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Florenz und seine Maler: Die Erfindung der Renaissance Meisterwerke der Alten Pinakothek von Giotto bis Leonardo da Vinci

Leonardo da Vinci, Madonna mit der Nelke, Detail, um 1475, Pappelholz, 62 × 46,6 × 1,9 cm (Malfläche) (Alte Pinakothek, München, Inv. Nr. 7779)

Leonardo da Vinci, Madonna mit der Nelke, Detail, um 1475, Pappelholz, 62 × 46,6 × 1,9 cm (Malfläche) (Alte Pinakothek, München, Inv. Nr. 7779)

Die „Erfindung“ der Renaissance ist eng mit der Florentiner Skulptur und Malerei verbunden. Die Alte Pinakothek versammelt rund 120 Werke von Giotto, Donatello, Fra Angelico, Filippo Lippi, Andrea Verrocchio, Pollaiuolo, Sandro Botticelli, Ghirlandaio, Leonardo da Vinci und vielen mehr in ihren Sammlungsbeständen. Die bereits unter König Ludwig I. von Bayern gesammelten Werke sind der Ausgangspunkt für die erste Sonderausstellung des wiedereröffneten Hauses. Leihgaben aus Wien, Paris, London, Berlin, Washington machen eine nach ikonografischen Themen organisierte Schau möglich. München, das Florenz an der Isar, ist daher in Deutschland der beste Platz, um die revolutionären und höchst einflussreichen Veränderungen in der Florentiner Malerei nachzuzeichnen.

Zeichnung, Giotto und die Lösung von der Goldgrundmalerei

Mit dem einzelnen, zeichnenden Künstler, der Aufwertung der intellektuellen Auseinandersetzung mit dem Bild geschuldet, beginnt die Ausstellung zur Florentiner Malerei des 15. Jahrhunderts in der Alten Pinakothek. Maso Finiguerras Zeichnung eines sitzenden Zeichners (um 1450/60, Uffizien) führt ein in eine Präsentation zur Ideenwelt und zu den Arbeitsweisen der Florentiner Werkstätten der Florentiner Frührenaissance. Ausgangspunkt ist eigene, beachtliche Sammlung Florentiner Frührenaissance-Malerei der Alten Pinakothek, die zu zwei Drittel in den ersten drei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts über einen wendigen Agenten von König Ludwig I. erworben wurde.

Der Bruch mit dem Trecento lässt sich vielleicht schon mit Giotto di Bondone einleiten, suggeriert der Untertitel, der von Giotto bis Leonardo da Vinci die beiden berühmtesten Maler des 14. und ausgehenden 15. Jahrhunderts benennt. Die Neuausrichtung der Kunst durch Giotto ist durch die Kunstgeschichtsschreibung von Giorgio Vasari propagiert, seither beständig wiederholt und auch wieder dekonstruiert worden. Naturbeobachtung anstelle von Übernahmen altehrwürdiger byzantinischer Vorbilder, ein neues Verhältnis zum dargestellten Raum und den Körpern darin, zum Illusionismus, der Mensch im Zentrum – all diese Kriterien werden mit dem epochalen Werk Giottos verbunden. In das Thema führen drei Tafeln zu einem Altarbild Giottos (um 1303/06–1312/13), an denen diese ästhetischen und formalen Werte überprüft werden können. Hinter Giotto und seiner „guten Malerei“, so der Architekt und Kunsttheoretiker Leon-Battista Alberti, konnte niemand zurücktreten, wenn auch der goldene Grund für Altarbilder weiterhin omnipräsent und das korrekte Verhältnis von Figuren und Architektur weiterhin ein eher theoretisches Rechenspiel blieben. Gegenüber der Tafeln Giottos hängen Bilder von Lorenzo Monaco (1407), Masolino (um 1435), Paolo Uccello (um 1430/40) und Agnolo Gaddi (um 1393/96), in denen Goldgrundmalerei in den repräsentativen, aber hiertisch-starren Altarblättern und Erzählfreude in den Predellen vermittelt werden.

