Franz Kline

Wer war Franz Kline?

Franz Kline (Pennsylvania, Wilkes-Barre 23.5.1910–13.5.1962 New York) war ein US-amerikanischer Maler des Abstrakten Expressionismus (→ Abstrakter Expressionismus | Informel). Nach einem Studium in Boston und London malte Kline zunächst gegenständlich. Ab 1950 schuf er großformatige, meist auf nur wenige Farbtöne beschränkte Gemälde, die er mit breiten Pinselschwüngen ausführte. Er konzentrierte sich dabei auf das für die Malerei Wesentliche: Zwischen Schwarz und Weiß, die sich am jeweils entgegengesetzten Ende der Farbskala befinden, fächern sich alle anderen Farbwerte auf.

Kindheit

Franz Kline wurde in Wilkes-Barre geboren, einer kleinen Kohlebergbaugemeinde im Osten von Pennsylvania. Als er sieben Jahre alt war, brachte sich Klines Vater um. Während seiner Jugend zog er nach Lehighton, Pennsylvania, und absolvierte die Lehighton High School. Seine Mutter heiratete später wieder und schickte ihn auf das Girard College, eine Akademie für vaterlose Jungen in Philadelphia.

Ausbildung und Lehre

Von 1931 bis 1935 studierte Franz Kline an der School of Fine and Applied Arts, sowie an der University of Boston. 1937/38 ging Klingt für ein Jahr an die Heatherly School of Fine Arts in London. Während dieser Zeit lernte er seine zukünftige Frau Elizabeth V. Parsons, eine britische Balletttänzerin, kennen. Gemeinsam zogen sie 1938 nach New York, wo Kline ein eigenes Atelier bezog.

Nach seiner Rückkehr ins Land arbeitete Kline als Designer für ein Kaufhaus im Bundesstaat New York. 1939 zog er nach New York City und arbeitete für einen Bühnenbildner. In dieser Zeit in New York entwickelte Kline seine künstlerischen Techniken und erlangte Anerkennung als bedeutender Künstler. Zwischen 1952 und 1954 war er Lehrer an verschiedenen Instituten, so am Black Mountain College in North Carolina, am Pratt Institute in Brooklyn, sowie an der Philadelphia Museum School of Art.

Frühe Werke

Franz Klines künstlerische Ausbildung konzentrierte sich auf traditionelles Illustrieren und Zeichnen. In den späten 1930er und frühen 1940er Jahren arbeitete er figurativ, malte Landschaften und Stadtansichten sowie Auftragsporträts und Wandbilder. Sein individueller Stil ist erstmals in der Wandgemäldeserie „Hot Jazz“ zu erkennen, die er 1940 für die Bleecker Street Tavern in Greenwich Village malte. Darin zeigt sich sein Interesse, repräsentative Formen in schnelle, rudimentäre Pinselstriche zu zerlegen.

Der in dieser Zeit entwickelte persönliche Stil Klines mit vereinfachten Formen näherte sich immer mehr der Abstraktion an. Viele der von ihm gewählten Motive basieren auf den Lokomotiven, kargen Landschaften und großen mechanischen Formen seiner heimatlichen Kohlebergbaugemeinde in Pennsylvania. Dies ist für den Betrachter manchmal nur dann offensichtlich, weil die Werke nach diesen Orten und Objekten benannt sind, nicht weil sie tatsächlich so aussehen. Unter dem Einfluss der zeitgenössischen New Yorker Kunstszene arbeitete Kline weiter in die Abstraktion und gab schließlich den Gegenständlichen auf. Ab den späten 1940er Jahren begann Kline seine figurativen Sujets zu Linien und Flächen zu verallgemeinern, vergleichbar den Werken, in denen der Kubismus verarbeitet wurde.

Im Jahr 1946 beauftragte die Lehighton, Pennsylvania Post der American Legion Kline, ein großes Werk zu entwerfen, das die Stadt zeigt, in der er die High School besucht hatte. Das Wandgemälde „Lehighton“ wurde 2016 vom Allentown Art Museum in Allentown, Pennsylvania erworben.

Kline und der Abstrakte Expressionismus

Stilistisch anfangs noch vom amerikanischen Realismus mit kubistischen Einflüssen geprägt, begann Franz Kline in den 1930er Jahren mit gegenständlichen Stadtansichten von New York. Inspiriert durch die Dynamik, Geschwindigkeit und Ruhelosigkeit des urbanen Amerika steigerte er sich in die Abstraktion auf immer größerem Malgrund. In diesen Arbeiten, so erklärte er „male er Erfahrungen“. Kline zählt neben Jackson Pollock und Willem de Kooning zu den Initiatoren der Malerei des Action Painting.

Elaine de Kooning berichtete, dass de Kooning 1948 dem künstlerisch frustrierten Kline geraten hätte, eine Skizze mit einem Bell-Opticon-Projektor an die Wand seines Ateliers zu projizieren.

