Auch 2018 wird sich das Kunstmuseum Bern mit dem Fall Gurlitt und dessen Aufarbeitung beschäftigen. Dazu präsentiert das Kunstmuseum noch die Schweizer Spätimpressionistin Martha Stettler (1870–1945) und im Herbst eine großangelegte Retrospektive zur 100. Wiederkehr von Ferdinand Hodlers Todestag. Hodler, der mit den sogenannten „Ehrenhodler“ in der Sammlung gut vertreten ist, wird mit seinem Konzept des Parallelismus vorgestellt. Im Sommer 2018 ruft das Kunstmuseum die République Géniale nach einer Idee von des französischen Fluxuskünstlers Robert Filliou (1968) aus. Dabei soll das Genie, das in jedem Menschen steckt, in den Mittelpunkt gestellt werden.
Das Zentrum Paul Klee ist dem Werk der bedeutenden deutsch-schweizer Expressionisten verpflichtet und stellt ihn im Kontext seiner Freunde aus, wobei Emil Nolde ein besonderer Augenmerk geschenkt wird. Im Sommer 2018 stehen allerdings zwei zeitgenössische Kunstschaffende im Mittelpunkt: die libanesische Künstlerin Etel Adnan (ab 15.6.) sowie der Träger des Mario-Merz Kunstpreises Petrit Halilaj aus dem Kosovo (ab 20.7.). Etel Adnan entdeckte Paul Klees Werk und Tagebücher in den 1960er Jahren und wurde nachhaltig durch ihn inspiriert. In der mit der Künstlerin für das Paul Klee Zentrum entwickelten Ausstellung wird ein besonderes Augenmerk auf ihre Auseinandersetzung mit Poesie, Kalligrafie, Webkunst und Farbfelder-Malerei gerichtet.
Diese Ausstellung erzählt zum ersten Mal die Geschichte des Down-Syndroms. Sie zeigt Spuren von Menschen mit Down-Syndrom in verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Ländern. In der Kunst und in der Wissenschaft. Sie erzählt, wie Menschen mit Down-Syndrom heute in unserer Gesellschaft leben, wie sie früher gelebt haben und wie sie in Zukunft leben möchten. Und sie zeigt auch Werke von Künstlerinnen und Künstlern mit Down-Syndrom. Um die Ausstellung besser zu verstehen, helfen Tandem-Führungen. Vermittlerinnen und Vermittler mit und ohne Down-Syndrom erklären Werke und einzelne Bereiche der Ausstellung. Fachleute der Humangenetik zeigen jede Woche ihr Wissen am Mikroskop und erklären was eigentlich Chromosomen sind, wie man eine Trisomie 21 unterm Mikroskop erkennt und ob alle Menschen mit dem Down-Syndrom eine Trisomie 21 haben. Die Ausstellung wird von Menschen mit und ohne Down-Syndrom zusammen gemacht. Sie erarbeiten und zeigen die Inhalte als Team.
Eine Ausstellung der Bundeskunsthalle, Bonn, in Kooperation mit dem Forschungsprojekt TOUCHDOWN 21, im Zentrum Paul Klee, Bern
Mit Bestandsaufnahme Gurlitt. Der NS-Kunstraub und die Folgen zeigt das Kunstmuseum Bern ausgewählte Werke aus dem Kunstfund Gurlitt, die NS verfolgungsbedingt entzogen worden waren und deren Herkunft und Erwerbungsumstände bis heute noch nicht abschließend geklärt werden konnten. Nach «Entartete Kunst» - Beschlagnahmt und verkauft richtet sich der Blick nun auf Hildebrand Gurlitt als Akteur des nationalsozialistischen Kunstraubes. Gurlitt war in Zwangsverkäufe involviert, handelte mit beschlagnahmten Werken aus dem Konvolut der «Entarteten Kunst» und weitete seinen Geschäftsbereich ab 1940 auf die besetzten Länder in Westeuropa aus. Die im Kunstfund überlieferten Gemälde, Skulpturen und Grafiken sind die direkte Verbindung zu den Biografien von verfolgten Zeitgenossen – meist jüdischen Künstlern, Sammlern und Kunsthändlern, denen die Werke zuvor gehörten. Die Ausstellung zeichnet die historischen Abläufe und Zusammenhänge der Raubzüge der Nationalsozialisten an den europäischen Juden nach und versucht, die Rolle von Kunsthändlern und Museen bei der Plünderung nachzuvollziehen. Ein eigenes Kapitel ist der «Restitution» von Raubkunst aus dem Kunstfund Gurlitt gewidmet. Vorgestellt werden die Ansprüche der beraubten Familien, welche die Debatte um Raubkunst heute prägen. Die Ausstellung ist eine erweiterte Übernahme der Bestandsaufnahme Gurlitt. Der NS-Kunstraub und die Folgen in der Bundeskunsthalle in Bonn (3.11.2017–11.3.2018).
