Assen | Drents Museum: Van Gogh in Drenthe | ARTinWORDS
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Assen | Drents Museum: Van Gogh in Drenthe Moorlandschaft und Liebermann-Verehrung | 2023

Vincent van Gogh, Der Torfkahn, Detail, Nieuw-Amsterdam, Oktober 1883, Öl auf Leinwand auf Holz, 37 x 55,5 cm (Drents Museum, Assen (erworben mit Unterstützung der Provinz Drenthe, Nederlandse Aardolie Maatschappij, Vuil Afvoer Maatschappij, Stiftung Pieter Roelf, Stiftung Van Gogh, Stiftung Vrienden van het Drents Museum, Stiftung Schone Kunsten rond 1900, VSB-fonds und Vereniging Rembrandt)

Vincent van Gogh, Der Torfkahn, Detail, Nieuw-Amsterdam, Oktober 1883, Öl auf Leinwand auf Holz, 37 x 55,5 cm (Drents Museum, Assen (erworben mit Unterstützung der Provinz Drenthe, Nederlandse Aardolie Maatschappij, Vuil Afvoer Maatschappij, Stiftung Pieter Roelf, Stiftung Van Gogh, Stiftung Vrienden van het Drents Museum, Stiftung Schone Kunsten rond 1900, VSB-fonds und Vereniging Rembrandt)

Mittellos und niedergeschlagen wegen seiner unglücklichen Liebe zu Sien stieg Vincent van Gogh (1853–1890) am 11. September 1883 in den letzten Zug von Den Haag nach Drenthe. Gegen neun Uhr abends erreichte er Hoogeveen, wo sich Van Gogh einige Wochen aufhielt. Anfang Oktober brach er nach Nieuw-Amsterdam/Veenoord auf. Auch unternahm er einen Tagesausflug nach Zweeloo. Van Gogh kannte Drenthe nur aus den Berichten anderer, unter anderem von seinem Künstlerfreund Anton van Rappard. Was ihn hier erwarten würde, davon hatte er keine klaren Vorstellungen.

Van Gogh war nicht der erste Maler, der diese „öde” und abgelegene Provinz aufsuchte. Ungewöhnlich war jedoch, dass er im Herbst hierherreiste und nicht in den Sommermonaten. Noch erstaunlicher war, dass es ihn nicht zu den idyllischen Dörfern in den Heidegebieten hinzog. Vielmehr waren es die Moorlandschaften im Südosten, die es ihm angetan hatten und in denen er das „wahre“ Leben zu finden glaubte. Die Moorlandschaft erinnerte ihn an Gemälde von berühmten Landschaftsmalern: Jan van Goyen oder auch Charles-François Daubigny (→ Vincent van Gogh und Daubigny).

Nach ersten Wochen, in denen er die Heideflächen, Kornfelder, Bauernhöfe, Pflüger, Schäfer:innen mit ihren Schafen, Straßenarbeiter und Karren voller Mist bewundert hatte, fühlte sich Vincent van Gogh ab Anfang November einsam und von der Welt abgeschnitten. Nachdem sich sein Bruder Theo nicht überzeugen hat lassen, seine Stelle zu kündigen, selbst Maler zu werden und nach Drenthe zu kommen, wurde Vincent krank. Es war zu kalt zum Malen geworden. Vincent kehrte in sein Elternhaus zurück, das in der Zwischenzeit in Nuenen stand.

Zweeloo

Von Nieuw-Amsterdam/Veenoord aus unternahm Vincent van Gogh einen Tagesausflug nach Zweeloo, das circa 20 Kilometer entfernt liegt. Vincent war ein Bewunderer von Max Liebermanns „Die Rasenbleiche“ (Walraff-Richartz-Museum, Köln): Es zeigt Zweelooer Wäscherinnen in einem Obstgarten Wäsche zum Bleichen auslegen. Der Niederländer wollte den Obstgarten mit eigenen Augen sehen. Zudem hoffte er, Liebermann persönlich vor Ort anzutreffen, da dieser angeblich gerade zu Besuch war. Doch musste van Gogh enttäuscht feststellen, dass Liebermann nur im Sommer zum Malen in das holländische Dorf kam. Hatte ihn auf der Hinfahrt sein Vermieter, der Gastwirt Hendrik Scholte, auf seinem Weg zum Markt in Assen mitgenommen, so musste der Maler den Rückweg zu Fuß zurücklegen. In einem Brief an seinen Bruder schrieb er voller Bewunderung über den unendlichen Himmel über der flachen Ebene.

