Mit „Goya, Fragonard, Tiepolo. Die Freiheit der Malerei“ widmet die Hamburger Kunsthalle einem der folgenreichsten Kapitel der europäischen Kunstgeschichte eine umfassende Schau: Dem 18. Jahrhundert als Blüte- und Umbruchszeit der europäischen Kunst (→ Rokoko), die so unterschiedliche Persönlichkeiten wie Francisco de Goya (1746–1828), Jean-Honoré Fragonard (1732–1806) und Giovanni Battista Tiepolo (1696–1770) hervorgebracht hat. Erstmalig wird mit dieser ambitionierten Ausstellung das Schaffen Francisco de Goya y Lucientes, Fragonards sowie Giovanni Battista Tiepolos und das seines Sohnes Giovanni Domenico Tiepolo verglichen und in denselben inhaltlichen Kontext gestellt.
Deutschland | Hamburg: Hamburger Kunsthalle
13.12.2019 – 13.4.2020
verlängert bis 31.5.2020
Goya, Fragonard sowie Vater und Sohn Tiepolo werden als Vor- und Wegbereiter der Moderne präsentiert. In der Mitte des 18. Jahrhunderts sind in deren Werken Umbrüche und Befreiung von Konventionen bereits nachzuvollziehen. Giovanni Battista Tiepolo, sein Sohn Giovanni Domenico Tiepolo (1727–1804), Fragonard und Goya reagierten mit ihrer Kunst auf die weltanschaulichen, politischen und gesellschaftlichen Umbrüche des 18. Jahrhunderts. Sie entwickelten eine radikalere Formensprache und veränderten die Malerei durch ihren Wandel der künstlerischen Normen und ihre innovativen wie ungewöhnlichen Konventionsbrüche (→ Fragonard: „Phantasiefiguren“ als Porträts). Die lockere, freie Pinselführung steht dabei gleichsam für die Freiheit der Malerei, die sie auch in ihrer Bildsprache für sich beanspruchten.
Die Ausstellung verdeutlicht in eindringlichen Bildern diesen Entstehungsprozess. Sie zeichnet anhand der unterschiedlichen Schaffensperioden der ausgewählten Künstler die grundsätzlichen Veränderungen nach, mit denen in den Zentren Venedig, Paris und Madrid Grundlagen der Moderne geschaffen wurden. Überhaupt kennzeichnen scheinbar widersprüchliche Positionen das virtuose und vielseitige Schaffen Tiepolos, Fragonards und Goyas. So stehen einer auf den ersten Blick konventionellen Malweise kühne Bildfindungen gegenüber, trifft atmosphärisch-Ideales auf unheimlich-Groteskes, zeigt sich die Vorliebe für das Theater und Theatrales in einem Spiel von Reflexion und Illusion. Der Stil wird radikal-persönlich und reflektiert. Mit ihrer Kunst leiteten sie bereits Mitte des 18. Jahrhunderts einen Stilwandel ein und stellten mit ihrer innovativen Formensprache die Weichen für den Weg in die Moderne, bevor mit der Französischen Revolution ab 1789 endgültig der radikale Umbruch vollzogen wurde.
Die Präsentation versammelt rund 100 bedeutende Gemälde und Grafiken aus wichtigen nationalen und internationalen Museen. Gleichzeitig setzt sie den Schlusspunkt des Jubiläumsjahres 2019, in dem die Hamburger Kunsthalle ihr 150-jähriges Bestehen feiert.
Kuratiert von Dr. Sandra Pisot.