Das Kunstmuseum Bern zeigt zum ersten Mal eine umfangreiche Retrospektive der in Bern geborenen und zeitlebens in Paris tätigen Malerin Martha Stettler (1870–1945). Ihr Schaffen, das den Spätimpressionisten zuzurechnen ist, war zu Lebzeiten breit bekannt und so macht die Ausstellung ihren Stellenwert in der Schweizer Malerei des ersten Viertels des 20. Jahrhunderts deutlich. Sie erhielt zahlreiche namhafte Auszeichnungen und konnte als erste Frau 1920 an der Biennale di Venezia ausstellen. Sie war Mitbegründerin sowie Leiterin der Académie de la Grande Chaumière in Paris, zu deren Schülern unter anderem Alberto Giacometti und Meret Oppenheim gehörten.
Im Sommer 2018 beleuchtet eine Auswahl aus der Sammlung die Vielseitigkeit von Paul Klees Schaffen. Neben Meisterwerken werden bisher noch nie gezeigte Bilder Paul Klees präsentiert. Trotz seines großen Talentes als Zeichner war Klees Weg zur Malerei und Farbe ein langer künstlerischer Selbsterfahrungsprozess mit experimentellem Charakter. Die Sammlungsausstellung macht diese spannende Entwicklung mit einer großen Anzahl bedeutender Aquarelle, Kleisterfarbezeichnungen und Ölgemälden aus den Beständen des Zentrum Paul Klee erlebbar. Ungewöhnliche Malutensilien veranschaulichen die unterschiedlichsten Techniken, die der Künstler in allen Schaffensphasen entwickelte. Klee liebte es, mit verschiedensten künstlerischen Mitteln zu experimentieren und diese zu kombinieren, und war nicht nur in seiner Bildsprache ein Visionär.
Ein Höhepunkt des Ausstellungsjahres wird das farbenfrohe Werk der libanesischen Künstlerin Etel Adnan. Sie entdeckte Paul Klees Werk und Tagebücher in den 1960er Jahren und wurde nachhaltig durch ihn inspiriert. Spätestens seit ihrer Teilnahme an der dOCUMENTA (13) 2012 hat ihr Schaffen internationale Ausstrahlung erlangt. In enger Zusammenarbeit mit der in Frankreich lebenden Künstlerin entwickelt das Zentrum Paul Klee in der Ausstellung einen Dialog zwischen ihrem und dem Werk Paul Klees. Dabei wird ein besonderes Augenmerk auf ihre Auseinandersetzung mit Poesie, Kalligrafie, Webkunst und Farbfelder-Malerei gerichtet.
Petrit Halilajs Leben und Arbeit ist von den politischen Umwälzungen seines Heimatlandes Kosovo geprägt. In seinen Werken versucht er, verlorengegangenes Kulturerbe seiner Heimat und Kindheitserinnerungen, die er oft als Ausgangspunkt aufgreift, künstlerisch zu bewahren. Trotz der Poesie seiner Installationen und fantasievollen Zeichnungen beruht seine Arbeit auf Erfahrungen wie Krieg und Vertreibung und ist politisch – begleitet von einem subtilen und durchdringenden Sinn für Ironie.
