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Albrecht Dürer: Biografie Lebenslauf des Nürnberger Renaissancekünstlers

Albrecht Dürer, Selbstbildnis im Pelzrock, Detail, 1500, Öl auf Holz, 67 × 49 cm (Alte Pinakothek, München)

Albrecht Dürer, Selbstbildnis im Pelzrock, Detail, 1500, Öl auf Holz, 67 × 49 cm (Alte Pinakothek, München)

Albrecht Dürers (1471–1528) Lebenslauf und seine Werke sind stark geprägt vom Aufbruch seiner Heimatstadt Nürnberg, dem Humanismus, seinen Italienreisen (eine oder zwei?), seiner Überzeugung, dass Malen eine intellektuelle Tätigkeit wäre, und seinem Geschick als Druckgrafiker. Albrecht Dürer ist ein homo universalis, in seinem Werk löste er sich von tradierten Formeln und vertraute seiner Beobachtungsgabe - sei es der berühmte Hase, die betenden Hände oder das Rhinozerus, das er allerdings nur vom Hörensagen kannte. Wenn Dürer auch für wohlhabende Auftraggeber mehrere Jahre an großformatigen Flügelaltären arbeitete, so war sich der Künstler bereits sicher, mit vervielfältigten Druckgrafiken seinen Ruhm besser aufbauen und damit mehr Geld verdienen zu können.

Das Werk des international akklamierten Künstlers umfasst mehr als 1.113 Zeichnungen, 108 Kupferstiche und Radierungen, circa 246 Holzschnitte und 90 Gemälde. Dazu eine Gruppe von 34 Aquarellen, die ohne Auftrag entstanden und zu den berühmtesten Werken Dürers zählen. Diese Fülle an erhaltenen Werken wie auch die große Menge an Schriftstücken, Verträgen, Briefen, persönlichen Notizen, ein Tagebuch (→ Albrecht Dürer: Niederländische Reise) und theoretische Schriften, eine Familienchronik und ein Gedenkbuch machen Albrecht Dürer zu einem der bestdokumentierten Künstler seiner Zeit.

Bereits zu Lebzeiten verglichen Lobeshymnen den „schönste Mann“ nördlich der Alpen mit Apelles, Phidias und Zeuxis, den größten Künstlern der Antike. Die Verehrung seiner Person aber auch seines Werks blieb auch über den Tod des Künstlers präsent und hält bis heute an.

„Und welcher mir mit worheit kann antzeigen, wy das hübscheste bild zw machen sey, den will ich für den grösten meister halten.“1 (Albrecht Dürer, in: Proportionslehre, publ. posthum 1528)

Eltern

Vater

  • Albrecht Dürer d. Ä. (um 1427–1502): Goldschmied in Nürnberger aus einer Familie ungarischer Vieh- und Pferdezüchter. Bereits Albrecht Dürers Großvater, Anthoni Ajtósi (der aus dem ungarischen Ort Ajtós Stammende, ungar. ajtó bedeutet Tür), verließ das Dorf Ajtós und ließ sich in Gyula zum Goldschmied ausbilden. Nur sein ältester Sohn folgte ihm in seine Fußstapfen und ist 1444 in einem Nürnberger Verzeichnis von Büchsen- und Armbrustschützen verzeichnet. Vermutlich führte ihn die Gesellenwanderung in die Niederlande. Ab 1455 arbeitete er als Geselle in der Werkstatt von Hieronymus Holper, einem angesehenen Goldschmied. 1467 erwarb er das Nürnberger Bürgerrecht und heiratete die Tochter seines Arbeitgebers. Im folgenden Jahr erlangte er die Meisterwürde und eröffnete sein eigenes Ladenlokal am Nürnberger Hauptmarkt (1468). Albrecht Dürer war so erfolgreich, dass er 1475 ein Haus in bester Lage erwerben konnte.

Mutter

  • Barbara Dürer (geb. Holper, 1452–1514): Innerhalb von 24 Jahre brachte Barbara Dürer 18 Kinder zur Welt.

Geschwister

Albrecht Dürer d. J. hatte 17 Geschwister. Er war das dritte Kind seiner Eltern.

  • Endres Dürer (1484–1555): Goldschmied
  • Hans Dürer (1490–1534): Maler, Hofmaler des polnischen König Sigismund I. in Krakau.

