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Keith Haring: Biografie Lebenslauf und wichtigste Kunstaktionen des New Yorker Superstars

Keith Haring in der Albertina 2018

Keith Haring in der Albertina 2018

Das künstlerische Werk von Keith Haring (1953–1990) gehört mit seinen comicartigen Figuren zu den beliebtesten Künstlerœuvres der Welt. Während seiner kurzen aber intensive Karriere von nur knapp zehn Jahren, stellte er während der 1980er Jahre in über 100 Einzel- und Gruppenausstellungen aus. Allein im Jahr 1986 wurden mehr als 40 Beiträge in Zeitungen und Magazinen geschrieben. Außerdem nahm er an vielen kollaborativen Projekten teil und arbeitete mit so unterschiedlichen Künstlern und Performern wie Madonna, Grace Jones, Bill T. Jones, William Burroughs (→ Die Kunst des William S. Burroughs), Timothy Leary, Jenny Holzer, Yoko Ono und Andy Warhol. Keith Haring sprach ein breites Publikum an, wenn er sich mit den universellen Fragen des Menschseins beschäftigte: Geburt, Tod, Liebe, Sexualität und Krieg. Sein Primat der Linie, die großflächig eingesetzten, kontrastreichen Farben und die Direktheit der Aussagen garantieren bis heute einen hohen Wiedererkennungswert.

Zwischen 1978 und 1980 studiert Keith Haring an der School of Visual Arts (SVA), in New York City. Hier fand Haring eine blühende Kunstszene mit Alternativen Ausdrucksweisen vor, die sich jenseits von Galerien und Museen entwickelte. In den Straßen von Downtown, am Südende von Manhattan, den U-Bahn-Stationen, Clubs (Club 57) und früheren Tanzhallen traf er später berühmte Künstler wie Kenny Scharf und Jean-Michel Basquiat. Dazu kamen Musiker, Performance Künstler und Graffitisprayer. Seine Freunde sind Graffiti-Künstler wie Fab Five Fred oder LA II.

„Was ich tat, war abstrakt – es erinnerte an die Dinge, die ich früher gemacht hatte. Aber an einigen Stellen begann ich, diese Zeichnungen von fliegenden Untertassen zu machen, die diese Tiergestalten bestrahlen. Die Untertassen richteten Energiestrahlen auf verschiedene Dinge und die erhielten dann auch diese Kraft. Und so hatten diese Dinge oder Menschen oder Tiere diese Strahlen, die rundum herauskamen.“ (Keith Haring über seine Anfänge 1980)

Doch nicht nur die Gegenwartskunst und die Alternative Szene inspiriereten Keith Haring: Jean Dubuffet, Pierre Alechinsky, William Burroughs, Brion Gysin und Robert Henris Manifest „The Art Spirit“ prägten das Werk von Keith Haring. Ausgehend von Dubuffets „Hourloupe“-Serie, der Idee des All-Over und Ungegenständlicher Kunst, entwickelte Keith Haring zwischen 1978 und 1980 seinen charakteristischen Stil und eine Reihe von signifikanten Figuren. Konzepte wie Christo’s „Running Fence“ (Land-Art) und Andy Warhols Factory (Verbindung von Kunst und Leben) ließen Haring von einer Kunst für Alle träumen.

In der ersten Hälfte der 1980er Jahre schuf Keith Haring Hunderte von Zeichnungen im Öffentlichen Raum. Seine schnellen, rhythmischen Linien, seine wiederkehrenden Motive machten ihn rasch zu einer lokalen Berühmtheit. Bis zu 40 Zeichnungen pro Tag entstanden mit weißer Kreide auf den unbelegten, schwarzen Werbetafeln der New Yorker U-Bahn. Der Maler und Grafiker bezeichnete später die U-Bahn als sein „Labor“ für Ideen und Experimentierfeld für seine einfachen Linien. Als sein „Tag“, seine Signatur als Straßenkünstler, wählt er das krabbelnde, auf plumpe Umrisse reduzierte Kleinkind, von dem kurze Strahlen ausgehen, das „radiant child“:

