Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein (1657–1712) war nicht nur eine herausragende Persönlichkeit des Fürstenhauses Liechtenstein im Barock, sondern reihte sich als leidenschaftlicher Kunstsammler unter die bedeutendsten Mäzene seiner Zeit. Mit den beiden Prachtbauten, dem Gartenpalais in der Rossau und dem Stadtpalais nahe der Hofburg, ließ er eindrucksvolle Monumente errichten und trieb als ambitionierter Bauherr die Entwicklung eines neuen Stadtteils voran, des noch heute bestehenden Lichtentals im 9. Bezirk. Im Gartenpalais Liechtenstein sind nun all jene Kunstwerke versammelt, die Johann Adam Andreas erworben hat - und sich noch immer in Besitz der Lichtenstein befinden.
Österreich | Wien:
Gartenpalais Liechtenstein
16.2. – 1.4.2024
Als regierender Fürst von Liechtenstein bewies Johann Adam Andreas ökonomisches Talent, indem er die Verwaltung reorganisierte und die familiären Finanzen sanierte (ab 1684). Wirtschaftlicher Erfolg stellte sich ein, der die Voraussetzungen für umfassende Bauvorhaben und die Erweiterung seiner außerordentlichen Kunstsammlungen schuf. Johann Adam Andreas tätigte wichtige Ankäufe, etwa des bedeutenden „Decius-Mus-Zyklus“ von Peter Paul Rubens, von Gemälden von Anthonis van Dyck und Marcantonio Franceschini oder von Bronzeskulpturen des Florentiner Hofkünstlers Massimiliano Soldani Benzi. Im Fürstlichen Hausarchiv hat sich die Korrespondenz zwischen Johann Adam Andreas und Franceschini erhalten, die als wichtige Quelle das Verhältnis von Künstler und Auftraggeber anschaulich übermittelt.
Sowohl in seiner Sammeltätigkeit als auch in den ausgeführten Bauvorhaben zeigt sich der Repräsentationsanspruch, den der Fürst in der Tradition seines Vaters, Fürst Karl Eusebius I. von Liechtenstein (1611–1684), weiterführte. So werden in der Ausstellung sowohl von Johann Adam Andreas erworbene Kunstwerke präsentiert als auch die Gebäude und deren Ausstattung thematisiert.
Dem Gartenpalais kommt dabei eine besondere Rolle zu, da es nicht nur Ausstellungsort, sondern zugleich Exponat ist, in dem die Vision des Fürsten begehbar und erfahrbar wird. Die Orientierung an italienischen Vorbildern für dessen Bauform und Fassadengestaltung setzt sich im Innenraum fort: Die Vorliebe des Fürsten für italienische Kunst offenbart sich in der Beauftragung von Malern, Architekten, Bildhauern und Freskanten aus Italien, unter anderen Domenico Martinelli, Giovanni Giuliani (1664–1744), Santino Bussi und Antonio Bellucci.
Ein Glanzpunkt der Ausstattung des Gartenpalais ist Andrea Pozzos Deckenfresko im Festsaal, das die allegorische Selbstinszenierung des Fürsten als einen neuen Herkules eindrucksvoll in Bilder überträgt. Die illusionistische Malerei — eine in den Himmel strebende Scheinarchitektur — versetzt beim Anblick der Taten des antiken Helden bis heute in Staunen.