Ehefrau

  • Agnes Dürer (1475-1539): ⚭ 7. Juli 1494. Tochter des Kupferschmieds und Lautenbauers Hans Frey und dessen Ehefrau Anna. Agnes Dürer arbeitete als Kunsthändlerin und verkaufte etwa die Druckgrafiken ihres Mannes auf dem Nürnberger Wochenmarkt, aber auch der Frankfurter Messe. Da sie ihren Mann über zehn Jahre überlebte, war Agnes Dürer die Alleinerbin und vermarktete die Drucke und Bücher von Albrecht Dürer weiter. Kaiser Karl V. bestätigte 1528 ihre Eigentumsrechte an Dürers Buch Von menschlichen Proportionen. In ihrem Testament verfügte Agnes Dürer, dass nach ihrem Tod das von ihrem Mann gestiftete Stipendium für einen Studierenden der Theologie weitergeführt werden soll.

Kinder

  • keine bekannt

Die Ehe von Albrecht Dürer blieb kinderlos. Mit ihm und seinen beiden Brüdern starb die Familie Dürer aus.

Mitarbeiter

  • Hans Baldung Grien (1484/85–1545), 1503 bis 1508
  • Hans Schäuffelein (1480/85–1538/40), 1503 bis 1507
  • Hans Süß von Kulmbach, ab 1507

Weitere Beiträge zu Albrecht Dürer

Literatur über Albrecht Dürer

  • Julia Zaunbauer, Albrecht Dürer. Eine Biografie, in: Christof Metzger (Hg.), Albrecht Dürer (Ausst.-Kat. Albertina, Wien,
    20.9.2019–6.1.2020, München 2019, S. 13–35.
  • Martin Sonnabend (Hg.), Albrecht Dürer. Die Druckgraphiken (Ausst.Kat. Städel Museum, 17.9.2007–6.1.2008), Frankfurt a. M. 2007.
  • Klaus Albrecht Schröder, Maria Luise Sternath (Hg.), Albrecht Dürer (Ausst.-Kat. Albertina, Wien, 5.9.–30.11.2003), Ostfildern-Ruit 2003.

Biografie von Albrecht Dürer (1471–1528)

  • 21.5.1471, ca. 10 Uhr vormittags

    Albrecht Dürer wurde am 21. Mai 1471 als ältester Sohn des Goldschmieds Albrecht Dürer und dessen Ehrefrau Barbara in Nürnberg geboren. Er war der dritte von insgesamt 18 Kindern des Ehepaares. 15 seiner Geschwister starben früh. Dürers Taufpate war Anton Koberger (um 1445–1513), ebenfalls ein Goldschmied und ab 1470 höchst erolgreicher Buchdrucker.
  • 1475

    Die Familie Dürer erwarb unterhalb der Kaiserburg das Haus ›Unter der Vesten‹. In der wohlhabenden und einflussreichen Nachbarschaft wohnten der Arzt und Humanist Hartmann Schedel, der Maler Michael Wolgemut und der Verleger Anton Koberger..
  • 1477-1481/82

    Albrecht Dürer besuchte die Schule in der St. Sebalder Schule, wo er neben Schreiben, Lesen und Rechnen etwas Latein erlernen konnte. Obschon er später Grundkenntnisse in Latein als Voraussetzung für den Beruf des Malers bestimmte, dürften seine eigenen Latein-Kenntnisse mangelhaft gewesen sein, griff er doch gerne auf Übersetzungen zurück.
  • 1480

    Albrecht Dürer der Ältere eröffnete einen Laden unmittelbar am Nürnberger Rathaus. Er zählte Kaiser Friedrich III. wie auch Uriel Górka, den Bischof von Posen, zu seinen Kunden und bekleidete öffentliche Ämter.
  • 1481/82 bis Ende 1486

    Im Alter von zehn bis zwölf Jahren begann Albrecht Dürer eine Lehre in der Goldschmiedewerkstatt seines Vaters. Ende 1486 brach Dürer seine Lehre ab, um bei dem in der Nachbarschaft arbeitenden Maler Michael Wolgemut die Malerei zu erlernen.
  • 1483