„Das Baby ist deshalb zu meinem Logo oder meiner Signatur geworden, weil es die reinste und positivste Form menschlichen Lebens darstellt.“ (Keith Haring in einem Tagebuch)

Zwischen 1980 und 1989 konnte Keith Haring internationale Anerkennung erringen und nahm an zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen teil. Zu den Großausstellungen, die ihn einluden gehörte die Documenta 7 in Kassel; die São Paulo Biennale und die Whitney Biennale. Haring schuf zahlreiche Projekte im öffentlichen Raum (Spectacolor billboard am Times Square), Entwürfe für Bühnenbilder von Theaterstücken und Clubs, Designs für die Uhrenmarke Swatch und eine Werbekampagne für Absolut Wodka. Dazu kommen noch Wandgemälde auf der ganzen Welt. Keith Haring gab auch Zeichnungsworkshops für Kinder in Schulen und Museen in New York, Amsterdam, London, Tokyo und Bordeaux.

Weitere Beiträge zu Keith Haring

Biografie von Keith Haring (1958–1990)

  • 4.5.1958

    Am 4. Mai 1958 wurde Keith Haring in Reading, Pennsylvania, als Sohn von Allen und Joan Haring geboren. Gemeinsam mit seinen drei jüngeren Geschwistern Kay, Karen und Kristen wuchs er im nahegelegenen Kutztown, Pennsylvania, auf.
  • 1960er/70er Jahre

    Bereits in jungen Jahren entwickelte Keith Haring eine Liebe zum Zeichnen. Eine erste Einführung in die Technik des Comiczeichnens erhielt er von seinem Vater und seiner popkulturellen Umgebung, den Figuren von Dr. Seuss und Walt Disney.
  • 1960er/70er: Haring, der Christ

    Als Kind besuchte Keith Haring regelmäßig die Kirche. Aus dem Wunsch heraus, einer Gruppe anzugehören, schloss er sich kurzzeitig dem gegenkulturellen Jesus Movement an. Als sogenannter Jesus-Freak ermutigte er andere Menschen dazu, ihre spirituelle Wiedergeburt zu erleben. Bald war Haring jedoch desillusioniert und begann, mit halluzinogenen Drogen zu experimentieren.
  • 1976/77

    Schulabschluss. Keith Haring wurde von seinen Eltern und von einem Lehrer dazu ermutigt, Werbegrafik zu studieren, und schrieb sich bei der kommerziellen Kunstschule Ivy School of Professional Art in Pittsburgh, Pennsylvania, ein. Er realisierte schnell, dass er wenig Interesse daran hatte, ein kommerzieller Illustrator oder Grafikdesigner zu werden. Nach nur zwei Semestern beendete er sein Studium ab. In dieser Zeit arbeitete Keith Haring auf eigenen Antrieb als frier Künstler in Pittsburgh.
  • 1978

    Als Keith Haring am Carnegie Museum of Art in Pittsburgh eine Ausstellung des belgischen Malers Pierre Alechinsky besuchte (28.10. 1977–8.1.1978), bemerkte er stilistische Parallelen zu seinen eigenen Arbeiten, was ihn in seinem Vorhaben, eine künstlerische Laufbahn zu beschreiten, bestärkte. Am Pittsburgh Center for the Arts, wo Keith Haring zuvor Gelegenheitsjobs angenommen hatte, fand die erste von zwei Einzelausstellungen des Künstlers statt. Er nutzte die dortigen Räumlichkeiten für seine großflächige, abstrakte Malerei.
  • Herbst 1978

    Im Herbst zog Keith Haring nach New York City um, um an der School of Visual Arts (SVA) zu studieren. Zu seinen Lehrern zählen hier Künstler wie Bill Beckley, Lucio Pozzi, Simone Forti, Barbara Schwartz und Keith Sonnier. Freundete sich mit Kenny Scharf und Jean-Michel Basquiat an. An der SVA experimentierte Haring mit Performance, Video, Installation und Collage. Die Entdeckung des Mediums Video hat einen signifikanten Einfluss auf Haring (Bewegung, Performance). Gleichzeitig verlor er aber seine Liebe fürs Zeichnen nie.
  • 1979

