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Kunst Museum Winterthur | Reinhart am Stadtgarten: Ausstellungen 2020 Welche Ausstellungen sind im Reinhart am Stadtgarten 2020 zu sehen?

Kunst Museum Winterthur, Reinhart am Stadtgarten, Ausstellungen 2020

Kunst Museum Winterthur, Reinhart am Stadtgarten, Ausstellungen 2020

Das Kunst Museum Winterthur | Reinhart am Stadtgarten zeigt 2020 vier ausgesuchte Ausstellungen, die vom niederländischen Barock bis zur Moderne reichen. Den Anfang macht eine Einzelpräsentation zu dem Münchner Maler Carl Spitzweg (ab (29.2.). Dessen ironisch-überspitzte Bildwelten können als Reaktionen auf eine spätbiedermeierliche Welt verstanden werden, zählte doch ein Künstler wie Wilhelm Busch zu Spitzwegs Weggefährten und Freunden. In Kooperation mit dem Museum Georg Schäfer in Schweinfurt wird ein modernes Bild des beliebten Malers gezeichnet.

Gleichzeitig präsentiert das Kunst Museum Winterthur | Reinhart am Stadtgarten die Schau „Bürgerwelten – Porträtminiaturen des Biedermeier“ (ab 29.2.). Während des Wiener Kongresses 1814/15 erlebte die Porträtminiatur eine wahre Konjunktur. Der reiche Bestand zeigt die repräsentativen Kleinbildnisse aus der eigenen Sammlung.

Ab 30. Mai ergänzt die Ausstellung „Adriaen van Ostade: The Simple Life“ die Welt des 19. Jahrhunderts um einen Einblick in die niederländische Kultur des Barock. Zwei Gemälde und mehrere Druckgrafiken führen ein in die Genremalerei des „Goldenen Zeitalters“. Adriaen van Ostade ist ein Hauptvertreter des sog. „Bauerngenre“, er wandte sich allerdings in den 1640er Jahren unter dem Eindruck von Rembrandt van Rijn der Radierung zu.

Mit „Modernité – Renoir, Bonnard, Vallotton“ wird die Sammlung Richard Bühler verbunden (ab 3.10.). Der Cousin von Hedy Hahnloser-Bühler erwarb ebenso umfangreiche Werkgruppen französischer Meister wie Odilon Redon (1840–1916), Pierre Bonnard (1867–1947) und Félix Vallotton (1865–1925). Das Kunst Museum Winterthur | Reinhart am Stadtgarten spannt 2020 einen Bogen vom Biedermeier bis zur Moderne und wirft mit Adriaen van Ostade einen Blick in die vormoderne Zeit des niederländischen Barock.

Welche Ausstellungen sind im Kunst Museum Winterthur | Reinhart am Stadtgarten 2020 zu sehen?

Carl Spitzweg (29.2.–4.9.2020)

Das Bajonett abgestellt, das Strickzeug abgelegt, blickt der Wachsoldat tatenlos ins Land. Die Zeit scheint stillzustehen, kein Blättchen regt sich, nur die Wäsche flattert leise im Wind. Doch die beschauliche Idylle trügt, denn spätestens 1870, als der Münchner Meister Carl Spitzweg (1808–1885) den untätigen Wachposten malte, endete der bewaffnete Friede mit dem Deutsch-Französischen Krieg. Als pragmatisch-kritischer Künstler agierte Spitzweg als Spiegel der Zeit und der Gesellschaft, in der er lebte. Auf den ersten Blick apolitisch wirkend, scheint stets leise Ironie in seiner Malerei auf. Die biedermeierlich-bürgerliche Gesinnung wird subtil und erst bei genauerer Betrachtung erkennbar unterlaufen. Spitzweg kritisiert mit Hintersinn, jedoch ohne Anklage zu erheben.

