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Basquiat für $ 85 Millionen „Untitled” von 1982 das drittteuerste Bild des US-Stars | 2022

Jean-Michel Basquiat, Untitled, 1982, Acryl und Sprphfarbe auf Leinwand, 239,4 x 501 cm (Privatbesitz)

Jean-Michel Basquiat, Untitled, 1982, Acryl und Sprphfarbe auf Leinwand, 239,4 x 501 cm (Privatbesitz)

Jean-Michel Basquiat brach schon zu Lebzeiten Rekorde: Er war nicht nur der jüngste Künstler auf der „Documenta“, nein, der Getriebene schuf auch knapp 1.500 Werke in nur acht Jahren. Im Mai 2022 bestätigte der internationale Kunsthandel einmal mehr, dass der im Alter von nur 27 Jahren verstorbene Basquiat zu den teuersten Kunstschaffenden der Welt zählt. Sein „Untitled“ aus dem Jahr 1982 erzielte am 7. Mai im Phillips Contemporary Sale $ 85 Millionen, nachdem der Schätzpreis bei etwa $ 70 Millionen gelegen war.

Das Bild zeigt einen gehörnten Teufel in neoexpressiver Manier. Es entstand im Jahr 1982, als der 21-jährige Basquiat in der Annina Nosei Gallery seine erste Einzelausstellung hatte, gefolgt von einer weiteren bei Larry Gagosian Gallery Los Angeles, und er sogleich auf die „Documenta 7“ eingeladen wurde. Der Galerist und Kurator Jeffrey Deitch besprach die Soloshow in „Flash Art“:

„Basquiats große Stärke liegt in der Fähigkeit, seine den Straßen, den Zeitungen und dem Fernsehen entnommenen Bildelementen mit dem Spiritualismus seines haitianischen Erbes zu vermengen und beides in ein wunderbar intuitives Verständnis von der Sprache der modernen Malerei einzubringen.“1

Der Basquiat-Experte Richard Marshall gliedert das in nur wenigen Jahren entstandene Werk Basquiats in drei Schaffensperioden, wobei die erste von 1980 bis Ende 1982 dauerte.2 Charakteristisch für diese Werke ist, dass sie meist skelettierte Figuren sowie Alltägliches von der Straße zeigen. Auch das jüngst versteigerte Gemälde „Untitled“ verbindet einen angedeuteten Skelettkopf mit Hörnern, während die horizontalen und parallelen Striche in Schwarz als Andeutungen des Brustkorbs (Rippen) gelesen werden können. Der mit einem breiten Pinsel vermalte, buntfarbige Hintergrund ließe sich mit einer alten Mauer vergleichen, auf der graffitiartige Striche und Zeichen gesetzt sind. Von Annina Nosei mit einem Atelier – dem Keller unter ihrer Galerie –, Leinwänden und Malfarben ausgestattet, konnte sich der angehende Künstler erstmals als Maler fühlen. Jean-Michel Basquiat behielt die Unmittelbarkeit und Schnelligkeit seiner früheren Graffiti bei und erwies seinen Heroen Franz Kline und Cy Twombly Referenz, indem er das Malerische besonders betonte. Das mit 239 x 500 Centimeter repräsentative Querformat zeigt all diese Eigenschaften – einzig die mit krakeliger Handschrift ergänzten Texte in Ölkreide fehlen dem Werk.

Einbringer war der japanische Sammler Yusaku Maezawa, der „Untitled“ 2016 für die Summe von $ 57,3 Millionen erworben hatte. Davor gehörte es dem New Yorker Sammler und Kunsthändler Adam Lindemann, der 2004 für $ 4,5 Millionen den Zuschlag erhalten hatte. Nun, so berichtet die „New York Times“ ist das Bild an einen anonymen Käufer gegangen, der über einen Vertreter des Auktionshauses Phillips in Taipei, Taiwan, mitgesteigert hat.

 

Künstlerinnen auf dem Vormarsch!

Im medialen Schatten von Basquiat zeigten zwei zeitgenössische Künstlerinnen, dass sie nun auch am Kunstmarkt für Höchstpreise garantieren können: Yayoi Kusama und Anna Weyant. Der Auktionsrekord für Yayoi Kusama wurde mit $ 10,5 Millionen für eines ihrer frühen Gemälde – „Untitled (Nets)“ (1959) – neu festgelegt. Bevor die Künstlerin Installationen schuf und Happenings organisierte, arbeitete sie mit Schattierungen von Weiß auf weißer Leinwand. Kusamas Spinnweben-Gemälde greift sowohl die Malerei des Minimalismus auf, wie sie mit den Tendenzen der Abstraktion spielen (→ Minimal Art | Minimalismus | Abstrakte Kunst).

Zu den Überraschungen des Abends gehörte der sensationelle Auktionserfolg von Anna Weyants „Buffett II“ von 2021. Das 121.9 x 153 cm große Gemälde besticht durch die hyperrealistische Darstellungsweise. Wyant schreibt sich in die Geschichte des Stilllebens ein, wie es im frühen 17. Jahrhundert in Flandern von Clara Peeters oder Pieter Claesz entwickelt worden ist. Ein bildparallel stehender Tisch mit weißem Tischtuch, minutiös geschilderte Falten. Darauf ein Korb mit grünen Trauben, eine Lauchstange, vier harte und geschälte Eier, ein Kuvert, zwei Perlohrringe und ein Rotweinglas komplettieren das gesuchte Arrangement. Kaum sichtbar, weil mit dem dunklen Hintergrund verschwimmend, wird das Glas in einem kontinuierlichen Strom nachgefüllt. Anfang Mai war bekannt geworden, dass die erst 27-jährige Malerin als jüngste Künstlerin zu Gagosian wechselt. Dort bereitet man ihre erste Einzelausstellung in Gagosian New York im Herbst 2022 vor. Man darf gespannt sein, was Anna Weyant dort zeigen wird.

 

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  1. Jeffrey Deitch, Jean Michel Basquiat: Annina Nosei, in: Flash Art, 107/XVI (Mai 1982), S. 50. Zit. n. Basquiat, hg. v. Dieter Buchhart und Sam Keller (Ausst.-Kat. Fondation Beyeler, Riehen/Basel, 9.5.–5.9.2010), S. XLVIII.
  2. Die folgenden sind von 1982 bis 1985 und 1986 bis zum Tod des Künstlers anzusetzen. Siehe: Richard Marshall, Repelling Ghosts, in: Marshall, Jean-Michel Basquiat (Ausst.-Kat. Whitney Museum of American Art, New York; The Menil Collection, Houston; Des Moines Art Center und Montgomery Museum of Fine Arts, 1992/92), S. 15.
  3. Jeffrey Deitch, Jean Michel Basquiat: Annina Nosei, in: Flash Art, 107/XVI (Mai 1982), S. 50. Zit. n. Basquiat, hg. v. Dieter Buchhart und Sam Keller (Ausst.-Kat. Fondation Beyeler, Riehen/Basel, 9.5.–5.9.2010), S. XLVIII.
  4. Die folgenden sind von 1982 bis 1985 und 1986 bis zum Tod des Künstlers anzusetzen. Siehe: Richard Marshall, Repelling Ghosts, in: Marshall, Jean-Michel Basquiat (Ausst.-Kat. Whitney Museum of American Art, New York; The Menil Collection, Houston; Des Moines Art Center und Montgomery Museum of Fine Arts, 1992/92), S. 15.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.