    Die erste erhaltene Zeichnung von Albrecht Dürer zeigt ihn selbst als 13-jährigen Knaben (Albertina). Es handelt sich auch um die älteste Kinderzeichnung Europas.
  • 30. November 1486 – 30. November 1489

    Lehre bei dem erfolgreichen Maler-Unternehmer Michael Wohlgemut (1434–1519). Hier konnte er eine facettenreiche Ausbildung erhalten, beschäftigte Wolgemut doch Maler, Bildhauer, Formschneider, Tischler und Schmiede, um Altäre, Glasmalereien und Holzschnitte zu fertigen. Albrecht Dürer erhielt hier eine solide Ausbildung in Öl- und Temperamalerei sowie Aquarellmalerei, daneben auch unterschiedliche Zeichen- und Drucktechniken. Den Winter 1489/90 verbrachte der ausgelernte Dürer noch in Nürnberg und malte die Porträts seiner Eltern.
  • Frühjahr 1490–1493: Wanderschaft

    Dürer unternahm einen Wanderschaft an den Oberrhein, über die Reiseroute kann nur spekuliert werden. Vergeblich versuchte Albrecht Dürer (angeblich), den berühmtesten Kupferstecher seiner Zeit, Martin Schongauer (1445/50–1491), in Colmar zu treffen, denn dieser war bereits am 2. Februar 1491 verstorben. Vermutlich kam er im Frühjahr 1492 oder vielleicht schon im Herbst 1491 in Colmar an. Die Brüder des Verstorbenen nahmen den Gesellen bei sich auf, zeigten ihm Blätter aus dem Nachlass und schenkten ihm Werke von Schongauer. Albrecht Dürer orientierte sich an Schongauers meisterhaften Kupferstichen, in denen flächig-ornamentale Ordnung und zeichnerisch-plastisches Arrangement zu einer Synthese gebracht sind.
  • 1493/94

    Weiterreise nach Basel, wo er den Gelehrten Sebastian Brant (1457–1521) traf, dann Straßburg im Jahr 1493, wo er wieder als Maler arbeitete. Einige Holzschnittillustrationen aus Basler Buchdrucken werden Albrecht Dürer zugeschrieben, darunter Illustrationen für das "Narrenschiff" von Sebastian Brandt (1494). Die vermutlich letzte Station auf Dürers Wanderschaft war Straßburg, wo er ebenfalls im Milieu des Buchdrucker als Entwerfer für Holzschnitte tätig war. Außerdem porträtierte er 1494 einen unbekannten Malermeister und dessen Frau.
  • Mai–Juli 1494

    Am 14. Mai 1494 kehrte der 23-jährige Albrecht Dürer nach Nürnberg zurück und am 7. Juli heiratete er Agnes Frey (1475–1539) aus einer alten Nürnberger Ratsfamilie. Deren stattliche Mitgift von 200 Gulden ermöglichte die Werkstattgründung. Vermutlich noch vor der Eheschließung ist eine sponan wirkende, skizzenhafte Zeichnung von Dürers Frau Agnes (Albertina) zu datieren.
  • Sommer/Herbst 1494–1495

    Im September 1494 brach in Nürnberg die Pest aus. Im Sommer/Herbst reiste Albrecht Dürer in den Süden, vermutlich aus Furcht vor der Epidemie. Es entstanden die bekannten Landschaftsaquarelle, darunter die Ansichten von Innsbruck. Niemals zuvor war in Europa mit Wasserfarbe so direkt vor dem Motiv gemalt worden. Die Aquarelle mit Landschaften, einzelne Kostüm- und FIgurenstudien sind die einzigen Anhaltspunkte, ob diese Reise stattgefunden hat. Dazu gibt es noch zwei Schriftquellen, die indirekt davon sprechen.
  • Winter 1494/95: Venedig (?)

