Er war einer der außergewöhnlichsten Künstler des 16. Jahrhunderts: Hans Baldung, genannt Grien (1484/85–1545). Den tiefgreifenden Umwälzungen seines Zeitalters, geprägt durch Reformation, Bildersturm und Bauernkrieg, setzte er ein individuelles, oftmals exzentrisches Werk entgegen. Dabei faszinieren seine ausdrucksstarken Gemälde, virtuosen Zeichnungen und kraftvollen Holzschnitte bis heute. Nie gab sich Baldung mit dem Herkömmlichen zufrieden, vielmehr suchte er nach neuen und packenden Formulierungen, die ihn zu einem der interessantesten Künstler der Renaissance in Deutschland machen.
Deutschland | Karlsruhe: Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
30.11.2019 – 8.3.2020
Zwei Pole bestimmten Hans Baldung Griens Schaffen: Zum einen das Religiöse, das er in imposanten Altarwerken, leuchtenden Glasgemälden und intimen Andachtsbildern gestaltete; zum anderen das Weltliche. Er interpretierte Geschichten aus Antike und Gegenwart, malte charaktervolle Porträts, schuf verrätselte Denkbilder, die seine humanistischen Auftraggeber zum Gespräch anregten, und sinnliche Akte, zu denen auch die berühmten Sündenfalldarstellungen und die drastischen Hexenszenen zählen.
Baldung, der vermutlich in Schwäbisch Gmünd geboren wurde, verbrachte den Großteil seines Lebens in Straßburg. Einige Jahre war er Mitarbeiter Albrecht Dürers in Nürnberg, in Freiburg schuf er den grandiosen Hochaltar des Münsters. Die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe widmet ihm eine Große Landesausstellung Baden-Württemberg, die das Werk in seiner ganzen Vielfalt präsentiert.
60 Jahre nach der Retrospektive von 1959, die ebenfalls in der Kunsthalle stattfand, wird dieser herausragende Künstler nun neu entdeckt und bewertet. Dabei wird neben der Werkchronologie und thematischen Schwerpunkten auch die stilistische Entwicklung anschaulich – von den spätgotischen Anfängen über die Einflüsse der Hochrenaissance bis hin zu einem persönlichen, unverwechselbaren Manierismus. Die Gegenüberstellung mit ausgewählten Arbeiten von Zeitgenossen, darunter Albrecht Dürer und Lucas Cranach, macht die Brisanz von Baldungs Schaffen auch für die Gegenwart deutlich.
In der Ausstellung treffen die bedeutenden Karlsruher Bestände auf rund 200 hochkarätige Leihgaben, unter anderem aus London, Madrid, Wien, Prag, Basel, Kopenhagen, Paris, Warschau, Florenz und New York. Die Junge Kunsthalle zeigt gleichzeitig „Der Fall im Stall“, eine spannende Baldung-Spurensuche für Kinder und Jugendliche. Eine Präsentation im Chor des Freiburger Münsters, die einen Satelliten der Karlsruher Schau bildet, sowie Ausstellungen im Augustinermuseum in Freiburg und im Musée de l´Œuvre Notre-Dame in Straßburg ergänzen das Projekt.