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Hilma af Klint: Biografie Lebenslauf der schwedischen Malerin und Esoterikerin

Hilma af Klint

Hilma af Klint

Hilma af Klint (Schloss Karlberg in Solna 26.10.1862–21.10.1944 Djursholm), eine Pionierin der Abstraktion, schuf bereits 1906 erste nichtfigurative Kompositionen, zeigte diese jedoch zu Lebzeiten nur auserwählten Eingeweihten. Sie verfügte in ihrem Testament, dass diese Bilder erst 20 Jahre nach ihrem Tod ausgestellt werden dürfen, da sie vermutete, dass ihre Zeitgenossen sie nicht verstünden. Die Komplexität ihrer Symbolsprache macht es auch heute nicht leicht, Hilma af Klints Werk zu begreifen, ist sie doch in hohem Maße den esoterischen Strömungen ihrer Zeit geschuldet. Dennoch strahlen ihre Bilder eine Ruhe und Ausgewogenheit aus, durch die die Künstlerin nachweisbar das „Wissen von der Einheit allen Seins“ vermitteln wollte. Ihr künstlerisches Werk umfasst 1000 Gemälde und Zeichnungen sowie 125 Notizbücher mit ca. 26.000 Seiten.

Kindheit

Hilma af Klint wurde am 26. Oktober 1862 auf Schloss Karlberg in Solna, Schweden, geboren. Sie war das vierte von fünf Kindern der Mathilda Sontag und des Kapitäns Fredrik Victor af Klint. Der Vater stammte aus einer Familie von Marineoffizieren und bildete an der Militärakademie Karlberg Seekadetten aus. Hilma af Klint teilte das große Interesse ihres Vaters an der Natur. Dies hatte großen Einfluss auf ihr künstlerisches Werk.

Die Familie zog 1872 in die Norrtullsgatan in Stockholm. Sie verbrachte die Sommer auf dem Familiensitz Hanmora auf der Insel Adelsö im Mälarsee. Hilma af Klint besuchte die Höhere Mädchenschule.

Zwischen 1879 und 1882 nahm af Klint an spiritistischen Sitzungen teil, um mit Verstorbenen in Kontakt zu treten. Der Tod der Schwester Hermina 1880 verstärkte Hilma af Klints Interesse an Religion und Spiritismus. Später nahm sie als Medium an spiritistischen Sitzungen teil.

Ausbildung

Ab 1880 besuchte Hilma af Klint vorbereitende Kurse an der Technischen Schule in Stockholm, lernte Porträtmalen bei Kerstin Cardon.

Von 1882 bis 1887 studierte af Klint an der Königlichen Akademie der Schönen Künste in Stockholm. Zu ihren Lehrern gehörten Georg von Rosen und August Malmström. Die Freundschaft, die sie hier mit ihrer Kommilitonin Anna Cassel schloss, hielt ein Leben lang. Hilma af Klint verließ die Akademie mit Bestnoten.

Naturalismus und Spiritismus

Von 1887 bis 1908 arbeitete Hilma af Klint in einem Atelier der Akademie in der Hamngatan 5, das die Kunstakademie der begabten Absolventin zur Verfügung stellte. Sie lebte von ihrer Kunst und schuf Landschaften und Porträts im naturalistischen Stil (→ Naturalismus 1875-1918). Zur Jahrhundertwende arbeitete af Klint als Zeichnerin am Veterinärinstitut. Ihre Beobachtungsgabe zeigt sich vor allem in genauen botanischen Aquarellstudien.

Im Haus des Schriftstellers Viktor Rydberg in Stickholm wurde 1889 die schwedische Loge der Theosophischen Gesellschaft gegründet. Rydbergs Roman „Singoalla“ (1857) enthält bereits Gedanken der Theosophen. Hilma af Klint las das Buch und befasste sich später eingehend damit.

