Die Ausstellung präsentiert die Gemälde eines der berüchtigtsten figurativen Maler Großbritanniens: Lucian Freud (1922–2011). Diese erste große Retrospektive von Lucian Freuds Werk seit 10 Jahren vereint Gemälde aus mehr als sieben Jahrzehnten. Sie umfasst sein lebenslanges Werk und zeigt, wie sich Freuds‘ Malerei während 70 Jahren Praxis von seinen frühen und intimen Werken zu seinen bekannten, großformatigen Leinwänden und seinen monumentalen Aktporträts veränderte.
Großbritannien | London:
The National Gallery o Art
1.10.2022 – 22.1.2023
Als leidenschaftlicher Kenner europäischer Malerei und regelmäßiger Besucher der National Gallery of Art seit seinen frühesten Tagen in London stand Lucian Freud mit dem Museum in engem Kontakt. „Ich benutze die Galerie wie einen Arzt“, erzählte Freud dem Journalisten Michael Kimmelman. „Ich komme, um Ideen und Hilfe zu bekommen – um Situationen innerhalb von Bildern zu betrachten, anstatt ganze Bilder. Oft haben diese Situationen mit Armen und Beinen zu tun, daher ist die medizinische Analogie tatsächlich richtig.“1
1987 kuratierte Lucian Freud eine Ausgabe der berühmten „Artist’s Eye“-Ausstellungen der Galerie. Der Künstler wählte fast 30 Meisterwerke von Jean Siméon Chardin bis Edouard Vuillard und schrieb: „Was verlange ich von einem Gemälde? Ich bitte es, zu überraschen, zu stören, zu verführen, zu überzeugen.“ Für „Encounters – New Art from Old“ (2000) lud die die National Gallery 25 Künstler ein, Bilder aus der ständigen Sammlung auszuwählen, um sich damit auseinanderzusetzen und neue Werke zu schaffen. Freud wählte Chardins „Die junge Schulmeisterin“ als Inspiration für seine Radierung „After Chardin“.
Mehr als 60 Gemälde machen die Entwicklung des Künstlers nachvollziehbar: Porträts von mächtigen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens werden von privaten Studien von Freunden und Familie begleitet. Mit Porträts der Elite wie „HM Königin Elisabeth II.“ (um 1999-2001, Royal Collection, Her Majesty The Queen) reihte sich Lucian Freud in die Riege der Hofmaler europäischer Herrscherhäuser ein, darunter Peter Paul Rubens (1577–1640) oder Diego Velázquez (1599–1660). Dennoch vergaß er darüber nicht sein Umfeld, einschließlich seine eigene Mutter, der er unablässig seine Aufmerksamkeit schenkte, und die er am Ende ihres Lebens auf ergreifende Weise dokumentierte.
Die vertraute, häusliche Kulisse weicht dem mit Farbe bespritzten Atelier des Künstlers – einem Ort, der sowohl Bühne als auch eigenständiges Werk wurde – und die stilisierten Merkmale seiner frühesten Arbeiten werden durch das fachmännisch wiedergegebene Fleisch seiner letzten Werke ergänzt. Die Freud-Ausstellung in der National Gallery, London, zeigt im Herbst 2022, wie sich die künstlerische Praxis im 20. und frühen 21. Jahrhundert veränderte, und gipfelt in einigen von Freuds monumentalen Aktporträts, die in der Darstellung der menschlichen Form schwelgen.
Lucian Freuds Berühmtheit überschattete oft seine Werke und den historischen Kontext, in dem sie entstanden. Diese Ausstellung der National Gallery of Art in London bringt neue Perspektiven auf ein außergewöhnliches Lebenswerk ans Licht. Sie blickt über die berühmt-berüchtigte Persönlichkeit Freuds hinaus und konzentriert sich auf das kompromisslose Engagement des Künstlers für die Malerei im 20. Jahrhundert.
Quelle: The National Gallery of Art, London
Kuratiert von Daniel F. Herrmann, Kurator für Moderne und Zeitgenössische Projekte an der National Gallery in Zusammenarbeit mit Paloma Alarcó, Chefkuratorin der Modernen Malerei, Museo Nacional Thyssen-Bornemisza, Madrid, wo die Freud-Ausstellung vom 14. Februar bis zum 18. Juni 2023 zu sehen ist.