Vincent van Gogh
Wer war Vincent van Gogh?
Vincent van Gogh (1857-1890) gehört zu den einflussreichsten und heute populärsten Malern des späten 19. Jahrhunderts, der für seine farbintensiven Gemälde aus Südfrankreich (Arles, Saint-Remy) und der Ebene von Auvers-sur-Oise in die Geschichte eingegangen ist. Der Autodidakt aus den Niederlanden schuf in der kurzen Phase von nur zehn Jahren über 800 Gemälde und 1.100 Zeichnungen, weiters fünf Skizzenbücher und eine Handvoll Druckgrafiken. Seine Kunstauffassung lässt sich aus den 820 erhaltenen Briefen des Malers rekonstruieren.
Hier findest du die wichtigsten Ausstellung zu Vincent van Gogh 2019: → Van Gogh Ausstellungen 2019
Hier findest du die wichtigsten Ausstellung zu Vincent van Gogh 2020: → Vincent van Gogh: Ausstellungen 2020
Der Mythos Van Gogh wird durch dessen geheimnisvolle, von den Ärzten wohl fälschlich als Epilepsie diagnostizierte Erkrankung geprägt. Er war jedoch keineswegs der unbekannte und gescheiterte Künstler, den die Nachwelt aus ihm gemacht hat. Van Gogh war trotz sicherlich vorhandener sozialer Auffälligkeiten und bisweilen pathologischer Züge ein sehr gebildeter und vielsprachiger Mann aus einer bürgerlichen Familie. Er konnte unterschiedliche Berufe ausprobieren und erhielt jahrelange finanzielle Zuwendungen von seiner Familien, allen voran von seinem Bruder Theo.
Vor seinem Tod hatte der Avantgardist nur ein einziges Werk verkauft, vermutlich das am 5. November 1888 gemalte Bild „Le Vigne Rouge [Der rote Weinberg]“ (Puschkin Museum, Moskau). Die belgische Neoimpressionistin Anna Boch erwarb es 1890 aus der Kunstausstellung der Les XX (18. Januar bis 23. Februar 1890). Es dürfte sich um das einzige zu Lebzeiten des Künstlers verkaufte Bild handeln. Kaum fünfzehn Jahre später gehörte der Landschaftsmaler zu den „Vätern der Moderne“, da er mit seinem proto-expressionistischen Werk die Befreiung der Farbe vom Gegenstand und mit seinem charakteristischen Duktus den subjektiv-emotionalen Pinselstrich vorwegnahm. Neben den Gemälden waren die in Deutsche übersetzten Briefe wichtige Bezugspunkte für die Avantgarde der Expressionisten. 1914 erschien die Gesamtedition in Deutschland.
Frühwerk in Holland: Minenarbeiter, Kartoffelesser und Weber
Im Herbst 1880 hatte sich Vincent van Gogh entschieden, Künstler werden zu wollen. Er war nun 27 Jahre alt und war bereits nach einige Anläufen, verschiedene Berufe zu erlernen, gescheitert (→ Vincent van Gogh: Biografie). Van Gogh konzentrierte sich in den ersten drei Jahren seiner künstlerischen Karriere darauf, Figuren zu zeichnen, zumeist in schwarzen Zeichenmedien. Die meisterhafte Beherrschung der Zeichnung war für ihn eine wesentliche Grundlage seiner Malerei. Mit Büchern wie Armand-Théophile Cassagne’s „Guide de l’alphabet du dessin“ (1880) half er sich über die ersten Anfangsschwierigkeiten wie der Perspektive hinweg. Charles Bargue’s „Exercices au fusain“ nutzte er wie Millets Zeichnungen, um nach ihnen zu zeichnen bzw. sie zu kopieren. Von diesen ersten Zeichnungen sind nur wenige Blätter erhalten, van Gogh meinte selbst, er hätte sie vernichtet. Das erhaltene Material zeigt seine mühseligen Versuche Objekte und Menschen über die Umrisslinie zu erfassen (→ Vincent van Gogh. Gezeichnete Bilder).
Vincent van Gogh übersiedelte nach Brüssel, wo er zwischen Oktober 1880 und April 1881 lebte. Das Frühwerk von Vincent van Gogh, das zwischen 1881 und 1885 in den Niederlanden entstand, ist geprägt von seiner Hinwendung zum einfachen Leben von Bauern und Arbeitern. Obwohl er an der Akademie eingeschrieben war, dürfte er sie nur selten besucht haben. Anthon van Rappard (1858–1892) wurde seine wichtigste Bezugsperson in künstlerischen Fragen. Vincent van Goghs frühe Zeichnungen belegen seine Begabung für Landschaften. Das zentrale Thema, an dem er sich abarbeitete, waren jedoch Figuren.