Vermutlich sah Hilma af Klint 1894 die vielbeachtete Ausstellung von Edvard Munch im „Konstsalong“; dort konnte sie den später so genannten „Lebensfries“ studieren – mit den ikonischen Gemälden „Madonna“, „Der Schrei“ und „Vampir“. In diesen Werken schildert Munch bereits seine Umwelt aus angsterfüllter Perspektive und das turbulente seelische Innenleben.

Ab 1896 traf sich Hilma af Klints regelmäßig mit vier Freundinnen. Die Gruppe, bestehend aus Anna Cassel, Sigrid Hedman, Cornelia Cederberg, Mathilde N., nennt sich „Die Fünf“ („De Fem“). Die Damen veranstalteten Séancen und traten mit Wesen, die sich Gregor, Clemens, Amaliel, Esther oder Ananda nannten, in Kontakt, welche sich durch Bilder mitteilten. „Die Fünf“ dokumentierten ihre Erfahrungen in Notizbüchern. Diese Art der Aufzeichnung führte Hilma af Klint bis zu ihrem Tod fort. Die Gruppe praktizierte auch automatisches Schreiben und Zeichnen. Anfangs zeichnete meist Cornelia Cederberg. Ungeachtet ihres starken Interesses am Spiritismus wird Hilma af Klint als nüchterne und klare Denkerin beschrieben.

Hilma af Kint beschäftigte sich 1903 mit der Technik der écriture automatique [dem automatischen Schreiben]. Daraus entwickelte sie langsam „automatische Zeichnungen“. In den Bleistiftzeichnungen finden sich Motive (Schnecke, Lilie, Rose), welche die Künstlerin später in ihrem großen Zyklus weiterverarbeitete. Danach arbeitete Hilma af Klint in abstrakten Farbpastellen. Florale, abstrakte Motive wechseln sich mit geometrischen Formen ab. Die vorherrschenden Farben sind Blau, Gelb, Weiß, Rot und Rosa; Blau steht für das weibliche und Gelb für das männliche Prinzip.

Die Gemälde zum Tempel

Das Geistwesen Amaliel beauftragt Hilma af Klint während einer Séance 1904 damit, Gemälde auf der Astralebene zu schaffen. Diese sollen die unvergänglichen Aspekte des Menschen darstellen. Im Folgejahr willigte die 43-jährige Hilma af Klint ein, den Auftrag der Wesenheit Amaliel anzunehmen, „Die Gemälde zu Tempel“ zu malen. Die Künstlerin stellte sich für den Zeitraum eines Jahres dem Wesen zur Verfügung und sollte auch jegliche andere Malerei unterlassen. Dies führte zu einer Krise, markierte aber auch einen Wendepunkt in Hilma af Klints Leben und künstlerischem Schaffen.

Zwischen 1906 und 1915 schuf Hilma af Klint die Serie „Die Gemälde zum Tempel“, die aus 193 Gemälden in verschiedenen Serien und Formaten besteht und die die Künstlerin selbst als ihr zentrales Werk verstand.

Erste abstraktes Werke entstanden von November 1906 bis April 1908, welche die Künstlerin nie in der Öffentlichkeit zeigen würde. 111 Bilder in unterschiedlichen Formaten mit pantheistischer Bildsprache: Lotusblumen und mandalaähnliche Bildfindungen. Die erste Gruppe trägt den Titel „Urchaos“ und besteht aus 26 relativ kleinen Bildern. Nach Aussage der Künstlerin sind sie mediumistisch entstanden.

Im Mai 1907 nahm Hilma af Klint die Arbeit an den „Großen Figurengemälden“ auf. Von Oktober bis Dezember 1907 arbeitete sie an den großformatigen Gemälden „Die zehn Größten“, welche die „vier Menschenalter“ – Kindheits-, Jünglings-, Mannes- und Greisenalter – darstellen sollen. Im Jahr 1908 beschäftigte sich Hilma af Klint mit drei weiteren Serien: „Der Siebenstern“.

Im Jahr 1908 erblindete die Mutter der Künstlerin, weshalb sich Hilma af Klint um sie kümmern musste und dafür im Frühsommer 1908 das Atelier in der Hamngatan aufgab. Stattdessen richtetet sie sich einen Arbeitsraum in der Brahegatan 52 ein, wo sie mit ihrer Mutter auch eine Wohnung hatte.

