Berlin | Gemäldegalerie: Raffael in Berlin. Die Madonnen | ARTinWORDS java 9 casino mega casino online tuuwa casino glory glory casino apk latest version bj live casino glory casino review glory casino bangladesh download casino live crazy time mcw19 casino joya casino mcw casino live casino game 777 casino mcw casino bangladesh kariya casino betvisa casino online glory casino mostplay casino live casino casino casino bd
0

Berlin | Gemäldegalerie: Raffael in Berlin. Die Madonnen „Madonna mit den Nelken“ auf Besuch bei ihren Berliner Kolleginnen

Raffael, Madonna mit den Nelken, Detail, 1506–1508, Öl-Eibe, 27,9 × 22,4 cm (The National Gallery, London)

Raffael, Madonna mit den Nelken, Detail, 1506–1508, Öl-Eibe, 27,9 × 22,4 cm (The National Gallery, London)

Anlässlich des 500. Todestags von Raffael am 6. April 2020 vereint die Gemäldegalerie in einer Kabinettausstellung fünf Madonnenbilder aus ihrem Bestand, die durch Leihgaben der National Gallery in London und des Berliner Kupferstichkabinetts begleitet werden. So wird die „Madonna Terranuova“ (um 1505, Gemäldegalerie) erstmalig mit Raffaels Zeichnung des „Kopfes der Madonna Terranuova“ aus dem Kupferstichkabinett in einen direkten Dialog treten.

Madonna mit den Nelken

Neben den herausragenden Werken Raffaels aus Berlin bildet die spektakuläre Leihgabe durch die National Gallery in London ein Highlight der Ausstellung: die „Madonna mit den Nelken [Madonna die Garofani]“ (1506–1508), die zum ersten Mal seit ihrem Museumsankauf England verlässt. Das kleinformatige Ölgemälde steht innerhalb von Raffaels Werk für dessen Reifung zu einem Hauptmeister der Hochrenaissance (→ Renaissance), seine Auseinandersetzung mit den Florentiner Kollengen bzw. Konkurrenten Leonardo da Vinci und Michelangelo Buonarroti. Mit Werken wie diesen erarbeitete sich Raffael den Ruf des Madonnenmalers, der in der zweiten Hälfte des Jahres 1508 nach Rom übersiedelte, um dort die päpstlichen Gemächer zu freskieren.

 

 

Das Madonnenbild zeigt eine jugendliche Maria, die sich über ihren Sohn freut, der auf einem weißen Kissen auf ihrem Schoß sitzt. Das Kind nimmt seiner Mutter gerade eine Nelke aus der rechten Hand, weitere Blüten hält sie in ihrer Linken. Der dunkle Raum kann als Schlafzimmer identifiziert werden, denn der grüne, geknotete Vorhang links ist der Bettvorhang. Kontrastreich gibt das Fenster rechts den Blick auf eine sonnige Landschaft frei.

Dass Raffael für diese familiär wirkende Szene gerade Nelken wählte, hat mit deren griechischen Namen zu tun: „dianthos“ bedeutet „Blume Gottes“. Sie steht traditionellerweise für die göttliche Liebe und das Heilen. Zudem kommen Nelken in Verlobungsbildern vor, können aber auch Freundschaft bedeuten. Vermutlich sollen sie in diesem Kontext auf die Rolle Mariae als „Braut Christi“ verweisen (siehe Hohelied Salomon). Schon im 17. Jahrhundert wurde das Gemälde auf diese Weise interpretiert, wie der Spruch „Dilectus meus mihi et ego illi [Mein Freund ist mein, und ich bin sein]“ auf einer radierten Reproduktion beweist.

Vorbilder für Raffaels Komposition finden sich sowohl in der niederländischen Malerei (Detailreichtum, reckige Form der Stirn der Madonna, niedergeschlagene Augen) wie auch im Werk des von ihm verehrten Leonardo da Vinci. Leonardos „Madonna Benois“ (um 1478, Eremitage, St. Petersburg) prägt die Komposition vor. Vielleicht wollte die Auftraggeberin – es könnte sie hierbei um Maddalena degli Oddi gehandelt haben – eine Paraphrase des Werkes erhalten. Offensichtlich hatte Raffael Zugang zu Leonardos Madonna, die er in seinem Sinne umgestaltete. Das enge Sitzen wird in einen Dialog aufgelöst. Die Plastizität der Volumina waren Raffael wichtiger als die Imitation des Leonardo’schen Sfumato.