Maler der Bauern

Seine Erlebnisse in Drenthe sollten Vincent van Gogh zeitlebens in Erinnerung bleiben. Das harte Leben im Moor und die Unverfälschtheit der hiesigen Menschen bestärkten ihn in seinem Bestreben, ein Maler der Bauern zu werden. Van Gogh wollte das Leben auf dem Land in all seinen Facetten studieren und die Wesensart der Menschen ergründen. Dabei kümmerte er sich nicht um die seinerzeit gängigen Auffassungen in der Kunstwelt – van Gogh ging seinen eigenen Weg. Sein mehrmonatiger Aufenthalt in der Nähe von Drenthe, den er in Einsamkeit verbrachte, festigte in ihm noch mehr das Gefühl, dass dies seine Berufung sei. Die – wenigen – Zeichnungen und Gemälde aus der Drenther Zeit lassen erkennen, dass van Gogh mit der Wirkung des Lichts und mit der Form ringt und nach einem eigenen Ausdruck sucht.

Erste Ausstellung zu van Gogh in Drenthe

Van Goghs Drenther Periode wurde bislang noch keine große Ausstellung gewidmet. Und so nimmt das Drents Museum sich nun dieses Themas an. Die Schau „Van Gogh in Drenthe“ nimmt die Besucher:innen mit auf van Goghs Reise in diese niederländische Provinz. Anhand seiner Briefe sind wir Zeugen seiner Suche nach privatem Glück und dem Erfolg als Künstler. Die Besucher begeben sich auf die Spuren seiner Streifzüge durch Drenthe im Jahr 1883 und erfahren, wie das Leben damals war.

Die Ausstellung befasst sich mit seinen Inspirationsquellen und dem Drenther Werk von Zeitgenossen. Und sie beleuchtet die Bedeutung der Drenther Periode innerhalb des Œuvres van Goghs. Diese Episode aus dem Leben des Malers wurde bisher nicht oder nur als Randnotiz wahrgenommen. Mit diesem Ausstellungsprojekt wird das Kapitel nun endlich der Biografie Vincent van Goghs hinzugefügt (→ Vincent van Gogh: Biografie).

Van Gogh in Drenthe: Ausstellungskatalog

Begleitend zur Ausstellung erscheint ein reich illustrierter Katalog mit Beiträgen zu neuen Forschungsergebnissen.

Bedeutende Van-Gogh-Orte

Im Anschluss an die Ausstellung finden an mehreren Orten in der Provinz Veranstaltungen statt, und Interessierte können sich auf die Spuren van Goghs begeben. Mehr Infos über das interessante Programm folgen in Kürze.

Das Drents Museum erkundete in Zusammenarbeit mit dem Drenther Archiv und der Stiftung Het Drentse Landschap die für die Van-Gogh-Forschung wichtigen Orte in Drenthe.

Quelle: Drents Museum

Vincent van Gogh in Drenthe: Bilder

  • Vincent van Gogh, Unkraut verbrennender Bauer, Nieuw-Amsterdam, Oktober 1883, Öl auf Leinwand auf Holz, 30,5 x 39,5 cm (Drents Museum, Assen/Van Gogh Museum, Amsterdam (erworben mit Unterstützung von BankGiro Loterij, Mondriaanfonds, Vereniging Rembrandt (u.a. dank ihres Themenfonds Impressionismus/Claude Monet Fonds, des Hendrickje Fonds und des Prins Bernhard Cultuurfonds), Vincent van Gogh Stiftung, Provinz Drenthe, Stiftung Beringer Hazewinkel, Stiftung Steunfonds Drents Museum und Stiftung Vrienden van het Drents Museum)
  • Vincent van Gogh, Der Torfkahn, Nieuw-Amsterdam, Oktober 1883, Öl auf Leinwand auf Holz, 37 x 55,5 cm (Drents Museum, Assen (erworben mit Unterstützung der Provinz Drenthe, Nederlandse Aardolie Maatschappij, Vuil Afvoer Maatschappij, Stiftung Pieter Roelf, Stiftung Van Gogh, Stiftung Vrienden van het Drents Museum, Stiftung Schone Kunsten rond 1900, VSB-fonds und Vereniging Rembrandt)

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Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.