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Paul Gauguin: Biografie Leben und Werk des französischen Symbolisten

Paul Gauguin, La vision après le sermon ou La lutte de Jacob avec l'ange (Vision nach der Predigt oder Der Kampf Jakobs mit dem Engel), 1888, Öl auf Leinwand, 73 x 92 cm, Scottish National Gallery, Edinburgh.

Paul Gauguin, La vision après le sermon ou La lutte de Jacob avec l'ange (Vision nach der Predigt oder Der Kampf Jakobs mit dem Engel), 1888, Öl auf Leinwand, 73 x 92 cm, Scottish National Gallery, Edinburgh.

Paul Gauguin (1848-1903) riskierte für seinen Wunsch, Maler zu werden Familie, Gesundheit und das finanziell abgesicherte Leben eines Börsenhändlers. Schon in seinen frühen Jahren ist Gauguins außergewöhnlicher Wunsch angelegt, in die Fremde zu ziehen und das Ursprüngliche zu finden: Seine Eltern wanderten nach der Machtergreifung Kaiser Napoleons III. nach Peru aus, von wo er erst 1855 wieder zurückkehrte. Nach einer Ausbildung zum Matrosen in der Handelsmarine ließ er sich im Bankhaus Bertin anstellen (1871). Während er erfolgreich an der Börse spekulierte, begann Paul Gauguin in seiner Freizeit zu malen und zu zeichnen. Hochzeit, Geburt seiner fünf Kinder, Bekanntschaft mit Camille Pissarro und ein Erweckungserlebnis in der Impressionisten-Ausstellung folgten Mitte der 1870er Jahre rasch aufeinander. Ab 1879 beteiligte sich Gauguin an den Impressionisten-Ausstellungen und löste sich 1883 von seinem Brotberuf (→ Vierte Impressionisten-Ausstellung 1879). Fehlender Erfolg führte zwei Jahre später zum Bruch mit seiner Ehefrau und der Trennung des Paares.

1888 hielt sich Paul Gauguin hauptsächlich in der Bretagne auf, im Herbst zog er für neun Wochen zu Vincent van Gogh nach Arles. Seinen Wunsch, in die Südsee (Tahiti) zu reisen, erfüllte sich der Maler erstmals 1891. Allerdings fand er dort weder das erhoffte Paradies noch Erfolg. Im Jahr 1893 konnte er eine kostenlose Rückreise bei französischen Staat erwirken. Doch auch der folgende Aufenthalt in Paris und der Bretagne wurde von Misserfolgen und fehlenden Verkäufen begleitet. Enttäuscht von der Pariser Gesellschaft, verließ Paul Gauguin 1895 erneut Europa in Richtung Tahiti. Erst 1900 ermöglichte ihm ein Vertrag mit dem Kunsthändler Ambroise Vollard, von seiner Kunst zu leben. Davor arbeitete er als Zeichner für das Grundbuchamt von Papeete, gründete eine satirische Monatsschrift und schrieb für eine Zeitung. Auf der Suche nach neuer Inspiration und einem günstigeren Leben übersiedelte Gauguin im September 1901 auf die Marquesas-Insel Hiva Oa, rund 1500 Kilometer östlich von Tahiti, wo er am 8. Mai 1903 verstarb.

 

Ehefrau

  • Mette-Sophie Gad (1850–1920): 1. 1863, Dänin, arbeitete in Paris als Kindermädchen

Kinder

Paul Gauguin hatte fünf Kinder:

  • Emile Gauguin (1874–1955): Ingenieur
  • Aline Gauguin (1877–1897): Aline Gauguin starb jung an Lungenentzündung.
  • Clovis Gauguin (1879–1900): Clovis starb nach einer Hüftoperation an Blutvergiftung.
  • Jean-René Gauguin (1881–1961): Bildhauer
  • Pola Rollon Gauguin (1883–1961): Maler

 

Weiterführende Beiträge zu Paul Gauguin

 

Biografie von Paul Gauguin

  • 1848

    Am 7. Juni 1848 wurde Eugène Henri Paul Gauguin in Paris geboren. Sein Vater Clovis ist ein republikanisch gesinnter Journalist, seine Mutter Aline Marie die Tochter der sozialistischen Schriftstellerin Flora Tristan mit peruanischen Wurzeln. Paul hat eine ältere Schwester, Marie.
  • 1849

    Nach der Machtergreifung Louis Napoléons verließ die Familie Gauguin Frankreich und wanderte nach Peru aus. Auf der Überfahrt starb der herzkranke Vater.
  • 1849–1855

    Aufnahme von Aline und den beiden Kindern durch einen wohlhabenden Großonkel in Lima.
  • 1855

