Massimiliano Soldani Benzi

Wer war Massimiliano Soldani Benzi?

Massimiliano Soldani Benzi (Montevarchi 15.7.1656–23.2.1740 Montevarchi), war ein italienischer Bildhauer und Medailleur des Barock. Soldani Benzi arbeitete am Hof der Medici in Florenz. Im Laufe seiner Karriere entwickelte sich Soldani Benzi zu einem der besten Bronzegießer in Europa. Zunächst arbeitete er noch als Medailleur, später spezialisierte er sich auf die Herstellung von Bronzereliefs, Bronzevasen sowie freistehende Figuren und Büsten.

Kindheit & Name

Massimiliano Soldani Benzi wurde am 15. Juli 1656 in Montevarchi geboren.

Massimiliano Soldani lebte zunächst unter seinem Namen, behauptet aber später, dass er von der Familie des Bischofs von Fiesole und von der Adelsfamilie Benzi aus Figline Valdarno abstammen würde. Im Jahre 1693 beantragte er deshalb in einem offiziellen Schreiben eine Abstammungsurkunde, die er auch erhielt. Von diesem Tag an nannte er sich Soldani Benzi, was durch zahlreiche Dokumente belegt wurde.

Ausbildung in Florenz, Rom und Paris

Seine Ausbildung begann Soldani zunächst in der Zeichenschule Medici in Florenz, wo er die Aufmerksamkeit von Großherzog Cosimo III. de’ Medici auf sich zog. Dieser schickte den Medailleur an seine großherzogliche Akademie in Rom, um ihn dort bei Ciro Ferri (1633–1689) und Ercole Ferrata studieren und in der Kunst der Münzprägung ausbilden zu lassen (1678–1682). Dynamische, diagonal angelegte Kompositionen des späteren Werks zeugt von Soldanis Auseinandersetzung mit der barocken Kunst in Rom anlässlich seiner Studienjahre 1678 bis 1682, besonders mit dem Werk seines Lehrers Ciro Ferri aber auch Alessandro Algardis (1598–1654).

Während seiner Zeit in Rom zeigte sich Massimiliano Soldani Benzi als vielversprechender Nachwuchskünstler und wurde von Königin Christina von Schweden gebeten, für sie mehrere Medaillen zu schaffen. Soldani Benzi begann mit diesem Vorhaben, musste es jedoch bald wieder aufgeben, da ihn Cosimo nach Paris schickte, damit er dort mit Joseph Roettiers (1635–1703), einem aus Flandern stammenden, berühmten Medailleur, arbeiten konnte.

Im Jahr 1682 kam Massimiliani Soldani Benzi mit Charles Le Brun (1619–1690) und dem französischen Minister Jean-Baptiste Colbert in Kontakt. Als Soldani an einem Medaillenporträt von Ludwig XIV. arbeitete (Art Gallery of Ontario, Toronto), stellte ihn der Höfling Louis Duc d’Aumont, ein Offizier, der sich sehr für seine Kunst der Münzprägung interessierte, dem König vor.

Florenz

Großherzog Cosimo entschied, dass es für Soldani Zeit sei, nach Florenz zurückzukehren, um die Großherzogliche Münzprägeanstalt zu übernehmen, eine Aufgabe, die er ihm von Anfang an zugedacht hatte. Nach dem Tod des letzten Direktors wurde Soldani im Jahr 1688 offiziell zum Maestro dei Coni e Custode della Zecca ernannt. Als solcher hatte er seine Werkstatt und Wohnraum in den Uffizien.

Werke

Im Jahr 1684 schuf Massimiliano Soldani Benzi eine Medaille für Francesco Redi (1626–1697). Sie zeigt die Büste des aus Arezzo stammenden Arzt mit Spezialisierung auf Toxikologie. Redi war Leibarzt von Ferdinando de’ Medici (1663–1713) und verantwortlich für die Verwaltung der großherzoglichen Apotheken. Nicht zuletzt betätigte sich Redi auch als Philosoph und Dichter. Sein bekanntestes Werk ist das Scherzgedicht „Bacco in Toscana [Bacchus in der Toskana]“, eine Lobeshymne auf den toskanischen Wein.