Beinahe zwanzig Jahre sind seit der letzten umfassenden Ausstellung zu Spitzweg in der Schweiz vergangen. Im Kunst Museum Winterthur wird nicht der isolierte Autodidakt gezeigt, sondern der weltoffene, bestens vernetzte Maler, der die alten Meister ebenso studierte wie die neuesten Tendenzen. Austausch und Anregung waren zeitlebens bestimmend für Spitzwegs Umgang mit seiner Umwelt, die er sich nicht nur intellektuell, sondern auch unmittelbar durch die persönliche Auseinandersetzung erschloss.

Die Ausstellung wird in enger Zusammenarbeit mit dem Museum Georg Schäfer in Schweinfurt realisiert, das die bedeutendste Spitzweg-Sammlung überhaupt beherbergt. Zusammen mit Leihgaben aus Privatbesitz und wichtigen europäischen Museen soll ein Bild des Malers entstehen, das ihn nicht bloß als Kind des Biedermeier, sondern eines weitreichenden 19. Jahrhunderts erfahrbar machen lässt. In seinen Werken verbinden sich Heimat und Fernweh, Idylle und Subversion, Kleinteiliges mit großen Fragen, letztlich Tradition und Moderne. Diese Gegensätze und Widersprüche lassen seine Malerei auch heute noch reizvoll und zeitgemäß erscheinen.

Bürgerwelten – Porträtminiaturen des Biedermeier (29.2.2020–31.1.2021)

Nach der Niederlage Napoleon Bonapartes (1769–1821) fassten die Vertreter europäischer Mächte 1814 unter dem Vorsitz des österreichischen Staatskanzlers Fürst von Metternich (1773–1859) die nicht ganz einfache Aufgabe, Europa neu zu ordnen (→ Der Wiener Kongress 1814/1815). Festgehalten wurden die Vertreter der Sechsten Koalition und der französischen Regierung von Porträtmalern; allen voran vom französischen Hofmaler und Miniaturisten Jean Baptiste Isabey (1767–1855). Diese Minaturen dienten als Statussymbol und Kommunikationsmittel, zu einer Zeit, als noch keine fotografischen Verfahren existierten.

Das Ende des Kongresses läutete die Zeit des Biedermeiers ein. Stark geprägt durch den Fürsten von Metternich begann eine Epoche der politischen Repression und des dagegen Aufbegehrens, die in der bürgerlichen Revolution von 1848 mündete. Die Zeit des Biedermeiers veranlasste die Menschen dazu, sich in den Schutz der bürgerlichen Häuslichkeit zurückzuziehen. Die beschauliche Lebensweise wurde als bewusst gewählt verstanden und verklärt. Sie diente als Gegenstück zur Alltagswelt: Ein idyllischer Rückzugsort, in den man seine Vision von Frieden, Glück und Harmonie übertragen konnte. Die Porträtminiaturen aus jener Zeit zeugen von bürgerlicher Familienidylle und ersetzten den geliebten Menschen während dessen Abwesenheit. Es handelt sich um künstlerisch und technisch anspruchsvolle Miniaturen, um Luxusgüter, die durch die aufkommende Konkurrenz des fotografischen Verfahrens langsam an Bedeutung verloren.

Die Ausstellung präsentiert eine Auswahl von Porträtminiaturen des Biedermeier aus Österreich, dem Deutschen Bund und der Deutschschweiz aus dem reichen Fundus der Miniaturensammlung des Museums.

Adriaen van Ostade: The Simple Life (30.5.–8.11.2020)

Der Haarlemer Maler Adriaen van Ostade (1610–1685) gilt gemeinhin als humorvoller Schilderer des Landlebens der einfachen, niederländischen Bevölkerung, der Bauern und Handwerker, ihrer Dorffeste und Jahrmärkte, ihrer Zechereien und geselligen Begegnungen auf der Dorfstraße.

