, wuchs der Ruhm des „Zöllners“ im französisch- wie deutschsprachigen Bereich. Neben Paula Modersohn-Becker, die zur Ausbildung in Paris war, gehörten vor allem die Mitglieder des Blauen Reiter, allen voran Wassily Kandinsky, zu den Unterstützern des „Zöllners“. Zu seinem Beitrag im Almanach „Der Blaue Reiter“ (1912) bildet er sechs Werke von Rousseau ab, womit dieser 1910 verstorbene Franzose am häufigsten vertreten ist (Delaunay und Cézanne je drei, Matisse zwei Abbildungen, Picasso und Gauguin mit je einer Abbildung). Mit folgenden Worten strich Wassily Kandinsky die Bedeutung Rousseaus für seine Überlegungen zur „Formfrage“ heraus.
„Henri Rousseau, der als Vater dieser Realistik zu bezeichnen ist, hat mit einer einfachen und überzeugenden Geste den Weg gezeigt. Henri Rousseau hat den neuen Möglichkeiten der Einfachheit den Weg eröffnet. Dieser Wert seiner vielseitigen Begabung ist uns augenblicklich der wichtigste.“
Zudem überrascht die Schau mit einer Auswahl an Gemälden Alter Meister – von Liberale da Verona zum Meister der Fruttiera Lombarda, Giovanni di ser Giovanni, genannt Lo Scheggia. Damit stellen die Kuratoren die Frage nach dem Archaischen im Lauf der Jahrhunderte, das sich parallel zur Klassik aufspüren lässt. Acht Themenbereiche kontextualisieren einige der berühmtesten Ölgemälde von Henri Rousseau wie „Ich-Selbst, Porträt-Landschaft“ (1889–1890), „Der Hof“ (1896–1898, erworben durch Kandinsky), „Der Krieg oder der Ritt der Zwietracht“ (1894) sowie sechs Urwald-Bilder, „Die Schlangenbeschwörerin“ (1907) und „Pferd, von einem Jaguar angefallen“ (1910). Auch im Bereich des Stilllebens und des Porträts war Henri Rousseau tätig. Die Bildnisse zeigen allesamt Familienmitglieder und Freunde, womit Rousseau auch zum Dokumentaristen des Kleinbürgertums wurde.
Am 21.5.1844 wurde Henri-Julien-Félix Rousseau als drittes Kind des Klempners Julien Rousseau und einer Frau Eléonore in Laval (Mayenne) geboren.
1849–1860 Besuch der Grundschule und des Lyzeums in Laval.
1861 Umzug nach Angers
1863–1867 Arbeitete in der Kanzlei des Advokaten Fillion. Nach dem Diebstahl von 20 Francs Jugendstrafe und ein Monat Haft in Nantes. Freiwillige Verpflichtung zum Militärdienst (7 Jahre). Keine Teilnahme an der Mexiko-Expedition.
1868 Tod des Vaters und Umzug nach Paris, nachdem er vorzeitig aus der Armee entlassen worden war.
1869 Heirat mit der 18-jährigen Schneiderin Clémence Boitard. Von den fünf Kindern überlebte nur die Tochter Julia.
1871 Anstellung und spätere Verbeamtung bei Stadtzollamt von Paris
1872 Möglicherweise erste Versuche zu malen.
1884 Erhielt auf Empfehlung von Félix Clément, einem Rompreisträger, die Kopiererlaubnis im Louvre, im Musée du Luxembourg, die Schlösser von Versailles und Saint-Germain.
1885 Erste Teilnahme am „Salon des Refusés“ mit zwei Gemälden. Für sein Musikstück „Clémence, Walzer mit Einleitung, für Violine oder Mandoline“ erhielt er das Diplom der „Académie littéraire et musicale de France“.
1886 Erste Teilnahme am „Salon des Indépendants“ auf Empfehlung von Maximilien Luce. Präsentierte dort vier Gemälde, darunter „Ein Abend im Karneval“. Camille Pissarro zählte zu seinen ersten Bewunderern.
1887 wurde erstmals mit Malern der Führrenaissance verglichen.
1888 Tod der Ehefrau Clémence an Tuberkulose. Odilon Redon wurde auf ihn aufmerksam.
1889 Die Weltausstellung beeindruckte Rousseau tief und inspirierte ihn zu einem Theaterstück „Une visite à l’Exposition de 1889“ (1947 von Tristan Tzara publiziert).
1890 Paul Gauguin bewunderte sein Selbstporträt „Ich-Selbst, Porträt-Landschaft“ (1889–1890).
1891 Erstes Dschungel-Bild „Überrascht!“, das der junge Maler Félix Vallotton positiv besprach.
1892 „Jahrhundertfeier der Unabhängigkeit“ von Arsène Alexandre besprochen.
1893 Vorzeitige Pensionierung auf Antrag des Künstlers. Erfolglose Beteiligung am Wettbewerb für das Rathaus von Bagnolet.
1894 „Der Krieg“, traf den Dichter Alfred Jarry, der in seiner Zeitschrift „L’Ymagier“ eine Reproduktion druckte (1895).
1897 Jarry wohnte bei ihm in der Avenue du Maine Nr. 14.
1898 Erfolglose Beteiligung am Wettbewerb für den Festsaal des Rathauses von Vincennes. Teilnahme an spiritistischen Sitzungen der Rosenkreuzer. Wurde Freimaurer.
1899 Drama „La Vengeance d’une orpheline russe“. Heiratete die Witwe Joséphine-Rosalie Nourry.
1900 Besuch der Weltausstellung der Ausstellung „Hundert Jahre französische Kunst“.
1901 Wohnte in der Rue Gassendi Nr.36, wo seine Frau auch ein Schreibwarengeschäft eröffnete und darin seine Werke anbot. „Schlimme Überraschung“ beeindruckte Auguste Renoir tief.
1902 Lehrer an der Association Philotechnique für Porzellan- und Miniaturmalerei.
1903 Tod seiner zweiten Frau.
1905 Teilnahme am Salon d’Automne mit „Der hungrige Löwe“.
1906 Lernte den Maler Robert Delaunay und den Dichter Guillaume Apollinaire kennen.
1907 Für Comtesse de Delaunay, die Mutter seines Freundes, malte er „Die Schlangenbeschwörerin“. Über die Auftraggeberin lernte er den deutschen Sammler und Kunsthistoriker Wilhelm Uhde kennen, die russische Malerin Sonia Terk und den Matisse-Schüler Max Weber. Für diese neuen Freunde veranstaltete er Soireen im Atelier.
1908 Im Dezember organisierte Pablo Picasso für Rousseau ein legendäres Bankett im Bateau Lavoir.
1909 Am 9.1. Verurteilung zu 200 Francs Geldstrafe und zwei Jahren Haft (ausgesetzt) wegen Bankbetrugs. Malte die zweite Fassung des Doppelporträts von Marie Laurencin und Guillaume Apollinaire. Seine Werke wurden in Russland ausgestellt.
1910 Stellte das Hauptwerk „Der Traum“ aus und erhielt viele Aufträge. Am 2.9. starb Henri Rousseau an einer Blutvergiftung im Hospital Necker. Beerdigung in Bagneux, 1947 nach Laval überführt. Grabinschrift von Apollinaire, realisiert 1913 von Brancusi und Ortiz de Zarate.