Kein anderes Thema beschäftigte Carl Spitzweg so mannigfaltig wie die Liebe. Eng verbunden mit seinem Namen sind z.B. „Der abgefangene Liebesbrief“ oder „Der ewige Hochzeiter“. Welche Bedeutung ein roter Regenschirm in Sachen Liebe hat, dem geht die Ausstellung nach. Dieses bislang übersehene aber überaus wichtige Detail in der Bildwelt Spitzwegs erlaubt nicht nur einen neuen Blick auf sein Leben und seinen Liebesbegriff (→ Carl Spitzweg Biografie), sondern auch auf sein Frauenbild und die Geschlechterrollen im 19. Jahrhundert.
Deutschland | Schweinfurt:
Museum Georg Schäfer
17.3. – 16.6.2024
Zu Zeiten Spitzwegs war der rote Regenschirm in einigen Regionen Deutschlands das Requisit des Hochzeitsladers, dem Zeremonienmeister der bäuerlichen Hochzeit. Spitzweg gab oft den Schirm seinen Figuren mit auf den Weg. Von Anfang bis Ende seiner künstlerischen Laufbahn blieb der rote Regenschirm fester Bestandteil seiner Bildwelt. Neben der häufigen Verwendung des Motivs verrät ein Vergleich mit anderen dargestellten Parasols und Parapluies, die Spitzweg als modisches Accessoire ihrer Funktion entsprechend einsetzt, dass seine Vorliebe für den roten Schirm weit über ein allgemeines kulturelles und künstlerisches Interesse hinausging. Der Schirm wird gleichzeitig hervorgehoben und versteckt. Was es damit auf sich hat, auch dieser Frage nimmt sich die Ausstellung an, die einmal mehr aufzeigt, dass Spitzweg weder der kauzige Sonderling noch der brave biedermeierliche Idyllen-Maler war, als der er lange Zeit galt.
In der Ausstellung werden ca. 80 Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Grafiken aus den Jahren 1835 bis 1880 gezeigt.
Kuratiert von Andrea Fromm, Hamburg. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
Kunsthaus Apolda Avantgarde 9.9.–15.12.2024