Parallel zur Sommerakademie Paul Klee zeigt das Zentrum Paul Klee den aktuellen Träger des Mario-Merz Kunstpreises Petrit Halilaj. Der Preis wird von der Merz-Stiftung (Fondazione Merz) ausgeschrieben. Nebst innovativen Merkmalen in der Arbeit der ausgezeichneten Künstler wird vor allem auf Internationalität, Aufgeschlossenheit und Aufmerksamkeit gegenüber gesellschaftlichen Entwicklungen gesetzt. Der Mario-Merz-Preis wird seit 2013 alle zwei Jahre im Bereich Musik und Kunst verliehen.
Fünfzig Jahre nach 1968 wird die République Géniale – eine Idee von Robert Filliou – wiederentdeckt. In jenen Umbruchjahren entwickelte der französische Fluxuskünstler eine neue Auffassung von Kunst und Kunstausbildung, die nicht das individuelle Talent, sondern das Genie, das in jedem Menschen steckt, in den Mittelpunkt stellt. Selbst im Umbruch befindlich ruft das Kunstmuseum die République Géniale aus und führt Fillious Ansätze mit einem sich fortwährend permutierenden Ausstellungsprojekt mit Kunstkollektiven, einem interdisziplinären performativen Programm sowie reflektierenden Vermittlungsgefäßen fort. Zur Ausstellung erscheint eine digitale Publikation (D/E, online abrufbar) welche sich aus wöchentlichen Beiträgen, Artikeln, Interviews von und mit den Beteiligten im Verlauf der Ausstellung zusammensetzt.
Eine Kooperation des Kunstmuseum Bern und der Dampfzentrale Bern
Bereits zu Lebzeiten zählt Ferdinand Hodler zu den bekanntesten Malern der Schweiz. Nachdem er sich von den künstlerischen Vorbildern seiner frühen Jahre löst, entwickelt Hodler seinen eigenen, für ihn typischen Stil, der ihn international berühmt macht. Die Ausstellung stellt Holders einfache, klare und wirkungsvolle Theorie des Parallelismus in den Mittelpunkt: Ein Prinzip der Komposition, das auf die Offenbarung der in der Natur angelegten Ordnung zielt. Bäume, die einen Weg säumen, Wolken oder Berge, die sich in einem See spiegeln oder eine Gruppe von Personen sind – so Hodlers Vision – in parallelen Mustern organisiert, die er in seinen Landschafts- und Figurenbildern durch die Hervorhebung von Symmetrien und Wiederholungen hervorhebt. Aus diesem – absichtlich vereinfachenden – Verständnis des Kosmos entwickelt Hodler die Theorie seines Schaffens.
Eine Kooperation des Kunstmuseum Bern und des Musée d’art et d’histoire de Genève
Auch der Individualist Paul Klee wäre ohne seine Künstlerfreunde nicht der überragende Maler geworden, als der er heute bekannt ist. Die Freundschaften sind oft von Austausch, Inspiration und Unterstützung geprägt, aber auch von Rivalität und Konkurrenz – Verbindungen, die Klees künstlerisches Schaffen und das seiner Freunde beflügelten. Die Ausstellung zeigt Werke von Klee, die im Kontext verschiedener Begegnungen mit Künstlergruppen entstanden sind. Im Wechsel wird jeweils ein Raum einem seiner Freundeskreise wie etwa den Künstlern aus Paris, des Blauen Reiter oder des Bauhaus gewidmet.
siehe auch: Klee & Kandinsky
Emil Nolde zählt zu den bekanntesten Künstlern des 20. Jahrhunderts und zu einem der wichtigsten Vertreter des Expressionismus. Von Beginn an ist er ein Meister der Farbe und weiß ihre vielfältigen Möglichkeiten auszuschöpfen. Noldes Radikalität und die Intensität seiner Farben sind einzigartig. Emil Nolde ist nicht nur ein Zeitgenosse von Paul Klee, sondern auch ein Künstlerfreund. Die Ausstellung konzentriert sich auf Aspekte in Noldes Schaffen, denen der Betrachter auch bei Klee immer wieder begegnet und die sich wie ein roter Faden durch Noldes Werk ziehen – das Groteske, Fantastische und Exotische. Damit sind Werke von Nolde zu sehen, die bisher weniger bekannt sind, jedoch eine zentrale Position in seinem Schaffen einnehmen.
Quelle: Bern