Treffen mit Rudolf Steiner

Hilma af Klint begegnete 1908 Rudolf Steiner, Generalsekretär der deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft und späterer Gründer der Anthroposophie (1912/13), den sie in ihr Atelier einlud. Die Malerin notierte, dass Steiner besonders die Bilder „Urchaos Nr. 13, 15, 16, 17 und 19“, die „Gruppe I“, Serie „WU / Rose“ (1907/07) gefielen. Diese bezeichnete er als die symbolisch besten. Nachdem er sich allerdings kritisch zu den abstrakt-symbolischen Gemälden und ihrer mediumistischen Entstehung geäußert hatte, stellte af Klint ihre Versuche für vier Jahre ein. Einzig 1910 entstand ein naturalistisches Porträt.

Im Jahr 1911 wurden Hilma af Klints frühe, naturalistische Werke von dem „Föreningen Svenska Konstnärinnor [Verein schwedischer Künstlerinnen]“ in der Königlichen Akademie der Schönen Könste in Stockholm ausgestellt.

Zwischen 1912 und 1915 erarbeitete Hilma af Klint weitere 82 Bilder zu „Die Gemälde zum Tempel“, darunter die Serien „Der Schwan“ und „Die Taube“. Wiederum stand die Künstlerin unter Einfluss von höheren Wesen, gestaltete jedoch ihre Arbeiten wesentlich selbständiger als zuvor. Christliche Ikonografie tritt in den Vordergrund. Nun ließ sie ihre Hand nicht mehr führen, sondern sah Bilder und hatte einen größeren bewussten Anteil an der Ausformung der Werke.

Hilma af Klint hielt 1913 in Stockholm Vorträge über ihre spirituelle Entwicklung. Im Juni nahm sie am Kongress der Theosophischen Gesellschaft in Stickholm teil. Annie Besant war die Präsidentin der Gesellschaft und Ehrengast auf dem Kongress. Bereits 1901 hatte Besant zusammen mit Charles W. Leadbeater die einflussreiche theosophische Schrift „Thought-form“ (dt. „Gedankenformen“, 1908) veröffentlicht.

Auf der Baltischen Ausstellung in Malmö 1914 war Hilma af Klint mit naturalistischen Gemälden vertreten, dort stellte Wassily Kandinsky in der „russischen Abteilung“ u.a. das Gemälde „Improvisation Nr. 2 (Trauermarsch)“ (1908, Moderna Museet, Stockholm) aus.

1915 schloss Hilma af Klint den Zyklus „Die Gemälde zum Tempel“ mit den drei großen „Altarbildern“ ab.

Parzifal und Atom

1916 Die Künstlerin schuf weiterhin metaphysische Bilder, allerdings ist ihr Ansatz nun unabhängiger. Die Serie „Parzifal“ umfasst 144 Aquarelle.

Zusammen mit Freunden hatte Hilma af Klint 1912 von der adeligen Familie Giertta die Villa Furuheim auf der Insel Munsö im Mälarsee gemietet. Nun ließ sie sich dort ein Atelier bauen. Das Gebäude wurde weitgehend von ihren Freundinnen finanziert, allen voran von Anna Cassel. Im Jahr 1918 übersiedelte Hilma af Klint mit ihrer Mutter und deren Pflegerin Thomasine Andersson nach Furuheim.

Hilma af Klint malte die geometrisch-abstrakte Serie „Das Atom“ (1917), in der ihr starkes Interesse an Naturwissenschaften zu Ausdruck kommt. Zudem diktierte sie 1.240 maschingeschriebene Seiten über das Seelenleben und die geistigen Zusammenhänge der Welt.

Weltreligionen

Nach dem Tod der Mutter (1920) begann Hilma af Klint am Neujahrstag mit der Serie zu den „Weltreligionen“.