Die von Massimiliano Soldani-Benzi im Jahr 1685 hergestellte Medaille für Gian Gastone de’ Medici, Großherzog der Toskana (1671–1737) zeigt auf der Rückseite eine allegorische Szene und das Motto des Herrschers: „NVLLA. NISI. ARDVA. VIRTUS“. Gian Gastone de’ Medici übernahm 1723 im Alter von 52 Jahren die Regierung; er war der letzte Großherzog der Toskana aus dem Hause Medici; ihm folgte Franz Stephan von Lothringen.

Die von Massimiliano Soldani-Benzi im Jahr 1686 gefertigte Medaille für Herzog Karl V. von Lothringen (1643–1690). Sie zeigt die Büste von Karl V., Titularherzog von Lothringen und Bar, mit Umhang und Allongeperücke. Die Medaille erinnert an die bis 1686 erzielten militärischen Erfolge des Herzogs. Das bedeutendste Ereignis dieses Kriegsjahres war Anfang September die Rückeroberung von Ofen (Buda).

Vor allem in den eineinhalb Jahrzehnten ab 1695 arbeitete Soldani Benzi für Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein. Für das Mitglied des Wiener Hochadels schuf der Bildhauer Bronzekopien von berühmten antiken und neuzeitlichen Werken sowie eigene Kompositionen.

Im Jahr 1713 schuf Antonio Selvi, ein Schüler Soldani Benzis, eine Medaille für Tommaso Puccini (1666–1726), Arzt und Professor der Anatomie am Ospedale di Santa Maria Nuova in Florenz. Sie zeigt die Büste mit Allongeperücke und drapiertem Umhang. Puccini war Schüler des renommierten Philosophen und Medizinprofessors Lorenzo Bellini (1643–1704).

Für Erbprinz Ferdinando de’ Medici führte Soldani einen in der angedachten Liechtenstein-Serie vorgesehenen „Raub der Proserpina“ aus. Aus dem Jahr 1717 ist ein Verkaufsangebot über ein „Bacchanal“ gemeinsam mit einem „Parisurteil“ als Gegenstück überliefert, das für britische Käufer intendiert war, über dessen Umsetzung in Bronze allerdings nichts bekannt ist.

In seltenen Fällen stellte Soldani Benzi Bozzetti aus Terrakotta auf den unregelmäßig veranstalteten Ausstellungen der Accademia del Disegno in Florenz aus. Dabei handelt es sich um detailliert ausgearbeitete Werke, die durchaus auch als eigenständige Kunstwerke standhalten konnten und von Sammlern gesucht wurden. 1715 zeigte Soldani Benzi eine „Pietà“ in Terrakotta von „Sig. MS“. Dabei handelte es sich um ein hochpräzise angefertigtes Terrakotta Relief mit dem Titel „Agonie im Garten Gethsemane“ (The Metropolitan Museum of Art, New York City), das zweifellos als Modell diente, um später als privates Andachtswerk in Bronze gegossen zu werden.

Noch bis in das hohe Alter von 80 Jahren arbeitete Soldani Benzi, um sich erst dann aus dem Berufsleben zu verabschieden. Danach zog er sich auf seine von ihm selbst errichtete Villa Petrolo in der Nähe von Bucine in der Toskana zurück, wo er bis zu seinem Tode lebte.

Bronzen für den Fürsten von Liechtenstein

Für Fürst Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein (1657–1712) produzierte Soldani Benzi eine Serie von Bronzekopien von Werken aus der Medici-Sammlung, hauptsächlich antike Büsten und Figuren, aber auch nach Werken von Michelangelo Buonarroti und Gian Lorenzo Bernini.

1680 hatte Fürst Johann Adam Andreas I. die Sammlungen der Medici auf seiner „Grand Tour“ in Florenz bewundert und vermutlich ist seitdem der Wunsch nach den Bronzekopien gereift. Bereits sieben Jahre später war der Fürst von Liechtenstein bestrebt, einen Abguss der „Venus Medici“ zu erhalten. Zusammen mit dem „Tanzenden Faun“ sollte diese monumentale Bronzeplastik im neuen Majoratspalais in der Bankgasse in einem Raum präsentiert werden. Nach Zustimmung durch Großherzog Cosimo III. zum Abguss seiner Meisterwerke, die Soldani Benzi am 30. August 1695 an den Fürsten per Brief meldete, war der Weg für die Realisierung geebnet.

