Elisabeth Epstein: Malerin der Moderne | ARTinWORDS gallery casino baggo casino naga88 casino msw casino mcw casino babu88 casino magha casino casino bd crazy time live casino glory casino website casino glory wmc casino mcw casino app glory casino game nagad 888 casino cricket world casino mega world casino 777 casino banger casino glory casino app mwc casino mcw19 casino

Elisabeth Epstein

Wer war Elisabeth Epstein?

Elisabeth Epstein (Schytomyr/Ukraine 11.3.1879–22.1.1956 Genf) war eine russische Malerin der Klassischen Moderne (→ Klassische Moderne), die in Russland, Deutschland, Frankreich und in der Schweiz lebte und arbeitete. Epstein stellte in der Berliner Galerie „Sturm“ aus und war mit den Künstlerinnen und Künstlern des „Blauen Reiter“ intensiv verbunden. Seit Ende der 1980er Jahre wird über die Künstlerin geforscht. In der Zwischenzeit sind über 70 Gemälde, jedoch keine Zeichnungen oder Druckgrafiken von ihr bekannt.

„Wahr ist der Weg, wo der Blick des Schaffenden über dem Objekt steht und dies umwandelnd das Wesensleben wiedergibt und noch weiter geht und aus allen Empfindungen die Objekte wegschiebend die Relation der Formen, der Formgesetze, der Farben an und für sich gibt. Der abstrakte Geist, der sie zur Entstehung ruft, hat nur in sich die Kontrolle für das Resultat, weder in unmittelbarer Naturähnlichkeit, noch in Ideenähnlichkeit, noch in Stimmungsgehalt kann er die Kontrolle schöpfen.“ (Elisabeth Epstein, Einige Gedanken über Bildentstehung, in: Der Sturm, 1912)

 

Kindheit und Ausbildung

Elisabeth Epstein wurde als Jelisaweta Iwanowna Helfter am 11. März 1879 in Schtyomyr in eine urkainisch-jüdische Familie geboren. Ihr erste künstlerische Ausbildung erhielt sie zwischen 1895 und 1897 bei Leonid Pasternak, der an der Moskauer „Schule für Malerei, Bildhauerei und Baukunst“ lehrte. Er gehörte zur Gruppe der „Peredwischniki [Wanderaussteller]“, die dafür eintraten, das Niveau der Moskauer Lokalausstellungen zu heben. Pasternaks Beiname war „der Russische Impressionist“, was für Epsteins Entwicklung die Orientierung an einem der französischen Moderne aufgeschlossenen Maler bedeutete.

 

Weiterbildung in Deutschland

Von 1896 bis 1904 besuchte Elisabeth Hefter die Kunstschule des Slowenen Anton Ažbe in München, wo sie die Nass-in-Nass-Technik kennenlernte. Dort traf sie auch auf Wassily Kandinsky und Alexej von Jawlensky. Zusammen mit diesen und weiteren russischen Künstlern und deutschen Intellektuellen verkehrte Helfer im „rosafarbenen Salon“ von Baronin Marianne von Werefkin, der Lebensgefährtin Jawlenskys. Großen Eindruck hinterließ in dieser Phase Thomas Mann, der ihr in der Erzählung „Tonio Kröger“ mit der Figur der Malerin Lisaweta Iwanowna ein literarisches Denkmal setzte.

Am 21. April 1898 heiratete Elisabeth in Warschau den seit 1894 in München ansässigen, polnischen Arzt und Stadtrat Dr. Mieszyslaw Epstein (1868–1931). Am 28. März 1899 wurde ihr Sohn Alexander in München geboren. Damals unterhielt Epstein auch Kontakte zur russischen Malerin Olga Markowa Meerson, die in München in der Giselastraße wohnte und in Kandinskys Phalanxschule „Obmännin“ war.

Aus dieser Zeit – etwa 1903 zu datieren – stammt Epsteins frühestes bislang nachweisbares Gemälde, ein Porträt ihres Sohnes Alexander, in dem sie sich der Malerei Ažbes in breiten Pinselbahnen bediente. Das Bild veranschaulicht, dass Epstein damals ganz im Sinne ihres Lehrers Ažbe und auf der Höhe der Zeit in München eine impressionistische Malerei „Nass-in-Nass“ à la Lovis Corinth beherrschte, nahezu ebenbürtig ihrem Kollegen Jawlensky.

