Sheila Hicks (* 1934), der das MAK als erste Institution in Österreich eine Personale widmet, zählt zu den bedeutendsten Künstlerinnen und Künstlern der Gegenwart (→ Zeitgenössische Kunst). Eigens für die Ausstellung entwickelt sie raumgreifende Skulpturen sowie neue Werke und bezieht inspirative Objekte der MAK-Sammlung Textilien und Teppiche ein.
Österreich | Wien: MAK – Museum für angewandte Kunst
Ausstellungshalle
10.12.2020 – 18.4.2021
Beweglich, sinnlich und anziehend, unendlich farbintensiv, einmal zart und intim, dann monumental und raumgreifend: Die Gewebe, Skulpturen und Installationen der seit Mitte der 1960er Jahre in Paris lebenden amerikanischen Künstlerin entziehen sich traditionellen Vorstellungen von Textilkunst und Techniken des Knüpfens und Webens. In der Entwicklung und Wahrnehmung ihrer Objekte spielen das Skulpturale, das Taktile, feine Farbnuancen bis hin zu vibrierender Leuchtkraft sowie die Natur als Ausgangspunkt und Poesie des Textilen eine wesentliche Rolle. Ihre visionäre Praxis zwischen bildender und angewandter Kunst wird durch das Prozesshafte und die Parameter der Produktion im Atelier bestimmt.
Hicks gilt als Virtuosin textiler Techniken und historischer Traditionen. Bildende Kunst verwebt sie mit Design, angewandter Kunst und Architektur, um neue Objekte und Environments zu schaffen, in denen das Material, das Taktile, die Form und feine bis vibrierend leuchtende Farbnuancen ihre eigene faszinierende Sprache entfalten. In der MAK-Ausstellung SHEILA HICKS. Garn, Bäume, Fluss, ihrer ersten Personale in Österreich, präsentiert die Künstlerin sowohl neue als auch bekannte Werke und raumgreifende Skulpturen, die sie in Bezug zur Architektur setzt.
Hicks studierte an der Yale University bei Josef Albers (1888–1976), verschiedene Webtechniken wurden ihr insbesondere von der Textilkünstlerin Anni Albers (1899–1994 → Anni Albers. Textilkünstlerin mit Folgen) vermittelt. Durch Josef und Anni Albers tauchte Hicks in die Ideenwelt des Bauhauses und der Moderne ein. Darüber hinaus inspirierte sie Raoul d’Harcourts Buch "Les textiles anciens du Pérou et leurs techniques [Textilien aus dem alten Peru und ihre Techniken]" (1934), sich mit dem Thema der kulturellen Aneignung auseinanderzusetzen und sich von der Malerei dem Textil als Medium zuzuwenden.
Ende der 1950er Jahre ermöglichte ihr ein Fulbright-Stipendium Aufenthalte in Peru, Bolivien und Chile (→ Sheila Hicks: Biografie). In Mexiko knüpfte sie eine enge Verbindung zum Architekten Luis Barragán (1902–1988). Bis heute sieht Hicks das Textile als immanentes Element von Architektur und Metapher der Vermessung von Raum – vergleichbar mit dem praxisorientierten Zugang des Architekten und Theoretikers Gottfried Semper (1803–1879), der den Kontext zwischen Natur, Textil, Architektur und Raum beleuchtete.