Die „Erfindung“ der Renaissance stellt sich in diesen wenigen Bildern des Weichen Stils als ein langsamer Prozess der Ablösung von spätmittelalterlichen, trecentesken Aussageweisen. Die Stadt zählte im 15. Jahrhundert um die 35.000 Einwohner und besaß Hunderte Künstlerwerkstätten, die miteinander konkurrieren und wohl eine riesige Nachfrage erfüllen durften. All diese Werke wurden auf Basis der Zeichenkunst entwickelt, worauf Kurator Andreas Schumacher durch eine Auswahl von Zeichnungen zu Beginn der Ausstellung und deren homöopathische Verteilung in der gesamten Schau immer wieder hinweist.

Maria und das Christuskind: Florentiner Andachtsbilder rund um Fra Filippo Lippi

Das Florentiner Andachtsbild des 15. Jahrhunderts zeigt in Variationen ähnliche Kompositionen meist der Madonna mit Kind, begleitet von Engeln bzw. vom hl. Johannes dem Täufer, gezeigt, gefolgt von der bereits szenisch aufgefassten Verkündigung und der Anbetung des Kindes. Maria wird als Himmelskönigin bzw. Verkörperung der Kirche thronend oder als wunderschöne, durchwegs irdische Frau mit prächtigsten Hochsteck- und Flechtfrisuren im intimeren Rahmen vorgestellt. Als Vermittlerin zwischen dem Menschen und der Trinität kam der Gottesmutter im 15. Jahrhundert besondere Verehrung zu. Die wachsende Marienfrömmigkeit früher zur hohen Popularität der Madonnentafeln und der großen Anzahl dieser Bilder in der Alten Pinakothek.

Die Verlebendigung des Bildinhalts gelang vor allem der Generation von Fra Angelico und Fra Filippo Lippi, letzterer ist neben Domenico Ghirlandaio und Sandro Botticelli der geheime „Star“ der Münchner Ausstellung. Die Abkehr vom Goldgrund hatte mit dem Stilwandel in Florenz genauso viel zu tun, wie die logisch nachvollziehbare Verortung der handelnden Personen vor Nischen oder Fensterausblicken. Das Gold strahlt noch von Heiligenscheinen und Brokatgewändern, verdeutlicht in so mancher Verkündigung die Verbindung von Gott zur Taube zur Jungfrau. Allein an der Form des Heiligenscheins – von scheibenartig flach und bildparallel angeordnet bis zu perspektivisch verzerrt über den Häuptern schwebend oder gar zur gestrichelten Lichterscheinung reduziert – ist eine vergleichende Betrachtung wert, desgleichen der Detailrealismus der Mariensymbole wie Blumenvasen, den Strukturen der verbauten Marmorsteine, der anfängliche Hang zur perfekten Symmetrie in den Bildwelten. Die kompetitive Auseinandersetzung der Florentiner mit ihren flämischen Kollegen sei hier nur angedeutet, muss aber immer mitgedacht werden. Den in Ölmalerei präzis ausgeführten Altarbildern der Altniederländer setzten die Florentiner minutiös durchgearbeitete Tempera-Gemälde entgegen, in denen die große Form betont wurde. Die Farbigkeit der Bilder muss man sich, wie die Restauratoren herausgefunden haben, in einigen Fällen noch kräftiger vorstellen.