    Die Familie kehrte nach Frankreich zurück und findet Unterkunft bei einem Onkel in Orléans.
  • 1856–1862

    Besuch einer Internatsschule, da die Mutter für den Lebensunterhalt sorgen musste.
  • 1862

    Umzug nach Paris, wo Aline einen Schneidersalon betrieb und Gauguin das Lyzeum besuchte.
  • 1865–1867

    Schiffsjunge in der Handelsmarine.
  • 1866

    Gauguin unternahm als zweiter Leutnant eine einjährige Weltreise. In dieser Zeit erreicht ihn die Nachricht vom Tod seiner Mutter.
  • 1868–1870

    Ableisten des Militärdienstes als Matrose in der Kriegsmarine, Reise bis zum Polarkreis.
  • 1871

    Enttäuschtes Ende seiner Seemannskarriere. Anstellung im Bankhaus Bertin in Paris, wo Gauguin Karriere als Anlagenberater machte und zugleich erfolgreich an der Börse spekulierte. In seiner Freizeit begann er zu malen und zu zeichnen.
  • 1872

    Gauguin lernte die impressionistische Malerei kennen und besuchte die freie Akademie Colarossi.
  • 1873

    Heirat mit der Dänin Mette-Sophie Gad, die bis dahin in Paris als Kindermädchen gearbeitet hatte.
  • 1874

    Geburt von Sohn Emile als erstes von fünf Kindern. In den kommenden Jahren werden Aline, Clovis, Jean-René und Pola folgen. Bekanntschaft mit Camille Pissarro.
  • 1876–1879

    Gauguin wurde mit einem Gemälde zum Pariser Salon zugelassen und mietete ein eigenes Atelier am Montparnasse. Erste Skulpturen entstanden.
  • 1879

    Gauguin beteiligte sich an der IV. Impressionisten-Ausstellung. Er spekulierte weiterhin erfolgreich an der Börse und investierte das Geld in Kunstwerke, unter anderem von Pissarro, Manet, Cézanne, Renoir und Monet.
  • 1880–1882

    Gauguin, der nun in einer Versicherungsagentur arbeitete, nahm an weiteren Impressionisten-Ausstellungen teil. Die Sommerferien verbrachte er mit Pissarro malend in Pontoise, wo er auch die Bekanntschaft von Paul Cézanne machte.
  • 1883

    Gauguin gab seine Tätigkeit als Versicherungsmakler auf, um sich gänzlich der Malerei zu widmen. Die finanzielle Lage der Gauguins verschlechterte sich, und der soziale Abstieg begann.
  • 1884

    Gauguin zog mit der Familie wegen der geringeren Lebenshaltungskosten nach Rouen. Seine Hoffnung, seine Bilder dort besser verkaufen zu können, erfüllte sich nicht, weshalb er mit seiner Familie auf Drängen Mettes zu ihren Eltern nach Kopenhagen zog. Dort versuchte sich Gauguin erfolglos als Vertreter einer Stofffirma.
  • 1885

    Er hatte eine erste Ausstellung in Kopenhagen, die jedoch schon nach wenigen Tagen wieder geschlossen wurde. Gauguin überwarf sich mit den Schwiegereltern und kehrte, nur begleitet von seinem kleinen Sohn Clovis, nach Paris zurück, wo er als Plakatkleber arbeitete und in armseligen Verhältnissen lebte.
  • 1886

    Auf der Suche nach einer neuen Ursprünglichkeit zog Gauguin in die Bretagne, wo er in der Künstlerkolonie von Pont-Aven lebte und arbeitete. Erste Keramiken entstanden in dieser Zeit. Im November kehrte er nach Paris zurück, wo er Vincent van Gogh kennenlernte. Er begann an eine Reise in die Tropen zu denken.
  • 1887

    Mette holte den Sohn Clovis nach Kopenhagen zurück. Im April schiffte sich Gauguin zusammen mit dem Malerfreund Charles Laval nach Panama und Martinique ein, wo mehrere Gemälde und Zeichnungen entstanden. Im November kehrte er nach Paris zurück.
  • 1888

    Gauguin hielt sich vor allem in Pont-Aven auf und arbeitete zusammen mit anderen Malerkollegen, die in ihm einen Lehrer erkannten. Er löste sich vom Impressionismus und entwickelte den als „Synthetismus“ bezeichneten neuartigen Malstil. Im Herbst (Oktober – 25. Dezember) fuhr Gauguin zu van Gogh nach Arles, um mit ihm zu arbeiten. Nach einem dramatischen Streit Rückkehr im Dezember nach Paris.
  • 1889