Im April 1881 zog Van Gogh wieder bei seinen Eltern in Etten (Nordbrabant) ein und blieb bis Dezember 1881. Hier wandelte er auf Millets Spuren und zeichnete arbeitende Bauern. Im Sommer verliebte er sich in seine sieben Jahre ältere, verwitwete Cousine Kee Vos, die zu Besuch gekommen war. Trotz abschlägiger Antwort setzte van Gogh sein Werben beharrlich fort, was zur Konfrontation mit Eltern und Verwandten führte. Da Vincents Verhältnis zur Familie ohnedies angespannt war, entstand ein Streit, der kurz nach Weihnachten 1881 mit seinem Auszug endete. Vincent van Gogh hatte sich geweigert die Weihnachtsmesse zu besuchen, womit der Bruch mit dem Glauben publik geworden war.
Den Haag: Anton Mauve und Sien
Bereits vor seinem Auszug hatte Vincent van Gogh im Sommer einige Tage und danach vier Wochen in Den Haag bei dem mit ihm verschwägerten Maler der Haager Schule – Anton Mauve (1838–1888) – verbracht (August und ernseut November/Dezember 1881). Dieser führte ihn in die Aquarell- und Ölmalerei ein. Ab Dezember 1881 lebte Vincent van Gogh in Den Haag. Er fertigte Zeichnungen von Minenarbeitern und Minenpferden an und sammelte Zeitungsausschnitte aus französischen und englischen Magazinen, darunter 33 Seiten mit Darstellungen von Kohlearbeitern. Aber auch städtische Motive begannen ihn in Den Haag zu interessieren. In der Umgebung fand er Hütten, die ihn an ähnliche Häuser in Gemälden von Jules Dupré (1811–1889) und den Barbizon Malern, allen voran Jean-François Millet (1814–1875) erinnerten. Vincent van Gogh begann erstmals Landschaften in Öl darzustellen. Mauve ließ ihn aber auch fünf Stillleben malen, von denen drei erhalten sind. Diese sollten van Gogh wohl zum Experimentieren mit Farben und Texturen anregen.
Die unstandesgemäße Liaison von Van Gogh mit seinem alleinerziehenden und schwangeren Modell Sien, der Gelegenheitsprostituierten Clasina Hoornik, genannt Sien (1850–1904), führte zum Bruch mit Anton Mauve.. Für „Sorrow“ saß Sein Modell (um den 10. April 1882). Im Herbst 1883 trennte sich Vincent van Gogh von Sien.
Vincent van Gogh in Drenthe und Nuenen
Im September 1883 zog Vincent van Gogh für drei Monate in die Provinz Drenthe (Nordniederlande), wo er in der Heide- und Moorlandschaft malerische Motive fand. Gleichzeitig hoffte er, dass Theo dem Kunsthandel den Rücken zukehren und sich ihm anschließen würde. Als sich diese Hoffnung zerschlug, kehrte er im Dezember 1883 zu seinen Eltern in Nuenen zurück. Diese nahmen ihn halbherzig auf.
Van Gogh entdeckte Anfang 1884 zwei Bücher des französischen Kunsttheoretikers Charles Blanc, die detailliert die Farbtheorien von Eugène Delacroix darlegen. Blancs Schriften hatten nachhaltige Wirkung auf van Gogh. Im Sommer 1884 lernte Vincent van Gogh den Eindhovener Goldschmied Antoon Hermans kennen, der ihn beauftragte, eine Wanddekoration zu entwerfen, die Hermans anschließend selbst ausführen wollte. Später im Jahr bat er den angehenden Künstler um Malunterricht für sich und zwei weitere Amateurkünstler, den Gerber Anton Kerssemakers und den Telegraphisten Willem van de Wakker.
In Nuenen malte van Gogh über 180 Gemälde, darunter „Die Kartoffelesser“ (13. April bis Anfang Mai 1885), begann sich aber schon bald für die Weber und ihre „monströsen“ Webstühle zu interessieren. „Webstuhl mit Weber“ (1884, Kröller-Müller Museum, Otterlo) ist ein charakteristisches Werk aus dieser Phase. Es zeigt den beengten Innenraum und die riesige Maschine, die den Weber fast zu verschlingen scheint. Zahlreiche Studien bereiten van Goghs erstes Hauptwerk - „Die Kartoffelesser“ - vor, darunter die Studienköpfe.
