Die Staatsgalerie Stuttgart gibt für 2020 drei Ausstellungen bekannt, von denen sich die beiden Frühjahrs-Ausstellungen um das Bauhaus und die Herbst-Ausstellung um den französischen Impressionismus drehen: Mit „Drucksache Bauhaus“ stehen die zwischen 1921 und 1924 herausgegebenen Bauhaus-Mappen im Zentrum der Aufmerksamkeit (ab 12.5. wegen Corona). Am gleichen Tag eröffnet eine Sonderausstellung zu „Ida Kerkovius. Die ganze Welt ist Farbe“. Die Schülerin von Adolph Hölzel an der Stuttgarter Akademie studierte zwischen 1920 und 1923 in den Wintersemestern auch am Bauhaus in Weimar.
Die Herbst-Ausstellung ist dem französischen Impressionismus gewidmet (ab 16.10.). Etwa 80 selten bis nie ausgestellte Leihgaben aus Privatbesitz ergänzen den eigenen Bestand der Staatsgalerie Stuttgart - und machen die Entwicklung der französischen Moderne seit den 1860er Jahre nachvollziehbar.
Nach der Gründung des Bauhauses 1919 in Weimar war die Druckwerkstatt die erste, die den Betrieb aufnahm und vor allem durch das Projekt „Bauhaus-Drucke. Neue Europaeische Graphik“, in vier Mappen 1921 bis 1924 publiziert, den Anspruch verfolgte: „All die Vielen, die noch nichts von Bauhausarbeit wissen und nicht wissen können, sollen durch dieses Werk auf uns hingewiesen werden.“ Die erste Mappe war den „Meistern“ gewidmet, die übrigen nach Nationalitäten gegliedert. Insgesamt waren 45 Vertreter der künstlerischen Avantgarde Europas beteiligt.
Die Ausstellung präsentiert die vier Mappen sowie weitere am Bauhaus gedruckte Einzelblätter und Mappenwerke von Lyonel Feininger, Wassily Kandinsky und Oskar Schlemmer. Da Johannes Itten und Oskar Schlemmer vor ihrer Bauhaus-Zeit Schüler von Adolf Hölzel waren, beinhaltet die Ausstellung darüber hinaus einen „Stuttgarter Prolog“.
Im Bauhaus-Jubiläumsjahr beteiligt sich die Staatsgalerie Stuttgart an der europäischen Idee des Bauhauses und zeigt die Stuttgarter Exemplare der Bauhausmappen vom 20. Juli bis 1. Dezember 2019 in der National Gallery of Ireland in Dublin.
Unter den rund 20 Schülerinnen von Adolf Hölzel an der Stuttgarter Akademie ragt Ida Kerkovius (1879‒1970) hervor. Schon 1903 war sie bei dem großen Lehrer in Dachau, ab 1908 dann bei ihm in Stuttgart. Hölzel, der sie sogar zu seiner Assistentin machte, wusste ihre Eigenheit zu schätzen: „Sie macht meine Lehre, aber komisch, sie macht ganz andere Sachen.“ Zwischen 1920 und 1923 studierte die Künstlerin in den Wintersemestern am Bauhaus in Weimar:
„Ich ging ans Bauhaus, um zu sehen, wie da gelehrt wird. Ich wollte nicht einseitig sein, sondern von anderen lernen.“
„Meine Welt ist die Farbe, in ihr kann sich meine Phantasie ganz entfalten“, war das Leitmotiv der „Kerko“, wie sie in Stuttgart liebevoll genannt wurde. Gerade die Technik des Pastells, mit der sie wiederum Hölzel inspirierte, perfektionierte sie durch die Verwendung von Velourpapieren, deren samtige Oberfläche die Leuchtkraft der Farben steigert. Frühwerke sind selten, da ihr Atelier in der Urbanstraße 53 im März 1944 ausgebombt wurde.
→ Stuttgart | Staatsgalerie: Impressionismus
Seit den 1860er Jahren entwickelt ein kleiner Kreis befreundeter junger Künstler um Claude Monet, Camille Pissarro und Pierre-Auguste Renoir eine völlig neue Art der Malerei. Als Impressionismus ist die zum Synonym für eine ganze Epoche der Kunst des 19. Jahrhunderts geworden. Mit schnell und direkt vor dem Motiv realisierten Gemälden werden neue Themen und Wahrnehmungen künstlerisch darstellbar. Scheinbar alltägliche Szenen und vermeintlich belanglose Landschaften entwickeln sich vor den Augen des Betrachters zu lebendigen Ereignissen. Der Moment des Malens und der Augenblick der Betrachtung scheinen untrennbar zu sein.
Dank einer Auswahl von etwa 80 selten bis nie ausgestellten Leihgaben aus Privatbesitz, welche ihre eigenen Bestände ergänzen und abrunden, kann die Staatsgalerie mit dieser Ausstellung die ganze Entwicklungsgeschichte dieser Epoche nachvollziehbar machen. Neben Werken der einschlägigen Künstler wie Edouard Manet, Renoir, Monet, Pissarro, Alfred Sisley und Edgar Degas sind auch Arbeiten von Berthe Morisot, Mary Cassatt, Gustave Caillebotte, Jean-Louis Forain und Paul Gauguin zu sehen.
Durch ihre besondere Präsentation und überraschende Kontextualisierung der Werke ermöglicht die Ausstellung einen neuen, konzentrierten und intimen Blick auf vermeintlich Bekanntes und lädt durch Düfte, Klang- und Rauminstallationen zum Verweilen und Entdecken ein.
Quelle: Staatsgalerie Stuttgart