Konstantin Korowin
Wer war Kontantin Korowin?
Konstantin Korowin (russisch Константин Алексеевич Коровин, Moskau 23.11.1861–11.9.1939 Paris) war ein russischer Maler, Bühnenbildner und Pädagoge des Impressionismus. Er gilt neben Sergei Winogradow und Abram Archipow als einer der bedeutendsten Vertreter des „Moskauer Impressionismus“ (→ Impressionismus in Russland). Ein Großteil seiner Werke ist im Russischen Museum in Sankt Petersburg ausgestellt. Sein Bruder war der Maler Sergej Alexejewitsch Korowin.
„Ich bin auf der Suche nach den Stimmungen und der Poesie der Natur.“1 (Konstantin Korowin)
Kindheit & Ausbildung
Konstantin Alexejewitsch Korowin wuchs in der Familie einer alteingesessenen Moskauer Kaufmannsfamilie auf.
Im Alter von 14 Jahren trat Korowin in die Architektur-Klasse der Moskauer Hochschule für Malerei, Bildhauerei und Architektur ein. Nach zwei Jahren wechselte er in die Malerei-Klasse, hier lernte er unter anderem bei Alexei Kondratjewitsch Sawrassow und Wassili Polenow, zu dessen Schülern auch Abram Archipow und Sergei Winogradow, aber auch Alexej von Jawlensky gehörten. Korowin setzte seine Ausbildung an der Petersburger Kunstakademie fort, die er jedoch nach drei Monaten wegen der dort angewandten Lehrmethoden wieder verließ.
Durch Polenow lernte Korowin 1884 den Mäzen Sawwa Mamontow kennen, auf dessen Landgut Abramzewo auch Ilja Repin häufig zu Gast war. Für Mamontows Privatoper, in der auch die von ihm portraitierte Sängerin Tatjana Ljubatowitsch auftrat, gestaltete Korowin die Bühnenbilder. 1886 lernte er Valentin Serow kennen, mit dem ihn eine langjährige Freundschaft verband.
Hinwendung zum Impressionismus
In der Zeit von 1888 bis 1894 begab sich Konstantin Korowin gemeinsam mit seinem Freund und Malerkollegen Walentin Alexandrowitsch Serow auf Reisen in den Norden. In dieser Zeit und unter den Eindrücken der Reisen entstanden die Bilder „Hafen in Norwegen“, „Hammerfest. Polarlicht“ sowie „Murmansker Küste“. Zu den wenigen Bildnissen Korowins gehört „Portrait der Opernsängerin Tatjana Spiridonowna Ljubatowitsch“ (1889, Staatliche Tretjakow-Galerie, Moskau), die er Ende der 1880er Jahre noch in silbrig-dunklen Tönen und mit breitem Pinsel einfing. Hierin zeigt sich das Interesse des Malers für die Malweise der Alten Meister. Doch Anfang der 1880er Jahre wandte er sich der impressionistischen Malweise und der hellen Farbigkeit zu:
„Wir sind bei Botkin, um uns die Franzosen anzuschauen – Corot und Fortuny [...]. Sieh dir einmal an, wie das Gras nur ganz leicht hingetupft ist. Lewitan kopiert [...]. Warum muss man es unbedingt machen, wie einem in der Schule [Moskauer Hochschule für Malerei, Bildhauerei und Architektur] geheißen wird – alles immerzu dämpfen? [...] Das Wichtigste ist der Ton, der Halbton, zum Licht, zur Form. Aber das ist schrecklich schwer. Man muss wirklich Farben nehmen.“2 (Konstantin Korowin)
Konstantin Korowin hielt sich in den Jahren 1889, 1892 bis 1894 und 1900 in Frankreich auf. Dort lernte er die Malerei des Impressionismus kennen. Er schätzte besonders die Werke von Camille Pissarro, Claude Monet, Alfred Sisley. Mit seiner skizzenhaften Malweise löste sich Korowin von den Forderungen der akademischen Kunst in Russland. Seine Stadtlandschaften entstanden nicht nur in Paris, sondern auch in Marseille, Venedig, Florenz, Barcelona, in Gursuf auf der Krim, Moskau, Sewastopol und Archangelsk. Wie die französischen Impressionisten konzentrierte er sich auf den gesehenen Moment und schuf Gemälde von modernen, internationalen Städten.