Die überschaubare Größe des Werks – 28,8 x 22,9 cm – und die ungemein feine Ausführung sind Hinweise, dass das Werk als privates Andachtsbild genutzt wurde. Weder Auftraggeber noch erste Besitzer sind aus Quellen des frühen 16. Jahrhunderts bekannt. Es ist 1810 in Paris aufgetaucht, wo es der Kunsthändler Vincenzo Camuccini erwarb. In seinem Inventar aus den frühen 1850er Jahren hielt er fest, dass die „Madonna mit den Nelken“ gemalt worden wäre für „Maddalena degli Oddi, eine Nonne, in Perugia, von deren Erben es ein Franzose 1636 erwarb und nach Frankreich mitnahm“. Giorgio Vasari nennt Maddalena als die Auftraggeberin von Raffaels „Marienkrönung“ (1503/04) für die Oddi-Kapelle in San Francesco al Prato in Perugia. Da Maddalena degli Oddi 1490 das Familienvermögen ihrer Mutter erbte, war sie sowohl in der Lage als auch verpflichtet, fromme Werke in Auftrag zu geben. Der etwas früheren „Marienkrönung“ könnte – auch ohne Belegen in den Quellen – die Beauftragung Raffaels mit der „Madonna mit den Nelken“ erfolgt sein, um den gerade für die rivalisierende Familie Baglione arbeitenden Maler – er schuf für sie die epochale „Grablegung Christi“ (1507) – für die Oddi zu halten.

Die „Madonna mit den Nelken“ tauchte 1810 wieder auf und wurde im frühen 19. Jahrhundert von bedeutenden Raffael-Forschern wie Longhena und Johann David Passavant als Original anerkannt. 1854 erwarb der 4. Duke of Northumberland die Madonna und ließ es in Alnwick als Raffael aufhängen. Erst 1991 entdeckte Nicholas Penny die „Madonna mit den Nelken“ wieder, wobei naturwissenschaftliche Untersuchungen vor allem der Unterzeichnung, die die Infrarot-Reflektografie sichtbar gemacht werden kann, und der Pigmente die Eigenhändigkeit des Werks stützen. Erst 1994 erwarb die National Gallery in London das Gemälde. 2019/20 verlässt es anlässlich der Kabinettsausstellung zu Raffaels Madonnen in Berlin erstmals Großbritannien.

 

 

Raffael in Berlin. Die Madonnen

Die Berliner Sonderpräsentation nimmt eine dezidiert sammlungsgeschichtliche Perspektive ein und führt uns jenen „jungen Raffael“ vor Augen, der bei Gründung des ersten Museums in Berlin 1830 so begehrt war. Die Ausstellung wirft ein Schlaglicht auf die frühe Erwerbungspolitik der Gemäldegalerie im Spiegel europäischer Sammlungsgeschichte. Sie zeigt uns jenen Raffael, den Preußen im 19. Jahrhundert aus ihm machte, aber zugleich den zeitlosen Raffael, als Schöpfer von Bildern vollkommener Schönheit und Harmonie.

Ausstellungsgeschichte der Raffael-Madonnen

Wir verfolgen die Ausstellungsgeschichte der Raffael-Madonnen vom Königlichen Museum Unter den Linden (heute: Altes Museum) über das Kaiser-Friedrich-Museum (heute: Bode-Museum) und die Nachkriegszeit in Dahlem bis heute.

Rahmen

Nicht zuletzt rückt dabei auch die Frage der Rahmung der Gemälde von Karl Friedrich Schinkel bis heute in den Fokus.

Quelle: Pressetext

 

 

Literatur

  • Hugo Chapman, Tom Henry, Carol Plazzotta (Hg.): Raffael von Urbino nach Rom (Ausst.-Kat. The National Gallery, London, 20.10.2004-16.1.2005), Stuttgart 2004.