    Nach einem Reaktorunfall im Kernkraftwerk Three Mile Island in der Nähe von Kutztown trat radioaktives Gas aus. Das Zeichen für Radioaktivität tauchte in vielen späteren Arbeiten Harings auf. Keith Haring zog ins New Yorker East Village – Heimat einer multikulturellen und kreativen Szene, die er als „Gay Disneyland“ bezeichnete. Der junge Künstler tauchte ein in die lebendige Welt der Underground-Art und Club-Szene. Keith Haring und seine Freunde, darunter Kenny Scharf, ein Kommilitone aus der SVA, besuchen regelmäßig den Club 57, einen Treffpunkt für Theater und Kunst im Keller der polnischen Kirche am St. Mark’s Place. Haring organisiert dort zahlreiche Ausstellungen von Künstlern aus seinem Freundeskreis.
  • 1980

    Im Sommer 1980 erlangt Haring als Künstler zunehmende Bekanntheit. Er verlässt die SVA, da er das Gefühl hat, dort nichts mehr lernen zu können. Er ist verstärkt in der Underground-Szene aktiv und zeigt sich fasziniert von den Graffiti, die überall in der Stadt zu sehen waren.
  • Winter 1980: Subway-Drawings [U-Bahn-Zeichungen]

    Keith Haring fand ein sehr effektives Medium, das ihm erlaubte, mit einem breiteren Publikum zu kommunizieren: Er zeichnete auf den unbenutzten Werbungspanelen in der U-Bahn. Er zeichnete mit weißer Kreide auf das schwarze, matte Papier und verteilte seine Kunst über das gesamte U-Bahn System von New York. Nur wenige der Werke sind heute noch im Original erhalten; Keith Hering selbst empfand diese Werke als performativ und daher vergänglich. Sein Freund Tseng Kwong Chi hielt viele der Szenen in Fotografien fest. Die Bilder zeigen, wie sensibel und witzig Haring auf die vorgefundene Werbung reagierte. Bis 1985 behielt er diese Taktik der Kunstproduktion im Öffentlichen Raum bei.
  • 1981: nationaler Durchbruch

    Keith Haring erregte mit seinen Arbeiten immer mehr Aufmerksamkeit. Es fanden Ausstellungen am Westbeth Painters Space (10.–14.2.), im Club 57 (12.5.) sowie eine zweite Schau in der P. S. 122 (18.10.–2.11.) statt. Des Weiteren nahm er an der Gruppenausstellung „New York / New Wave“ im P. S. 1 Museum auf Long Island City (15.2.–5.4.) teil – eine bedeutende Schau, kuratiert von Diego Cortez, bei der auch Werke von Jean-Michel Basquiat, Nan Goldin, Robert Mapplethorpe und Andy Warhol gezeigt wurden. Haring beteiligte sich außerdem an der „Drawing Show“ im Mudd Club (22.2.–15.3.). Doch er präsentierte nicht nur seine eigenen Arbeiten, sondern organisierte auch Kurzausstellungen, darunter die „Erotic Art Show“ (12.2.) und (mit Fred Brathwaite aka Fab 5 Freddy) die „Black Light Art Show“ im Club 57 (3.–4.6.) sowie die Ausstellung „Beyond Words“ im Mudd Club (9.–24.4.), auf Harings Wunsch kuratiert von Fab 5 Freddy und Futura 2000. Haring zog mit seiner Freundin Samantha McEwen und seinem damaligen Partner Juan Dubose in ein großes Apartment in Lower Manhattan. Für mehr Privatsphäre und Nähe nutzten Haring und Dubose ein Campingzelt als Schlafzimmer. Der Kellerraum richtete sich Haring sein erstes Atelier ein. Die Massenmedien Computer und TV wurden wichtige Motive in seinem Werk.
  • 1982: internationaler Durchbruch

