Vincent van Goghs „Sonnenblumen“ aus Philadelphia reisen zum ersten Mal aus den USA in die National Gallery, damit van Goghs Idee eines Triptychons nachgebildet werden kann. Seit 1935 befindet sich das Gemälde in den USA. Für die Ausstellung „Van Gogh: Poets and Lovers“ wird es nach Großbritannien geliehen (→ London | National Gallery: Van Gogh in der Provence). In der National Gallery wird es zum ersten Mal seit Anfang 1889, als sich das Bild noch im Atelier des Künstlers befand, neben dem Londoner Sonnenblumen-Gemälde zu sehen sein.
Die Ausstellung feiert nicht nur das 200-jährige Jubiläum der Galerie, sondern auch den hundertsten Jahrestag des Erwerbs von „Sonnenblumen“ sowie Vincent van Goghs „Stuhl“ (1888). Heute gehören die „Sonnenblumen“ und der „Stuhl“ zu den berühmtesten Bildern der Galerie.
Während die „Sonnenblumen“ der National Gallery im August 1888 gemalt wurden, entstand die Philadelphia-„Sonnenblumen“ im Januar 1889 in Arles (→ Van Goghs Sonnenblumen). Das bekräftigt die anhaltende Faszination des Künstlers für diese gelben Blumen. Die beiden „Sonnenblumen“ werden neben „La Berceuse“ (1889) aus dem Museum of Fine Arts in Boston gezeigt, seinem symbolischen Porträt von Augustine Roulin mit Wiegenschnur.
Während seines Aufenthalts in Arles malte Vincent van Gogh zunächst mehrere Porträts von Augustine Roulin (→ Vincent van Gogh: Biografie). Er unternahm eine neue Interpretation in kräftigen Farben vor einem stark stilisierten Blumenhintergrund. Das Seil in ihren Händen lässt eine Wiege außerhalb des Rahmens vermuten. Rechts schrieb der Maler den Titel „La Berceuse“ auf die Leinwand, was mit „Schlaflied“ oder „die, die die Wiege wiegt“ übersetzt werden kann.
Ende Mai 1889, Monate nachdem er die beiden Sonnenblumen-Bilder gemalt hatte, besprach sich van Gogh in Saint-Rémy mit seinem Bruder anlässlich einer möglichen Anordnungen für eine Ausstellung. Er schickte Theo einen Brief mit einer Skizze. Er stellte sich sein Gemälde „in der Kajüte eines Bootes“ vor, wo Fischer
„in ihrer melancholischen Isolation, allen Gefahren ausgesetzt, allein auf dem tristen Meer […] das Gefühl verspüren würden, geschaukelt zu werden, was sie an ihre eigenen Schlaflieder erinnert“.
Die „Sonnenblumen“ aus Philadelphia blieben nach Vincent van Goghs Tod bei seinen Freunden, Herrn und Frau Ginoux in Arles. Theo schenkte es im Namen des Künstlers an dessen Freund Émile Bernard. Im Jahr 1935 erwarb Carroll Tyson aus Chestnut Hill, Philadelphia, das Werk, bevor es 1963 vom Philadelphia Museum of Art erworben wurde. Die Londoner „Sonnenblumen“ wurden im Mai 1889 an Van Goghs Bruder Theo geschickt und blieben in der Familie, bis die National Gallery das Bild 1924 kaufte.
Die beiden Bilder wurden noch nie zusammen der Öffentlichkeit vorgestellt, seitdem sie Anfang 1889 im Atelier des Künstlers zum letzten Mal zusammen gesehen werden konnten. Für die Ausstellung „Van Gogh: Poets and Lovers“ kommen sie in London erstmals seit mehr als einem Jahrhundert wieder zusammen!