„Eine zehn mal fünf Zoll große schwarze Zeichnung eines Schaukelstuhls … tauchte in riesigen schwarzen Strichen auf, die jedes Bild auslöschten, die Striche erweiterten sich als Entitäten in sich selbst, ohne Bezug zu irgendeiner Entität außer der ihrer eigenen Existenz.“ (Franz Kline)

Daraufhin dürfte sich Franz Kline großformatigen, abstrakten Gemälde zugewandt haben. In den folgenden zwei Jahren wurden Klines Pinselstriche völlig ungegenständlich, fließend und dynamisch. Zu dieser Zeit begann er, nur noch in Schwarz-Weiß zu malen. Er erklärte, dass seine monochrome Palette negative und positive Räume darstellen sollte:

„Ich male sowohl das Weiß als auch das Schwarz, und das Weiß ist genauso wichtig.“

Seine Verwendung von Schwarz und Weiß ist jener von de Kooning und Pollock in den 1940er Jahren sehr ähnlich. Durch seinen Austausch mit der japanischen Avantgarde-Kalligrafiegruppe Bokujinkai und deren Anführerin Morita Shiryu scheint es in Klines Schwarz-Weiß-Gemälden auch Hinweise auf japanische Kalligrafie zu geben, obwohl Kline diese Verbindung später leugnete.

Klines erste Einzelausstellung fand Ende 1950 in der Egan Gallery, 63 East 57th Street, statt (16.10.–4.11.1950). Er zeigte elf abstrakte Gemälde. Zu den wenigen Buntfarben gehörte die braune Untermalung am unteren Rand von „Nijinsky“ und flüchtige Grüntöne in „Leda“. In diesen Werken zeigte sich Klines charakteristischer Stil sowie sein Einsatz von Schwarz auf Weiß.

In den späten 1950er Jahren begann Kline in Gemälden wie „Requiem“ (1958) mit komplexerem Hell-Dunkel zu experimentieren, anstatt sich auf eine streng monochromatische Palette zu konzentrieren. 1958 führte er dann durch farbige Akzente in seinen Schwarz-Weiß-Bildern die Verwendung von Farbe in seinem Werk wieder ein. Franz Klines Gemälde lösen sich gegen Ende seiner künstlerischen Tätigkeit vollständig von der Abstraktion hin zur Gegenstandslosigkeit und beschränken sich auf ein äußerst kleines Farbspektrum mit kräftigem Duktus und grober Pinselführung.

Franz Kline war Teilnehmer der „documenta II“ (1959) und – postum – der „documenta III“ (1964) in Kassel.

Einfluss

Franz Kline gilt als einer der wichtigsten und zugleich problematischsten Künstler des Abstrakten Expressionismus in New York. Sein Stil ist kaum im Verhältnis zu seinen Zeitgenoss:innen zu bringen. Wie bei Jackson Pollock, Willem de Kooning und anderen Abstrakten Expressionisten galt Kline wegen seines scheinbar spontanen und intensiven Stils als Action Painter, der sich nicht auf Figuren oder Kompositionen konzentrierte, sondern auf den Ausdruck seiner Pinselstriche und die Verwendung von Leinwand. Während seine Bilder im Allgemeinen eine spontane und dramatische Wirkung haben, bereitete Kline häufig seine Werke mit Kompositionszeichnungen vor. Viele seiner komplexesten Bilder baute er sorgfältig aus umfangreichen Studien auf – gewöhnlich entwickelte seine Bildideen auf den Seiten von Telefonbüchern aus dem Müll. Im Gegensatz zu seinen Kolleg:innen des Abstrakten Expressionismus sollten Klines Werke nur so aussehen, als wären sie in einem Moment der Inspiration entstanden.

Kline war auch dafür bekannt, seinen Gemälden keine inhaltliche Bedeutung zu verleihen, was ihn in Gegensatz zu seinen Kolleg:innen brachte, die ihre Werke mystisch beschrieben. Viele von Klines Werken wurden von Kunsthistoriker:innen als Brückenkopf für eine Weiterentwicklung zum Minimalismus der 1960er Jahre angesehen (→ Minimal Art | Minimalismus). Klines Werke wird eine objektive Opazität und Offenheit zugeschrieben, die sich von der Subjektivität des Stils der New York School unterscheidet.

Franz Kline beeinflusste: Robert Rauschenberg, Aaron Siskind, Cy Twombly, Mark di Suvero und Brice Marden, Günter Brus (Frühwerk).

Ehrungen

  • 1944: „S. J. Wallace Truman-Preis“ der National Academy of Design, New York
  • 1957: Preis des „Art Institute of Chicago“
  • 1960: Preis des amerikanischen Erziehungsministeriums; anlässlich seiner Ausstellung in Venedig im gleichen Jahr

Tod

Er malte in den Sommern von 1956 bis 1962 in Provincetown, Massachusetts, und starb am 13. Mai 1962 in New York City an einer rheumatischen Herzkrankheit, zehn Tage vor seinem 52. Geburtstag.