    Das „radiant child“ ist im Januar 1982 als animierten Zeichnungen für die Spectacolor-Werbeflächeauf dem riesigen Bildschirm an der Stirn des Times Square zu sehen (organisiert vom Public Art Fund). Erste öffentliche Mauerbemalung auf der Houston Street in Downtown Manhattan (Juni). Charlie Ahearns Kultfilm „Wild Style“, der die Energie der auflebenden Hip-Hop- und Street-Art-Szene dokumentiert, kam im September in die Kinos. Haring wurde zur Teilnahme an internationalen Ausstellungen eingeladen, darunter seine erste Schau in Europa (April – Juni, Rotterdam) sowie die documenta VI, 1982 in Kassel (Juni – September).
  • 9.10.–13.11.1982: Harings erste Einzelausstellung bei Tony Shafrazi

    Keith Haring hatte inzwischen immer größerer Berühmtheit erlangt, und sein Atelier wurde von Sammlern nahezu überrannt wurde. Überwältigt von dieser großen Aufmerksamkeit entschloss er sich, sich durch den Galeristen Tony Shafrazi aus SoHo vertreten zu lassen, für den er in der Vergangenheit zeitweise als Assistent gearbeitet hatte. Kurz darauf starteten die Vorbereitungen für seine erste Einzelausstellung, bei der auch Gemeinschaftsarbeiten mit dem damals 14-jährigen Künstler LA II (auch: Little Angel, Angel Ortiz) zu sehen waren. Mit dem Graffitikünstler LA II arbeitete er die folgenden vier Jahre immer wieder zusammen. Die Ausstellung umfasste unter anderem Harings erste Malereien auf Vinylplanen sowie frühe Zeichnungen und bemalte Objekte wie z. B. Vasen (9.10.–13.11.1982). Keith Harings Galeriedebut in Soho wurde von der Kritik sehr gelobt und immens populär.
  • 1983: Erstes zusammenteffen mit Andy Warhol

    Bei der Eröffnung seiner Einzelausstellung in der Fun Gallery (3.–27.2.1983), für die er erneut mit dem Künstler LA II zusammenarbeitete, lernte Keith Haring endlich sein Idol Andy Warhol kennen. Warhol entwickelt sich schnell zum Freund und Mentor des jungen Haring.
  • 1983: Internationale Ausstellungen

    International gelangte Keith Haring zu größerer Berühmtheit. Immer häufiger wurde er eingeladen, seine Arbeiten bei Ausstellungen außerhalb der USA zu zeigen. Anstatt seine Kunst von A nach B zu verschiffen, reist er um die Welt, um an Ort und Stelle neue Werke zu schaffen, beispielsweise für Ausstellungen in der Galerie Watari in Tokio (8.3.–8.4.) sowie in der Galleria Lucio Amelio in Neapel (Mai). Im Rahmen einer Schau in der Robert Fraser Gallery in London (19.10.–12.11.) „kleidete“ er den Choreografen und Regisseur Bill T. Jones in ein Bodypainting. Teilnahme an der Whitney Biennale of American Art und an der Biennale von São Paulo und hat Galerieausstellungen in London, Mailand und Tokio.
  • Herbst 1983: Klaus Nomi, Michael Stewart & Vivienne Westwood

    Tod des Künstlers Klaus Nomi (6.8.), ein Freund Harings und ebenfalls aktives Mitglied des Club 57, an Komplikationen infolge seiner AIDS-Erkrankung. Nomi war der erste aus Harings sozialem Umfeld, der der Krankheit zum Opfer fiel. Der Graffitikünstler Michael Stewart starb in Polizeigewahrsam (28.9.). Viele waren der Überzeugung, sein Tod sei ein Akt des Rassismus und der Polizeigewalt. Sowohl Basquiat als auch Haring fertigen Bilder als Hommage an Stewart an. Nach einem gemeinsamen Treffen im Oktober in New York entschloss sich Keith Haring, mit den britischen Modedesignern Vivienne Westwood und Malcolm McLaren an deren Kollektion Witches (Winter 1983/84) zu arbeiten.
  • 1983/84: zweite Einzelausstellung bei Tony Shafrazi

    Die Tony Shafrazi Gallery zeigte die zweite Haring-Ausstellung mit dem Titel „Into 84“ (3.12.1983–7.1.1984). Dem Künstler widerstrebte es noch immer, seine Werke in einem traditionellen Ausstellungsumfeld zu präsentieren. Deshalb verwandelte die Galerie in einen Club: Er stellte seine Day-Glo-Arbeiten in einem Schwarzlichtraum aus, und sein Partner Juan Dubose legte als DJ auf.
  • 1984: Projekte mit Kindern & Madonna

