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Achte Impressionisten-Ausstellung 1886 Krise und Ende des Impressionismus

Georges Seurat, Un dimarche à la Île de la Grande Jatte (Ein Sonntagnachmittag auf der Île de la Grande Jatte), 1884–1886, Öl auf Leinwand, 205,7 x 305,8 cm (The Art Institute of Chicago, Helen Birch Bartlett Collection)

Georges Seurat, Un dimarche à la Île de la Grande Jatte (Ein Sonntagnachmittag auf der Île de la Grande Jatte), 1884–1886, Öl auf Leinwand, 205,7 x 305,8 cm (The Art Institute of Chicago, Helen Birch Bartlett Collection)

Die Vorbereitungen zur achten Impressionisten-Ausstellung 1886 waren geprägt von alten Vorbehalten gegenüber Kollegen, Missgunst, Eifersüchteleien und wechselnde Loyalitäten. Finanzielle Misserfolge, nicht zuletzt wegen einer Wirtschaftskrise in Frankreich in den beginnenden 1880er Jahren, ließen die ohnehin zaghaften Ankäufe impressionistischer Malerei einbrechen, ungeachtet der Versuche des Kunsthändlers Paul Durand-Ruel, die Impressionisten auch in New York bekannt zu machen. Generell lässt sich beobachten, wie Galeristen zunehmend als Ausstellungsmacher von Personalen auftraten, die sie vorfinanzierten. Claude Monet, Pierre-Auguste Renoir, Gustave Caillebotte und Alfred Sisley folgten Pissarros Einladung erst gar nicht. Sie versuchten ihr Glück bei Georges Petit, dessen Galerie sich an ein betuchtes, kaufkräftiges Publikum wandte. Animositäten mit Edgar Degas in den vorangegangenen Jahren verleideten ihnen die Teilnahme an Pissarros Projekt genauso wie dessen Engagement für ihre „Schützlinge“.

Die achte und letzte Impressionisten-Ausstellung läutete das Ende der Bewegung ein und öffnete das Feld für ihre Nachfolger, die Pointillisten. Die neue Maltechnik des Pointillismus wurde von den Impressionisten mit Argwohn beobachtet. Die Impressionisten hatten das Gesehene intuitiv wiedergegeben und lehnten den „wissenschaftlichen Impressionismus“ (Pissarro) ab. Erst aufgrund der Fürsprache Camille Pissarros und unter der Voraussetzung, dass die „Neuen“ in einem separierten Raum ausstellten, gaben sie ihren Widerstand auf. Pissarro hatte sich neuen Schwung durch die jüngeren Maler erhofft und Berthe Morisot auf seine Seite ziehen können. Doch Claude Monet, Pierre-Auguste Renoir und Gustave Caillebotte folgten seiner Einladung nicht mehr.

„Die Positionierung der Frau, mit geradem Rücken und kniend, mit ausgestrecktem Arm, wiederholt nahezu exakt die Form des Sessels, und ihre vollen Hüften und ihr weicher Bauch sind ein stilles Echo auf seine gepolsterte Form“. (Richard Thomson über Edgar Degas‘ „Le Tub“ (1885/86))

Edgar Degas‘ Pastelle – im Katalog als „Suite de nuds [sic] de femmes se baignant, se lavant, se séchant, s’essuyant, se peignant ou se faisant peigner (Pastels)“ angeführt – schockierten das Publikum aufgrund der unvorteilhaft gewählten Posen der Modelle, der eigentümlichen Bildausschnitte und der ungeschönten Handlungen. Der Maler von Balletttänzerinnen und Rennpferden eröffnete sich damit ein neues Themenfeld, das im Spätwerk eine tragende Rolle spielte. Odilon Redons Betrag dunkler Kohlezeichnungen war charakteristisch für seinen Symbolismus und dürfte aufgrund seiner neuen Funktion als Mitgründer der Société des Artistes Indépendants und des Salon des Indépendants in Paris (1884) von Guillaumin eingeladen worden sein. Gleichwohl schätzte er die Kunst von Paul Gauguin und Georges Seurat, während er den Impressionismus als die Fantasie einengend empfand. Über Seurats monumentales Gemälde, das er in den Monaten vor der Ausstellungseröffnung mit unzähligen Punkten überarbeitet hatte und viel Aufmerksamkeit auf sich zog, schwiegen die meisten Kritiker. Dennoch sollten sich Pointillismus (→ Postimpressionismus | Pointillismus | Divisionismus) als eine wichtige Stilmöglichkeit des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts etablieren.

  • Wo: in einem Gebäude an der Ecke Rue Laffitte 1/Boulevard des Italiens,
  • Organisiation: Berthe Morisot und ihr Mann Eugène Manet
  • Wann: 15. Mai – 15. Juni 1886
  • Wer fehlte: Die Diskussionen rund um Ein- oder Ausschluss der jüngeren Generation rund um Georges Seurat führte zum Ausscheiden von Claude Monet, Pierre-Auguste RenoirAlfred Sisley und Gustave Caillebotte.
  • Titel: 8me exposition de peinture
  • Katalog: 21 Seiten mit 246 ausgestellten Werken
  • Rezensionen: Félix Fénéon sah in „Les impresionnistes en 1886“ das Ende des Impressionismus gekommen.