Am 26. März 1885 starb Vincents Vater. Der Maler wandte sich in der Folge wieder dem Thema Stillleben zu, so stellte er das Gedächtnis an seinen Vaters in Form eines Stilllebens mit einer Vase mit Silberblatt (Judaspfennigen), der Pfeife und dem Tabakbeutel seines Vaters dar. Da van Gogh die Leinwand später mit einem weiteren Stillleben mit Äpfeln übermalte, ist seine Kompositionn nur aus einer farbigen Skizze bekannt, die Vincent einem Brief vom 6. April 1885 an Theo beifügte, dem er das Gemälde anbot. Im Herbst des Jahres schuf er weitere Stillleben, für die er erstmals Dinge aus seinem eigenen Besitz und der bäuerlichen Welt wählte. Vorbilder dafür konnte er in den Werken der Realisten Thédule Ribot und François Bonvin finden. Als Vincent van Gogh im Oktober 1885 „Stillleben mit Bibel“ malte, stellte er entweder den konservativen Glauben seines Vaters seine eigene moderne Vision gegenüber oder wollte damit seine eigene künstlerische Herkunft verdeutlichen: Die Bibel des Pfarrers trifft auf einen zeitgenössischen Roman, den er bewunderte: „La Joie de vivre [Die Lebensfreude]“ von Émile Zola.1
Zu den von Vincent van Gogh konsultierten Lehrbüchern zählte 1885 Félix Bracquemonds (1833–1914) „Du dessin et de la couleur“, das er bereits unmittelbar nach dessen Publikation zur Verfügung hatte.
Antwerpen 1885–1886
Vincent van Gogh lebte ab November 1885 drei Monate in Antwerpen, wo er an der Darstellung der menschlichen Figur arbeitete. Er besuchte die Akademie in Antwerpen, weil er dort kostenlos Modelle hatte und geheizte Räume vorfand. Die Kurs enttäuschten ihn jedoch. Um Geld zu sparen, ernährte er sich schlecht, was zu körperlichen Problemen führte. In Antwerpen begann Vincent van Gogh japanische Farbholzschnitte zu sammeln, die einen bedeutenden Einfluss auf sein späteres Werk hatten (→ Malerei und Kalligraphie in Japan). Nach nur drei Monaten in Antwerpen zog Vincent van Gogh weiter nach Paris.
Impressionismus in Paris: 1886–1888
Im März 1886 übersiedelte Vincent van Gogh für nahezu zwei Jahre in Paris, wo er mit seinem Bruder Theo zusammenlebte. Als er ankam, musste er entdecken, dass sein Malstil im Vergleich zu den Kunstwerken des französischen Impressionismus bzw. des Pointillismus dunkel und altmodisch erschien. Zwei Jahre später beschrieb er in einem Brief an seine Schwester Willemien, welchen Eindruck die impressionistischen Bilder auf ihn anfangs machten:
„man hat von den Impressionisten gehört, man hat große Erwartungen, und … wenn man sie zum ersten Mal sieht, ist man bitter, bitterlich enttäuscht und findet es schludrig, hässlich, schlecht gemalt, schlecht gezeichnet, schlecht in der Farbe, eben alles, was miserabel ist. Das war mein erster Eindruck, als ich mit den Ideen Mauves und [Jozef] Israëls’ und anderer fähiger Maler nach Paris kam.“2
Das Malen gewann in diesen Monaten die Oberhand, und die Arbeit an der Farbe (Simultan- und Komplementärkontraste) war sein vordringlichstes Ziel. Dabei half ihm, dass er bei Fernand Cormon Bekanntschaft mit jungen Avantgardekünstlern wie Henri de Toulouse-Lautrec, Louis Anquetin, John Peter Russell, Paul Signac, François Gauzi und Émil Bernard gemacht hatte. Vincent van Gogh hellte in der Folge seine Palette auf, weiters arbeitete er auch im Stil des Pointillismus (→ Postimpressionismus | Pointillismus | Divisionismus). Auch erste echte Aquarelle entstanden in Paris, wo er u. a. am Montmartre zeichnete.
Für zwei Jahre, bis Februar 1888, verschwanden die einfachen Bauernhäuser und Hütten von seinen Leinwänden. Stattdessen begann er sich mit der modernen Großstadt, ihren Bewohnerinnen und Stillleben zu beschäftigen. Anleihen für Farbwahl und Komposition fand der Holländer bei den Alten Meistern im Louvre (Eugène Delacroix) und den Malern im Musée du Luxembourg (Jules Breton, Jean-François Millet, Charles-François Daubigny und Jean-Baptiste Camille Corot), den japanischen Farbholzschnitten (Monet, Gauguin, van Gogh …. Inspiration Japan), der Achten Impressionisten-Ausstellung 1886 (Mai/Juni) sowie in den Werken von Adolphe Monticelli, Claude Monet, Henri de Toulouse-Lautrec und Paul Signac.