    Im Laufe des Jahres 1984 arbeitete Keith Haring an einer Reihe von Pro-bono-Projekten mit Kindern. Hierzu zählen Mauerbemalungen in Melbourne und Sydney sowie im Kinderdorf Children’s Village in New York. Am 16. Mai feierte Keith Haring mit der „Party of Life“ seinen Geburtstag in der Paradise Garage in New York. Madonna sang „Dress You Up“, gekleidet in ein von Haring und LA II entworfenes pinkfarbenes Lederkostüm; für eine Preview ihres Songs „Like A Virgin“ erschien Madonna in weißen Rüschen.
  • 1984: Haring und Grace Jones

    Am 24. Juli bemalte Keith Haring den Körper der Sängerin Grace Jones mit seinen charakteristischen weißen Linien und Motiven. Warhol und Mapplethorpe dokumentieren den Entstehungsprozess sowie das Endergebnis fotografisch; die Fotos erscheinen im Oktober in Warhols Magazin „Interview“. Es folgten weitere gemeinsame Projekte mit der Sängerin: Bei Performances in der Paradise Garage zeigte sich Jones regelmäßig in von Haring angefertigten Bodypaintings, und der Künstler beteiligt sich an dem Musikvideo zu Jones’ populärer Single „I’m Not Perfect (But I’m Perfect For You)“.
  • 1985

    Haring entwarf sein Poster „Free South Africa [Befreit Südafrika]“, das auf vielen Demonstrationen als visuelles Zeichen des Protestes eingesetzt wird. Er hörte auf in den U-Bahn-Stationen zu malen. Auftrag eine großflächige Kulisse für den Club Palladium anzufertigen (Eröffnung 14.5.). Für eine gemeinsame Ausstellung in den Galerien Tony Shafrazi und Leo Castelli (26.10.–23./30.11.) schuf Haring große Metallskulpturen. Im Rahmen einer Ausstellung am Museum für zeitgenössische Kunst in Bordeaux (15.12.1985– 23.2.1986) malte er die großformatige Arbeit „The Ten Commandments [Die Zehn Gebote]“.
  • 1986: Haring im Stedelijk, Amsterdam

    Keith Haring zeigte ab Mitte März seine Werke im Stedelijk Museum in Amsterdam (15.3.–12.5.). Bei den ausgestellten Arbeiten handelte es sich teilweise um jene, die im Vorjahr bereits in Bordeaux präsentiert worden waren. Dazu schuf Haring zwei neue Kunstwerke. Zu den Vorbereitungen für die Ausstellung gehörte auch die Bemalung einer Außenwand der Museumslagerhalle und „Velum“ für die Decke des historischen Stiegenhauses im Stedelijk Museum.
  • 19.4.1986: Eröffnunf des Pop Shop

    Am 19. April 1986 eröffnete Keith Haring den Pop Shop in der Lafayette Street 292 in New York City (Soho), Obwohl er seinen Stil im Laufe der Jahre zu einem weniger abstrakten weiterentwickelt hatte, trat im schwarz-weißen Design des Pop Shop wieder sein flächendeckender Malstil der 1970er Jahre hervor. Dort verkaufte er T-Shirts, Spielzeug, Poster, Buttons und Magnete mit seinen Bildern. Mit Hilfe des Pop Shop wollte Haring mehr Menschen Zugang zu seinem Werk gewähren, indem er billige Produkte designte. Obwohl der Pop Shop von vielen aus der Kunstszene kritisiert wurde, verfolgte Keith Haring seinen Wunsch, möglichst leichten Zugang zu seiner Kunst zu garantieren. Einige seiner Freunde, Fans und Mentoren, darunter Andy Warhol, unterstützten ihn dabei enorm. Schuf das „Crack is Wack“-Wandgemälde am New Yorker FDR Drive (Stadtautobahn entlang des East River). Gemeinsam mit 900 Kindern malte er ein Wandgemälde anlässlich des 100-jährigen Aufstellung der Freiheitsstatue in New York. Der Shop blieb bis September 2005 geöffnet; alle Einnahmen wurden an gemeinnützige Kinder- und Bildungsorganisationen sowie an AIDS-Hilfsorganisationen gespendet. Ein zweiter, in Tokio eröffneter Pop Shop war weniger erfolgreich, da gefälschte, zu Dumpingpreisen verkaufte Haring-Designs in Japan weit verbreitet waren.
  • Juli 1986