In seinen nächtlichen Ansichten verzichtete Korowin beispielsweise auf eine stimmige Perspektive, um Tempo und Gedränge der modernen Großstadt mit ihren Reklametafeln und Plakaten, ihren Schaufenstern und Cafés vor Augen zu führen. Kritiker sahen darin den Einfluss Pissarros, eine Verbindung, die der Künstler nicht zurückwies. Neben Portraits, Landschaften und Stillleben schuf Konstantin Korowin in den 1900er und 1910er Jahren zahlreiche Darstellungen der Krim, wo der Maler häufig seine Sommer verbrachte. Neben Sergei Winogradow und Abram Archipow gilt Korowin als einer der bedeutendsten Vertreter des „Moskauer Impressionismus“
Dekorationskunst
In den 1890er Jahren gestaltete Korowin den Pavillon der Nördlichen Eisenbahn, der nach seinen Entwürfen in Nischni Nowgorod errichtet wurde. Um die Jahrhundertwende arbeitete er an Theatern, wo er Theaterkostüme und -dekorationen für dramatische Aufführungen, aber auch Opern und Ballette gestaltete.
Im Zusammenhang mit seinen Bühnenentwürfen und Monumentalgemälden entwickelte sich Korowins Impressionismus zwischen 1900 und 1910 zum Dekorativen. Er steigerte die Ausdruckskraft der Farben und verwendete farbige Schatten. Seinen impressionistisch-skizzenhaften Malstil behielt er bei, der Eindruck des Momentanen verstärkte sich in seinen neuen Kompositionen.
Ausstellungen & Lehre
Korowin nahm an zahlreichen Kunstausstellungen verschiedener Vereinigungen teil, beispielsweise der Peredwischniki, der Welt der Kunst und der Vereinigung russischer Künstler, ohne jemals deren Mitglied gewesen zu sein.
Im Jahr 1901 übernahm er einen Lehrauftrag an der Moskauer Hochschule für Malerei, Bildhauerei und Architektur, nachdem ihn Valentin Serow dazu eingeladen hatte. Zu seinen wichtigsten Schülern gehörten Nicolas Tarkhoff, Robert Falk, aber auch die zukünftigen Avantgardisten David Burljuk, Natalja Gontscharowa und Michail Larionow. Nach der Oktoberrevolution engagierte sich Korowin für die Erhaltung von Kunstdenkmälern, organisierte Auktionen und Ausstellungen zum Nutzen der Kunst.
Exil in Paris
Im Jahr 1923 übersiedelte Konstantin Korowin auf Anraten von Anatoli Wassiljewitsch Lunatscharski ins Ausland und ließ sich in Frankreich nieder. Neben seiner malerischen Begabung besaß Korowin auch literarisches Talent. Im Exil begann er, Erzählungen zu schreiben.
Tod
Konstantin Korowin starb am 11. September 1939 in Paris.
Beiträge zu Konstantin Korowin
- Zit. n. Vladimir P. Lapšin, Sojuz russkich chudožnikov (Der Bund russischer Künstler), Leningrad 1974, S. 181.
- Zit. n. Tatiana Yudenkova, Im Land des Impressionismus. Frankreich-Reisen russischer Künstler, in: Impressionismus in Russland. Aufbruch zur Avantgarde, hg. v. Ortrud Westheider, Michael Philipp und Henning Schaper (Ausst.-Kat. Museum Barberini, Potsdam, 7.11.2020 - 14.2.2021; Museum Frieder Burda, Baden-Baden; 13.3.-1.8.2021), München 2020, S. 21.