0

Paris | Musée d`Orsay: James Tissot Maler der Moderne zwischen Gesellschaft und Bibel

James Tissot, The Gallery of HMS Calcutta (Portsmouth), Detail, um 1876, Öl/Lw, 68,6 × 91,8 cm (© Tate, London)

James Tissot, The Gallery of HMS Calcutta (Portsmouth), Detail, um 1876, Öl/Lw, 68,6 × 91,8 cm (© Tate, London)

James Tissot (1836–1902) ist ein herausragender, zugleich widersprüchlicher und faszinierender Maler der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er war sowohl in Frankreich wie in England tätig. Das Musée d’Orsay präsentiert Tissot als Maler der „modernen Zweideutigkeit“, vereinte er doch in seinem Werk Gesellschaftsporträts mit moralisierenden, literarischen Themen, Beziehungsanalysen mit Bibelillustrationen.

Jacques Joseph Tissot wurde 1836 in Nantes geboren und studierte an der Ecole des Beaux-Arts de Paris. Seine Laufbahn begann Ende der 1850er Jahre in Paris. Tissots Leidenschaft für die japanische Kunst und seine Verbindung zu einflussreichen Zirkeln dienten ihm als Inspirationsquelle für seine Malerei.

 

 

In Paris, wo Baudelaire Schriften über die moderne Kunst verfasste, die von Künstlern wie James McNeill WhistlerEdouard Manet oder Edgar Degas verkörpert wird, war der Dandy Tissot sehr gefragt. Nach dem Krieg von 1870 und der Pariser Kommune ließ er sich in London nieder und setzte seine Karriere erfolgreich fort, wodurch er Zutritt zur Oberschicht hatte. In seinem Werk beschäftigte er sich zunehmend mit seiner Lebensgefährtin Kathleen Newton und deren Tuberkulose-Erkrankung. Nach dem Tod seiner Muse im Jahr 1882 kehrte Tissot nach Frankreich zurück. Sein Spätwerk ist geprägt von zwei großen Zyklen: „La Femme de Paris [Die Frau in Paris]“ und „Der verlorene Sohn“. Zur Jahrhundertwende schuf er Hunderte von Bibelillustrationen mit mystischen und religiösen Sujets, mit denen er an der Wende zum 20. Jahrhundert großen Erfolg feierte.

 

 

James Tissot im Musée d‘Orsay

Die Ausstellung präsentiert die Gemälde Tissots vor dem künstlerischen und gesellschaftlichen Hintergrund seiner Zeit. Die großen Erfolge seiner oftmals ikonischen Bilder basieren häufig auf präzisen Recherchen. Die Kuratoren beschäftigen sich auch mit der Entstehung seines Werks: mit den Themen und ihren Variationen, mit den verschiedenen Techniken wie der Grafik, Fotografie oder Cloisonné, die er neben der Malerei ausübte.

Kuratiert von Marine Kisiel, Kuratorin im Musée d'Orsay, Melissa E. Buron, Director, Art Division at the Fine Arts Museums of San Francisco, Paul Perrin, Konservator im Musée d'Orsay und Cyrille Sciama, Generaldirektor des Musée des impressionnismes Giverny

Die Ausstellung wird vom 10. Oktober 2019 bis 9. Februar 2020 im Fine Arts Museum von San Francisco präsentiert
Quelle: Musée d’Orsay, Paris

 

James Tissot im Musée d`Orsay: Bilder

  • James Tissot, Die zwei Schwestern (© RMN-Grand Palais (Musée d'Orsay))
  • James Tissot, The Gallery of HMS Calcutta (Portsmouth), um 1876, Öl/Lw, 68,6 × 91,8 cm (© Tate, London)
  • James Tissot, Portsmouth Dockyard, um 1877, Öl/Lw, 38,1 × 54,6 cm (© Tate, London)
  • James Tissot, Grotte und Teich (© Musée d'Orsay)
  • James Tissot, Die Träumerin (© RMN-Grand Palais (musée d'Orsay))
  • James Tissot, Die Frau in Paris: Die Damen auf den Wagen (© Courtesy of the RISD Museum, Providence, RI)
  • James Tissot, Die Bundeslade überquert den Jordan (© The Jewish Museum, New York)
  • James Tissot, Der verlorene Sohn: Der Abschied (© RMN-Grand Palais)