Eigentlich wollte der Fürst auch Abgüsse der Köpfe der Tageszeiten von Michelangelo in der Medici-Kapelle in San Lorenzo bestellen. Doch Soldani Benzi hielt diese für den Zweck ungeeignet. Stattdessen bot er dem Fürsten Abgüsse von den antiken Porträtköpfen an, die sich in den Uffizien befanden (Brief vom 11.12.1694). Der Fürst willigte ein und erhielt knapp ein Jahr später acht Büsten von Imperatoren, Philosophen und berühmten Frauen mit Sockeln aus buntem Marmor und Namenskartuschen.

Im Jahr 1695 bestellte der Fürst bei Massimiliano Soldani Benzi – als erste von drei Großbronzen – die Plastik des „Tanzenden Fauns“ (1695–1697), die eine Nachbildung einer in Florenz befindlichen römisch-kaiser-zeitlichen Marmorkopie eines verlorenen griechischen Originals darstellt. Zwei Jahre nach seiner Entstehung traf das Werk in Wien ein. Das Resultat gefiel dem Fürsten so gut, dass er sich entschied, zwei weitere Bronzerepliken in Auftrag zu geben: die antike „Venus Medici“ (um 1699–1702) und der trunkene „Bacchus“ (1695–1703) von Michelangelo Buonarroti. Während der „Bacchus“ bereits 1703 in Wien angeliefert werden konnte, sollte es bis 1707 dauern, ehe die „Venus Medici“ als letzte der drei beauftragten Großbronzen in Wien eintraf und dort auf das Wohlwollen des Fürsten stieß.

Francesco I. de’ Medici (1541–1587) hatte den „Bacchus“ von Michelangelo angekauft und die Marmorstatue im Ostkorridor der großherzoglichen Galerie in den Uffizien aufstellen lassen. Für Massimiliano Soldani Benzi und seine Zeitgenossen galt Michelangelos Werk als meisterhaft, den berühmten Antiken ebenbürtig. Die Bronzekopie des „Bacchus“ sollte bis dahin Soldani Benzis größtes und ambitioniertestes Projekt dieser Art sein. Er folgte treu der subtilen Modellierung in der Tradition des Quattrocento. Nachdem die Bronze in Wien eingetroffen war, fand der Fürst an der Skulptur, jedoch keinen besonderen Gefallen, was er in einem Brief vom 4. April 1703 harsch zum Ausdruck brachte: Der Bacchus sei „mal dissegnata […] che abbia un’attitudine cativa, idea pessima e seccha [„ein schlecht entworfenes Werk […] von hässlicher Haltung, sehr schlechter Idee, zudem trocken]“.

1705 schlug der Künstler dem Fürst vor, für ihn die Büsten „Anima Damnata“ und „Anima Beata“ von Gian Lorenzo Bernini zu kopieren. Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein erwarb beide im Jahr 1707. Bernini (1598–1680) hatte sie als Marmorbüsten im Auftrag von Prälat Pedro de Foix Montoya (1559–1630) geschaffen und in der Kirche San Giacomo degli Spagnoli in Rom aufgestellt. In der raffinierten Kaltarbeit der Ziselierung zeigt Soldani seine ganze Meisterschaft und seine ursprüngliche Ausbildung als Goldschmied. Bei diesen beiden Werken handelt es sich um die beiden letzten einer Reihe von bedeutenden Bronzeköpfen, die Soldani Benzi im Rahmen seiner intensiven Zusammenarbeit mit dem Fürsten Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein für die Galerie des Palais Liechtenstein in Wien schuf.