    Gemeinsam mit 1.000 Kindern arbeitete Haring an dem großformatigen Kunstprojekt CityKids Speak on Liberty [Stadtkinder sprechen über Freiheit]. Anlässlich des 100. Geburtstages der Freiheitsstatue malten sie ein riesiges Banner, das am 4. Juli im New Yorker Stadtteil Battery Park City bei den Feierlichkeiten zum amerikanischen Nationalfeiertag präsentiert wurde. Am 7. Juli schrieb Haring erstmals in seinem Tagebuch über AIDS. Sein Freund Martin Burgoyne hatte sich mit dem Virus infiziert.
  • Oktober 1986: Haring bemalte ein Stück der Berliner Mauer

    Im Oktober wurde Keith Haring von einer Berliner Gruppe, die sich mit Menschenrechtsverletzungen in der DDR auseinandersetzt, eingeladen, einen Teil der Westseite der Berliner Mauer zu bemalen. Der Künstler ließ sich nicht davon abschrecken, dass die ersten zwei Meter vor der westlichen Mauerseite offiziell zu Ostdeutschland gehörten. Wann immer sich Grenzwachen näherten, hüpfte er auf westdeutschen Boden zurück, nur um danach weiterzumalen. Das Ergebnis: eine Kette aus miteinander verknüpften, typischen Haring-Figuren in den Farben der Flagge Deutschlands.
  • 1987

    Tod von Andy Warhol (22.2.). Kurz danach machte er sich zu einer Tour durch Europa auf. Einzelausstellungen fanden statt im Casino Knokke in Belgien (Juni–August) – in Knokke bemalte er außerdem eine Mauer für den dortigen Channel Surf Club – sowie in der Galerie Hans Mayer in Düsseldorf (September). Teilnahme an der Gruppenausstellung „L’Epoque, La Mode, La Morale, La Passion: Aspectsde l’Art d’ Aujourd’hui, 1977-1987“ im Centre Pompidou, Paris (21.5.–17.8.). Gleichzeitig bemalte Haring den Schornstein des Necker Kinderspitals. Außerdem konstruierte Haring ein Kunstwerk in Form eines Pappkarussells für das Projekt Luna Luna, einen wandernden Vergnügungspark und Jahrmarkt für zeitgenössische Kunst von André Heller (gemeinsam mit Arik Brauer, David Hockney, Joseph Beuys, Salvador Dalí uvm.). Zudem bemalte Keith Haring einige größere Mauer in Antwerpen. Immer mehr Menschen aus Harings Umfeld erkrankten an AIDS. Ihm wurde früh klar, dass er sich ebenfalls infiziert haben könnte.
  • 1988

    Im Sommer bekam Keith Haring Atemprobleme und sorgte sich zunehmend um seine Gesundheit. Kurz darauf erfuhr er, dass er HIV-positiv war. Im selben Jahr starb sein ehemaliger Lebenspartner Juan Dubose an einer durch AIDS verursachten Krankheit. Die körperlichen Anzeichen seiner Erkrankung hatten zur Folge, dass Haring anders wahrgenommen und behandelt wurde. Enge Freunde distanzierten sich von ihm.
  • 1989

