Georg Baselitz (* 1938) ist ein ausgewiesener Kenner und Sammler manieristischer Druckgrafik, genauer des Claire-obscure-Holzschnitts des 16. Jahrhunderts. Die Ausstellung in Dresden bringt grafische Arbeiten von Baselitz in einen spannungsreichen Dialog mit bedeutenden Werken des Manierismus. Die Auswahl aus den Beständen des Dresdner Kupferstich-Kabinetts, der Stiftung G. und A. Gercken sowie aus der Staatlichen Graphischen Sammlung München wird zeigen, wie sich Georg Baselitz zu Beginn der 1960er Jahre bewusst von der ungegenständlichen abstrakten Malerei abgrenzte.
Deutschland / Dresden: Residenzschloss, Kupferstich-Kabinett
3.3. – 27.5.2018
Nicht nur mit den gewählten Bildthemen stellte er sich gegen den damals vorherrschenden künstlerischen Zeitgeist, auch hinsichtlich der von ihm bevorzugten klassischen druckgrafischen Techniken ging er eigene Wege: Während in den 1960er Jahren mit Sieb- und Offsetdruck in hohen Auflagen eine neue Ära in der Reproduktionsgrafik begann, lehnte Baselitz solche Massenvervielfältigung aufgrund der mangelnden Originalität ab. Stattdessen experimentierte er mit Zustandsdrucken und produzierte kleinere Auflagen, die er mitunter nach dem Abzug noch individuell bearbeitete. Mit diesem kreativen Beharren hat Baselitz die traditionellen druckgrafischen Techniken für die zeitgenössische Kunst wieder ins Bewusstsein gebracht, sie wesentlich erneuert und dabei zu einer ganz eigenen, persönlichen Ästhetik gefunden – einer ‚Maniera Baselitz‘, die er bis in die Gegenwart hinein ständig weiter ausdifferenziert und perfektioniert.