Gemeinsam mit Thomasine Andersson Umzug nach Helsingborg und Beitritt der Anthroposophischen Gesellschaft. Reise im Herbst nach Dornach (Schweiz), wo sie erneut auf Rudolf Steiner traf. Hilma af Klint stellte daraufhin das Malen für ein ganzes Jahr ein. Danach sollte sie die geometrische Abstraktion verlassen. Zwischen 1921 und 1930 hielt sie sich immer wieder in Dornach auf, um Steiners Vorträge zu hören und Anthroposophie zu studieren. Aus der Zeit zwischen 1925 und 1930 existieren keine Gemälde oder Aufzeichnungen.

Aquarelle

„Über die Wahrnehmung von Blumen und Bäumen“ (1922): Hilma af Klint gab die Abstraktion auf, malte vorwiegend Aquarelle und ließ das Motiv aus der Farbe entstehen.

Die Künstlerin schenkte 1927 dem Goetheanum in Dornach ihre Studien zu Blumen, Moosen und Flechten von 1919. Diese Studien waren Teil einer größeren esoterischen Arbeit, mithilfe derer die Malerin die Natur zu verstehen und zu systematisieren versuchte.

Af Klint malte bereits 1932 zwei visionäre Karten von Großbritannien und der Iberischen Halbinsel, die Kriegshandlungen aus dem zweiten Weltkrieg vorwegnehmen.

Im Jahr 1944 zog Hilma af Klint zu ihrer Cousine Hedvig af Klint in Djursholm. Am 9. Oktober schrieb sie ihren letzten Notizbucheintrag.

Tod & Nachruhm

Am 21.10.1944 starb Hilma af Klint im Alter von 81 Jahren an den Folgen eines Unfalls. Ihren künstlerischen Nachlass vermachte sie an ihren Neffen Erik af Klint. Er gründete die Stiftelsen Hilma af Klints Verk (Stiftung), welche heute das Werk verwaltet.

1986 Einige von Hilma af Klints Werken wurden in der Ausstellung „The Spiritual in Art. Abstract Painting 1890–1985“ erstmals öffentlich gezeigt (kuratiert von Maurice Tuchman, Los Angeles County Museum of Art).

Ehemann und Kinder

Hilma af Klint war weder verheiratet noch hatte sie Kinder. Die Künstlerin widmete sich ganz ihrer Berufung.

Weitere Beiträge zu Hilma af Klint

Biografie von Hilma af Klint (1862–1944)

  • 26.10.1862

    Hilma af Klint wurde am 26. Oktober 1862 auf Schloss Karlberg in Solna, Schweden, geboren. Sie war das vierte von fünf Kindern der Mathilda Sontag und des Kapitäns Fredrik Victor af Klint. Der Vater stammte aus einer Familie von Marineoffizieren und bildete an der Militärakademie Karlberg Seekadetten aus. Hilma af Klint teilte das große Interesse ihres Vaters an der Natur. Dies hatte großen Einfluss auf ihr künstlerisches Werk.
  • 1872

    Die Familie zog in die Norrtullsgatan in Stockholm. Sie verbrachte die Sommer auf dem Familiensitz Hanmora auf der Insel Adelsö im Mälarsee. Hilma af Klint besuchte die Höhere Mädchenschule.
  • 1879–1882

    Teilnahme an spiritistischen Sitzungen, um mit Verstorbenen in Kontakt zu treten.
  • 1880

    Tod der Schwester Hermina, der Hilma af Klints Interesse an Religion und Spiritismus verstärkt. Später nahm Hilma af Klint selbst als Medium an spiritistischen Sitzungen teil.
  • Ab 1880

    Af Klint besuchte vorbereitende Kurse an der Technischen Schule in Stockholm, lernte Porträtmalen bei Kerstin Cardon.
  • 1882–1887

    Studium an der Königlichen Akademie der Schönen Künste in Stockholm. Zu ihren Lehrern gehörten Georg von Rosen und August Malmström. Die Freundschaft, die sie hier mit ihrer Kommilitonin Anna Cassel schloss, hielt ein Leben lang. Hilma af Klint verließ die Akademie mit Bestnoten.
  • 1887–1908