    In den letzten beiden Jahren seines Lebens widmete sich Keith Haring in seinen Werken vermehrt der eigenen Krankheit, um ein Bewusstsein darüber zu schaffen und Aktivismus zu fördern, unter anderem eine Mauer in Barcelona, auf der zu lesen ist: „Todos Juntos Podemos Parar el SIDA [gemeinsam können wir AIDS stoppen]“. Außerdem reiste Haring weiterhin um die Welt. Er zeigte seine Arbeiten bei Einzelausstellungen in der Galerie 121 in Antwerpen (Juli – August) sowie in der Galerie Hete A. M. Hünermann in Düsseldorf. Er arbeitete gemeinsam mit dem Beat-Schriftsteller William Burroughs an einer Reihe von Siebdrucken zum Thema Apokalypse, die bei einer Veranstaltung in der Galerie Casa Sin Nombre in Santa Fe, New Mexico, präsentiert wurden.
  • 1989: Haring als Politaktivist

    Zudem beteiligte sich Haring an Demonstrationen der Aktivistengruppe ACT UP. Bei einer ihrer Aktionen legte er sich auf die Straße, um den Verkehr zu blockieren – und wird infolgedessen verhaftet. Am 28. März nahm er an einer ACT UP-Demonstration vor der City Hall in New York teil. Gemeinsam mit 30.000 Menschen protestierte Haring gegen die AIDS-Politik des Bürgermeisters Ed Koch, die ihrer Meinung nach dem Ernst der Lage nicht gerecht wurde.
  • 1989: Gründung der Keith Haring Foundation

    Haring gründete die Keith Haring Foundation, die das Ziel hat, Geld und Bilder für AIDS- und Kinderorganisationen zur Verfügung zu stellen sowie das Publikum des Künstlers noch weiter zu vergrößern. Während er die Stiftung auf die Beine stellte, war er weiterhin gleichermaßen künstlerisch wie aktivistisch tätig.
  • Mai 1989

    Im Rahmen eines Gemeinschaftsprojektes zwischen dem Schulbezirk Chicago Public Schools und dem MCA (Museum of Contemporary Art) in Chicago malte Keith Haring vom 15. bis 18. Mai in Zusammenarbeit mit 300 Kindern ein großformatiges Wandbild. Aufgrund des großen Erfolgs des Projekts erklärte der Bürgermeister die Woche zur „Keith Haring Week“. Der Künstler bot daraufhin an, zwei Wandbemalungen an den Mauern des örtlichen Krankenhauses anzufertigen. Bald darauf bebilderte Haring eine Wand im The Centre, einem lesbisch-schwulen Gemeinschaftszentrum in Greenwich Village, wo die ersten ACT UP-Treffen stattfanden, mit homosexuellen Motiven – eine Art Hommage an die Homosexualität.
  • Juni 1989: Haring in Pisa, sein letztes Werk im öffentlichen Raum

    Im Juni 1989 schuf Keith Haring sein letztes öffentliches Outdoor-Kunstwerk: die Wandbemalung einer Kirchenmauer in der Altstadt von Pisa, Italien. Die Arbeit wurde von der Stadt gesponsert und von der Kirche unterstützt. Der Künstler wurde mit offenen Armen empfangen, und das Kunstwerk entwickelte sich zu einem der Höhepunkte seiner Karriere. In der Arbeit kombinierte Haring bekannte Motive, zum Beispiel die Figur mit einem Bildschirm anstelle eines Kopfes sowie das diabolische Spermium, das entzweigeschnitten wird. Keith Haring griff die Farbigkeit der pastellfarbenen Renaissance-Palazzi der Stadt auf und betitelte sein Werk „Tuttomondo“ – ein Symbol für die Harmonie zwischen allen Menschen auf der Welt.
  • 16.2.1990: Tod

    Ende 1989 hörte Haring auf, AZT einzunehmen, und probierte andere Medikamente, die dem Fortschreiten von AIDS entgegenwirken sollten. Tragischerweise verschlechterte sich sein gesundheitlicher Zustand jedoch innerhalb kurzer Zeit massiv. Am 16. Februar 1990 starb Keith Haring im Alter von 31 Jahren an Komplikationen, die mit seiner AIDS-Infektion zusammenhingen.
  • 4.5.1990

    Am 4. Mai – Haring wäre an diesem Tag 32 Jahre alt geworden – wurde in der Cathedral of St. John the Divine in New York City eine Messe zur Erinnerung an den Künstler abgehalten, an der über 1.000 Menschen teilnahmen.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.