    Höchstwahrscheinlich war Venedig das Ziel der Reise (dokumentarisch nicht belegt), wo er überwinter haben dürfte. Zu den wichtigsten Erkenntnissen Dürers aus dieser ersten Italienreise gehört seine Kenntnis der Druckgrafik Andrea Mantegnas, dessen „Bacchanal mit Silen“ und „Kampf der Meergötter“ (beide 1470-1475) er kopierte. Zudem beschäftigte er sich mit venezianischen Frauentrachten und schuf Aquarele von einem Hummer und einer adriatischen Krabbe. Während der Wanderschaft erlernte Dürer die Technik des Kupferstichs und eine naturalistischere Darstellungsweise.
  • 1495: Gründung der Dürer-Werkstatt & AD-Monogramm

    Spätestens mit der Rückkehr Dürers nach Nürnberg gründete er eine eigene Werkstatt: Er bemühte sich Aufträge für religiöse Tafelbilder und Porträts zu erhalten.Bis zur Jahreswende schuf Albrecht Dürer mehr als 60 Kupferstiche und Holzschnitte. Auf den Kupferstich „Die Heilige Familie mit der Libelle“ setzte er erstmals sein Dürer-Monogramm darauf! Er setzte dafür ein (noch gotisches) kleines D in ein großes A ein. Innerhalb weniger Jahre produzierte er rund 30 Holzschnitte und ebenso viele Kupferstiche für ein breites Publikum. Kupferstiche fertigte er selbst.
  • 1496/97

    Dürer schuf die beiden Holzschnitte „Das Frauenbad“ (1496) und „Das Männerbad“ (um 1496/97). Für die Holzschnitte engagierte Dürer professionelle Formschneider. Bereits um 1496 gehörte Friedrich III. der Weise, Kurfürst von Sachsen, zu seinen Kunden und ließ sich porträtieren. Zudem bestellte er ein Retabel für die damals im Umbau befindliche Schlosskapelle von Wittenberg.
  • 1497

    Albrecht Dürer stellte Contz Sweytzer als berufsmäßigen Agenten an, der gegen Wochenlohn und Reisekosten seine druckgrafischen Blätter in Kommission nahm und zum bestmölichen Preis vertrieb.
  • 1497/98

    1497 kam mit „Vier nackte Frauen [Die vier Hexen]“ Albrecht Dürers erster datierter Kupferstich auf den Markt. In diesen beiden Jahren entstand die 14-teilige Holzschnittserie „Apokalypse“ (um 1497/98), die 1498 als lateinisches oder deutsches Holzschnittbuch mit 32 Seiten herausgegeben wurde. Damit erreichte der gerade 27-jährige Albrecht Dürer internationalen Ruhm.
  • 1496/97–1510

    Mit der 20-teiligen Holzschnitt-Folge „Marienleben“ (1502/03, 1511 als Buch publiziert) und der „Großen Passion [Große Holzschnitt-Passion]“ (um 1496/97-1510) wandte sich Albrecht Dürer den illustrierten Andachts- und Erbauungsbüchern zu.
  • 1498

    Mit dem „Selbstbildnis“ (Prado) gelang Albrecht Dürer der erste große Wurf. Er malte sich nachweislich zwischen dem 25. Dezember 1497 und seinem Geburtstag am 21. Mai 1498 und stellt sich als elegant gekleideter Nürnberger Handwerker dar. Die Gemälde der 1490er Jahre wirken im Vergleich dazu qualitativ reduziert. 1499 rühmte ihn Conrad Celtis daher den „neuen Apelles“, den Neubegründer der Malkunst aus dem Geist der Antike.
  • 1500

    „Selbstbildnis“ (Alte Pinakothek) in Christusgestalt, streng und feierlich blickend. Albrecht Dürer begann sich um 1500 mit dem Studium der menschlichen Proportionen zu beschäftigen. Sein Ziel war, allgemeine Regeln für die Darstellung des idealen Körpers zu finden.
  • 1503

    Hans Baldung Grien (1484/85–1545) und Hans Schäuffelein (1480/85–1538/40) traten als namhafte Gesellen in die Werkstatt von Albrecht Dürer ein (bis 1507).
  • 1501–1504: realistische Naturstiduen Dürers

    Albrecht Dürer widmete sich realistischen Naturstudien, darunter der „Feldhase“ (1502) und das „Große Rasenstück“ (1503, beide Albertina). Zuvor entstanden sechs Zeichnungen von Frauen in Nürnberger Trachten. Angeregt durch Jacopo de´ Barbari entstanden die Kupferstiche „Nemesis“ (1501) und „Adam und Eva“ (1504), in denen sich Dürer mit der Proportionslehre auseinandersetzte. „Der heilige Eustachius“ (um 1501); „Anbetung der Könige“ (1504, Uffizien, Florenz) entstand im Auftrag des sächsischen Kurfürsten für Wittenberg.
  • Sommer/Herbst 1505–10. Februar 1507: Zweite Italienreise