Epsteins erster Aufenthalt in Paris

1904 ging Elisabeth Epstein für einige Monate nach Frankreich und besuchte die Académie de la Palette in Paris. Sie wohnte in der Pension von Madame de Bouvet am Boulevard Port-Royal 65 und schloss dort Freundschaft mit der ebenfalls aus der Ukraine stammenden Sonia Terk (→ Sonia Delaunay. Malerei, Design und Mode), der aus Smolensk stammenden Marie Vassilieff und der aus Białystok im heutigen Polen stammenden Alexandra Exter.

Jawlensky als Lehrer

1905 hielt sich Elisabeth Epstein in der Schweiz auf und kehrte anschließend nach München zurück. Ein 1905 von Epstein im Bild datiertes „Stillleben“ – durch die Art der Pinselführung in schmalen Strichen und breiten, länglichen Flecken, ableitbar aus dem Neoimpressionismus – ist der gleichzeitigen Malerei Jawlenskys derart verwandt, dass man davon ausgehen kann, dass es unter seiner Anleitung in seiner Malschule entstand, in der damals beispielsweise auch Franziska Gräfin zu Reventlow, Rudolf Czapek und Gabriele Münter zu finden waren.

 

Aufstrebende Künstlerin in Frankreich

1906 wohnte Epstein zunächst für einige Zeit in Westerham bei Rosenheim, um noch im selben Jahr wieder nach Paris zurückzukehren. Dort teilte sie sich mit Sonia Terk und weiteren Künstlerinnen eine Wohnung. Künstlerisch arbeitete sie gemeinsam mit Sonia Terk und dem aus Prag stammenden Maler Eugen von Kahler (1882–1911) zusammen. Letzteren lernte Epstein „vermutlich“ im Café du Dôme kennen. Als Gabriele Münter und Kandinsky im Sommer 1906 in Sèvres wohnten, besuchte sie das Paar gemeinsam mit Olga Meerson.

Ein besonderes Ereignis dürfte für sie 1906 ihre Teilnahme an der von Sergei Djagilew im Grand Palais in zwölf Räumen organisierten Abteilung russischer Kunst des Salon d’Automne gewesen sein. Diese zeigte die junge russische Künstlergeneration mit Werken u. a. von Epsteins Kollegen wie Léon Bakst, Alexander Benois, Natalja Gontscharowa, Igor Grabar, Jawlensky, Kandinsky, Michail Larionow, Konstantin Somow oder Michail Wrubel.

Im Jahr 1907 nahm Elisabeth Epstein am Pariser Salon d’Automne teil. 1907/08 hielt sich Epstein zeitweise wieder in München auf, um ihre Scheidung von ihrem Ehemann einzuleiten. Zusammen mit Kandinsky war sie damals Schülerin von Jawlensky, was aus Kandinskys Briefen aus den 1930er Jahren hervorgeht bzw. aus dem „Bildnis Elisabeth Epstein“ von Jawlensky. Am 1. Oktober erfolgte der endgültige Umzug nach Paris. Wiederum stellte sie im Pariser Salon d’Automne aus.

1910 traf sie in Paris Robert Delaunay, der in der Zwischenzeit ihre Freundin Sonja Terk geheiratet hatte, des weiteren Fernand Léger, Amédée Ozenfant, Juan Gris und Henri Le Fauconnier, der im selben Jahr Mitglied der „Neuen Künstlervereinigung München“ wurde und an deren Ausstellungen teilnahm. Auch Epstein war zur Teilnahme an der 1. „NKVM“-Ausstellung 1909 eingeladen worden, konnte diese jedoch nicht wahrnehmen. Ihren Freund Eugen von Kahler empfahl die in Paris lebende Malerin für die 2. „NKVM“-Ausstellung 1910, die kurzfristig noch um vier seiner Werke erweitert wurde.

