Sean Scully: Landline - auf Meer hinausschauen | ARTinWORDS
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Sean Scully: Landline Meer, Horizont und Himmel ineinander verwoben

Sean Scully, Landline Bend Triptych, Detail, 2017, Öl/Aluminium, 3-teilig, je 215,9 × 190,5 cm (Privatsammlung © Sean Scully, Foto: Robert Bean)

Sean Scully, Landline Bend Triptych, Detail, 2017, Öl/Aluminium, 3-teilig, je 215,9 × 190,5 cm (Privatsammlung © Sean Scully, Foto: Robert Bean)

Eine Auswahl von Sean Scullys Serie „Landline“ (1999-2018) wurde erstmals im Palazzo Falier als Side-Event der der 56. Biennale von Venedig präsentiert und von Publikum und Kritik gefeiert. Heute zeigt sich, dass diese Werke eine dramatische und bahnbrechende Veränderung im Œuvre des abstrakten Künstlers darstellen: Mit ihnen löste er sich von seinen scharfkantigen, minimalistischen Kompositionen und entwickelte einen expressiveren Stil. Die Ausstellung im Hirshhorn Museum and Sculpture Garten, die im Februar 2019 an das Wadsworth Atheneum Museum of Art weitergeht, ist die erste Gelegenheit für das Publikum, die ganze Bandbreite der neuesten Entwicklungen von Scully zu erleben, und umfasst zwei Dutzend Werke, die noch nie zuvor öffentlich präsentiert wurden.

„Sean Scully: Landline“ folgt der Serie durch eine Vielzahl von Medien, mit fast 50 Ölgemälden, Pastellen, Aquarellen und Fotografien sowie zwei übereinander liegenden Aluminium-Stack-Skulpturen. Eine großformatige, 30-schichtige Skulptur wird im Vorfeld der Ausstellung im Juni 2018 auf der Rasenfläche des Museums aufgestellt. Wenn auch Sean Scullys Gemälde weitgehend aus vertikalen und horizontalen Streifen bestehen – mit Gesten zum Land, zum Meer und zum Himmel (und den undeutlichen Linien zwischen ihnen) – so navigieren sie durch die elementaren Beziehungen, die die Welt ausmachen, und zeigen so den erhabenen Charakter dieser Interaktionen. In Summe offenbaren die Arbeiten die bemerkenswerte Fähigkeit des Künstlers, sein relativ begrenztes Repertoire an Motiven zu vertiefen, zu mystifizieren und zu variieren.

Bekannt wurde Sean Scully dafür, die Geometrie der europäischen Konkreten Kunst mit der Spiritualität der amerikanischen Abstraktion verbunden zu haben (→ Abstrakte Kunst). Wie auch Helmut Federle und Günther Förg arbeitete Scully in den 1980er und 1990er Jahren mit gemalten Quadraten, Streifen und Rastern, was als „Neue Abstraktion“ (Heinrich Klotz) bezeichnet wurde. Scullys dicke, gestische Pinselstriche über Gittern aus Streifen und Quadraten evozieren die Energie und Schönheit der Welt – sind aber auch ein „Loblied auf die Peinture“ (Florian Steininger). Mit schwingendem Duktus und subtilem Spiel der Farbnuancen erreicht Scully eine sinnliche Textur und malerische Gestik auf dem Bildträger.

Seine „Landline“-Arbeiten sind weitgehend von seinen Jahren in Irland inspiriert, insbesondere seiner Zeit mit Blick auf das Meer. In diesen Momenten sah Scully, wie die Schichten der Welt in den Raum vor ihm gepresst wurden und jene Streifen und Stapel bildeten, die diese Serie charakterisieren sollten. Die expressiven und ungezwungenen Farbstreifen reichen über die Abstraktion hinaus bis ins Erhabene hinein, wo sich die Konturen von Landschaften entfalten, um die physischen und emotionalen Dimensionen von Erfahrung, Trauma und Erinnerung zu offenbaren.

Kuratiert von Stéphane Aquin.

Sean Scully: Landline: Bilder

  • Sean Scully, Landline Bend Triptych, 2017, Öl/Aluminium, 3-teilig, je 215,9 × 190,5 cm (Privatsammlung © Sean Scully, Foto: Robert Bean)

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Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.