    Zweite Italienreise, auf der er während seiner 18 Monate in Venedig Giovanni Bellini kennenlernte. Mit dem Tafelbild „Rosekranzfest“ (1506) für deutsche Kaufleute für die Dominikanerkirche San Bartolomeo konnte er sich die Anerkennung der venezianischen Künstlerschaft verdienen; 1606 wurde das Gemälde von Kaiser Rudolf II erworben. Das Gemälde „Christus unter den Schriftgelehrten“ (1506) wurde mit sorgfältigen Studien auf blauem Papier vorbereitet. Vermutlich bereiste Dürer auch Florenz und Bologna. Während seiner Abwesenheit war Agnes Dürer hauptverantwortlich für die Produktion und den Verkauf von Druckgrafiken.
  • 1507

    Finanziell muss sich die zweite Italien-Reise Dürers gelohnt haben, da er seine Schulden in Nürnberg begleichen konnte. Hans Süß von Kulmbach trat als Mitarbeiter in die Dürer-Werkstatt ein. Dürer malte die ersten lebensgroßen Aktdarstellungen nördlich der Alpen: „Adam und Eva“ (1507, Prado).
  • 1508

    „Die Marter der zehntausend Christen“ (Kunsthistorisches Museum, Wien) entstand nach langer Vorbereitsungszeit für die Wittenberger Schlosskirche. Wie diese bereitete Albrecht Dürer auch den „Heller-Altar“ (1508) für den Frankfurter Kaufmann Jakob Heller für das dortige Dominikanerkloster mit Vorzeichnungen auf blauem Papier vor. „“
  • 1509

    Albrecht Dürer wurde in den Großen Rat berufen, hier durfte er sekundäre Aufsichts- und Zeugenrechte ausüben. Dürer galt als Handwerker, der allerdings über seine Ehefrau mit dem Patriziat verschwägert war. Malerei war ein „freies Gewerbe“, das sich an die patrizischen Gesetze zu halten hatte. Der wirtschaftliche und soziale Aufstieg manifestierte sich im Erwerb eines stattlichen Wohn- und Atelierhauses, des heutigen „Dürer-Haus“ von den Erben des Astronomen Bernhard Walther. Fertigstellung des Helleraltars (1729 verbrannt), zu dem Dürer die Detailstudie „Betende Hände“ schuf.
  • 1511

    Albrecht Dürer vollendete das „Allerheiligenbild“ (KHM, Wien) incl. Rahmen für den Altar der Dreifaltigkeitskapelle des Nürnberger Zwölfbrüderhaus, der nach dem Stifter auch „Landauer Altar“ genannt wird. Zudem stellte er die Buchausgaben der „Großen Passion“ (12-teilig), der „Kleinen Passion“ (37 Illustrationen) und des „Marienlebens“ (20 Illustrationen) fertig. Dazu kam noch die Neuausgabe der 1498 erstpublizierten „Apokalypse“.
  • 1512: Dürer wurde kaiserlicher Hofmaler

    Ein Besuch von Kaisr Maximilian in Nürnberg brachte Albrecht Dürer in eine außergewöhnliche Position: Über Vermittlung Pirckheimers wurde Dürer in den Kreis der kaiserlichen Hofmaler berufen. Im Auftrag des Nürnberger Stadtrats malte Dürer die monumentalen Porträts Karls des Großen und Kaiser Sigismunds in der Nürnberger Heiltumskammer, wo die Reichsinsignien der deutschen Kaiser aufbewahrt wurden. Dürer publizierte die „Kupferstichpassion“ (16 Illustrationen).
  • 1513/14: Meisterstiche

    Dürer stach die drei sog. Meisterstiche: „Ritter, Tod und Teufel“, „Der hl. Hieronymus im Gehäus“ und „Melancholia I“, in denen er seine Virtuosität in technischer Ausführung und intellektueller Konzeption vorführte. 1514 zeichnete er seine Mutter kurz vor deren Tod (Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett).
  • 1515

