Wie arbeitete Peter Paul Rubens (1577–1640) in seinem Atelier? Wie kommunizierte er mit Auftraggebern und Werkstattmitarbeitern? Als einer erster nutzte der Antwerpener Meister dafür farbige Ölskizzen, mit denen er seine Bildideen konkretisierte, vermittelte aber auch dokumentierte. Nahezu 500 Ölskizzen haben sich von dem flämischen Barockmaler erhalten. 82 davon sind in der Ausstellung „Rubens Maler von Skizzen“ im Prado und im Boijmans Van Beuningen Museum zu sehen.
Die Praxis, mit Ölskizzen zu arbeiten, wurde in Italien im 16. Jahrhundert eingeführt: Künstler wie Polidoro da Caravaggio, Beccafumi, Federico Barrocci, Tintoretto und Veronese gehörten zu den ersten Malern, die sich dieser Technik bedienten. Zum einen überprüften sie damit ihre Ideen, zum anderen dienten die farbigen Skizzen als Kommunikationsmittel. Dennoch war der Einsatz der Ölskizzen limitiert, denn die italienischen Renaissancekünstler und Manieristen pflegten – vor allem in Florenz – ihre Werke mit Zeichnungen vorzubereiten.
Spanien / Madrid: Prado
10.4. – 5.8.2018
Niederlande / Rotterdam: Museum Boijmans Van Beuningen
8.9.2018 – 13.1.2019
Peter Paul Rubens lernte die Ölskizze vermutlich während seines ersten, langen Italienaufenthalts kennen und setzte sie in den folgenden Jahrzehnten systematisch im Werkprozess ein (→ Peter Paul Rubens Biografie). Heute gilt er als der wichtigste Künstler, der damit arbeitete. Rubens‘ Vorliebe dürfte auch damit zusammenhängen, dass die Holzträger dauerhafter waren als Papier.
Rubens nutzte Ölskizzen, um seine Ideen in schnellen, manchmal auch flüchtig hingeworfenen Kompositionen zu überprüfen. Gleichzeitig waren diese Skizzen auch vorbereitendes Material für die Werkstattmitarbeiter und Gehilfen. Vielleicht am bedeutendsten erwiesen sie sich als Vermittler der künstlerischen Idee an die Auftraggeberinnen und Auftraggeber. Je nach Zweck und Einsatz führte Rubens diese Ölskizzen sehr skizzenhaft oder malerisch aus, als kleinformatige oder größere modelli. Von den ausgeführten Werken von Peter Paul Rubens und seiner Werkstatt unterscheiden sie sich aber in dem weniger vollendeten Status, dass sie weniger Details zeigen, die Malschicht dünner aufgetragen wurde und die vorbereitende Zeichnung häufig sichtbar bleibt.
Der Prado und das Boijmans Van Beuningen Museum organisieren gemeinsam die von der AXA Foundation geförderte Schau. Beide Sammlungen gehören zu den größten Besitzern von Rubens-Ölskizzen weltweit. So besitzt der Prado die Ölskizzen zur Achilles-Serie, die durch eine weitere Skizze aus dem Fitzwilliam Museum, Cambridge, ergänzt wird. Ihnen zur Seite gestellt ist das von der Rubens-Werkstatt ausgeführte Gemälde „Achilles von Odysseus und Diomedes entdeckt“. Zudem nennt er sechs Ölskizzen zur Eucharistie-Serie sein Eigen, die 2014 restauriert wurden.
Ergänzt um 73 Leihgaben aus internationalen Museen, darunter dem Louvre, der Eremitage, der National Gallery in Washington und dem Metropolitan Museum in New York, dem Kunsthistorischen Museum in Wien, gibt die Schau einen Einblick in die Werkstattpraxis des Antwerpener Meisters. Einige Zeichnungen, Druckgrafiken und Gemälde von Rubens ergänzen die modelli und bozzetti, indem sie den Kontext ihrer Entstehung beleuchten. Darunter befindet sich die Kopie eines verlorenen Skizzenbuchs von Peter Paul Rubens, das nach dem Bildhauer, Architekten und Kunsthistoriker Juan Bordes als „Bordes Manuskript“ bekannt wurde. Es enthält Texte und Zeichnungen sowie zwei originale Zeichnungen des Barockkünstlers.
Kuratiert von Friso Lammertse, Kurator für Alte Meister im Boijmans Van Beuningen Museum, und Alejandro Vergara, Chefkurator für die Flämische und Nordeuroropäische Malerei am Museo del Prado.