Insbesondere wegen des satirischen Charakters, der karikaturistischen Überzeichnung der Figuren und ihres moralisierenden Gehalts waren seine Gemälde beim städtisch-bürgerlichen Publikum beliebt. Denn Bier und Weinkrüge, Pfeifen und Spielkarten waren geläufige Symbole für Unsitten und Laster. Damit sah manch zeitgenössischer Betrachter sein eigenes genussvolles Verhalten widergespiegelt und fand sich zur Mäßigung ermahnt. Gleichwohl erfreute man sich an den kurzweiligen Sujets und konnte über die „komischen“ Bauern lachen.

Waren für den jungen Van Ostade die lautstarken Bauernsatiren seines Malerfreundes Adriaen Brouwer (1610–1638) prägend, setzte Ende der 1640er Jahre ein grundlegender Wandel seines Stils ein. Unter dem Eindruck von Rembrandt van Rijn (1606/1607–1669) wandte er sich erstmals der Radierkunst zu. In den Radierungen entwickelte er eine neue, eigene Sichtweise auf das Landleben. An die Stelle ausgelassener Trinkgelage trat der gesittet geleerte Krug Bier oder Wein. Der satirische Blick wich einer neutraleren, geradezu intimen Alltagsbeobachtung. Van Ostade schilderte die Sitten und Verhaltensweisen, die Freuden und zwischenmenschlichen Beziehungen der einfachen Bevölkerung erstmals mit Empathie und feinem Humor.

In der Ausstellung „Adriaen van Ostade: The Simple Life“ mit zwei erstrangigen Gemälden aus dem Frühwerk und erlesenen Radierungen wird der besondere Charakter seines druckgrafischen Schaffens, sein Stilwandel zu einer einfühlsamen Handschrift nachvollziehbar. Mit Sensibilität und seiner Fähigkeit, menschliche Emotionen darzustellen, schuf der vielseitige Peintre-Graveur ein einzigartiges Œuvre, in dem das niederländische Gemeinschafts- und Zusammengehörigkeitsgefühl seiner Zeit für uns heute lebendig wird.

Modernité – Renoir, Bonnard, Vallotton. Die Sammlung Richard Bühler (3.10.2020–21.2.2021)

„…was sich an französischen Werken um diesen Kern herum baut, das sind alles begeisternde Lieder von der Schönheit der sichtbaren Welt. Ungestört durch Vorurteile sind Bilder gewählt worden, die alle einen frohen Enthusiasmus für die unendliche Fülle der Erscheinungen verraten, und bei aller Sinnenfreude geht ein Zug feiner Geistigkeit durch diese Sammlung.“ Euphorisch schwärmte der Kunsthistoriker Lucas Lichtenhan von Richard Bühlers Sammlung, die 1935 in Luzern zur Versteigerung kam.

Richard Bühler (1879–1967) wurde als Sohn eines Textilfabrikanten in Winterthur geboren. Nach ausgedehnten Bildungsreisen übernahm er das Familienunternehmen, widmete sich zugleich der modernen, vorab französischen Kunst. In seiner Cousine Hedy Hahnloser-Bühler fand er eine Geistesverwandte. Beide erwarben umfangreiche Werkgruppen französischer Meister wie Pierre-Auguste RenoirOdilon Redon (1840–1916), Pierre Bonnard (1867–1947) und Félix Vallotton (1865–1925). Richard Bühlers Sammeln war geprägt von einem Verständnis für eine moderne, aus der Farbe heraus entwickelte Malerei, deren Ziel nicht primär die Wiedergabe der Wirklichkeit war. Das Bild wurde vielmehr als autonome Schöpfung neu bestimmt.

Als langjähriger Präsident des Kunstvereins war er maßgeblich am Bau des von Robert Rittmeyer entworfenen Kunstmuseums beteiligt. Mit seinem Wirken prägte er das „gloriose Jahrzehnt“ (Rudolf Koella) der weltberühmten Winterthurer Kunstsammlungen. Die Ausstellung im Kunst Museum Winterthur versucht anhand ausgesuchter Meisterwerke die Hauptlinien seiner Sammlungstätigkeit nachzuzeichnen – und bietet neben feiner Geistigkeit wahre Sinnenfreuden.

Quelle: Kunst Museum Winterthur

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