Einige Monate belegte Vincent van Gogh Kurse im Atelier von Fernand Cormon (1845–1926), wo er anhand von Gipsstatuetten die Beherrschung der menschlichen Figur übte. Dies führte er auch mithilfe einiger selbstgekaufter Figuren weiter. Der Durchbruch zur neuen Farbigkeit und Malweise gelang dem Niederländer allerdings in der Gattung Blumenstillleben, mit denen er sich im Sommer 1886 intensiv beschäftigte. Im Juni 1886 starb Adolphe Monticelli, dessen pastos gemalte Stillleben Vincent van Gogh sehr bewunderte. In Auseinandersetzung mit dessen Werken malte er in der Folge fast drei Dutzend Blumenstillleben, die van Gogh selbst als „Farbstudien“ bezeichnete:
„ich habe eine Reihe von Farbstudien gemacht, indem ich einfach Blumen gemalt habe, rote Mohnblumen, blaue Kornblumen und Vergissmeinnicht. Weiße und rosa Rosen, gelbe Chrysanthemen – dabei suchte ich Kontraste von Blau mit Orange, Rot und Grün, Gelb und Violett, suchte die gebrochenen und neutralen Töne, um brutale Extreme in Einklang zu bringen. Versuchte, intensive Farbe wiederzugeben und nicht eine graue Harmonie.“3 (Vincent van Gogh in einem Brief an den Maler Horace Mann Livens, September oder Oktober 1886)
Im Winter 1886/87 entwickelte Vincent van Gogh jene Malweise, die ihn als einen Vertreter der Moderne auswies. Er experimentierte mit der divisionistischen Tüpfeltechnik von Georges Seurat, Paul Signac und deren Umkreis (obwohl er stets mehr Pinselstriche als sie einsetzte → Seurat, Signac, Van Gogh – Wege des Pointillismus) und versuchte sich im Malen mit verdünnter Farbe, der peinture à l’essence, wie sie auch Henri de Toulouse-Lautrec praktizierte. In den leuchtenden Farben und ungewöhnlichen Kompositionen zeigte sich auch der Einfluss der japanischen Kunst.
Das in Paris gewachsene Selbstvertrauen zeigt sich in van Goghs Wunsch, seine Werke zu zeigen und zu verkaufen: 1887 organisierte Vincent van Gogh zwei Gemeinschaftsausstellungen in Restaurants und eine Präsentation von Bildern im Schaufenster des Farbenhändlers und Kunstliebhabers Julien François Tanguy, genannt Père Tanguy. Eine weitere Schau war dem Ukiyo-e, den japanischen Farbholzschnitten, im Café Au Tambourin gewidmet (62, Boulevard de Clichy). Mit der Inhaberin Agostina Segatori war Vincent van Gogh kurz liiert. Die bei ihr ausgestellten Bilder dürfte der Maler nach ihrem Bankrott nicht mehr zurückerhalten haben. Sie dürften verkauft worden sein. Vermutlich waren van Goghs Bilder aber auch in den Avantgardegalerien von Pierre-Firmin Martin, Georges Thomas und wahrscheinlich auch bei Alphonse Portier zu sehen. Darüber hinaus präsentierte van Gogh auf Veranlassung seines Bruders Theo in drei aufeinanderfolgenden Jahren Gemälde im Salon des Indépendants (1888: „Französische Romane mit einer Rose“ (Privatbseitz), 1889, 1890).
Im November 1887 lernte Vincent van Gogh den gerade aus Martinique zurückgekehrten Paul Gauguin kennen, dessen Kunst er schätzte und dessen abenteuerliches Leben er bewunderte. Mit Hilfe von Theo van Gogh, der für Gauguin wichtige Verkäufe in die Wege setzte, konnte Vincent van Gogh das Interesse Gauguins auch auf sich lenken.
Licht des Südens: Arles 1889–1889
Am 20. Februar 1888 fuhr Vincent van Gogh nach Arles, in die farbenfrohe Landschaft Südfrankreichs. Als er ankam, lag Arles jedoch unter einer dicken Schneedecke begraben. Bis März saß Vincent van Gogh daher in seinem Hotelzimmer im Café de la Gare fest. Zu den ersten Bildern in Arles gehört ein Stillleben mit einem gerade erblühten Mandelbaumzweig (Privatsammlung). In den folgenden 15 Monaten schuf er 187 Bilder, darunter knapp 30 Stillleben. Die Jahreszeiten prägen viele dieser Werke: Im Frühling beschäftigte sich van Gogh mit blühenden Bäumen und Obstwiesen, im Sommer mit reifen Weizenfeldern und der reichen Ernte, gefolgt von herbstlichen Farben und Aktivitäten wie der Weinlese.
Anfang Mai 1888 mietete Vincent van Gogh vier Zimmer in einem Haus an der Place Lamartine, im so genannten „Gelben Haus“. Hier wollte er das „Atelier des Südens“ einrichten, eine eigene Künstlerkolonie in der Provence. Immer wieder lud er seine Freunde Paul Gauguin und Emile Bernard ein, zu ihm nach Arles zu kommen, um gemeinsam zu arbeiten. Van Gogh selbst schrieb in einem Brief an seinen Bruder Theo, er sei nach Südfrankreich gereist,
„weil man da […] die schönsten Gegensätze von Rot und Grün, von Blau und Orange, von Schwefelgelb und Lila von Natur aus findet.“
In Südfrankreich wandte sich Vincent van Gogh der Landschaftsmalerei zu. Gleichzeitig übte er sich im Portätmalen, vor allem des Selbstbildnisses.
