0

Paris | Musée d’Orsay: Aristide Maillol Die Suche nach Harmonie | 2022

Aristide Maillol, Méditerranée oder La Pensée [Das Mittelmeer oder Der Gedanke], Detail, 1923–1927 (Musée d'Orsay, 1977 ©RMN-Grand Palais (Musée d’Orsay) / Thierry Ollivier)

Aristide Maillol, Méditerranée oder La Pensée [Das Mittelmeer oder Der Gedanke], Detail, 1923–1927 (Musée d'Orsay, 1977 ©RMN-Grand Palais (Musée d’Orsay) / Thierry Ollivier)

Seit der Hommage an Aristide Maillol (1861–1944), organisiert 1961 vom Musée national d’art moderne anlässlich seines 100. Geburtstags, wurde der Bildhauer nicht mehr in einer großen Einzelausstellung in Paris geehrt. Nicht nur deshalb widmet ihm das Orsay Museum im Frühjahr 2022 eine große Retrospektive. Trotz der Zeitlosigkeit seines Schaffens spielte Maillol zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine entscheidende Rolle (→ Klassische Moderne).

Maillol kam erst spät zur Bildhauerei. Der zum Maler Ausgebildete wandte sich erst der Tapisserie und dem Kunstgewerbe zu. Die wenig bekannten Werke zeigen einen Künstler, der sich mit Paul Gauguin und Puvis de Chavannes befasste und enge Verbindungen zu den Nabis knüpfte. In den späten 1880er und 1890er Jahren setzte er sich mit den Prinzipien der Wanddekoration intensiv auseinander.

Erst um 1895 entdeckte Maillol die Bildhauerei, zunächst in Holz und in kleinen Dimensionen: Octave Mirbeau und Ambroise Vollard erkannten die Qualitäten der neuen Werke; entscheidend für die Karriere von Maillol wurde das Zusammentreffen mit Harry Graf Kessler. Der Austausch von Arbeiten mit Maurice Denis, Édouard Vuillard und Auguste Rodin zeugen von dem Netzwerk, das sich um 1900 um Maillol entwickelte und das für seinen gesamten Lebensweg wichtig wurde.

Maillol 2022 im Musée d‘Orsay

Die Ausstellung im Musée dOrsay präsentiert Maillols erste Fassung der „Méditerranée [auch: La Pensée]“ (1905, Oskar-Reinhart-Stiftung, Winterthur), die er für seinen Mäzen schuf, und die zweite, achtzehn Jahre später vom französischen Staat in Auftrag gegeben (Musée d‘Orsay). Die beiden Skulpturen werden Aug in Aug einander gegenüberstehen. Die Bedeutung dieser Skulptur erschließt sich aus ihrer klassischen Formgebung. Sie ist ein Manifest der „retour à l’ordre [Rückkehr zur Ordnung]“, in der Maillol eine wichtige Rolle spielte: Sie verschließt sich jeglicher Suche nach Ausdruck und interpretiert den weibliche Körper mit robuster und sinnlicher Anatomie in geometrische Formen. Damit begründete Aristide einen neuen Klassizismus, der interessanterweise gleichzeitig mit Henri Matisse und seinen Mitstreitern des Fauvismus 1905 der Pariser Öffentlichkeit vorgestellt wurde.

Der Bildhauer Maillol bewegte sich leicht und ständig von der Skizze zum Monumentalen. Das imposante „Denkmal für Cézanne“ bildet den Dreh- und Angelpunkt eines Kapitels, der dazu einlädt, in Maillols Schaffensprozess einzutauchen. Die Ausstellung schließt mit einer kleinen Auswahl großartiger Figuren, dem Höhepunkt einer künstlerischen Reise, auf der die Suche nach formaler Perfektion einen wesentlichen Platz einnahm.

Aristide Maillol im Musée d‘Orsay: Bilder

  • Aristide Maillol, Méditerranée oder La Pensée [Das Mittelmeer oder Der Gedanke], 1923–1927 (Musée d'Orsay, Paris)

Beiträge zur Klassischen Moderne

18. März 2024
Parmigianino, Madonna mit Kind und Heilige, 1526/27, Öl auf Pappel, 342.9 x 148.6cm (© The National Gallery, London)

London | The National Gallery of Art: Parmigianino: Die Vision des hl. Hieronymus Zeichnungen und Bild wiedervereint | 2024/25

Zum ersten Mal nach der Restaurierung, die zehn Jahre in Anspruch nahm, wird Parmigianinos „Madonna mit Kind und Heiligen“ (1526/27), auch bekannt als „Die Vision des Heiligen Hieronymus“ wieder zu sehen sein.
18. März 2024
Claude Monet, Tulpenfelder bei Den Haag, 1886, Öl auf Leinwand, 66 cm x 81,5 cm (Van Gogh Museum, Amsterdam)

Amsterdam | Van Gogh Museum: Vive l’impressionnisme! Französischer Impressionismus in den Niederlanden | 2024/25

Wann und wie gelangten diese Werke des französischen Impressionismus in die Niederlande? Und waren die Niederländer:innen überhaupt bereit, eine moderne Kunstbewegung aus Paris zu übernehmen? Welche Bilder ihren Weg in die Niederlande fanden, und welchen Weg sie kamen, klärt die Ausstellung in Amsterdam erstmals.
18. März 2024
Giuseppe Penone, Essere Vento, 2014

Paris | Bourse de Commerce: Arte Povera Arte Povera und ihre Folgen | 2024/25

Anhand bedeutender Werke von 13 Hauptakteuren zeichnet Carolyn Christov-Bakargiev sowohl die italienische Entstehung als auch den internationalen Einfluss der Arte Povera nach und widmet sich auch ihren Auswirkungen auf die Kunst der folgenden Jahrzehnte.