Der Februar 2018 bringt den ersten Schwung an Ausstellungseröffnungen in Wien, die teils mit Überraschungen aufwarten: Heidi Horten stellt im Leopold Museum erstmals ihre hochkarätige Sammlung vor: Gemälde der Klassischen Moderne, der italienischen und britischen Nachkriegskunst bis Gerhard Richter, Georg Baselitz und George Condo hängen normalerweise im Anwesen der Milliardärin (ab 16.2.).
Die zweite Must-see-Exhibition ist eine Retrospektive zum multimedialen Werk von Man Ray, der als Vogue-Fotograf, Surrealist und Maler einige ikonische Werk der Zwischenkriegszeit schuf (ab 14.2.).
Zwei Schauen ehren Günter Brus zum 80. Geburtstag: Eine Überblicksschau im Belvedere 21 stellt das Gesamtwerk vor (ab 2.2.). Eine - allerdings erst im März eröffnete - Gruppenausstellung stellt den Wiener Aktionisten und umtriebigen Grafiker in Kontext mit Egon Schiele und Thomas Palme. Das mumok präsentiert erstmals das zeichnerische Werk von Bruno Gironcoli und stellt zwei Skulpturen ins MQ (ab 3.2.). Die satirischen Zeichnungen von Josef Mikl gehen in den Besitz der Stadt Wien über und werden im MUSA (nun als Teil des Wien Museums) der Öffentlichkeit präentiert (ab 1.2.).
Rund um den 100. Todestag von Gustav Klimt am 6. Februar würdigen zwei Sonderformate zwei höchst unterschiedliche Werke: Das MAK lud den Filmemacher Frederick Baker ein, zu den Entwurfszeichnungen des Stoclet-Frieses eine Virtual Reality Experience zu schaffen. Unter dem Titel „Klimt’s Magic Garden“ werden die Grafiken digital und virtuell begehbar (ab 7.2.). Im Kunsthistorischen Museum wird die Treppe im Stiegenhaus wieder aufgebaut, um die Dekorationsgemälde von Klimt und der Malercompagnie fokussiert in Augenschein zu nehmen (ab 13.2.). Bereits 2012 war diese Installation ein echter Publikumsmagnet. Zusätzlich wird Klimts „Nuda veritas“ aus dem Theatermuseum mit dem Speerträger aus der Antikensammlung konfrontiert.
Die Ära Wien 1900 spielt auch im Haus der Musik eine tragende Rolle, wenn Ende des Monats die Schau „Wiener Moderne. Ein neues musikalisches Zeitalter“ von Joseph Strauß, Richard Strauss, Gustav Mahler und Arnold Schönberg Revue passieren lässt (ab 22.2.).
Von Romantik bis Realismus reicht die Auswahl an Wiener Aquarellen in der Albertina. Rund um den Großmeister der Technik, Rudolf von Alt, findet man die charakteristisch österreichische Ausprägung dieser Kunstform. Im Gegensatz zum englischen Aquarell, wird in Österreich mit Gouache und festkonturiert gearbeitet. Die Geschichte des Mediums vom späten 18. bis zum späten 19. Jahrhundert bringt einige der bekanntesten Künstler des Landes zusammen (ab 16.2.).
Freundinnen und Freunde der zeitgenössischen Kunst kommen im Februar auch auf ihre Kosten: Die Wiener Secession lädt Rudolf Polanszky und Haris Epamininda ein (ab 9.2.), Anna Witt ist im Belvedere 21 und Ydessa Hendeles' „Death to Pigs“ in der Kunsthalle Wien Museumsquartier zu sehen (beide ab 28.2.). Das Werk des 2003 verstorbenen Belgiers Guy Mees kann in der Kunsthalle Karlsplatz entdeckt werden (ab 1.2.). Die Sammlung Alexander Schröder wird im mumok unter dem Titel „Optik Schröder II“ ausgestellt (ab 3.2.).
Hier geht es zum Gesamtüberblick: Ausstellungen in Wien 2018 im Zeichen von Wien 1900–1918
→ Josef Mikl. Das satirische Werk
Josef Mikl (1929–2008) ist als Maler großformatiger Abstraktionen bekannt, seine satirische Seite hat der in Wien geborene Künstler stets im Rahmen von Zeichnungen und Tagebucheinträgen offenbart. Das MUSA erhielt von Brigitte Bruckner-Mikl eine Schenkung von Skizzenbüchern, Textblättern, Episkopbildern und Heften, die das Zentrum dieser Ausstellung bilden.