„Ich habe absichtlich einen ziemlich guten Spiegel gekauft, damit ich mich […] selbst malen kann, denn wenn es mir gelingt, meinen eigenen Kopf in der richtigen Farbgebung zu malen, was gewisse Schwierigkeiten bietet, so kann ich auch die Köpfe anderer braver Männer und Frauen malen.“4 (Vincent van Gogh in einem Brief an seinen Bruder Theo, 17.9.1888, Nr. 537)
In seinen Briefen beschrieb Vincent van Gogh seine Suche nach Wahrheit in den Bildern: Dazu potenzierte er die Leuchtkraft der Farben und schweres Impasto. Van Gogh trug die leuchtenden Farbtöne materialreich auf und vermittelt in den vehementen Bearbeitungsspuren die Energie des Malprozesses. Es ging ihm nicht nur um die Wiedergabe der Gegenstände, es ging ihm darum, „Körper hineinzubekommen“.
Atelier des Südens
Zwischen dem 23. Oktober und dem 23. Dezember 1888 wurde das „Atelier des Südens“ Realität (→ Vincent van Gogh : Paul Gauguin in Arles). Allerdings hatte Vincent van Gogh nicht verstanden, dass Gauguin eine gänzlich andere Kunstphilosophie verfolgte als er selbst. Da er sich als Schüler Gauguins sah – und dennoch nicht seine Form der Plein-air-Malerei aufgeben konnte – endete das „Atelier des Südens“ mit Vincent van Goghs Nervenkrise und Paul Gauguins wortloser Abreise. Am 5. November 1888 malte Vincent van Gogh „Le Vigne Rouge [Der rote Weinberg]“ (Puschkin Museum, Moskau), das die belgische Neoimpressionistin Anna Boch 1890 aus der Kunstausstellung der Les XX erwarb. Es dürfte sich um das einzige noch zu Lebzeiten des Künstlers verkaufte Bild handeln.
Am 23. Dezember 1888 kam es zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen dem verwirrten Vincent van Gogh und Paul Gauguin, nach der sich der Holländer ein Stück seines linken Ohrs abschnitt. Dann ging er in mit dem Ohrläppchen in ein Bordell und schenkte es mit den Worten „du wirst dich meiner erinnern, das sag‘ ich dir“ einem Mädchen namens Rachel. Die Polizei fand Van Gogh am nächsten Morgen bewusstlos und geschwächt von hohem Blutverlust. Sie lieferte Vincent van Gogh in das örtliche Krankenhaus ein.
Paul Gauguin reiste am 25. Dezember 1888 wortlos ab und informierte Theo van Gogh mit einem Telegramm. Als Theo am Weihnachtsmorgen in Arles ankam, erfuhr er, dass Vincent seit Tagen Symptome von Verrücktheit zeigte. Nach zwei Wochen wurde Vincent van Gogh aus dem Krankenhaus in Arles entlassen. Am 7. Januar 1889 kehrte Vincent van Gogh wieder nach Hause und an die Arbeit zurück. In zwei Selbstporträts zeigt er sich mit verbundenem Kopf (The Courtauld Gallery, London; Privatsammlung). Zur selben Zeit arbeitete er an Variationen nach den Sonnenblumengemälden, wie auch an einem bewegenden persönlichen Stillleben, das die Freuden seines Alltags neben einem medizinischen Buch zeigt.
Im Februar 1889 machte ein Anfall erneut einen mehrtägigen Krankenhausaufenthalt nötig. In der Folge wurde der Maler aufgrund einer Petition der Bürger von Arles bis April 1889 zwangseingewiesen.
Sonnenblumen und Sternennächte: 1888–1890
Erst in den letzten beiden Lebensjahren entstanden die heute so berühmten, leuchtend bunten aber nie schrill oder aufdringlich wirkenden Gemälde. Wenig Beachtung fand bisher, dass die so typische Pinselführung dieser Zeit, ihre Dynamik und ihr Rhythmus, das Ergebnis einer jahrelangen Beschäftigung mit den Möglichkeiten der Zeichnung war. Striche, Tupfer und Arabesken, mit denen van Gogh die unterschiedlichen Felder mit der Rohrfeder ausfüllt, prägen die Arbeiten auf Papier in dieser Zeit. Die Gemälde aus Arles bestechen durch ihre überlegte aber auch naturferne Farbigkeit, zu der Vincent van Gogh im Laufe des Jahres 1888 vorstieß.