Aktuelle Ausstellungen

15. Januar 2025
Suzanne Valadon, Der blaue Raum, Detail, 1923, Öl-Lw, 90 x 116 cm (Centre Georges Pompidou, Paris)

Paris | Centre Pompidou: Suzanne Valadon Rebellische Malerin der Moderne | 2025

Diese Pariser Ausstellung unterstreicht 2025 den Umfang, den Reichtum und die Komplexität ihres Werks in fünf thematischen Abschnitten: Lernen durch Beobachtung, Familienporträts, „Ich male Menschen, um sie kennen zu lernen“, „Die wahre Theorie ist die Natur, die sie vorschreibt“, „Der Akt: ein weiblicher Blick“.
31. Dezember 2024
Vincent van Gogh, Schwertlilien, 10.–15. Mai 1889, Öl auf Leinwand, 71 x 93 cm (J. Paul Getty Museum, Los Angeles)

Los Angeles | Getty Centre: Van Goghs Schwertlilien in neuem Licht Verblasste Farben im UV-Licht | 2024

Vincent van Goghs „Schwertlilien“ (1889) wird im Herbst 2024 aus der Perspektive der modernen Konservierungswissenschaft analysiert. Die Ausstellung zeigt, wie das Licht- und Farbverständnis des Künstlers seine Malpraxis beeinflusste.
26. Dezember 2024
Yayoi Kusama, Infinity Mirrored Room – My Heart is Filled to the Brim with Sparkling Light, 2024 © YAYOI KUSAMA Foto Sean Fennessy

Melbourne | National Gallery of Victoria: Yayoi Kusama Größte Werkschau in Australien mit zehn Infinity Mirror Rooms | 2024/25

Die Retrospektive der Künstlerin umfasst fast 200 Werke. Mit Gemälden, Skulpturen, Collagen, Mode, Filmen und Installationen zeigt die Ausstellung die erstaunliche Bandbreite von Kusamas multidisziplinärem Schaffen. Zehn „Infinity Mirror Rooms“ - ein Maßstab für Kusama-Ausstellungen - ermöglichen das Eintauchen in ihre Kunst. Erstmals zu sehen ist „Infinity Mirrored Room - My Heart is Filled to the Brim with Sparkling Light“ (2024).
15. Dezember 2024
Edvard Munch, Auge in Auge, Detail, 1899–1900, Öl auf Leinwand, 136 × 110 cm (Foto: courtesy Munch Museum, Oslo)

Helsinki | Ateneum Art Museum: Gothic Modern From Darkness to Light. Moderne Kunst und Gotik | 2024/25

Eleganz & Totentanz: Wie gotische Meisterwerke die Entwicklung der Modernen Kunst beeinflussten: von Munch zu Kollwitz, Grünewald zu Dix, von Dürer zu Schjerfbeck.
13. Dezember 2024
Rineke Dijkstra, Kolobrzeg, Poland, July 26, 1992, Detail, 1992, C-Print, 35 x 28 cm © Rineke Dijkstra

Frankfurt | Städel Museum: Rineke Dijkstra Beach Portraits | 2024/25

Das Städel Museum präsentiert in einer Einzelausstellung insgesamt 25 Arbeiten, davon 21 Bilder aus der Beach-Portraits-Serie, mit der Dijkstra international bekannt wurde.
12. Dezember 2024
Franz Gertsch, Irène, 1980 (Olbricht Collection © Franz Gertsch)

Hamburg | Deichtorhallen: Franz Gertsch Geheimnisvoller Realismus im Großformat | 2024/25

Retrospektive zeigt Franz Gertschs geheimnisvollen Realismus im Großformat: ausgewählte Werke wichtige Stationen & wiederkehrende Themen.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.