    Hilma af Klint arbeitete in einem Atelier der Akademie in der Hamngatan 5, das die Kunstakademie der begabten Absolventin zur Verfügung stellte. Sie lebte von ihrer Kunst und schuf Landschaften und Porträts im naturalistischen Stil.
  • 1888

    Helena Petrovna Blavatsky brachte „The Secret Doctrine” heraus (dt. „Die Geheimlehre. Die Synthese von Wissenschaft, Religion und Philosophie“, 1919).
  • 1889

    Im Haus des Schriftstellers Viktor Rydberg in Stickholm wurde die schwedische Loge der Theosophischen Gesellschaft gegründet. Rydbergs Roman „Singoalla“ (1857) enthält bereits Gedanken der Theosophen. Hilma af Klint las das Buch und befasste sich später eingehend damit.
  • 1894

    Vermutlich sah Hilma af Klint die vielbeachtete Ausstellung von Edvard Munch im „Konstsalong“; dort konnte sie den später so genannten „Lebensfries“ studieren – mit den ikonischen Gemälden „Madonna“, „Der Schrei“ und „Vampir“.
  • 1896 „Die Fünf“

    Ab 1896 traf sich Hilma af Klints regelmäßig mit vier Freundinnen. Die Gruppe, bestehend aus Anna Cassel, Sigrid Hedman, Cornelia Cederberg, Mathilde N., nennt sich „Die Fünf“ („De Fem“). Die Damen veranstalteten Séancen und traten mit Wesen, die sich Gregor, Clemens, Amaliel, Esther oder Ananda nannten, in Kontakt, welche sich durch Bilder mitteilten. „Die Fünf“ dokumentierten ihre Erfahrungen in Notizbüchern. Diese Art der Aufzeichnung führte Hilma af Klint bis zu ihrem Tod fort. Die Gruppe praktizierte auch automatisches Schreiben und Zeichnen. Anfangs zeichnete meist Cornelia Cederberg. Ungeachtet ihres starken Interesses am Spiritismus wird Hilma af Klint als nüchterne und klare Denkerin beschrieben.
  • 1898

    Tod des Vaters. Zusammen mit ihrer Mutter zog Hilma af Klint in die Brahegatan 52 in Stockholm.
  • 1900

    Im Jahr 1900 arbeitete af Klint als Zeichnerin am Veterinärinstitut. Ihre Beobachtungsgabe zeigt sich vor allem in genauen botanischen Aquarellstudien.
  • 1903: autmatisches Schreiben

    Hilma af Kint beschäftigte sich mit der Technik der écriture automatique [dem automatischen Schreiben]. Daraus entwickelte sie langsam „automatische Zeichnungen“. In den Bleistiftzeichnungen finden sich Motive (Schnecke, Lilie, Rose), welche die Künstlerin später in ihrem großen Zyklus weiterverarbeitete. Danach arbeitete Hilma af Klint in abstrakten Farbpastellen. Florale, abstrakte Motive wechseln sich mit geometrischen Formen ab. Die vorherrschenden Farben sind Blau, Gelb, Weiß, Rot und Rosa; Blau steht für das weibliche und Gelb für das männliche Prinzip.
  • 1904

    Das Geistwesen Amaliel beauftragt Hilma af Klint während einer Séance Gemälde auf der Astralebene zu schaffen. Diese sollen die unvergänglichen Aspekte des Menschen darstellen.
  • 1905: Die Gemälde zum Tempel

    Die 43-jährige Hilma af Klint willigte ein, den Auftrag der Wesenheit Amaliel anzunehmen, „Die Gemälde zum Tempel“ zu malen. Die Künstlerin stellte sich für den Zeitraum eines Jahres dem Wesen zur Verfügung und sollte auch jegliche andere Malerei unterlassen. Dies führte zu einer Krise, markierte aber auch einen Wendepunkt in Hilma af Klints Leben und künstlerischem Schaffen.
  • 1906–1915