Die Serie von Sonnenblumen entstand als Ausstattung für das geplante Gelbe Haus, in dem er gemeinsam mit Paul Gauguin eine Künstlerkolonie gründen wollte (→ Van Goghs Sonnenblumen). Das neunwöchige Experiment endete jedoch schlagartig, nachdem sich Van Gogh sein Ohrläppchen abgeschnitten und der Kollege fluchtartig Arles verlassen hatte.
Die „Sternennacht über der Rhône“ stellte Vincent van Gogh am Salon des Indépendants aus. Der Kritiker Félix Fénéon schrieb über das Bild wenig schmeichelhaft:
„Herr van Gogh ist ein unterhaltsamer Kolorist, selbst bei solchen Extravaganzen wie seiner Sternennacht: Gegen einen Himmel aus groben, kreuzschraffierten Mustern flacher Pinselstriche heben sich die Sterne als weiße, rosafarbene und gelbe Kegel ab, die direkt aus der Tube aufgetragen wurden; orangefarbene Dreiecke werden vom Fluß verschlungen, und in der Nähe der festgemachten Boote hasten barockhaft finstere Figuren vorbei […].“5 (Félix Fénéon, 1889)
Vincent van Gogh in der Nervenheilanstalt in Saint-Rémy-de-Provence
Vincent van Gogh ließ sich am 8. Mai 1889 freiwillig in die Nervenheilanstalt Saint-Paul-de-Mausole nahe Saint-Rémy einweisen, wo die Diagnose Epilepsie gestellt wurde. Im Anstaltsgarten und – wenn er sich kräftig genug für Ausflüge fühlte – in der abwechslungsreichen Umgebung des Hospitals, die er unter strenger Überwachung erkunden durfte, fand er Inspiration für zahllose Landschaftsbilder. Der Mangel an Modellen, mit Ausnahme des Klinikpersonals und der Patienten, bot ihm wenig Gelegenheit für Figurenmalerei.
Im Mai und Juni 1889 entstanden mit den „Schwertlilien“ (10.–15. Mai 1889), der „Sternennacht“ (17./18. Juni 1889 → Vincent van Gogh: Die Sternennacht) und „Zypressen“ (25. Juni 1889) – drei der eindrücklichsten Landschaftsvisionen Vincent van Goghs, in denen er Naturbeobachtung und Imagination ineinanderfließen ließ. Charakteristisch für diese Bilder ist, dass sie mit pastoser Farbe und expressivem Pinselstrich ausgeführt wurden. Obschon Van Gogh während seiner Auseinandersetzung mit Paul Gauguin im Herbst 1888 sich an dessen Kunstdoktrin stieß, lernte er viel aus der Begegnung mit dem Synthetismus und Symbolismus des Kollegen. Die Farben der späten Gemälde Vincent van Goghs basieren auf dem Farbschema von Eugène Delacroix, den koloristischen Abstraktionen der Schule von Pont Aven und seinem neuen Mut, Komplementärfarben nebeneinander einzusetzen.
Während eines schweren Anfalls im Sommer 1889 schluckte Van Gogh giftige Farben, was man möglicherweise als Selbstmordversuch werten kann. Von September 1889 bis April 1890 lebte Vincent van Gogh in Saint-Rémy-de-Provence.
Theo van Gogh reichte Vincents Bilder zu drei Ausstellungen avantgardistischer Kunst ein, darunter die Kunstausstellung der Les XX (18. Januar bis 23. Februar 1890), womit Vincent van Gogh verstärkt an die Öffentlichkeit trat. Vor seinem Tod verkaufte der Avantgardist nachweislich ein Werk, das am 5. November 1888 gemalte Bild „Le Vigne Rouge / Montmajour [Der rote Weinberg]“ (Puschkin Museum, Moskau). Die belgische Neoimpressionistin Anna Boch, Schwester seines Freundes Eugène Boch, erwarb es 1890 für 400 Belgische Franc aus der Ausstellung der Les XX in Brüssel, zu der Vincent van Gogh sechs farbig aufeinander abgestimmte Bilder geschickt hatte. Diese waren in einer vorher festgelegten Reihenfolge gehängt und erregten aufgrund ihrer Malweise unter den belgischen Künstlern Aufruhr. So attakierte Henry de Groux Vincent van Gogh als „Ignorant und Blender“, woraufhin Toulouse-Lautrec und Signac ihren Freund verteidigten. Wenn auch die Ausstellung in Brüssel als Meilenstein in der Anerkennung von van Goghs Kunst gilt, so war der dokumentierte Verkauf des einen Bildes vermutlich nicht der einzige Kontakt des Malers mit dem Kunstmarkt. Vielfach dürfte er seine Werke gegen Naturalien eingetauscht haben.
