0

Berlin | Jüdisches Museum Berlin: Paris Magnétique 1905–1940 Jüdische Künstler und Künstlerinnen der Pariser Schule | 2023

Amedeo Modigliani, Porträt von Dédie, Detail, 1918, Öl auf Leinwand, 92 x 60 cm (Centre Pompidou Paris, 1952 gespendet von Frau und Herrn André Lefèvre)

Amedeo Modigliani, Porträt von Dédie, Detail, 1918, Öl auf Leinwand, 92 x 60 cm (Centre Pompidou Paris, 1952 gespendet von Frau und Herrn André Lefèvre)

Die französische Hauptstadt war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein Anziehungspunkt für Künstler:innen aus der ganzen Welt. Mit „Paris Magnétique“ widmet das Jüdische Museum Berlin (JMB) jüdischen Künstler:innen der „Pariser Schule“ die erste große Ausstellung in Deutschland.

Jüdische Künstler:innen in Paris 1905–1940

Die Schau zeichnet mit rund 120 Werken in zehn Kapiteln nach, wie migrantische, oft marginalisierte Kunstschaffende als Teil der Pariser Avantgarde das heutige Verständnis der Kunst der westlichen Moderne prägten. Zu sehen sind Werke von bekannten und weniger bekannten Künstler:innen, von Marc Chagall, Chaim Soutine, Amedeo Modigliani, Chana Orloff, Sonia Delaunay-Terk, Jules Pascin, Jacques Lipchitz, Otto Freundlich, Moïse Kisling, Louis Marcoussis, Michel Kikoïne, André Kertész und Ossip Zadkine, aber auch von weniger bekannten Kunstschaffenden wie Walter Bondy, Henri Epstein, Adolphe Feder, Alice Halicka, Henri Hayden, Georges Kars, Léon Indenbaum, Simon Mondzain, Mela Muter und viele andere.

Der Begriff „Pariser Schule“ („École de Paris“) bezeichnet weder eine Kunstschule noch einen Stil, sondern eine kosmopolitische Kunstszene, die sich gegen nationalistische und fremdenfeindliche Stimmen behauptete. 1925 prägte der Journalist und Kunstkritiker André Warnod den Begriff, der darunter die gerade im Entstehen begriffenen europäischen Avantgarde von Paris zusammenfasste. Diese sprengte die stilistischen Grenzen nicht nur einzelner Genres, sondern auch von Gattungen, und gab – ausgehend von Paris – der gesamten europäischen Moderne ihre entscheidenden Impulse.

Die Künstler:innen der „Pariser Schule“ kamen aus Deutschland, aus Italien und aus dem ehemaligen Russischen Reich, aus Polen, der Ukraine oder Belarus, nach Frankreich, um ein neues, freies Umfeld für ihr Schaffen zu finden. Manche teilten Ideale, vor allem aber wollten sie den schlechten Lebensbedingungen in ihren Herkunftsländern entrinnen, der Marginalisierung und Diskriminierung bis hin zu Pogromen. Wie ein Magnet zog die französische Metropole Künstler:innen an – sie bot ihnen den Unterricht in verschiedenen Akademien, einen Reichtum an Ausstellungen und Museen, einen aktiven Kunstmarkt und nicht zuletzt die Gemeinschaft der Bohèmiens in den vielen Cafés und Lokalen der Stadt. Die „École de Paris“ galt als Vorbild, Maßstab, Orientierungs- und Vergleichspunkt für künstlerische Entwicklungen weltweit.

Pariser Schule im JMB

Neben zahlreichen Gemälden zeigt das JMB Skulpturen und Zeichnungen. Dabei illustrieren Zeitdokumente wie Fotos, Zeitungs- und Filmausschnitte den historischen Kontext. Biografien der Künstler:innen, ihre Netzwerke und Treffpunkte wie Montparnasse oder das Atelierhaus „La Ruche [Der Bienenkorb]“ geben einen lebendigen Eindruck der jüdisch-europäischen Vielfalt in der französischen Hauptstadt.

Die Ausstellung wurde ursprünglich unter dem Titel „Chagall, Modigliani, Soutine… Paris pour école, 1905-1940“ vom Musée d’art et d’histoire du Judaïsme in Paris konzipiert und von Juni bis November 2021 präsentiert. Viele der gezeigten Werke stammen aus den Sammlungen des mahJ und des Musée national d’art moderne im Centre Pompidou sowie von privaten Leihgebern.

Ausgestellte Künstler und Künstlerinnen

Lou Albert-Lasard, Vladimir Baranoff-Rossiné, Walter Bondy, Marianne Breslauer, Marc Chagall, Béla Czóbel, Sonia Delaunay, Isaac Dobrinsky, Henri Epstein, Adolphe Feder, Léopold Gottlieb, Samuel Granowsky, Alice Halicka, Henri Hayden, Philippe Hosiasson, Léon Indenbaum, Georges Kars, André Kertész, Michel Kikoïne, Moïse Kisling, Pinchus Krémègne, Ergy Landau, Rudolf Levy, Jacques Lipchitz, Morice Lipsi, Jacob Macznik, Mané-Katz, Louis Marcoussis, Marevna, Amedeo Modigliani, Simon Mondzain, Mela Muter, Chana Orloff, Jules Pascin, Alfred Reth, Issachar Ryback, Marcel Slodki, Chaïm Soutine, Marek Szwarc, Oser Warszawski, Léon Weissberg, Ossip Zadkine, Eugène Zak

Quelle: Jüdisches Museum Berlin

Paris Magnétique 1905 – 1940: Ausstellungskatalog

mit Texten von Pascale Samuel
276 Seiten, 203 Abbildungen
ISBN 978-3-86832-734-2
Wienand Verlag, Köln

Jüdische Künstler:innen in Paris: Bilder

  • Amedeo Modigliani, Portrait de Dédie, 1918, Öl auf Leinwand, 92 x 60 cm (Centre Pompidou Paris, 1952 gespendet von Frau und Herrn André Lefèvre)

Weitere Beiträge zu Klassischen Moderne

25. Februar 2024
Archibald J. Motley Jr., Blues, Detail, 1929, Öl/Lw, 95.9 × 115.3 × 7.9 cm (Mara Motley, MD, and Valerie Gerrard Browne HRN.093)

New York | The Met Fifth Avenue: Harlem Renaissance und europäische Moderne Afroamerikanische Kunst im Dialog | 2024

17. Februar 2024

Paris | Musée de l’Orangerie: Sammlung Museum Berggruen Picasso – Klee – Matisse – Giacometti | 2024

97 Werke der Sammlung Museum Berggruen in Paris, darunter die Hauptwerke „Der Gelbe Pullover“ (1939) und „Großer Liegender Akt“ (1942) von Pablo Picasso, „Madame Cézanne“ (1885) von Paul Cézanne und „Die Seilspringerin“ von Henri Matisse (1952).
9. Dezember 2023
Erna Auerbach, Bildnis einer Frau in Schwarz (Selbstporträt), Detail, 1932, Öl auf Leinwand, 67 x 50 cm (Historisches Museum Frankfurt, Foto: Horst Ziegenfusz)

Frankfurt | Städel Museum: Künstlerinnen der Moderne STÄDEL / FRAUEN zwischen Frankfurt und Paris um 1900 | 2024

Als einflussreiche Lehrerinnen und Kunstagentinnen prägten einige Künstlerinnen der Moderne die Geschichte des Städel Museums und der Städelschule. Es ist nun höchst an der Zeit, diesen Künstlerinnen erstmals eine große Ausstellung zu widmen und sie neu zu entdecken.