    In einem Schreiben an den kasierlichen Gesandten und Nürnberger Ratsherrn, Christoph Kreß, monierte Albrecht Dürer, dass seine Arbeiten für den Kaiser seit 1512 nicht bezahlt worden wären. Für die Lieferung von Triumphdarstellungen an Kaiser Maximilian I. (1459–1519) gewährte ihm dieser noch im gleichen Jahr eine lebenslange Leibrente in der Höhe von 100 Gulden jährlich, bezahlt vom Nürnberger Stadtrat aus der Steuerschatulle. Das im Mai 1515 in Lissabon eingetroffene Rhinozerus (Geschenk des Sultan Muzafar II. von Gujarat an König Manuel I. von Portugal) inspirierte Dorer zu einem Holzschnitt.
  • 1512–1519

    Albrecht Dürer arbeitete für Kaiser Maximilian I. an der „Triumphpforte“ [„Ehrenpforte Kaiser Maximilians I.“] und dem „Triumphzug“. Zeichnungen belegen Detailentwürfe für einen silbernen Prunkharnisch für den Kaiser und Hoftrachten für Feste.
  • 1513–1515

    Dürer zeichnete am „Gebetbuch des Kaisers Maximilian“ – gemeinsam mit Lucas Cranach d.Ä., Albrecht Altdorfer, Jörg Breu, Hans Baldung, Hans Schönsperger (Drucker).
  • 1518

    Albrecht Dürer war Delegationsmitglied des Nürnberger Rates beim Reichstag in Augsburg, wo großformatige Kohlezeichnungen von hochrangigen Teilnehmern entstanden: darunter die Kardinäle Albrecht von Brandenburg, Erzbischof von Magdeburg und Mainz, von Matthäus Lang und dem Kaiser. Danach sollte Dürer ein Porträt des Kaisers malen, das jedoch erst nach dem Tod Maximilians (1519) vollendet wurde. Das Holzschnitt-Porträt erlebte in kürzester Zeit mehrere Auflagen.
  • Januar 1519

    Am 12. Januar 1519 verstarb überraschend Kaiser Maximilian I.; die Leibrente wurde vom Nürnberger Rat überraschenderweise ausgesetzt, bis sie der Thronfolger erneut bewilligen würde. Dürer zeigte sich von der Stadt bitter enttäuscht. Er gab in der Folge den „Triumphwagen Kaiser Maximilians I.“ im Eigenverlag heraus.
  • Frühjahr 1519

    Albrecht Dürer zog Reisen nach Spanien oder England in Erwägung, vermutlich, um sein Anliegen den zwei Thronanwärtern - Karl, König von Spanien, und Heinrich VIII., König von England - vorzutragen. Zudem reiste er gemeinsam mit Willibald Pirckheimer und Martin Tucher in die Schweiz (27. April bis zum 4. Juli), wo in Zürich über die bevorstehende Wahl des römisch-deutschen Königs verhandelt wurde.
  • 12. Juli – Oktober 1520: NIederländische Reise (1. Teil)

    Gemeinsam mit seiner Frau und der Magd Susanna reiste Dürer in die Niederlande: Frankfurt, Mainz, Köln, Antwerpen. Der Nürnberger Meister war eine Berühmtheit; er wurde hofiert und zu ehrenvollen Abendessen eingeladen. Er besuchte Erasmus von Rotterdam, Quentin Masseys, Lucas van Leyden, Joachim Patinir, Bernard van Orley.
  • 23.9.1520

    Albrecht Dürer wohnte dem rauschhaften Einzug des jungen Karl in Antwerpen bei. Er hielt das Erlebnis in seinem Tagebuch der niederländischen Reise fest. Auf diese Quelle berief sich in den 1870er Jahren Hans Makart als er den Einzug Kaiser Karls V in Antwerpen malte und Dürer unter den Zuschauern einreihte.
  • Oktober 1520; Dürer in Aachen

    Albrecht Dürer war Delegationsmitglied des Nürnberger Rates bei den in Aachen stattfindenden Krönungsfeierlichkeiten von Karl von Burgund zum deutschen König (Karl V.). Bestätigung der ihm vom Kaiser zugesicherten Rente von Margarethe (12.11.). In Antwerpen zeichnet er den Hafen der Stadt und den Kopf eines 93-jähigen Mannes, der als „Hl. Hieronymus“ (1521) eingesetzt wird. Skizzenbücher aus Brüssel und Gent. Führte in diesem Jahr ein Tagebuch, das in zwei Abschriften erhalten ist.
  • November 1520 – August 1521: NIederländische Reise (2. Teil)