 

Vermittlerin zwischen der Pariser Avantgarde, Blauen Reiter & Herwarth Walden

1911 stellte Epstein erneut im Pariser Salon d’Automne aus. Sie wurde damals zur wichtigsten Kontaktperson für Kandinsky und Franz Marc zur Pariser Kunstszene. So machte sie Kandinsky auf die Malerei von Robert Delaunay aufmerksam und schickte im Oktober 1911 bereits Fotografien seiner Gemälde nach München. Über Delaunay und Wilhelm Uhde eröffnete Epstein auch den Zugang zu Bildern von Henri Rousseau. Wie aus einem Brief von Franz Marc an Reinhard Piper hervorgeht, war Epstein auch für den Almanach „Der Blaue Reiter“ mit Reproduktionen vorgesehen (10.9.1911). In seinem Text „Über die Formfrage“ reihte Kandinskys Epstein in der Kategorie „große Realistik“ eingereiht. Kandinsky und Marc stellten eines ihrer Porträts und das „Stillleben mit Hut“ in der „Ersten Ausstellung der Redaktion Der Blaue Reiter“ aus (18.12.1911-3.1.1912). Das Porträt soll Kandinsky für seine eigene Sammlung gekauft haben (verschollen). Sicher ist, dass sie das Stillleben „Disteln“ Kandinsky schenkte.

Marc vermittelte Verkäufe ihrer Arbeiten an die Galerie „Neue Kunst“ von Hans Goltz. Kandinsky soll ihr damals auch die Übersetzung seines Werkes „Über das Geistige in der Kunst“ ins Französische angetragen haben. 1912 erfolgte ihre Scheidung von Mieszyslaw Epstein. Bei ihrer Parisreise im Oktober 1912 besuchten August Macke, Maria und Franz Marc Elisabeth Epstein in Montmorency bei Paris. Marc war damals besonders von ihrer Porträtmalerei angetan.

Elisabeth Epstein nahm an der ersten Ausstellungsserie des „Blauen Reiter“ teil, darunter die erste „Sturm“-Ausstellung „Der Blaue Reiter“ 1912 in Berlin und im Gereonsklub in Köln. Seit 1912 standen Walden und Epstein wegen der Vermittlung französischer Künstler und der Veröffentlichung zweier Textbeiträge in der „Sturm“-Zeitschrift miteinander in Briefkontakt.

Im Mai 1913 schickte Walden die beiden Epstein-Bilder mit nach Budapest auf die „Internationale Ausstellung der Postimpressionisten [Nemzetközi Postimpressionista Kiállitás]“. Auf dem „Herbstsalon“ 1913 in der „Sturm“-Galerie war Epstein mit zwei Werken, „Porträt“ und „Porträt eines jungen Mädchens“, vertreten und letzteres auch im Katalog abgebildet. Interessanterweise hatte sich Kandinsky gegen die Hängung dieser beiden Gemälde ausgesprochen, während Macke, Marc und Delaunay die Malerin unterstützten.

Am Ende des Jahres nahm Epstein wieder am Salon d‘Automne in Paris teil. 1914 traf sie in Bordighera an der ligurischen Küste mit Jawlensky zusammen, der in der „Villa Constantia“ logierte. Epstein wohnte in der nahgelegenen „Pension Richemont“.

 

Epsteins Kunsttheorie 1912/13

In Herwarth Waldens Kunstzeitschrift „Der Sturm“ erschien 1912 ihre theoretische Abhandlung „Einige Gedanken über Bildentstehung“, in der sie sich unter anderem auch mit dem Kubismus auseinandersetzte. Für Epstein war die Bildentstehung ein „Kampf der Mittel des Künstlers mit seiner Idee“. Mit diesem expressiven Aktionismus positionierte sich die Malerin diametral gegen den Kubismus ihrer Kollegen und Freunde. Sie schöpfte ihre Kunst aus dem Unbewussten und wollte ihre Bilder nicht als Illustrationen von Gedanken verstehen. Ein Jahr später publizierte Epstein einen weiteren Aufsatz in der Kunstzeitschrift „Der Sturm“ mit dem Titel „Das Lächerlichsein“ (1913). Darin äußerte sie sich positiv zur Abstrakten Kunst:

„Der Drang nach Abstraktion wird immer größer; dies echte Bedürfnis dringt immer und immer weiter und Abstraktion wird erste Forderung.“ (Elisabeth Epstein)

Sie sprach von „der wahren Abstraktion“ und bezweifelte, dass alle fähig wären, mit ihr umzugehen:

„Wie viele aber können abstrahieren, ohne allen Sinn zu verlieren, wie viele können ihren Boden lassen, um auf sichereren zu gehen in Abstraktion? So entstehen Werke, die abstrakt aussehen, die nichts sind und von nichts sagen.“

 

Die 1920er Jahre in Genf und Paris

Von 1914 bis 1928 klafft nach aktuellem Kenntnisstand eine schmerzliche Lücke in Epsteins künstlerischem Œuvre. Es lässt sich rekonstruieren, dass die Künstlerin 1916/17 mit Unterbrechungen in Genf und Paris lebte. In Genf hatte sie offensichtlich mit Werefkin und Jawlensky Kontakt, die ihr Exil in Saint-Prex am Genfersee verbrachten. In Genf stellte Epstein zwischen 1918 und 1928 immer wieder Gemälde aus. Offenbar wandte sie sich darin nicht der Abstraktion zu, sondern machte sich mit Porträts, kubisch angelegte Landschaften und Stillleben einen Namen.