Verkündigung, Madonna mit Kind, Anbetung des Kindes sind die wichtigsten Themen des Florentiner Andachtsbildes und werden in der Alten Pinakothek in einer überzeugenden Reihe vorgestellt. Vor allem Fra Filippo Lippi (um 1406–1469) ist in München mit zwei kapitalen Gemälden vertreten: Der späten „Maria mit Kind“ (um 1460/65) sowie der „Verkündigung Mariae“ (um 1443/45) aus der mittleren Schaffensphase des Künstlers. Der Alten Pinakothek gelang es, weitere drei Madonnen aus New York, Florenz und Rom nach Bayern zu holen. Fra Filippo Lippis New Yorker „Maria mit Kind und zwei Engeln“ (um 1435/40, The Metropolitan Museum of Art) weist den Maler als einen Anhänger der massiven Körper eines Masaccio aus. Überzeugend in eine steinerne Thronarchitektur eingeschrieben, werden Mutter und Kind zu mächtigen Figuren. „Maria mit Kind” (um 1445/50, Mamiano di Traversetolo (Parma)) aus der Fondazione Magnani Rocca hingegen zeigt eine ikonischere Behandlung des Themas. Die Figuren wirken zwischen Parapet und Nische wie eingezwängt, der Vorhang aus Goldbrokat verwandelt den ehemaligen Goldgrund in ein textiles Objekt. Das Christuskind greift seiner Mutter in den Schleier und sich selbst an den Mund, was den Gottessohn zunehmend zu einem menschlichen Wesen macht. Abgewandelt taucht die räumliche Lösung in der späten Madonna aus dem Palazzo Medici Riccardi wieder auf (um 1465, Florenz). Nun sind Mutter und Kind in einer heftigen Umarmung miteinander verbunden. Die Nacktheit des Kindes fällt auf. Die Münchner Madonna sitzt in dieser Reihe als einzige vor einem weiten Landschaftsausblick, der stilprägend für die Renaissance-Malerei wurde (um 1460/65, Alte Pinakothek). Lippis „Verkündigung Mariae“ (um 1443/45, Alte Pinakothek) wird begleitet von Werken mit dem gleichen Thema von Fra Carnevale (1443–1451), Lorenzo di Credi (um 1490, Uffizien), Francesco Rosselli und Gherardo di Giovanni (um 1485) - eine Miniatur aus dem Stundenbuch der Lucrezia de’ Medici (um 1485, Bayerische Staatsbibliothek), der Tochter von Lorenzo de‘ Medici.

Leonardos „Madonna mit der Nelke“ und ihre „Schwestern“

Fra Filippo Lippi stand einer der führenden Werkstätten in Florenz vor und stellte mittel- bis hochpreisige Luxusgüter her, die in skulpturaler Form und kunsthandwerklicher Ausführung Parallelen haben. Neben Lippi war es noch Andrea del Verrocchio und im Anschluss daran Sandro Botticelli, die neue ästhetische Maßstäbe setzten, denen ihre Zeitgenossen folgten: Donatellos Bronzetondo „Maria mit Kind“ (um 1445/50, Kunsthistorisches Museum Wien), in einem Tabernakel von Andrea del Verrocchio (um 1460) und Andrea Della Robbia, Maria mit Kind (um 1475–1495, Hamburg) farbig gefasste Stuckfiguren aus den Werkstätte von Ghiberti und Neri di Bici (nach Desiderio da Settignano) zeigen, wie die gefragten Madonnen-Bilder in verschiedenen Medien und für verschieden wohlhabendes Publikum aufbereitet wurden.

Die von Lippi begründete Florentiner Tradition setzt sich über das 15. Jahrhundert in den Werken von Botticelli und Ghirlandaio bis zu Leonardo da Vinci fort. Leonardos „Madonna mit der Nelke“ (um 1475) wird in der Schau nicht als auratische Zimelie inszeniert, sondern von einer Madonna Verrocchios (um 1467/69, London), einer von Lorenzo di Credi (um 1480, Dresden) und einer glasierten Terracotta von den della Robbia flankiert. Lorenzo di Credi und Leonardo haben beide bei Verrocchio gelernt, was die ähnlichen Typen ihrer Christuskinder noch verraten. Das sich andeutende, berühmte Sfumato hebt Leonardos Bild deutlich von der klar ziselierten Version des Verrocchio aber auch der erzählerisch reichen, malerisch aber glatten Madonna von Lorenzo di Credi ab.

Altäre rekontextualisieren

Ein weiteres Leitmotiv der Münchner Ausstellung ist die Rekonstruktion von Altarbildern, die durch die Musealisierung ihres Kontextes – religiös wie räumlich – gänzlich entfremdet wurden. Für kurze Zeit werden einst zusammengehörige Werkteile zu einem alten Ganzen vereint.