 

Raffael in Berlin. Die Madonnen: Bilder

  • Raffael, Madonna mit dem Kind (Madonna Solly), um 1502, Öl auf Pappelholz, 54,3 x 40,6 cm (© Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie)
  • Raffael, Maria mit dem segnenden Kind und den Heiligen Hieronymus und Franziskus, um 1502, Öl auf Pappelholz, 35,3 x 29,8 cm (© Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie)
  • Raffael, Maria mit dem Kind, das den Johannesknaben segnet (Madonna Diotalevi), um 1503, Öl auf Pappelholz, 72,8 x 52,2 cm (© Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie)
  • Raffael, Maria mit dem Kind, Johannes dem Täufer und einem Heiligen Knaben (Madonna Terranuova), um 1505, Öl auf Pappelholz, D: 88,7 cm (© Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie)
  • Raffael, Kopf der Madonna Terranuova, Fragment des Kartons, um 1505, Zeichnung auf Papier, 18,1 x 14,9 cm (© Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett)
  • Raffael, Madonna mit den Nelken, 1506–1508, Öl-Eibe, 27,9 × 22,4 cm (The National Gallery, London)
  • Raffael, Madonna mit den Nelken, Detail, 1506–1508, Öl-Eibe, 27,9 × 22,4 cm (The National Gallery, London)
  • Raffael, Maria mit dem Kind (Madonna Colonna), um 1508, Öl auf Pappelholz, 79 x 58,2 cm (© Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie)

Weitere Beiträge zu Raffael

9. November 2024
Leonardo da Vinci, Hl Anna Selbdritt, sog. Burlington House Karton, Detail, 1500–1508, Kohle und Kreide auf Karton, 1,42 x 1,05 m (The National Gallery, London)

London | Royal Academy: Michelangelo, Leonardo, Raffael Florenz, um 1504 | 2024/25

Florenz, um 1504: Michelangelos Tondo Taddei, Leonardos Burlington House Karton - ihre Rivalität und ihre Einfluss auf den jungen Raffael.
27. September 2024
James Ensor, Die Intrige, 1890, Öl auf Leinwand, 90 x 150 cm (KMSKA, T308)

Antwerpen | KMSKA: Ensor und der Impressionismus In deinen wildesten Träumen | 2023/24

Die Ausstellung setzt Ensors Meisterwerke mit wichtigen Inspirationsquellen wie Raffael und Claude Monet sowie mit Vorgängern, Zeitgenossen und Nachfolgern in Beziehung. Weiters thematisiert das KMSKA den kreativen Prozess Ensors durch neue techologische Untersuchungen.
26. September 2023
Raffael, Der wunderbare Fischzug, Brüssel um 1600, Werkstatt von Jakob I Geubels (KHM, Kunstkammer, inv. T CIII/1)

Wien | KHM: Raffael. Tapisseriendesign im Wandel Gold und Seide | 2023/24

Ausgehend von Wandbehängen nach den Raffaelschen Vorlagen skizziert die Ausstellung die Entwicklung der Tapisseriekunst im 16. Jahrhundert und gewährt einen Einblick in den reichen Tapisseriebestand des Kunsthistorischen Museums.

Aktuelle Ausstellungen

20. November 2024
Jakob Lena Knebl, Cordula’s Sister, 2023 © Foto: Fabrice Gousset, VG Bild-Kunst, Bonn 2024; Courtesy die Künstlerin, Galerie Loevenbruck, Paris

Darmstadt | Hessisches Landesmuseum: Jakob Lena Knebl & Markus Pires Mata und die Sammlungen des Hessischen Museums in Darmstadt | 2024/25

Jakob Lena Knebl & Markus Pires Mata arrangieren die Sammlung in Darmstadt um und kreieren eine lustvolle Demokratisierung des Displays, das neues Staunen möglich macht.
16. November 2024
Ljubow Popowa, Suprematistische Komposition, um 1916, Öl auf Leinwand, 35,5 x 31 cm (Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen)

Ludwigshafen | Wilhelm-Hack-Museum: Pionierinnen der geometrischen Abstraktion Wir werden bis zur Sonne gehen | 2024/25

Künstlerinnen prägten die Entwicklung einer geometrisch-abstrakten Formensprache maßgeblich mit. Das Wilhelm-Hack-Museum erinnert 2024/25 an diese Pionierinnen der Malerei.
15. November 2024
Vittore Carpaccio, Die Steinigung des hl Stephanus, Detail (Staatsgalerie Stuttgart)

Stuttgart | Staatsgalerie: Carpaccio, Bellini und die Frührenaissance in Venedig Faszination des Fremden | 2024/25

2025/26 jährt sich der Tod Vittore Carpaccios zum 500. Mal. Aus diesem Anlass widmet ihm die Staatsgalerie Stuttgart eine Ausstellung.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.