Wie hat wohl Gustav Klimts „Medizin“ im Original ausgesehen? Sky Arts HD sendet im April und Mai 2018 die Dokumentarserie „Das Geheimnis der verlorenen Meisterwerke“ und stellt - gemeinsam mit Factum Arte - eine mögliche Verion vor. Acht berühmte Gemälde, allesamt geraubt, zerstört oder vollständig vernichtet, wurden rekonstruiert: Werke von Jan Vermeer, Vincent van Gogh, Claude Monet, Graham Sutherland, Gustav Klimt, Tamara de Lempicka, Franz Marc und Michelangelo Merisi da Caravaggio. Gemeinsam mit Factum Arte rekonstruiert diese Sky Arts Hub Production die „verlorenen“ Meisterwerke, befragt Experten zu deren Entstehungskontexten und stellt die dargestellten Szenen nach.
Das in Madrid, London und Mailand ansässige Unternehmen Factum Arte hat sich auf die Reproduktion von Kunstwerken spezialisiert. Künstler, Restauratoren, Kunsthistoriker und Technik-Begeisterte rekonstruieren mit Hilfe von 3D-Scannern und 3D-Druckern acht Gemälde. Um größtmögliche Klarheit über das Aussehen der Bilder zu erhalten, führten Experten langjährige und detaillierte Recherchen durch und nutzten alle zur Verfügung stehenden Quellen: Sie zogen alte Fotografien und Skizzen heran, studierten aber auch Farbgebung und Oberflächenreliefs von anderen ihrer Werke. Für einige Werke kamen die speziell entwickelten Druckmaschinen zum Einsatz, bei Franz Marcs „Turm der blauen Pferde“ führten Künstler die Replik aus.
Jede der 45-minütigen Folgen handelt von jeweils einem Gemälde und schildert den gesamten Prozess seiner Reproduktion. Renommierte Experten geben Einblicke in das Leben und Schaffen der acht Künstler und erläutern die Entstehung und Besonderheiten der nachzubildenden Werke. Erzählt wird auch, unter welchen Umständen diese beschädigt, vernichtet oder geraubt wurden. Außerdem werden die Motive dieser und anderer Bilder der Maler mit Personen detailgetreu nachgestellt, darunter auch das berühmte Bild „Adele Bloch-Bauer I“ von Gustav Klimt.
Die Sky Arts Hub Production wird im Zweikanalton gesendet. Die deutsche Synchronfassung spricht der Schauspieler Max von Thun („Rubbeldiekatz“, „Traumfrauen“). James Cosmo („Game of Thrones“, „Wonderwoman“) spricht die englische Originalfassung.
Zwischen August 1888 und Januar 1889 malt Vincent van Gogh (1853-1890) seine berühmte Reihe von sieben Sonnenblumenbildern (→ Van Goghs Sonnenblumen). Das zweite dieser Gemälde erwirbt der Japaner Koyata Yamamoto. 1945, als die Atombomben über Hiroshima und Nagasaki fallen, greifen die Amerikaner auch andere japanische Städte an, darunter Yamamotos Heimatort. Obwohl er alles versucht hatte, um das Bild zu schützen, verbrennt es nach der Bombardierung von Ashiya.
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Es existieren nur 36 authentische Gemälde vom holländischen Maler Jan Vermeer van Delft (1632–1675). Umso schwerer wiegt der Verlust des Bildes „Das Konzert“. Seit 1903 hing es im Isabelle Stuart Gardner Museum in Boston. Am 18. März 1990 stahlen es Unbekannte zusammen mit zwölf anderen Gemälden. Bis heute fehlt jede Spur von dem Werk. Es gehört zu den meistgesuchten Kunstwerken der Welt.