    Hilma af Klint schuf die Serie „Die Gemälde zum Tempel“, die aus 193 Gemälden in verschiedenen Serien und Formaten besteht und die die Künstlerin selbst als ihr zentrales Werk verstand.
  • November 1906 – April 1908

    Hilma af Klint schuf erste abstraktes Werke, welche die Künstlerin nie in der Öffentlichkeit zeigen würde. 111 Bilder in unterschiedlichen Formaten mit pantheistischer Bildsprache: Lotusblumen und mandalaähnliche Bildfindungen. Die erste Gruppe trägt den Titel „Urchaos“ und besteht aus 26 relativ kleinen Bildern. Nach Aussage der Künstlerin sind sie mediumistisch entstanden.
  • Mai 1907

    Hilma af Klint nahm die Arbeit an den „Großen Figurengemälden“ auf.
  • Oktober – Dezember 1907: Die zehn Größten

    „Die zehn Größten“, welche die „vier Menschenalter“ – Kindheits-, Jünglings-, Mannes- und Greisenalter – darstellen sollen.
  • 1908

    Hilma af Klint beschäftigte sich mit drei weiteren Serien: „Der Siebenstern“.
  • 1908–1912

    1908 erblindete die Mutter der Künstlerin, weshalb sich Hilma af Klint um sie kümmern musste und dafür im Frühsommer 1908 das Atelier in der Hamngatan aufgab. Stattdessen richtetet sie sich einen Arbeitsraum in der Brahegatan 52 ein, wo sie mit ihrer Mutter auch eine Wohnung hatte.
  • 1908: Begegnung mit Rudolf Steiner

    Rudolf Steiner Hilma af Klint begegnete Rudolf Steiner, Generalsekretär der deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft und späterer Gründer der Anthroposophie (1912/13), den sie in ihr Atelier einlud. Die Malerin notierte, dass Steiner besonders die Bilder „Urchaos Nr. 13, 15, 16, 17 und 19“, die „Gruppe I“, Serie „WU / Rose“ (1907/07) gefielen. Diese bezeichnete er als die symbolisch besten. Nachdem er sich allerdings kritisch zu den abstrakt-symbolischen Gemälden und ihrer mediumistischen Entstehung geäußert hatte, stellte af Klint ihre Versuche für vier Jahre ein.
  • 1910

    In diesem Jahr entstand ein naturalistisches Porträt. Hilma malte sonst keine weiteren Bilder.
  • 1911

    Hilma af Klints frühe, naturalistische Werke wurden von dem „Föreningen Svenska Konstnärinnor [Verein schwedischer Künstlerinnen]“ in der Königlichen Akademie der Schönen Könste in Stockholm ausgestellt.
  • 1912

    Zusammen mit Freunden mietete Hilma af Klint von der adeligen Familie Giertta die Villa Furuheim auf der Insel Munsö im Mälarsee.
  • 1912–1915: Der Schwan und Die Taube

    Hilma af Klint erarbeitete weitere 82 Bilder zu „Die Gemälde zum Tempel“, darunter die Serien „Der Schwan“ und „Die Taube“. Wiederum stand die Künstlerin unter Einfluss von höheren Wesen, gestaltete jedoch ihre Arbeiten wesentlich selbständiger als zuvor. Christliche Ikonografie tritt in den Vordergrund. Nun ließ sie ihre Hand nicht mehr führen, sondern sah Bilder und hatte einen größeren bewussten Anteil an der Ausformung der Werke.
  • 1913

    Hilma af Klint hielt in Stockholm Vorträge über ihre spirituelle Entwicklung. Im Juni nahm sie am Kongress der Theosophischen Gesellschaft in Stickholm teil. Annie Besant war die Präsidentin der Gesellschaft und Ehrengast auf dem Kongress. Bereits 1901 hatte Besant zusammen mit Charles W. Leadbeater die einflussreiche theosophische Schrift „Thought-form“ (dt. „Gedankenformen“, 1908) veröffentlicht.
  • 1914

