Hermann Nitsch (1938–2022) gilt als bedeutender Künstler des von ihm mitbegründeten Wiener Aktionismus. International wurde er als ein Hauptvertreter der österreichischen Performance-Kunst anerkannt, schuf er doch ein ausdrucksstarkes Werk, das Anleihen bei der religiösen Dramaturgie nahm, um ein Gesamtkunstwerk zu entwickeln. Ab den 1950er Jahren gipfelte es jedes Jahr in seinem „Orgien Mysterien Theater“, sechs Tage lang ununterbrochene Feierlichkeiten und Aufführungen, zu dem er Freunde und Bekannte einlud.
Frankreich | Paris:
Musée de l’Orangerie
11.10.2023 – 29.1.2024
In den letzten Jahren seiner Karriere entwickelte Hermann Nitsch eine außerordentlich lebendige, immer farbenfrohere Form der Malerei, die stets eng mit seinen Auftritten und den Entstehungsorten verbunden war. Nitsch war fasziniert von Claude Monets „Nymphéas [Seerosen]“, denen er bei jedem Besuch in Paris im Musée de l'Orangerie Tribut zollte. Kurz vor seinem Tod lud das Musée d‘Orsay den österreichischen Künstler zu einem Dialog mit diesem Meisterwerk des Impressionismus ein. Dabei betonte er die Nähe, die er darin sah, es auf die in seiner eigenen Praxis behandelten Themen:
„Meine expressive und religiöse Malerei wird in meinen Performances zu einem vollendeten Drama, einer analytischen Dramaturgie. Was abzuwarten bleibt, ist ein Rausch von Farben und Formen, die sich weit über den Inhalt hinaus lösen, wie die Farbenekstasen in Monets Nymphéas.“1 (Hermann Nitsch, 2022)
Obwohl Nitsch keine Zeit hatte, sein Projekt für das Musée de l'Orangerie zu verwirklichen, wollte das Museum ihm ein Jahr nach seinem Tod mit diesem Kontrapunkt Tribut zollen. Die Auswahl vereint Gemälde und grafische Werke, die kurz vor seinem Tod entstanden und direkt im Atelier des Künstlers ausgewählt wurden. Sie werden im „Pronaos“-Bereich, der zu den Nymphéas führt, und im zeitgenössischen Raum im GF-2 des Museums ausgestellt.
Kuratiert von Claire Bernardi, Direktorin des Musée de l’Orangerie.
Quelle: Musée d‘Orsay