Wenn auch das riesige Hochaltarbild für San Marco von Fra Angelico Florenz nicht verlassen durfte, so konnte die Alte Pinakothek doch nahezu alle Predellentafeln für dieses Hauptwerk der Florentiner Frührenaissance aus Washington, Dublin und Florenz zusammenbringen (um 1438/40). Das von Lorenzo de‘ Medici in Auftrag gegebene Werk verband religiöse Vorstellungen mit künstlerischer Neuerung, repräsentativen und politischen Ambitionen: Es war die erste wichtige Altarstiftung durch Cosimo de‘ Medici in der Stadt und für den Maler eine erste Formulierung des viereckigen Altarbildes. Fra Angelico, der als Mönch dem Kloster angehörte und dessen Zellen mit meditativen Fresken ausstattete (einen Hinweis darauf mag man in der Albertina-Zeichnung „Christus am Kreuz“ entdecken!), wusste in der Predella unter dem Altarbild Szenen aus den Leben der hll. Cosmas und Damian sowie im Zentrum die Grablegung Christi darzustellen. Fra Angelico aktualisierte das Geschehen mittels Kleidung und Florentiner Plätzen, wodurch der Herrschaftsanspruch des Stifters visualisiert ist. Ein Marmorrelief mit dem Bildnis Cosimo de‘ Medicis von Antonio Rossellino (um 1460, Berlin) vergegenwärtigt den Stifter, Begründer der Dynastie und „Pater patriae“.

Der Bankier Giovanni Tornabuoni zählte zu den Parteigängern der Medici und beauftragte Domenico Ghirlandaio mit der Ausmalung der Hauptkapelle von Santa Maria Novella sowie um 1490 mit der Ausführung des Hochaltars (um 1490–1494). Spätestens seit den 1480er Jahren zählte Ghirlandaio zu den gefragtesten Malern von Florenz. Zeichnungen dokumentieren die Konzeptionsphase der Freskenausstattung, die sich noch vor Ort befindet. Drei Tafeln des ehemals zweiseitig gestalteten, monumentalen Hochaltars befinden sich in der Alten Pinakothek. Ghirlandaio zeigt in Santa Maria Novella eine Sacra Conversazione in Verbindung mit der Vision einer Maria lactans. Das Format von 223,9 × 201,4 cm vermittelt bereits ein Gefühl vom Anspruch auf Bedeutung und die weite Sichtbarkeit im Kirchenraum. Vor allem der direkte Vergleich mit Sandro Botticellis „Anbetung des Kindes durch die Heiligen Drei Könige“ (um 1475, Uffizien), die für die Stirnwand der gleichen Kirche gemalt wurde, überrascht. Das Frühwerk Botticellis entstand zwanzig Jahre zuvor für Guasparre di Zanobi del Lama, einem erfolgreichen Makler der Geldwechslerzunft, der ebenfalls in den Diensten der Medici stand. In die Kunstgeschichte ging das Werk aufgrund der vielen Kryptporträts ein, die es enthält: Botticelli stellte nicht nur sich selbst am rechten Rand der Komposition dar, sondern verlieh den Heiligen drei Königen die Gesichtszüge des bereits verstorbenen Cosimo il Vecchio und dessen Söhne Piero und Giovanni. Lorenzo il Magnifico und Giuliano de‘ Medici, die aktuell „regierende“ Generation, führen zwei Gruppen des königlichen Gefolges an. Dass auch im eigenständigen Porträt dem Menschen und seine Individualität eine immer größere Bedeutung zugesprochen wurde, zeigen Bildnisse in Marmor und in Öl.

Mythos und Antike in der Florentiner Frührenaissance

Von der häufig angeführten „Säkularisation“ der Lebenswelt der Renaissance, aber auch der Widergewinnung antiker Erzählstoffe im Lichte des Humanismus ist wenig zu spüren. Die wichtigste Aufgabe der Tafelbildmaler sollte aber bis in die frühe 16. Jahrhundert das Ausführen von Andachtsbildern für den privaten oder den öffentlichen kirchlichen Raum sein. Deutlich mehr als zwei Drittel ihrer Aufträge waren diesem Sektor gewidmet, wenn auch zunehmend Porträt, Historie und Mythologie nachgefragt wurden.