In Epsteins Bilder, die ab den späten 1920er Jahren entstanden, finden sich einzelne kubistische Formen reduziert und weniger kristallin gestaltet wieder. Scharfkantige Facetten zeigt sie gemildert und modifiziert. Die charakteristische Farbigkeit des frühen Kubismus Braun-, Grün- und Goldtöne – bringt sie in der Regel in einen harmonischen Einklang mit den drei Grundfarben – verhaltene Gelb-, Rot- und Blautöne – und gesellt ihnen die van Gogh’schen Komplementärfarben – Violett, Grün und Orange – zu und ergänzt sie mit dem Nichtfarbenpaar Schwarz und Weiß. Auch finden sich immer wieder in ihren Bildern orphistische Elemente, die auf ihre Zusammenarbeit mit ihren Freunden, dem Ehepaar Delaunay, verweisen.

 

Freundschaft mit Kandinsky

Im Jahr 1930 bekam Elisabeth Epstein eine Einzelausstellung in der Galerie Zak in Paris. Bis 1938 nahm sie an Ausstellungen am Pariser Salon des Surindépendants teil. Ab Ende 1934 begegnete Epstein dem nun nach Paris übersiedelten Kandinsky wieder. Letzterer berichtete in einem Brief an den in Wiesbaden lebenden Jawlensky über ihre Zusammentreffen (22.12.1934); 1936 erinnerte sich Kandinsky auch an die seit Jahrzehnten bestehende Freundschaft:

„Unlängst war bei uns E. I. Epstein. Was für eine nette Frau, ein guter, lieber Mensch. Wir sprachen über Sie und erinnerten uns der alten vergangenen Tage und rechneten aus, wie lange wir uns kennen. Es ergaben sich 40 Jahre. Wir erinnerten uns, wie wir beide bei Ihnen Schüler waren.“ (Kandinsky an Jawlensky über Epstein, 11.6.1938)

 

Umsiedlung nach Genf

1937 entschloss sich Epstein aus gesundheitlichen Gründen, nach Genf umzuziehen. 1938/39 schickte sie Bilder zu Ausstellungen in der Galerie Pittoresque, Paris, und 1940/41 fanden Ausstellungen ihrer Werke in der Genfer Galerie Moos statt. Im Jahr 1942 empfing sie Besuch von Sonia Delaunay.

 

Tod

Nach längerer Krankheit starb Elisabeth Epstein am 22. Januar 1956 in Genf.

 

Literatur über Elizabeth Epstein

  • Hildegard Reinhardt, Elisabeth Epstein: Moscow-Munich-Paris-Geneva, Waystations of a Painter and Mediator of the French-German Cultural Transfer, in: Marianne Werefkin and the Women Artists in Her Circle, hg. v. Tanja Malycheva und Isabel Wünsche, Leiden/Bostein 2016.
  • Hildegard Reinhardt, Die Abstraktion ist kein Anfang, sondern ein mögliches Ziel, in: Ab nach München. Künstlerinnen um 1900 (Ausst.-Kat. Stadtmuseum München), München 2014.
  • Karla Bilang, Frauen im „Sturm“. Künstlerinnen der Moderne, Berlin 2013.
  • Bernd Fäthke, Jawlensky und seine Weggefährten in neuem Licht, München 2004.
  • Bernd Fäthke, Elisabeth Ivanowna Epstein, Eine Künstlerfreundschaft mit Kandinsky und Jawlensky, Clemens Weiler zum Andenkeni, Ascona 1989.
  • Elisabeth Epstein, Das Lächerlichsein, in: Der Sturm, Jg. 4, Nr. 156/157 (1913) S. 13.
  • Elisabeth Epstein, Einige Gedanken über Bildentstehung, in: Der Sturm, Jg. 3, Nr. 140/141 (1912) S. 236 f.