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Otto Wagner, Josef Hoffmann, Adolf Loos: Möbel für die Moderne Raumkunst und Möbeldesign in Wien 1900

Hoffmann, Wagner, Loos © SKB, Edgar Knaack

Hoffmann, Wagner, Loos © SKB, Edgar Knaack

Otto Wagner (1840–1918) gilt als der „intellektuelle Urheber“ der Wiener Moderne, wandelte er sich vom anerkannten Architekten der Ringstraßen-Zeit und des Historismus zum Anführer der Modernen unter der Fahne seines „Nutzstils“. Als Architekt entwarf der Gebäude, plante die Infrastruktur der Stadt und schuf Inneneinrichtungen bis hin zu Alltagsgegenständen. Seine „Nachfolger“ Josef Hoffmann und Adolf Loss konnten nicht unterschiedlicher sein, der eine ein Ästhet, der andere ein Praktiker.

Wagners „Nutzstil“ im Interieur und im Möbeldesing

Ab den 1860er Jahren arbeitete Otto Wagner als freiberuflicher Architekt. Neben seiner Bautätigkeit widmete er sich sehr erfolgreich der Gestaltung von Innenräumen, allem voran der Einrichtung von Wohnungen. Bereits 1889 sprach er sich gegen „Experimente mit verschiedenen Stilrichtungen“ aus und prägte für seine Schöpfungen den Begriff „Freie Renaissance“. Gleichzeitig orientierte er sich auch an den klassizistischen Stilen um 1800, z.B. Louis XV, Directoire, Louis XVI und Empire, die er den Raumfunktionen zuordnete. In der Regel wählte er für das Speisezimmer den Renaissance-Stil, für Salon und Boudoir den Louis XV und das Schlafzimmer den Empire-Stil. Noch im Sinne des Historismus ist auch seine Überzeugung, dass Antiquitäten, vorgefertigtes Mobiliar und Stilmöbel sich in seinen Entwürfen mit Wagner’schen Möbeln mischen können.

Der Wagner’sche Nutzstil sah den Einsatz von Metall-Glas-Konstruktionen für den funktional wichtigen Teil des Möbels vor, der damit die Grundform bestimmte. Spätestens 1896 legte der nunmehrige Professor an der Akademie (ab 1894) seine Kunsttheorie in der Schrift „Moderne Architektur“ vor. Für das moderne Leben müsse, so Otto Wagner, ein ästhetisch stimmiger Stil entwickelt werden. Schnelllebigkeit, Reinlichkeit und Bequemlichkeit standen im Zentrum seiner Zeitanalyse. Um 1900 dominiert noch das vegetabile Ornament der internationalen Jugendstils. Ab 1902 radikalisiert Wagner seinen Neuen Stil in Form von geraden Linien und kubische Formen, Reduktion des Dekors und Einsatz des modernen Werkstoffs Aluminium. Metallapplikationen dienten als konstruktiver und funktionaler Dekor. Verstärkung und Zierfunktion geben einander die Hände. In der Postsparkasse wurden diese Armlehnsessel mit Metallbeschlägen nur im Direktionsbereich verwendet, womit auch eine hierarchische Funktion hinzukam.

 

 

Hoffmann und Loos – der Ästhet und der Purist

Mit den klaren und einfachen Formen definierten neben Otto Wagner auch Josef Hoffmann und Adolf Loos das Jugendstil-Möbel aus Wien. Die „Einfachheit“ der Hoffmann’schen Möbel liegt unter anderem in den unzähligen Variationen aus rechtwinkeligen, mit Kugeln verstärkten Konstruktionen. Hoffmann geht häufig vom Quadrat als formgebendes und dekoratives Grundelement aus, was ihm den Spitznamen „Quadratl-Hoffmann“ einbrachte. Dekoration wird in Hoffmann’schen Möbeln nicht aufgesetzt, sondern aus dem Material entwickelt, was die Entwürfe bis heute unglaublich modern erscheinen lässt.

Adolf Loos beschrieb Wagners Werk:

„Und hier offenbarte sich eine so überreiche Phantasie, dass man staunend durch diese Räume wandelt, nicht fassend, dass zur Makartzeit einer da war, der trotz dem alten Detail so überraschend moderne Wirkungen erzielen konnte.“1

Und um seinen Helden zu retten, unterstellte er, dass

„diese ganzen grässlichen Sonnenblumen, Spiralen, verzackten Linien, Ranken und Regenwürmer, […] nicht seinem [Wagner] Kopf entsprungen“[Ebenda, S. 2.] wären.

Adolf Loos sah sich im Gegensatz zu Josef Hoffmann als Architekt nicht als Möbeldesigner – und bekämpfte aus diesem Grund auch seinen Konkurrenten und Mitbegründer der Wiener Werkstätte. Loos‘ Haltung ist eher als eine Wahl der Farbe und Verbesserung von bereits existierenden Sesseltypen hinsichtlich Sitzbequemlichkeit und Konstruktion. In diesem Sinne war für Loos Ornament keine Option. Stattdessen sind es neudurchdachte Formen, die sich bereits bewährt haben. Dem Ästhetizismus von Hoffmann konnte er nichts abgewinnen, was international wie national Nachfolgewirkung hatte (→ Josef Hoffmann, Adolf Loos und die Folgen).

 

 

Literatur

  • Christian Witt-Döring, Josef Hoffmann. Interiors 1902-1913 (Ausst.-Kat. Neue Galerie, New York, 2.11.2006-26.2.2007), New York 2006.
  • Paul Asenbaum, Peter Haiko, Herbert Lachmayer, Reinter Zettl, Otto Wagner. Möbel und Innenräume, Salzburg/Wien 1984.

 

Bilder

  • Hoffmann, Wagner, Loos (© SKB, Foto: Edgar Knaack)
  • Otto Wagner, Möbel aus der Postsparkasse (© BMobV, Foto: Fritz Simak)
  • Adolf Loos, Clubfauteuil Knieschwimmer (© BMobV, Foto: Fritz Simak)
  • Josef Hoffmann, Sitzmaschine (© BMobV, Foto: Lois Lammerhuber)

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  1. Zit. nach Adolf Loos, Otto Wagner, in: Reichspost, 13. Juli 1911, Morgenblatt, S. 1.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.