Zwei Drittel der Florentiner Produktion waren sakrale Werke, Andachtsbilder für den privaten Haushalt oder die Familienkapelle. In München zeigt sich die besonders deutlich, sind mythologische Bilder doch eher eine Randerscheinung. Die Aufnahme antiker Stoffe mit Andrea Mantegnas Kupferstich „Kampf der nackten Männer“ (1460–1490, Berlin), Adriano Fiorentinos nackte „Venus“ (um 1486/94, Philadelphia), Biagio d’Antonios „Verlobung von Jason und Medea“ (1487) sowie den Schilderungen antiker Schlachtensarkophage durch Domenico Ghirlandaio in dessen „Judith und die Magd“ (1489, Berlin) sind quantitativ gesehen im Florenz des Quattrocento die Ausnahme und verweisen zum einen auf Oberitalien (Mantegna), die steigende Nachfrage nach antiken Texten, das Nachempfinden antiker Formen im Kleinbronzen und schlussendlich die Künstler der Hochrenaissance, allen voran Michelangelo Buonarroti, der von Ghirlandaio ausgebildet und im Garten der Medici in den frühen 1490er Jahren weiter sozialisiert wurde.

Botticellis „Beweinung Christi“

Mit den politisch schwierigen 1490er Jahren endet die Ausstellung der Alten Pinakothek und auch mit einem Hauptwerk der Florentiner Malerei dieses Jahrzehnts – Sandro Botticellis „Beweinung Christi“ (um 1490/95). Das Bild war ursprünglich am Hochaltar der Kirche des Kanonikerstifts S. Paolino in Florenz bestimmt und bildete die Basis für ein Hostientabernakel. Der Opfertod Christi, der in der Wandlung liturgisch nachvollzogen wird, ist im Bild visualisiert. Immer wieder wird in der Forschung diskutiert, ob sich Sandro Botticelli in der zweiten Hälfte der 1490er Jahre Girolamo Savonarola, angeschlossen und seine Kunst den Glaubensüberzeugungen des Bußpredigers von San Marco angepasst hätte. Die Expressivität der Figuren und die schmucklose, grafische Behandlung scheinen dafür zu sprechen, denn diese werden als archaisierend empfunden. In der Zeit der beginnenden Hochrenaissance noch einmal bewusst auf Prinzipien der Frührenaissance zurückzugreifen, ist aber weniger – wie Andreas Schumacher im Katalog deutlich macht – das Ergebnis eines ideologischen Diskurses als vielmehr eine persönlich-ästhetische des Malers Botticelli. Bereits in früheren Werken hatte sich Botticelli Mittel bedient, die eine „kühle Artifizialität“ zur Folge gehabt hätten.1 Obschon der Einfluss Savonarolas auf die Kunst der 1490er Jahre geringer gewesen ist, als man annehmen dürfte, so war das Jahrzehnt doch von politischen Wirren und Krieg geprägt. Eine direkte Folge davon dürfte sein, dass nicht mehr die Gottesmutter sondern Christus das Ziel der Verehrung ist.

Die Restaurierung von Sandro Botticellis „Beweinung Christi“ hat eine gänzlich andere Farbigkeit zum Vorschein gebracht. Dass in den letzten Jahren Erhaltung und Restaurierung dieser Bildwerke einen wichtigen Teil der musealen Arbeit an der Alten Pinakothek ausmachten – und noch immer machen –, wird durch die Zurschaustellung von Raffaellino del Garbos „Beweinung Christi“ (um 1500) visualisiert. An dem noch nicht restaurierten Bild zeigen die Restauratoren verschiedene Schadensbefunde. Damit wird das hohe Alter des Werks spürbar, seine Verletzlichkeit, aber auch die Verantwortung für das Werk.