    Nach dem Aufenthalt in Aachen kehrte Dürer wieder in die Niederlande zurück, wo er bis zum Sommer 1521 blieb. Seine Ausflüge führten ihn nach Brügge und Gent, wo er u.a. den „Genter Altar“ bewunderte. Die Nachricht, dass in Seeland ein toter Wal angespült worden war, veranlasste ihn, dorthin zu reisen, um das Tier zu zeichnen. In dieser Zeit dürfte sich Albrecht Dürer mit (vermutlich) Malaria - die Symptome waren Fieber, Kopfweh, Unlust - angesteckt haben.
  • Herbst/Winter 1521–1522

    Nach der Rückkehr nach Nürnberg im Spätsommer erreichte Dürer die Auszahlung der noch ausstehenden Leibrente. Leitung der Ausführung der Wandmalereien an den Fassaden und im großen Saal des Nürnberger Rathauses mit einem Bildprogramm Pirckheimers: Verleumdung des Apelles, Pfeiferstuhl und Großer Triumphwagen Kaiser Maximilians. Grund dafür war eine Versammlung der Reichsstände 1522.
  • 1524

    Albrecht Dürer schuf Kupferstich-Porträts von Willibald Pirkheimer und dem sächsischen Kurfürsten Friedrich dem Weisen.
  • 1525

    Albrecht Dürer publizierte sein theoretisches Werk „Unterweisung der Messung, mit dem Zirkel und Richtscheit, in Linien, Ebenen und ganzen Körpern“ (angewandte Geometrie für Künstler und Handwerker). Nürnberg wurde offiziell lutheranisch.
  • 1526

    „Vier Apostel“ für die Regimentsstube des Rathauses (Alte Pinakothek, München) und Kupferstich-Porträt des Reformators Philipp Melanchton und nach langem Zögern auch das Bildnis des Ersamus von Rotterdam. Gleichzeitig malte er die Porträts von Hieronymus Holzschuher und Jakob Muffel (beide Gemäldegalerie, Berlin). Damit etablierte Dürer eine Tradition der Porträtmalerei, die in der deutschen Renaissance vorbildlich gehalten wurde.
  • 1527

    Albrecht Dürer publizierte sein zweites theoretisches Werk „Befestigungslehre“ mit Vorlagen für Verteiigungsbauten.
  • 6.4.1528: Tod

    Albrecht Dürer starb am 6. April 1528 im Alter von 56 Jahren wohl an den Folgen einer Malaria-Erkrankung. Er wurde am Nürnberger Johannesfriedhof bestattet. Freunde des Künstlers exhumierten die Leiche am folgenden Tag heimlich und nahmen Gipsabdrücke von Gesicht und eventuell der Hand des Künstlers. Die Totenmaske dürfte beim Brand der Münchner Residenz 1729 zerstört worden sein. Eine Locke des Verstorbenen wird bis heute in der Kupferstichsammlung der Wiener Akademie verwahrt.
  • Nachlass: Vermögen und „Proportionslehre“

    Das Vermögen des kinderlos verstorbenen Dürer wurde auf fast 6.850 Gulden geschätzt. Einige Monate nach seinem Tod erschien sein theoretisches Hauptwerk: „Die „Vier Bücher von menschlicher Proportion“, kurz die „Proportionslehre“, auf dem Markt. Düer hatte vor seinem Tod noch den ersten der insgesamt vier Bände redigieren können. Darin versammelte Dürer Regeln für die mathematische Berechenbarkeit von idealen Körpern. Neben den theoretischen Schriften von Leonardo da Vinci handelt es sich um das ausführlichste Zeugnis der Kunstauffassung der Renaissance!
  • um 1550

    Bei einer Umlagerung der Grabstätte gingen die Gebeine von Albrecht Dürer verloren.

Albrecht Dürer

  1. Zit. n. Till-Holger Borchert, Dürer. Meisterwerke im Detail, Köln 2020, S. 13.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.