Eröffnung Mittwoch, 31. Januar 2018, 18:30
→ Guy Mees. Das Wetter ist ruhig, kühl und mild
Der belgische Künstler Guy Mees (1935–2003) war seit den 1970er Jahren eine zentrale Figur der international stilprägenden Antwerpener Kunstszene. Seine Fotografien und Videos, vor allem aber seine oft aus einfachen Cut-Outs bestehenden Papierarbeiten charakterisiert formale Strenge bei gleichzeitiger Sensibilität und Empfindsamkeit. Guy Mees hinterließ mit seinen Grenzgängen zwischen geometrischer Abstraktion, Minimal Art, Kinetismus und angewandter Kunst ein herausragendes Œuvre, das nun erstmals in Österreich gezeigt wird. Mit Werkbeispielen aus den wichtigsten Schaffensphasen zwischen den 1960er und 2000er Jahren, ergänzt um ausgewähltes Archivmaterial aus seinem Nachlass, erschließt die Ausstellung die anhaltende Bedeutung des Künstlers, der zuletzt zu einer wichtigen Referenzfigur für eine jüngere Künstler/innen-Generation geworden ist.
Eröffnung und Gespräch: Mittwoch, 31. Januar 2018, 18:00
→ Günter Brus. Die Unruhe nach dem Sturm
Als einer der radikalsten Vertreter des Wiener Aktionismus machte Günter Brus (* 1938) ab Anfang der 1960er Jahre den eigenen Körper zum Ort der künstlerischen Auseinandersetzung. Anlässlich seines 80. Geburtstags realisiert das Belvedere 21er eine große Retrospektive zum Gesamtwerk des österreichischen Aktionisten.
Eröffnung, Donnerstag, 1. Februar 2018, 19:00
→ Bruno Gironcoli. In der Arbeit schüchtern bleiben
Der Bildhauer und Objektkünstler Bruno Gironcoli (1936–2010) schuf kontinuierlich großformatige, grafische Arbeiten. Im Laufe der Jahre wurden die Blätter zunehmend malerischer– mehr als bloße Skizzen für die Bildhauerei. Auf Papier treibt der österreichische Künstler seine räumlichen Ideen vielmehr in Dimensionen, die über die Arbeit am konkreten Material weit hinausgehen. Dort animiert er sein eigenes bildhauerisches Werk: Losgelöst von realen Größenverhältnissen, physikalischen Zwängen und körperlichen Grenzen gehen schablonenhafte Figuren, Tiere, Symbole und Apparaturen hypothetische Verbindungen ein, fügen sich zu fantastisch-surrealen Gebilden und Szenen.
Eröffnung Freitag, 2. Februar 2018, 19:00
Die Privatsammlung von Alexander Schröder aus Berlin erlaubt einen Einblick in die Kunstentwicklung der letzten 30 Jahre. Erkennbar sind Bezüge auf das Soziale, queeres Leben, Institutions- und Ökonomiekritik, Auseinandersetzungen mit öffentlichen Räumen und Architektur, Poesie und aktuelle Formen der Kritischen Malerei. Das Arbeiten in Kollektiven kann ebenfalls als strategisches Unterlaufen des Kunstmarktes. Die Auswahl der Werke berücksichtigt die Ausstrahlung Wiener Kunstschaffens in internationalem Kontext.
Eröffnung Freitag, 2. Februar 2018, 19:00
→ Frederick Baker, Klimt’s Magic Garden
Anlässlich des 100. Todestags von Gustav Klimt (1862–1918) rückt das MAK einen Höhepunkt seiner Sammlung, die Entwürfe des Künstlers für den Mosaikfries im Speisesaal des Brüsseler Palais Stoclet, in den Fokus: „KLIMT’S MAGIC GARDEN“ ist ein Virtual-Reality-Experiment, inspiriert von Klimts Meisterwerk „Erwartung und Erfüllung“. Der Virtual-Reality-Künstler und Filmemacher Frederick Baker kreiert aus hochaufgelöstem digitalen Bildmaterial eine fantastische virtuelle Welt, in der sich Besucherinnen und Besucher auf eine interaktive filmische Reise einlassen können.
Rudolf Polanszky (* 1951) hat seit Mitte der 1970er Jahre ein vielschichtiges Werk geschaffen, das von konzeptuellen Film-, Video- und Fotoarbeiten über Zeichnung und Malerei bis zu skulpturalen Objekten und Assemblagen reicht. Sein Werk ist geprägt durch die beabsichtigte und durchaus methodische Einbindung des Zufälligen. Eine besondere Rolle spielt dabei die Verwendung von Materialien, die Gebrauchsspuren aufweisen oder der Witterung ausgesetzt waren, da sie gewissermaßen die Aufgabe der Kontrolle über die Formgebung und die Unterwanderung des künstlerisch-konstruktiven Gestaltungswillens fördern.
Eröffnung Donnerstag, 8. Februar 2018, 19:00
Haris Epaminondas (* 1980) Werk ist weder im strengen Sinne minimalistisch noch durchaus konzeptuell. Im Mittelpunkt ihrer Herangehensweise steht die Wandelbarkeit von Bildern – und im Kern auch die von Symbolen. Sie arbeitet mit Installationen, Skulpturen, Filmen, gefundenen Bildern, Büchern und Collagen; ihr Formenvokabular, das sie in ihren ersten Ausstellungen in den Nullerjahren herausbildete, beschränkt sich auf eine vergleichsweise kleine Zahl von Objekten.