Kuratiert von Dr. Andreas Schumacher

Wissenschaftliche Mitarbeit: Dr. Annette Kranz und Dr. Nino Nanobashvili

Florentiner Maler in der Sammlung der Alten Pinakothek

Die Ausstellung wird in den neu geschaffenen Ausstellungssälen präsentiert. Die dadurch frei gewordenen Stellen im ersten Stock sind durch Werke aus dem Depot aufgefüllt. Die Alte Pinakothek kann während der Laufzeit ihren Bestand in größerer Fülle präsentieren, als es sonst möglich ist.

  • Giotto (um 1270–1337)
  • Bernardo Daddi (um 1290er Jahre–1348)
  • Taddeo Gaddi (1300–1366 aktiv)
  • Nardo di Cione
  • Cenni di Francesco
  • Niccolò di Pietro Gerini
  • Agnolo Gaddi (um 1350–1396)
  • Gherardo Starnina (um 1360–1413)
  • Fra Angelico (um 1395/1400–1455)
  • Masolino da Panicale, eigentlich Tommaso di Cristofano Fini (um 1383/84–nach 1435)
  • Fra Filippo Lippi (um 1406–1469)
  • Domenico di Michelino, eigentlich Domenico di Francesco d’Antonio (1417–1491)
  • Meister der Geburt von Castello
  • Jacopo del Sellaio
  • Alunno di Benozzo
  • Bartolomeo della Gatta
  • Francesco Botticini
  • Domenico Ghirlandaio (1449–1494)
  • Sandro Botticelli (1445–17. Mai 1510)
  • Filippino Lippi (um 1457–1504)
  • Fra Bartolommeo (1472–1517)
  • Meister von S. Lucia sul Prato
  • Raffaellino del Garbo (Raffaelle de’ Capponi, Raffaelle de’ Carli, Raffaelle de Florentia, um 1466/70–1524)
  • Mariotto Albertinelli (1474–1515)
  • Meister der Beweinung von Scandicci
  • Piero di Cosimo, eigentlich Piero di Lorenzo Ubaldini (1462–1522)
  • Leonardo da Vinci (1452–1519)
  • Alonso Berruguete (1450–1561)
  • Andea del Sarto (1486–1530)
  • Giuliano Bugiardini, eigentlich Giuliano di Pietro di Simone Bugiardini (1475–1554)
  • Nachfolger des Lorenzo di Credi (1456/59–1537)
  • Domenico Puligo, eigentlich Domenico di Bartolommeo Ubaldini (1492–1527)
  • Francesco Granacci, eigentlich Francesco d’Andrea di Marco (1469–1543)
  • Jacopino del Conte (Um 1515–1598)
  • Francesco Salviati (1510–1563)
  • Giorgio Vasari (1511–1574)
  • Kopien nach Jacopo Pontormo, eigentlich Jacopo Carucci (1494–1557), Agnolo Bronzino (1503–1572), Andrea del Sarto (1486–1530) und der „Mona Lisa” von Leonardo.

Florenz und seine Maler: Ausstellungskatalog

Andreas Schumacher für die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen (Hg.)
mit Beiträgen von M. Burioni, C. Campbell, D. Carl, M. W. Cole, D. Korbacher, A. Kranz, W.-D. Löhr, N. Nanobashvili, S. Nethersole, U. Pfisterer, N. Pons, A. Röstel, A. Schumacher, T. Wagener
Ca. 320 Seiten, ca. 170 Abbildungen in Farbe
23,5 x 28,5 cm, gebunden
ISBN 978-3-7774-3064-5
HIRMER Verlag