 

Ausstellende Künstlerinnen und Künstler (17)

Marie Bracquemond (6 Katalognummern)

  • „Portrait de M. F. Bracquemond“, 1886 (Privatsammlung, Paris)

Mary Cassatt (7 Katalognummern)

Mary Cassatt

  • „Jeune fille à la fenetre [Junges Mädchen am Fenster]“, 1883 (Corcoran Gallery of Art, Washington)
  • „Etude [Studie]“, 1886 (National Gallery of Art, Washington)
  • „Enfants sur la plage [Kinder am Strand]“, 1884 (National Gallery of Art, Washington)

Edgar Degas (15 Katalognummern)

Edgar Degas

  • Serien von Pastellen mit sich badenden und kämmenden Frauen
  • „Suite de nus [Serie von Akten]“ (National Gallery of Art, Washington)

Jean-Louis Forain (13 Katalognummern)

Paul Gauguin (19 Katalognummern)

Paul Gauguin

  • „Un coin de la mare“, 1885 (Civica Galleria d’Arte Moderna, Mailand)
  • „Les baigneuses [Badende]“, 1885 (The National Museum of Western Art, Tokio)

Jean-Baptiste Armand Guillaumin (20 Katalognummern)

  • „Crépiscule à Damiette [Zwielicht in Damiette]“, 1885 (Petit Palais, Genf)

Berthe Morisot (14 Katalognummern)

Berthe Morisot

  • „Petite servante [Junge Dienerin]“, 1886 (National Gallery of Art, Washington)

Camille Pissarro (20 Katalognummern)

Camille Pissarro

  • „Vue de ma fenêtre par temps gris [Aussicht aus meinem Fenster bei grauem Wetter]“, 1886–1888 (The Ashmolean Museum, Oxford)
  • „La cueille de pommes [Kartoffelernte]“, 1886 (Ohara Museum of Art, Kurashiki)

Lucien Pissarro (10 Katalognummern)

 

Odilon Redon (15 Katalognummern):

Odilon Redon

  • „Le secret [Das Geheimnis]“, 1886 (MoMA, New York)

Henri Rouart (27 Katalognummern)

Emile Schuffenecker (9 Katalognummern)

Georges Seurat (9 Katalognummern)

Georges Seurat, Erfinder des Pointillismus

  • „Une Grand Jatte  [Sonntagnachmittag auf der Insel Grande Jatte]“, 1884–1886 (The Art Institute, Chicago)
  • „La rade de Grandcamp [Das Rennen in Grandcamp]“, 1885 (Privatsammlung)
  • „Grandcamp, un soir [Grandcamp, ein Abend]“, 1885 (MoMA, New York)
  • „L’hospice et la phare, Honfleur [Das Krankenhaus und der Leuchtturm, Honfleur]“, 1886 (The National Gallery of Art, Washington)
  • „La Maria, Honfleur [Die Maria, Honfleur]“, 1886 (Prag)

Paul Signac (18 Katalognummern)

Paul Signac

  • „Les gazomètres, Clichy [Die Gasometer, Clichy]“, 1886 (Melbourne)
  • „L‘embranchement de Bois-Colombes“, 1886 (Leeds City Art Gallery)

Charles Tillot (16 Katalognummern)

Paul-Victor Vignon (18 Katalognummern)

Ferderico Zandomeneghi (12 Katalognummern)

 

 

Achte Impressionisten-Ausstellung: Bilder

  • Georges Seurat, Un dimarche à la Île de la Grande Jatte (Ein Sonntagnachmittag auf der Île de la Grande Jatte), 1884–1886, Öl auf Leinwand, 205,7 x 305,8 cm (The Art Institute of Chicago, Helen Birch Bartlett Collection)
  • Paul Signac, Les Modistes (Die Hutmacherinnen), 1885/86, Öl auf Leinwand, 116 x 89 cm (Stiftung Sammlung E.G. Bührle, Zürich)
  • Berthe Morisot, Im Speisezimmer, 1886, Öl auf Leinwand, 61,3 x 50 cm (Washington NG)
  • Camille Pissarro, Aussicht von meinem Fenster bei wolkigem Himmel, 1886-88 (Ashmolean Museum, Oxford)
  • Camille Pissarro, Fächer (Bäuerinnen), 1885 (Utah)
  • Pissarro, Apfelpflücken, 1886, Öl auf Leinwand, 128 x 128 cm (Ohara Museum of Art, Kurashiki)
  • Georges Seurat, Grandcamp, Abend, 1885 (Rahmen 1888/89), Öl auf Leinwand, 66.2 x 82.4 cm (Museum of Modern Art, New York, Estate of John Hay Whitney, Inv.-Nr. 285.1983)
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.