Eröffnung Donnerstag, 8. Februar 2018, 19:00
→ Klimts Dekoration im Kunsthistorischen Museum: Stairway zu Klimt
Zum 100. Todestag von Gustav Klimt (1862–1918) können Besucherinnen und Besucher im Kunsthistorischen Museum dessen Dekorationen, die in einer Höhe von 12 Metern über der Eingangshalle in die Säulen- und Arkadenarchitektur des Stiegenhauses eingebettet sind, aus nächster Nähe betrachten. Dazu wird – wie bereits im Jahr 2012 – eine gewaltige 4 Tonnen schwere Brücke über das Stiegenhaus gespannt, die den Aufstieg zu dem prächtigen Bilderzyklus ermöglicht.
Eröffnung Montag, 12. Februar 2018, 19:00
→ Man Ray – mehr als Fotografie
Man Ray (1890–1976) wurde stets vor allem als Fotograf rezipiert. Weitreichende Berühmtheit erlangte er für seine Künstler-Fotoporträts und seine kameralos aufgenommenen Rayografien der 1920er. Dass Man Ray jedoch malte, zeichnete, designte, Filme drehte, Objekte entwarf, Schriften verfasste, sich auch für Typografie, Buch- und Magazingestaltung begeisterte und eine veritable Karriere als experimenteller Modefotograf bei Harper’s Bazaar und Vogue verfolgte, will die Ausstellung des Kunstforums vor Augen führen.
Eröffnung Dienstag, 13. Februar 2018, 19:00
→ Heidi Horten Collection im Leopold Museum: von Klimt, Chagall, Warhol bis Basquiat
Was sammelt Heidi Horten? Bislang war das ein großes Geheimnis, das die Kärntner Milliardärin streng gehütet hat. Nun stellt sie erstmals ihre zwischen den 1990ern und 2000ern zusammengestellte Collection der Öffentlichkeit vor. Die Sammlungspräsentation im Leopold Museum Wien gerät dabei zu einem Streifzug durch die Malereigeschichte der westlichen Welt: von Gustav Klimt, Egon Schiele, Edvard Munch, den deutschen Expressionisten Marc, Macke und Kirchner, Henri Matisse, Marc Chagall, Andy Warhol bis Jean-Michel Basquiat, ergänzt durch die italienische Avantgarde.
Eröffnung Donnerstag 15. Februar 2018, 19:00
Transparente Leichtigkeit, strahlende Farben und atmosphärische Wirkung sind die besonderen Qualitäten der Wiener Aquarellmalerei des 19. Jahrhunderts. Virtuose Stadtansichten und Landschaften, detailverliebte Porträts, Genrebilder und Blumenstücke bilden den reichen Motivschatz dieser Blüte der österreichischen Kunst.
Eröffnung Donnerstag, 15. Februar, 18:30
Anna Witts künstlerische Praxis ist performativ, partizipativ und politisch: Sie schafft Situationen, die zwischenmenschliche Beziehungen und Machtverhältnisse ebenso reflektieren wie Konventionen des Sprechens und Handelns.
Für die Einzelausstellung im Belvedere 21 entwickelt Anna Witt eine neue Arbeit, die die lokale Situation eines großen städtischen Entwicklungsgebiets in Hinblick auf Imaginationen einer optimierten Arbeits- und Lebenswelt beleuchtet. Welchen Wert schreiben wir welcher Tätigkeit zu? Was bedeutet es, diese Tätigkeit zu unterbrechen oder gar niederzulegen? Welche Rolle spielt politische Organisation in diesem Zusammenhang und welches visuelle Vokabular setzt sie ein? Als Ausgangspunkt dienen Anna Witt zum einen virtuelle Renderings der angrenzenden Viertel rund um den Hauptbahnhof, zum anderen reale Erfahrungen von Menschen, die hier in unterschiedlichen Bereichen vom Bauwesen über Bahn und Service bis hin zu Banking und Investment arbeiten.
„Death to Pigs“ ist die erste institutionelle Retrospektive der kanadischen Künstlerin Ydessa Hendeles (* 1948) in Europa. Ihre Praxis zeichnet sich durch das Zusammenstellen von Erlebtem, Erzähltem und Interpretiertem aus. In ihrer Arbeit setzt sie Kunst, historische Artefakte, Fotografie und audiovisuelle Medien in komplexen, raumgreifenden Installationen zueinander in Beziehung. Ihre Kompositionen können als provokative, psychologisch aufgeladene Meditationen über die menschliche Natur gelesen werden.
Eröffnung und Gespräch: Dienstag, 27. Februar 2018, 18 Uhr
Bis 04.02.2018 Herausforderung Moderne. Wien und Zagreb um 1900 – Belvedere, Orangerie
→ Kunst in Wien und Zagreb um 1900
Bis 05.02.2018 Spuren der Zeit, Mladen Bizumic, Cäcilia Brown, Andreas Fogarasi, Sofie Thorsen, Kay Walkowiak, Anita Witek – Leopold Museum