Im Salon des Indépendants von 1890 waren zehn Gemälde von Vincent van Gogh ausgestellt, die von der Kritik erstmals positiv besprochen wurden. Im Januar 1890 hatte der symbolistische Kunstkritiker Albert Aurier im „Mercure de France“ einen hymnischen Artikel über Van Gogh publiziert, der die öffentliche Meinung deutlich beeinflusste. Van Goghs Freund, der Maler Émile Bernard, hatte offenbar den Autor mit biografischen Information versorgt. Der Autor sah in Vincent van Gogh einen Einzelgänger mit rauschhafter Produktion:
„Was sein Werk in seiner Gesamtheit charakterisiert, ist der Überschuß an Kraft, an Nervosität, die Heftigkeit im Ausdruck. […] Darüber hinaus, wie aufgrund der fast orgiastischen Ausschweifungen in allen seiner Bilder zu vermuten, ist er ein Fanatiker, ein Feind bürgerlicher Nüchternheit und Kleinlichkeit, eine Art trunkener Riese […] ein schreckliches und irres Genie, oft überragend, gelegentlich grotesk, immer am Rande des Pathologischen.“
Am 11. Februar 1890 antwortete Vincent van Gogh auf den Artikel mit einem Brief, in dem er auf seine Vorbilder Paul Gauguin und Adolphe Monticelli verwies, um die Einzelgänger-Theorie zu widerlegen.
Auvers-sur-Oise: die letzten 70 Tage
Nachdem er zu der Überzeugung gekommen war, dass ihm ein weiterer Aufenthalt mehr schaden als nützen würde, verließ van Gogh die Klinik in Saint-Rémy. Nach zwei Jahren und drei Monaten im Süden Frankreichs sehnte er sich nach einer Rückkehr in den Norden. Am 17. Mai 1890 traf Vincent van Gogh in Paris ein und hielt sich drei Tage bei seinem Bruder und dessen Familie auf. Die Situation in der jungen Familie war angespannt, da Theo kränklich war und sich mit seinem Arbeitgeber in einem Konflikt befand.
Am 20. Mai zog Vincent van Gogh nach Auvers-sur-Oise, das zirka 30 km von Paris entfernt liegt. Hier nahm sich der Kunstfreund und Arzt (Homöopath) Dr. Paul Gachet dem psychisch labilen Van Gogh an. In den letzten zehn Wochen vor seinem Tod malte Vincent van Gogh in Auvers-sur-Oise „hübsche Mittelklasse Landhäuser“, die ihm nach eigener Aussage fast genauso gefielen wie die von ihm romantisierten, alten, mit Moos gedeckten Hütten des Borinage. Innerhalb von 70 Tagen malte Vincent van Gogh in Auvers-sur-Oise seine letzten 60 Zeichnungen und 75 Bilder! Den Schwerpunkt bilden Landschaften, ergänzt durch einige Porträts und zehn Stillleben.
Tod
Am 27. Juli 1890 schoss sich Vincent van Gogh in einem Feld eine Kugel in die Brust (oder den Bauch) und schleppte sich noch zum Gasthof zurück. Die beiden herbeigerufenen Ärzte verzichteten darauf, die Kugel zu entfernen. Zwei Tage später verstarb Vincent van Gogh an den Folgen einer Sepsis. Theo van Gogh erhielt knapp 50 Kondolenzschreiben, deren prominente Absender – darunter Camille Pissarro, Eugène Carrière, Henri Rouart, Henri de Toulouse-Lautrec, Dr. Paul-Ferdinand Gachet – van Goghs intensive Vernetzung im Kreise der französischen Avantgarde und Wertschätzung seitens seiner Künstlerkollegen bezeugen. So zählte sich u.a. auch Claude Monet zu den Bewunderern des Holländers.
Sein Bruder Theo richtete mit Unterstützung von Émile Bernard im September 1890 noch eine Gedenkausstellung in seiner Wohnung (8, Cité Pigalle) aus. Kurz darauf verstarb der Kunsthändler im Janaur 1891 an den Folgen einer Syphiliserkrankung. Beide Brüder liegen Seite an Seite auf dem Friedhof von Auvers begraben.
Van Goghs Durchbruch
Johanna van Gogh-Bonger war Theos Witwe. Jo widmet einen großen Teil ihres Lebens der Verbreitung von Vincents Œuvre, unter anderem durch den Verkauf von Werken und die Veröffentlichung des Briefwechsels zwischen den Brüdern. Im Frühjahr 1891 ließ sie den Großteil des Œuvres ihres Schwagers sowie die umfangreiche Korrespondenz zwischen Theo und Vincent von Paris in ihr Haus im niederländischen Bussum bringen. Der große finanzielle Erfolg blieb zunächst aus, doch Johanna van Gogh-Bonger lieh Werke ihres Schwagers für nationale wie internationale Ausstellungen. Die guten familiären Kontakte zum Kunsthandel und Johannas Brief-Edition waren die Basis für den posthumen Erfolg des niederländischen Malers.