Florenz und seine Maler in München: Bilder

  • Giotto, Letztes Abendmahl, um 1303/06–1312/13, Pappelholz, 47,6 × 46,1 cm (gesamt), 45,2 × 43,9 cm (Malfläche) (Alte Pinakothek, München, Inv. Nr. 643)
  • Fra Angelico, Traum des Diakons Justinian, um 1438/40, Pappelholz, 38 x 46,7 cm (Florenz, Museo di San Marco © Florenz, Gabinetto Fotografico delle Gallerie degli Uffizi)
  • Fra Angelico, Anhörung der hll. Cosmas und Damian und ihrer Brüder vor Prokonsul Lysias, um 1438/40, Pappelholz, 36,2 × 46,5 cm (AP, München)
  • Antonio Rossellino (Werkstatt), Bildnis des Cosimo de’ Medici, um 1460, Marmor, H. 37 cm, B. 33 cm, T. 14,5 cm (Berlin, Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst © bpk / Skulpturen-sammlung und Museum für Byzantinische Kunst, SMB / Jörg P. Anders)
  • Fra Filippo Lippi, Maria mit Kind, um 1460/65, Pappelholz, 76,9 × 3,2 × 54,1 cm (Alte Pinakothek, München, Inv. Nr. 647)
  • Andrea del Verrocchio und Werkstatt, Maria mit Kind und zwei Engeln, um 1467/69, Holz, 69,2 x 49,8 cm (London, The National Gallery © The National Gallery, London. Salting Bequest, 1910)
  • Antonio Pollaiuolo, David als Sieger, um 1465/70, Pappelholz, 48,2 x 34,8 cm (Berlin, Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Gemäldegalerie © bpk / Gemäldegalerie, SMB / Jörg P. Anders)
  • Antonio Pollaiuolo, Nackter Bogenschütze, 1470–1475, Feder in Braun, laviert, über einer Vorzeichnung mit grauem Stift auf Papier, 26,1 x 18,2 cm (Berlin, Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett © bpk / Gemäldegalerie, SMB / Jörg P. Anders)
  • Leonardo da Vinci, Madonna mit der Nelke, um 1475, Pappelholz, 62 × 46,6 × 1,9 cm (Malfläche) (Alte Pinakothek, München, Inv. Nr. 7779)
  • Leonardo da Vinci, Studien zu einem Pferd, um 1480/81, Metallstift auf farblos präpariertem Papier, 11,2 x 19,6 cm (Windsor Castle, The Royal Collection, HM Queen Elizabeth II © The Royal Collection / HM Queen Elizabeth II)
  • Francesco Rosselli und Gherardo di Giovanni, Verkündigung, Stundenbuch der Lucrezia de‘ Medici, um 1485, Illuminierte Pergament-handschrift, Fol. 13v, 19,7 x 10,9 cm (München, Bayerische Staatsbibliothek © München, Bayerische Staatsbibliothek)
  • Filippino Lippi, Anbetung des Kindes durch die Heiligen Drei Könige, um 1475/80, Holz, 57,5 x 85,7 cm (London, The National Gallery © The National Gallery, London)
  • Filippino Lippi, Bildnis eines jungen Mannes, um 1480/85, Holz, 52,1 x 36,5 cm (Washington, National Gallery of Art, Andrew W. Mellon Collection © Courtesy National Gallery of Art, Washington, Andrew W. Mellon Collection)
  • Sandro Botticelli, Bildnis einer Frau (Smeralda Brandini?), 1470–1475, Holz, 65,7 x 41 cm (London, Victoria and Albert Museum © Victoria and Albert Museum, London)
  • Sandro Botticelli, Anbetung des Kindes durch die Heiligen Drei Könige, um 1475, Holz, 111 x 143 cm (Florenz, Galleria degli Uffizi © Florenz, Gabinetto Fotografico delle Gallerie degli Uffizi)
  • Sandro Botticelli, Beweinung Christi, um 1490/95, Pappelholz, 140 × 209,2 × 3,5 cm (gesamt), 139,6 × 207 cm (Malfläche) (Alte Pinakothek, München, Inv. Nr. 107)
  • Biagio d’Antonio, Verlobung von Jason und Medea, 1487, Holz, 79 x 160 cm (Paris, Musée des Arts décoratifs © Paris, Musée Arts Décoratifs, musée des Arts décoratifs)
  • Lorenzo di Credi Verkündigung Mariae, um 1490, Holz, 88 x 71 cm (Florenz, Galleria degli Uffizi © Florenz, Gabinetto Fotografico delle Gallerie degli Uffizi)

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  1. Ausst.-Kat. S. 360.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.