    Im Februar reiste Gauguin wieder in die Bretagne nach Pont-Aven und Le Pouldu. Sein Einfluss auf junge Maler wie Pierre Bonnard und Maurice Denis verstärkte sich. Erste Druckgrafiken entstanden. Im Mai präsentierte er seine Werke während der Pariser Weltausstellung im Café des Arts.
  • 1890

    Gauguin bereitete die Auktion seiner Bilder vor, mit der er seine Auswanderung finanzieren wollte.
  • 1891

    Versteigerung seiner Bilder im Hôtel Drouot. Der Erlös ermöglichte ihm die Reise in die Südsee. Im März reiste er nach Kopenhagen, um sich von seiner Familie zu verabschieden. Nach einem Abschiedsfest im Kreis seiner Malerfreunde verließ Gauguin Ende März Paris. Im April schiffte er sich Von Marseille nach Tahiti ein, wo er im Juni eintraf. Dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen mit der jungen Polynesierin Teha’amana zusammen. Das ersehnte „Paradies“ fand Gauguin auf Tahiti nicht.
  • 1892

    Im Frühjahr erlitt Gauguin einen Herzanfall und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Er schickte mehrere Bilder für Ausstellungen nach Europa, doch seine finanzielle Situation spitzte sich weiter zu.
  • 1893

    Vollkommen mittellos, erwirkte Gauguin bei der Regierung eine kostenlose Rückführung nach Frankreich, wo er im August in Marseille eintraf. Eine kleine Erbschaft ermöglichte ihm, in Paris eine Wohnung zu mieten. Dort lebte er mit Annah, einer Tänzerin aus Java, zusammen. Neben Gemälden und Skulpturen entstanden nun auch Holzschnitte. Seine Ausstellung in der Galerie von Paul Durand-Ruel blieb erfolglos. Gauguin begann mit Charles Morice an den Vorbereitungen zum Druck seiner autobiografischen Erzählung „Noa Noa“ zu arbeiten.
  • 1894

    Gauguin hielt sich überwiegend in der Bretagne auf. Bei einer Schlägerei brach er sich einen Knöchel und musste für zwei Monate ins Krankenhaus. Zurück in Paris, stellte er fest, dass Annah sein Atelier mit Ausnahme seiner Bilder geplündert hatte und verschwunden ist.
  • 1895

    Im Februar fand die zweite Versteigerung seiner Werke im Hôtel Drouot statt. Die Veranstaltung erwies sich als großer Misserfolg. Enttäuscht brach Gauguin im Juli von Marseille aus zu seiner zweiten Reise nach Polynesien auf. Im September traf er auf Tahiti ein und ließ sich an der Westküste nieder.
  • 1896

    Gauguin lebte mit der jungen Frau Pauʼura zusammen. Im Sommer musste er erneut ins Krankenhaus, um sich vermutlich gegen Syphilis behandeln zu lassen.
  • 1897

    Gauguins Tochter Aline starb, was den endgültigen Bruch mit seiner Frau Mette nach sich zog. Sein gesundheitlicher Zustand verschlechterte sich.
  • 1898

    Gauguin versuchte, sich mit Arsen das Leben zu nehmen, und wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Nur langsam erholte er sich von den Nachwirkungen. Um Geld zu verdienen, nahm er eine Stelle als Zeichner im Grundbuchamt von Papeete an. Er gründete eine satirische Monatsschrift und schrieb für eine Zeitung. In seinen Artikeln setzte er sich für die Belange der Maohi ein, was zu Verwerfungen mit der Kolonialverwaltung und der Kirche führte.
  • 1899

    Pau’ura brachte den gemeinsamen Sohn Emile zur Welt.
  • 1900

    Gauguin schloss einen Vertrag mit dem Pariser Kunsthändler Ambroise Vollard, der es ihm erstmals ermöglichte, von seiner Kunst zu leben.
  • 1901

    Auf der Suche nach neuer Inspiration und einem günstigeren Leben übersiedelte Gauguin im September auf die Marquesas-Insel Hiva Oa, rund 1500 Kilometer östlich von Tahiti. Er errichtete sich seine Hütte „Maison du Jouir“ und nahm wieder eine junge Frau zu sich. Neue Konflikte mit der Kolonialverwaltung folgten. Er malte nur noch selten und verfiel zunehmend dem Alkohol.
  • 1902

    Gauguin trug sich aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands mit dem Gedanken, nach Frankreich zurückzukehren.
  • 1903

    Im März wurde er wegen Verleumdung der Regierung zu einer Geld- und Haftstrafe verurteilt. Noch vor Antritt der Strafe stirbt Gauguin am 8. Mai einsam in seiner Hütte in Atuona und wurde am nächsten Tag auf dem katholischen Friedhof von Hiva Oa beerdig.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.