Der Pariser Kunsthändler Ambroise Vollard (1865–1939) übernahm die Vertretung von Vincent van Gogh und präsentierte ab 1895 Werke aus dem Nachlass. Da Johanna die Preise rasch anhob, wich Vollard auf andere Quellen aus, darunter die Familien Ginoux und Roulin, deren Mitglieder van Gogh in Arles porträtiert hatte, sowie an Vincents Künstlerfreund Émile Bernard. Erst die von Julien Leclercq organisierte monografische Ausstellung in der Galerie Bernheim-Jeune brachte 1901 van Goghs Durchbruch in Paris. Zu den Leihgebern zählten die Sammler Antoine Comte de la Rochefoucauld, Maurice Fabre und Jack Aghion, die Künstler Émile Schuffenecker, Auguste Rodin und Camille Pissarro sowie die Kunsthändler Ambroise Vollard,
Eugène Blot, Josse und Gaston Bernheim-Jeune, Jos Hessel und Eugène Druet.
Der erste Katalog zu Vincent van Goghs Werk wurde 1928 von De la Faille publiziert. Jahrzehnte zuvor, nämlich 1905, erschienen seinen Briefe in einer deutschen Übersetzung und hinterließen einen tiefen Eindruck bei den sich formierenden deutschen Expressionisten, allen voran Emil Nolde und der Künstlergruppe „Die Brücke“. Im deutschsprachigen Raum erhielten vor allem Julius Meier-Graefes Buch „Vincent“ (1921) große Aufmerksamkeit, das ab 1932 den Untertitel Der Roman eines Gottsuchers erhielt.
Van Gogh Museum in Amsterdam
Johanna van Gogh-Bongers Sohn Willem van Gogh übertrug 1962 den restlichen Teil des Erbes der Vincent van Gogh Stiftung: rund 200 Gemälde, 500 Zeichnungen (etwa die Hälfte von Vincent van Goghs Zeichnungen), die fünf erhaltenen Skizzenbücher und fast die gesamte Korrespondenz. Am 2. Juni 1973 wurde das Van Gogh Museum in Amsterdam eröffnet, wo die Sammlung als Dauerleihgabe verwahrt wird.
Literatur über Vincent van Gogh
- Ortrud Westheider, Michael Philipp (Hg.), Vincent van Gogh Stillleben (Ausst.-Kat. Museum Barberini, Potsdam, 26.10.2019–2.2.2020), München 2019.
- Alexander Eiling, Felix Krämer (Hg.), Making Van Gogh. Geschichte einer deutschen Liebe (Ausst.-Kat. Städel Museum, Frankfurt am Main, 23.10.2019–16.2.2020), München 2019.
- Van Gogh’s Inner Circle: Friends, Family, Models (Ausst.-Kat. Het Noordbrabants Museum, ’s-Hertogenbosch, 21.9.2019-12.1.2020), New York 2019.
- Vincent van Gogh. Sämtliche Briefe. An den Bruder Theo, hg. v. Fritz Erpel, Berlin/Zürich 1965.
Alle Beiträge zu Vincent van Gogh auf ARTinWORDS
- Sjraar van Heugten, Kraft des Alltäglichen. Die Stillleben Vincent van Goghs, in: Ortrud Westheider, Michael Philipp (Hg.), Vincent van Gogh Stillleben (Ausst.-Kat. Museum Barberini, Potsdam, 26.10.2019–2.2.2020), München 2019, S. 12–27, hier S. 15.
- Sjraar van Heugten, Kraft des Alltäglichen. Die Stillleben Vincent van Goghs, in: Ortrud Westheider, Michael Philipp (Hg.), Vincent van Gogh Stillleben (Ausst.-Kat. Museum Barberini, Potsdam, 26.10.2019–2.2.2020), München 2019, S. 12–27, hier S. 17.
- Zit. n. Sjraar van Heugten, Kraft des Alltäglichen. Die Stillleben Vincent van Goghs, in: Ortrud Westheider, Michael Philipp (Hg.), Vincent van Gogh Stillleben (Ausst.-Kat. Museum Barberini, Potsdam, 26.10.2019–2.2.2020), München 2019, S. 12–27, hier S. 18.
- Zit. n. Vincent van Gogh. Sämtliche Briefe. An den Bruder Theo, hg. v. Fritz Erpel, Berlin/Zürich 1965, Bd. 4, S. 125–154, hier S. 153.
- Alexander Eiling, An Deutschland zunächst vorbei. Die Rezeption van Goghs in Frankreich und den Niederlanden zwischen 1888 und 1905, in: Alexander Eiling, Felix Krämer (Hg.), Making Van Gogh. Geschichte einer deutschen Liebe (Ausst.-Kat. Städel Museum, Frankfurt am Main, 23.10.2019–16.2.2020), München 2019, S. 23.