„Die Jäger im Schnee (Winter)“ ist ein 117 x 162 cm großes, mit Ölfarben auf Eichenholz gemaltes Bild, das Pieter Bruegel der Ältere signierte und mit der Jahreszahl 1565 datierte. Bei dem Gemälde handelt es sich um eine Darstellung des Winters aus einem sechsteiligen Zyklus zu den „Zeiten des Jahres [Jahreszeiten]“. Seit den 1920er Jahren werden Hintergrund der Entstehung, Wahl des Bildmotivs und mögliche ursprüngliche Hängung erforscht.
Wien: Kunsthistorisches Museum
Das Gemälde zeichnet sich durch einen hohen Horizont aus, im Hintergrund sind schroffe Gebirgszüge zu sehen, der Blick fällt auf eine weite, schneebedeckte Landschaft. Links im Vordergrund zeigt Pieter Bruegel der Älter eine Gruppe von Jägern, alle in Rückenansicht, die von einem Hügel hinabsteigen und sich in Richtung Seenlandschaft im Bildmittelgrund bewegen. Wie so häufig im Werk von Pieter Bruegel ist der Bewegungszug von links vorne nach rechts hinten geleitet. Diese Figuren führen gleichzeitig in das Bildmotiv ein. Die Anordnung schwarzbrauner Silhouetten der Bäume begleitet die Abwärtsbewegung der Gruppe. Links von der Gruppe der Jäger ist eine für die Jahreszeit alltägliche Szene zu erkennen: Vor einem Wirtshaus, dessen Schild nicht mehr vollständig befestigt ist und herabhängt, werden die Borsten eines Schweines mit Feuer abgesengt. Die darüber herabhängende Holztafel trägt den Namen des Hauses „Dit is in den Hert (Zum Hirschen)“ und lässt den Hl. Eustachius, vor einem Hirsch kniend, erkennen. Die Beute der von Hunden begleiteten Jäger ist ein Fuchs, der von einem der Männer am Rücken getragen wird.
Die Farbigkeit der Flüsse deutet auf deren gefrorenen Zustand hin, Seen werden für verschiedenste, spielerische Vergnügungen genutzt: Eistanzen, Eisstock-Schießen, Eisfischen, Eishockey. Im rechten Bildvordergrund wird eine weibliche Figur, sitzend auf einem umgedrehten Sessel, über dem Eis gezogen. Eine von Eis eingehüllte und mit Eiszapfen bedeckte Mühle unterstreicht den Eindruck, dass klirrende Kälte herrscht. Dazu sind alle Dargestellten in dicker, wärmender Kleidung dargestellt.
Die Vergnügungen auf dem Eis, die notwenige Jagd und die Verarbeitung eines Schweines als für den Winter übliche Handlungen wurden von Pieter Bruegel dem Älteren in „Die Jäger im Schnee“ erzählerisch dargestellt. Eingebettet werden diese Szenen in eine tiefwinterliche Landschaft, die sich durch besondere Kälte auszeichnet, wie dies an dem Erscheinungsbild der Natur verdeutlicht wird. Ob es sich hierbei um eine Schilderung einer realen Landschaft handelt, kann höchstwahrscheinlich mit Sicherheit verneint werden. Stattdessen arbeitete Pieter Bruegel, wie auch an seinen frühen Landschaftszeichnungen der 1650er Jahre zu sehen ist, mit Kompositlandschaften.
Die aus sechs Gemälden bestehende Jahreszeiten-Serie wurde für den Kaufmann Nicolaas Jongelinck geschaffen, der diese am 21. Februar 1566 der Stadt Antwerpen als Pfand für eine Bürgschaft übergab. Die Stadt Antwerpen schenkte die sechs Tafeln am 5. Juli 1594 Erzherzog Ernst, 1595 wurden die Werke in seinem Inventar als „sechs Taffel, von 12 Monathen des Jahrs von Bruegel“ angeführt. Vermutlich über die Sammlung von Rudolf II. fand die Serie ihren Weg in das Eigentum von Erzherzog Leopold Wilhelm und damit in die kaiserliche Stallburg in Wien. Fünf der Gemälde sind erhalten geblieben: Im Kunsthistorischen Museum in Wien befinden sich „Die Jäger im Schnee“, „Der düstere Tag“, „Die Heimkehr der Herde“, im Metropolitan Museum in New York werden „Die Kornernte“ und in der Prager Národní Galerie „Die Heuernte“ verwahrt. Die Darstellung des Frühlings ist verschollen.
Zunächst kam es in der Buchmalerei zu erzählerischen Illustrationen der Jahreszeiten, charakteristische Vorbilder finden sich beispielsweise im „Breviarium Grimani“ (um 1510, Biblioteca Marciana, Venedig) oder schon 100 Jahre zuvor in den berühmten Monatsbildern der Brüder Limburg aus dem Kalender der „Les Très Riches Heures du Duc de Barry“ (um 1410–1416, Musée Condé, Schloss Chantilly). Im Mittelalter wurde das Jahr in sechs Jahreszeiten unterteilt; in mittelalterlichen Stundenbüchern setzte sich für die Charakterisierung der Monate durch Tagwerke der Bauern wie der veränderten Wetterlage durch. Somit wurden zwei Monate gleichzeitig in einem Bild und als Episode des Jahreskreislaufs dargestellt, wobei das Jahr mit Ostern begann:
Pieter Bruegel der Ältere schuf mit seinen Gemälden einige der frühesten selbständigen Darstellungen von Landschaften, die den Menschen in der für die Jahreszeit charakteristische Kultivierung der Landschaft und der Natur zeigen. Seit der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden Landschaften sowohl in der Druckgrafik wie der Malerei als eigenständiges Thema akzeptiert. Pieter Bruegel der Ältere spielte in diesem Prozess eine wichtige Rolle (→ Eva Michel: „Bruegel gelang ein neuer Blick auf die Landschaft, ein neuer Realismus“). Bruegel hielt dafür erstmals den Winter in seinem Erscheinungsbild in Malerei fest.
Das Gemälde wird in der Ausstellung „Bruegel“, die ab 2. Oktober 2018 im Kunsthistorischen Museum in Wien, zu sehen sein: Pieter Bruegel d. Ä.: Werk und Leben