Mysterium, Wissensträger, stiller Beobachter: Der Baum ist in der Kultur tief verwurzelt – als Vermittler zwischen dem Göttlichen und dem Menschlichen, als Objekt der Wissenschaft, als Warnsignal ökologischer (Fehl-)Entwicklungen. Mit dem Baum widmet das Belvedere einem der wichtigsten Sujets der Kunstgeschichte und seiner vielschichtigen Beziehung zum Menschen eine Ausstellung, die zahlreiche Stile und Epochen umfasst. Die Werkauswahl basiert auf der Sammlung des Belvedere und wird um internationale Positionen ergänzt. Die künstlerischen Arbeiten spannen einen Bogen vom 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart.
Österreich | Wien: Belvedere, Unteres Belvedere
23.9.2022 – 8.1.2023
#Grow
Kunst als Spiegel der Symbiose zwischen Mensch und Baum: Die Ausstellung im Unteren Belvedere schlägt eine thematische Brücke vom Baum der Erkenntnis zwischen Gut und Böse über den Baum des Wissens bis zum Baum als metaphorische Achse der Welt. Vom Spirituellen über das Rational-Erfahrbare bis zum ökologischen Statement erstreckt sich ein thematischer „Zweig“, der die Bedeutung des Baumes in der Kunst erläutert.
Der personifizierte Baum ist Wächter, Einzelgänger, soziales Wesen, Zuhörer, Beschützer oder Klimaretter. Ob als düstere Projektionsfläche der strafenden Ewigkeit wie in Giovanni Segantinis Die bösen Mütter oder als Erzähler der intimen Geschichte einer friedlichen Idylle wie in „Blühende Kastanien“ von Emilie Mediz-Pelikan – der Baum steht in der Kunst jeweils für die auf ihn projizierten Eigenschaften. Nilbar Güreş’ „Headstanding Totem“ aus dem Jahr 2014 ist die zeitgenössische Version einer mythologischen Figur, die in enger Verbindung mit dem Baum auch als Appell an unsere Sensibilität der Umwelt gegenüber gelesen werden kann.
Kuratiert von Miroslav Haľák.
Quelle: Belvedere, Wien
Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld | Giovanni Segantini | Emilie Mediz-Pelikan | Josef Čapek | Klemens Brosch | Nilbar Güres u.v.m.