    Hilma af Klint war auf der Baltischen Ausstellung in Malmö mit naturalistischen Gemälden vertreten, dort stellte Wassily Kandinsky in der „russischen Abteilung“ u.a. das Gemälde „Improvisation Nr. 2 (Trauermarsch)“ (1908, Moderna Museet, Stockholm) aus.
  • 1915

    Hilma af Klint schloss den Zyklus „Die Gemälde zum Tempel“ mit den drei großen „Altarbildern“ ab.
  • 1916: Parzifal

    Die Künstlerin schuf weiterhin metaphysische Bilder, allerdings ist ihr Ansatz nun unabhängiger. Die Serie „Parzifal“ umfasst 144 Aquarelle. Sie ließ sich in Furuheim auf der Insel Munsö ein Atelier bauen. Das Gebäude wurde weitgehend von ihren Freundinnen finanziert, allen voran von Anna Cassel.
  • 1917: Das Atom

    Af Klint malte die geometrisch-abstrakte Serie „Das Atom“, in der ihr starkes Interesse an Naturwissenschaften zu Ausdruck kommt. Diktierte 1.240 maschingeschriebene Seiten über das Seelenleben und die geistigen Zusammenhänge der Welt.
  • 1918

    Hilma af Klint übersiedelte mit ihrer Mutter und deren Pflegerin Thomasine Andersson nach Furuheim.
  • 1920

    Tod der Mutter. Am Neujahrstag begann Hilma af Klint mit der Serie zu den „Weltreligionen“. Gemeinsam mit Thomasine Andersson Umzug nach Helsingborg und Beitritt der Anthroposophischen Gesellschaft. Reise im Herbst nach Dornach (Schweiz), wo sie erneut auf Rudolf Steiner traf. Hilma af Klint stellte daraufhin das Malen für ein ganzes Jahr ein. Danach sollte sie die geometrische Abstraktion verlassen.
  • 1921–1930

    Af Klint hielt sich immer wieder in Dornach auf, um Steiners Vorträge zu hören und Anthroposophie zu studieren. Aus der Zeit zwischen 1925 und 1930 existieren keine Gemälde oder Aufzeichnungen.
  • 1922

    „Über die Wahrnehmung von Blumen und Bäumen“: Hilma af Klint gab die Abstraktion auf, malte vorwiegend Aquarelle und ließ das Motiv aus der Farbe entstehen.
  • 1927

    Die Künstlerin schenkte dem Goetheanum in Dornach ihre Studien zu Blumen, Moosen und Flechten von 1919. Diese Studien waren Teil einer größeren esoterischen Arbeit, mithilfe derer die Malerin die Natur zu verstehen und zu systematisieren versuchte.
  • 1928–1931

    Hilma af Klint wohnte in der Skolgatan 17 in Uppsala.
  • 1932

    Af Klint malte zwei visionäre Karten von Großbritannien und der Iberischen Halbinsel, die Kriegshandlungen aus dem zweiten Weltkrieg vorwegnehmen.
  • 1935

    Hilma af Klint zog in die Gränegatan 28 in Lund.
  • 1937

    Tod von Anna Casset.
  • 1940

    Tod von Thomasine Andersson.
  • 1944

    Hilma af Klint zog zu ihrer Cousine Hedvig af Klint in Djursholm. Am 9. Oktober schrieb sie ihren letzten Notizbucheintrag.
  • 21.10.1944

    Am 21. Oktober 1944 starb Hilma af Klint im Alter von 81 Jahren an den Folgen eines Unfalls. Ihren künstlerischen Nachlass vermachte sie an ihren Neffen Erik af Klint. Er gründete die Stiftelsen Hilma af Klints Verk (Stiftung), welche heute das Werk verwaltet.
  • 1986

    Einige von Hilma af Klints Werken wurden in der Ausstellung „The Spiritual in Art. Abstract Painting 1890–1985“ erstmals öffentlich gezeigt (kuratiert von Maurice Tuchman, Los Angeles County Museum of Art).
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.