Der Bildhauer verkaufte auch noch Reliefs und Kleinbronzen an den Wiener Fürsten. 1694 erhielt der Adelige das Relief „Der Friede umarmt die Gerechtigkeit“. Drei Monate danach bestellte Johann Adam Andreas I. ein passendes Pendant, wobei er Soldani-Benzi in der Wahl des Motivs freie Hand ließ. Der Künstler versprach ihm eine eigene Erfindung „di miglior maniera“, für die er im August 1696 entlohnt wurde. Soldani lieferte 1697 die allegorische Darstellung „Die Zeit enthüllt die Wahrheit“.
Am 30. März 1695 traf das Wachsmodell des Reliefs „Bacchanal“ (1695–97) in Wien ein. Doch Fürst Johann Adam Andreas I. musste feststellen, dass es durch den Transport schwer beschädigt worden war. Dennoch gab er Soldani den Auftrag für den Guss, der 1697 geliefert wurde. In seinem ersten Schreiben war das Relief als Stück einer vierteiligen Serie beschrieben worden. Nachdem der Fürst beständig den Preis für das ausgeführte Relief zu drücken versuchte, fanden die Serie keine Fortsetzung.

Dazwischen schickte der Florentiner Bildhauer die Kleinbronze „Kindlicher Bacchant, die Flügel Amors stutzend“ (1695) nach Wien. Als der Käufer wenig begeistert auf die Liebesallegorie reagierte, bot Soldani Benzi an, sie nochmals zu überarbeiten, was jedoch unterblieb.

Im November 1702 offerierte Massimiliano Soldani Benzi eine Reihe von Wachsmodellen, darunter „Diana und Callisto“ und dessen Pendant „Das Urteil des Paris“ (beide um 1695/1700). Zu einem Ankauf ist es jedoch nicht gekommen. Beide Sujets sind, allerdings ohne ihren Autor zu nennen, im Nachlassinventar des toskanischen Erbprinzen Ferdinando de’ Medici. aufgelistet und gingen später als Geschenk des Großherzogs Cosimo III. de’ Medici an den britischen Sammler Sir Andrew Fountaine (1676–1753). Soldani war darüber nicht erfreut, wie aus seiner Korrespondenz mit dem in London ansässigen Kunsthändler Giovanni Giacomo Zamboni (1683–1753) aus dem Jahr 1717 bekannt ist.

1706 bot Soldani Beniz dem Fürsten Johann Adam Andreas I. zwölf Kopien der berühmtesten Statuen von Florenz an, darunter „Der Triumph der Tugend über das Laster“ (um 1701/06) nach der berühmten Marmorgruppe „Florenz triumphiert über Pisa“ von Giambologna im Palazzo Vecchio.1

Tod

Massimiliano Soldani Benzi starb am 23. Februar 1740 in Montevarchi.

Das Terrakottarelief der „Kreuzabnahme“ ist in Soldanis Nachlassinventar aus dem Jahr 1739 erwähnt (The Princely Collection Liechtenstein, Wien-Vaduz). Bisher ist kein ausgefertigter Guss bekannt.

Massimilian Soldani Benzi und die Porzellanmanufaktur Doccia

Unter den Wachsabformungen, die Marchese Carlo Ginori nach dem Tod Soldanis und der Auflösung seines Ateliers für die Porzellanmanufaktur in Doccia zusammengetragen hat, befand sich auch eine Kopie von „Der Triumph der Tugend über das Laster“. Die Wachsmodelle von „Diana und Callisto“ und dessen Pendant „Das Urteil des Paris“ gelangten ebenfalls an Carlo Ginori und wurden in dessen Manufaktur in Doccia für die Porzellanproduktion herangezogen.

Literatur zu Massimiliano Soldani Benzi

  • Gegossen für die Ewigkeit. Die Bronzen der Fürsten von Liechtenstein, hg. v. Johann Kräftner (Ausst.-Kat. Gartenpalais Liechtenstein, Wien, 1.3.–31.3.2023), Wien 2023.
  • Carina A. E. Weißmann, Die Bronzen des Massimiliano Soldani Benzi (1656–1740). Repräsentationsstrategien des europäischen Adels um 1700 (Sammler, Sammlungen, Sammlungskulturen in Wien und Mitteleuropa/Forschungen aus dem Vienna Center for the History of Collecting), hrsg. von Sebastian Schütze, Berlin/Boston 2022.

  1. Die Personifikation von Florenz, auch als Allegorie der Tugend zu lesen, überwindet einen am Boden kauernden Mann, der je nach Interpretation die Stadt Pisa oder auch das Laster darstellt. Siehe den Eintrag zu Giambologna.