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Köln | Museum Ludwig: Joan Mitchell Malerin der Abstraktion wiederentdeckt!

Veröffentlicht von Alexandra Matzner von 15. November 2015
Joan Mitchell, Un jardin pour Audrey, 1975, Öl auf Leinwand, Diptychon, 252,4 x 360,1 cm (© Estate of Joan Mitchell, Privatsammlung, Frankreich, Foto: Günter König)

Joan Mitchell, Un jardin pour Audrey, 1975, Öl auf Leinwand, Diptychon, 252,4 x 360,1 cm (© Estate of Joan Mitchell, Privatsammlung, Frankreich, Foto: Günter König)

Das Museum Ludwig präsentiert eine große Überblicksausstellung der Künstlerin Joan Mitchell (1925–1992), organisiert zusammen mit dem Kunsthaus Bregenz und in enger Zusammenarbeit mit der Joan Mitchell Foundation in New York. Der Fokus der Schau liegt dabei auf ihrer Malerei – angefangen bei frühen Arbeiten aus den 1950er Jahren bis hin zum Spätwerk ihrer letzten Lebensjahre.

Joan Mitchell.
Retrospective. Her Life and Paintings

Deutschland | Köln: Museum Ludwig
14.11.2015 – 21.2.2016

Die Avantgarden des 20. Jahrhunderts, auch die Malerei des Abstrakten Expressionismus (→ Abstrakter Expressionismus | Informel), wurden angeführt von Männern – doch Jackson Pollock und all die anderen konnten Joan Mitchell nicht stoppen. Die legendäre Künstlerin entwickelte im Umfeld der New York School ihre eigene Form der malerischen Abstraktion: Eine poetische Bild­sprache zwischen Kalkül und Emotion, die den Be­trachter zu­gleich sinnlich verführt und intellektuell stimuliert. Die Schau im Museum Ludwig stellt mit rund dreißig, teils sehr großformatigen, mehrteiligen Bildern eine der bedeutendsten Protagonistinnen der Kunst des 20. Jahrhunderts vor.

Darüber hinaus wid­met sich ein großer Teil der Ausstellung der ersten umfangreichen Präsentation des Archivmaterials aus der Joan Mitchell Foundation. Anhand von filmischen und fotografischen Auf­nah­men, Korrespondenz, Einladungskarten sowie Postern und an­deren Ephemera wird die schillernde Person Joan Mitchell und ihre vielfältigen Beziehungen zu an­deren bildenden Künstlern, Literaten und an­deren Personen der kulturellen Welt ihrer Zeit beleuchtet. Unter anderem stand sie mit Elaine de Kooning, Franz Kline, Jean-Paul Riopelle sowie mit Frank O’Hara oder Samuel Beckett in engem Kontakt.

Schon zu Beginn ihrer Karriere nahm Joan Mitchell 1959 an der documenta II in Kassel teil ̧ ihre Werke sind in den Sammlungen der wichtig­sten Museen in den USA und Frankreich vertreten. Dass ihr den­noch im in­ter­na­tio­nalen Ausstellungswesen bis heute nicht die Beach­tung zukommt wie ihren nur un­wesentlich älteren männlichen Malerkollegen Jackson Pollock, Franz Kline oder Willem de Kooning, teilt sie mit an­deren Malerinnen ihrer Generation. Mittlerweile haben allerdings vor allem junge Künstlerinnen und Künstler Joan Mitchell und ihre Kunst entdeckt. Dies liegt neben ihrer emanzipatorischen Hal­tung nicht zuletzt auch an der besonderen Positionierung ihrer Malerei, die – wie ihre eigene Biografie – zwischen den verschiedenen kulturellen Welten der USA und Europa angesiedelt ist. Während sie die ersten prägen­den Einflüsse in ihrer amerikanischen Heimat er­hielt – 1925 in Chicago geboren, lebte sie bis zu ihrer Übersiedlung nach Frankreich in den 1950er Jahren meist in New York –gewann die Kunst Europas für sie zunehmend an Bedeutung.

Wie kaum ein­er anderen Künstlerin gelingt es ihr, landschaftliche Phänomene wie Licht, Wasser und Pflanzen in ihre atmosphärisch aufgeladenen Bildern zu übertragen und gleichzeitig eine vollkommen autonome Abstraktion beizubehalten. In ihrer zu­tiefst eigenständigen Bildsprache treten Kalkül und Emotion in mitunter sehr großformatigen Werken in einen Dialog, der die Betrachter gleichermaßen sinnlich verführt und intellektuell stimuliert. Vor allem in den späten mehrteiligen Arbeiten öffnen sich Bildräume, deren Farb- und Tiefenakzentuierungen sich einem genauen Ausloten verweigern und die Betrachter förmlich is Bild ziehen.

Die Ausstellung vereint Arbeiten aus Museen wie dem Museum of Modern Art in New York, dem Centre Pompidou in Paris sowie aus der Joan Mitchell Foundation mit Werken aus Privatsammlungen, die bisher noch nie oder nur selten in der Öffentlichkeit zu sehen waren.

 

Joan Mitchell in Köln: Bilder

  • Joan Mitchell, Ladybug, 1957, Öl auf Leinwand, 197,9 x 274 cm (The Museum of Modern Art, New York)
  • Joan Mitchell, Cercando un Ago, 1957, Öl auf Leinwand, 239,4 x 222,6 cm (Collection of the Joan Mitchell Foundation, New York)
  • Joan Mitchell, Untitled, 1958, Öl auf Leinwand, 205,1 x 177,8 cm (Privatsammlung, Courtesy Hauser & Wirth)
  • Joan Mitchell, La Chatière, 1960, Öl auf Leinwand, 194,3 x 149,5 cm (Collection of the Joan Mitchell Foundation, New York)
  • Joan Mitchell, Closed Territory, 1973, Öl auf Leinwand, Triptychon, 280 cm x 560 cm (Privatsammlung, Frankreich)
  • Joan Mitchell, Un jardin pour Audrey, 1975, Öl auf Leinwand, Diptychon, 252,4 x 360,1 cm (Privatsammlung, Frankreich)
  • Joan Mitchell, Sunflowers, 1990–1991, Öl auf Leinwand, Diptychon, 280 x 400 cm (Sammlung John Cheim, New York)
  • Joan Mitchell verkleidet, 1933 Fotograf unbekannt, © Collection of the Joan Mitchell Foundation Archives
  • Joan Mitchell beim Eislaufen, ca. 1938 Fotograf unbekannt, © Collection of the Joan Mitchell Foundation Archives
  • Joan Mitchell, ca. 1940 Fotograf unbekannt, © Collection of the Joan Mitchell Foundation Archives
  • Joan Mitchell auf dem Sofa mit ihrem Hund Iva, ca. 1978, Fotograf unbekannt, © Collection of the Joan Mitchell Foundation Archives

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Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.
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