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Rothko und Bacon für über 50 Millionen verkauft Warum ist das Werk von Mark Rothko so bedeutend?

Veröffentlicht von Alexandra Matzner von 17. Mai 2019

Francis Bacons „Studie für einen Kopf“ (1952) und Mark Rothkos „Untitled“ (1960) erzielten im New Yorker Auktionshaus gestern Abend gemeinsam mehr als 100 Millionen USD. Bacons „Studie für einen Kopf“ war einem Bieter 50,38 Millionen USD (ca. 45,1 Euro) und Rothkos „Untitled“ weitere knapp 50,1 USD (ca. 44,8 Euro) wert. Rothkos Gemälde wurde vom San Francisco Art Museum in die Auktion eingebracht. Es war dem Museum 1962 von Peggy Guggenheim geschenkt worden. Jetzt wird das „museale Stück“ mit der beeindruckenden Provenienz ein privates Heim schmücken – und das Museum erhöht mit der Summe sein Ankaufsbudget.

 

Mark Rothko im Jahr 1960

Das unbetitelte Werk von Mark Rothko entspricht in seinem Kolorit den berühmtesten, dunklen Abstraktionen. Rothko verdunkelte in den 1960er Jahren seine Palette auf Schwarz, Braun, Burgunderrot, Violett, Pflaume und gelegentlich Preußischblau. Im Jahr 1959 hatte er sich zum zweiten Mal auf eine Europa-Reise begeben und kurz nach seiner Rückkehr seine Gemälde für das Four-Seasons-Restaurant im Seagram Building in New York, die sogenannten Seagram-Murals (1958/59), zurückgezogen (→ Mark Rothko: Biografie). Die spirituelle Dimension seines Werks war ihm zu wichtig, um diese Bilder als Hintergrunddekoration eines Luxusrestaurant verwendet zu sehen.1 Stattdessen schenkte Mark Rothko neun der monumentalen Wandgemälde der Tate Gallery in London, um für sie eine Umgebung zu finden, in der diese Leinwände zum Nachdenken einladen.

Im Februar 1960 erhielt der Maler Besuch eines bedeutenden Sammlerehepaares aus Houston, Texas: John und Dominique de Menil. Sie sahen die für das Four-Seasons gedachten Gemälde. Dominique de Menil erinnerte sich, dass „sie [die Bilder] für eine außergewöhnliche mystische Atmosphäre, eine Mischung aus Intimität und Transzendenz [sorgten], wie sie in manchen Kirchen und Moscheen zu finden ist“2. Daher schlug das Paar dem Maler spontan vor, die Werke für eine geplante katholische Kapelle auf dem Campus der St. Thomas Universität in Houston. Da Rothko die Idee vertrat, dass für eine solche Funktion gänzlich neue Gemälde malen wollte, ruhte das Projekt für weitere vier Jahre und wurde erst zwischen 1965 und 1967 realisiert.

In dieser Zeit beschäftigte sich Mark Rothko mit außergewöhnlichen Emanationen des Sublimen. Er nutzte die ungegenständliche Abstraktion, unzählige farbig fein abgestufte, schleierhafte Farbschichten. Er wählte das gestern auktionierte Gemälde persönlich für das San Francisco Museum of Modern Art aus. Peggy Guggenheim unterbreitete als Mäzenin dem Museum das Werk als Geschenk. Sie förderte Künstler wie Clyfford Still und Jackson Pollock; sie organisierte auch im Jahr 1945 die erste Einzelausstellung Rothkos in ihrer Galerie "Art of this Century". Indem sie ausgesuchte Werke an bedeutende Museen schenkte, förderte sie den Künstler (und beförderte den Wert der Kunstwerke am Kunstmarkt). Im Jahr 1960 schuf Mark Rothko nur 19 Gemälde, von denen sich etwa die Hälfte in musealen Sammlungen befinden.

„Häufig gegen Einbruch der Dunkelheit spürt man ein Gefühl von Geheimnis, Bedrohung und Frustration, alle auf einmal. Ich möchte, dass mein Bild die Qualität solcher Momente hat.“3 (Mark Rothko)

 

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  1. Siehe: Susan J. Barnes, The Rothko Chapel: An Act of Faith, Austin 1989, S. 29.
  2. David Anfam, Mark, Rothko: The Works on Canvas: Catalogue Raisonné, New Haven/London 1998, S. 88.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.
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