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Das Bild „Medizin“ malt Gustav Klimt (1862–1918) als Auftragswerk für die Wiener Universität. Als er es nach sechs Jahren intensiver Arbeit vollendet, sorgt es für einen Skandal. Die Darstellung von Nacktheit führt zum Vorwurf der Pornografie. Erst 1943 wird das Gemälde wieder öffentlich gezeigt – ausgerechnet im Rahmen einer Ausstellung der Nazis, die dem Zweck dient, Klimt ideologisch zu vereinnahmen. Seit 1945 ist es verschollen. Möglicherweise haben es Angehörige der SS verbrannt.
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Graham Sutherland (1903–1980) war einer der wichtigsten Vertreter der britischen Avantgarde. Zum 80. Geburtstag von Winston Churchill soll er diesen porträtieren. 1954 wird das Bild im Rahmen einer offiziellen Zeremonie zu Ehren des Premierministers enthüllt. Der Jubilar macht keinen Hehl daraus, dass ihm das Porträt gründlich missfällt. Die Assistentin seiner Frau verbrennt es – "ein Akt von Vandalismus", findet der Künstler.
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Museum of Modern Art in New York, 15. April 1958. Während Bauarbeiten in einem Ausstellungsraum löst ein Handwerker durch Zigarettenglut einen Brand aus. Ein Mensch stirbt, andere werden verletzt und acht Bilder verbrennen, darunter zwei Seerosengemälde von Claude Monet (1840–1926). Das eine ist unwiederbringlich verloren, das andere bis zur Unkenntlichkeit beschädigt. Letzteres konnte nun nach aufwendigen Recherchen rekonstruiert werden.
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Franz Marc (1880–1916) malten den „Turm der blauen Pferde“ im Jahr 1913. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Gemälde von der Berliner Nationalgalerie erworben und bis 1935 ausgestellt. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialistischen Partei wurde das Bild aus den Schauräumen entfernt.
1937 eröffnet in München die Ausstellung „Entartete Kunst“. Sie dient der Diffamierung von Künstlern, die nicht ins menschenverachtende Weltbild der Nazis passen. Auch „Der Turm der blauen Pferde“ des Expressionisten Franz Marc ist dort zu sehen. Bald wird das Bild aber wieder entfernt. Es besteht der Verdacht, dass der Hitler-Vertraute Hermann Göring es konfiszierte. Der weitere Verbleib des Gemäldes gibt bis heute Rätsel auf.
Die Komposition ist in einer vorbereitenden Skizze auf einer Postkarte an die Schriftstellerin Else Lasker-Schüler erhalten. Dazu gibt es noch eine in der Qualität jedoch schlechte Reproduktion. Auf Basis dieser bildlichen Dokument wie auch des Wissens, dass Franz Marc seine Bilder mit wenig Oberflächenrelief gestaltete, wurde die Nachschöpfung von Factum Arte vor allem händisch und weniger digital bewerkstelligt.
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Im Sommer 1940 besetzen die Deutschen Frankreich. Die Villa von dem berühmten Bakteriologen Dr. Pierre Boucard in Paris wird beschlagnahmt, samt Werken aus seiner Kunstsammlung, und fortan von ranghohen SS-Männern bewohnt. Seitdem ist das Bild „Myrto“ von der Art Déco-Malerin Tamara de Lempicka (1898-1980) verschwunden. Als wahrscheinlich gilt, dass es ein Nazi-Offizier stahl, der sich der Ausstrahlung der beiden nackten Frauen – und deren malerische Umsetzung durch die polnisch-stämmige Künstlerin – nicht entziehen konnte.
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In der regnerischen Nacht vom 16. auf den 17. Oktober 1969 dringen Unbekannte in das Oratorio San Lorenzo in Palermo ein. Sie entfernen die Leinwand mit Caravaggios (1571–1610) berühmter Darstellung „Christi Geburt mit den hll. Laurentius und Franziskus“ aus dem Rahmen. Die Täter konnten nie ermittelt werden. Die Spuren führen ins Mafia-Milieu. Das Bild gehört zu den zehn meistgesuchten Gemälden der Welt.
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